Stress auf Arbeit schädigt Psyche

vom 22.11.2007, 17:53 Uhr

Um die psychischer Gesundheit der deutschen Arbeitnehmer ist es mehr und mehr schlecht bestellt – so steigt die Anzahl von Frauen und Männern, die wegen des Berufes an psychischen Störungen und Krankheiten leiden, konstant angestiegen. Die Zahl der Berufsunfähigkeitsfälle aufgrund psychischer Beschwerden seit 1997 ist beispielsweise um knapp 70 % gestiegen, häufige Ursachen hierfür sind Mobbing am Arbeitsplatz, Zeitdruck, wachsende Aufgabenbereiche, Reizüberflutung durch neue Medien oder der wachsende Konkurrenzdruck unter den Mitarbeitern – der daraus resultierende Stress auf Arbeit schädigt zunehmend die psychische Gesundheit vieler.

Zwar sieht man auch in der Arbeitslosigkeit einen enormen Stressfaktor, der beispielsweise oft Schuld an Depressionen ist, jedoch haben Faktoren wie Mobbing immer noch das größte Schädigungs- und Stresspotential. Vor allem durch Mobbing, aber auch durch die anderen Arbeitsfaktoren wird die Arbeit von vielen zunehmend als unbefriedigend wahrgenommen, auch weil Erfolgserlebnisse oft fehlen und die nötige Anerkennung der Arbeit – in der Konsequenz leiden viele unter Depressionen oder stürzen sich in Süchte.

Für viele wird die Arbeit auch durch Zwänge zur Qual, da beispielsweise oft durch Maßnahmen am Arbeitsmarkt Menschen in Berufe gebracht werden, die ihnen nicht liegt und in der Folge unter geistiger oder emotionaler Überforderungen leiden, wenn zum Beispiel ein an sich schüchterner Mensch eine Verkaufstätigkeit wahrnehmen und oft auf Menschen zugehen muss.

Laut verschiedenen Psychologen und Psychotherapeuten müssen die Menschen und die Allgemeinheit für die Gefahr von psychischen Erkrankungen durch die Arbeit stärker sensibilisiert werden, um diese zu vermeiden, zu verringern, frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, auch im Sinne der Volksgesundheit und der Kostenexplosion bei den Krankenkassen.
Das Hauptproblem hierbei ist oft das fehlende Verständnis für das Gegenüber, da natürlich von dem einen die Arbeit als belastend empfunden wird, ein anderer Mensch dies aber gar nicht so empfindet oder sieht und daher Probleme hat, dies nachzuvollziehen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Hallo,

also ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass ein nicht gut laufender Job oder Differenzen im Kollegium zu psychischen Störungen führt. Ich merkte bereits mehrmals, wie sehr Mobbing manchen Mitarbeiterinnen an die Nieren gehen kann, wenn sie sich das Ganze allzu sehr zu Herzen nehmen.

Je nachdem, in welcher Branche man tätig ist, wird die Gefahr einer möglichen psychischen Krise mit Sicherheit noch gefördert. In der Branche der Rechtsvertretung und Beratung ist ein ständig wachsender und sehr hoher permanenter Druck, bei welchem schnell kleinere Fehler größere Katastrophen auslösen können.

Ich war bisher zum Glück noch nicht betroffen und bin dem Druck und den Anforderungen meiner Arbeit recht gut gewachsen, und jeder Andere sollte sich auch eine Arbeit suchen, die zu ihm passt, ihn nicht überfordert sondern fördert. Denn Überforderung kann sich auch ganz schnell in psychische Beeinträchtigungen ausarten, die dann nicht mehr so einfach zu regulieren bzw zu beheben sind. Einmal da, quälen sie mit Sicherheit über lange Zeit, machen die Spass und Lust am Arbeiten zu nichte und wenn man schon Angst hat, auf die Arbeit zu gehen, wird die geleistete Arbeit mit Sicherheit nicht gut werden.

Es kann wie ein Teufelskreis sein: Einmal psychische Störungen, so führt das Eine zum Anderen und es scheint ohne professionelle Hilfe fast unmöglich, selbstständig aus dieser Falle wieder zu entfliehen. Daher sollte sich niemand zu schön sein, um sich professionelle Hilfe zu suchen und diese auch anzunehmen, um wieder einem normalen Tagesablauf folgen zu können.

LG,H

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» Qn » Beiträge: 1539 » Talkpoints: 7,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne die Problematik. Und zwar aus dem engsten Familienkreis, denn meine Mutter wird seit ca. 2 Jahren massiv gemobbt. Sie ist Lehrerin und die älteste im Kollegium, auch noch nicht lange an der Schule.

Leider war sie jahrelang nicht berufstätig und ist es von früher überhaupt nicht gewöhnt, Probleme mit Kollegen zu haben (an ihren ehemaligen Schulen lief alles rund).

Sie leidet sehr darunter, denn es herrscht ein extrem rauer Ton dort. Leider kann sie zuhause überhaupt nicht abschalten und redet fast ständig von den Anfeindungen, die ihr dort fast täglich entgegenschlagen. Sie ist nicht mehr die jüngste und ein eher zurückhaltender Mensch, der einen rauen Umgang überhaupt nicht gewöhnt ist und dann immer gleich in Tränen ausbricht. Das Ganze ist sehr schwierig und so sind ihre Tage an der Schule wohl gezählt. Das, obwohl sie sich mit den restlichen Kollegen - von den Mobbern mal abgesehen - und dem Schulleiter sowie den Eltern und Schülern gut versteht.

Ich bezweifle, dass daraus eine dauerhafte psychische Erkrankung entsteht, aber gesundheitsfördernd ist das nicht, deshalb bin ich froh, wenn der Schrecken in absehbarer Zeit ein Ende nimmt.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo!
Auch ich habe einen solchen Fall im eigenen Familienkreis. Es geht auch um meine Mutter, die zwar nicht gemobbt wird oder ähnliches persönliche Anfeindungen ertragen muss, doch momentan muss sie auch extrem viel arbeiten. Sie arbeitet als Hauswirtschaftsleiterin in einem Altenheim. Jetzt wird in der Nachbargemeinde, in der wir wohnen auch noch ein weiteres Altenheim gebaut, dass sie ebenfalls mit "aufbauen" muss.

Da der Bau jetzt in die entscheidende Phase geht. Das Gebäude steht und es jetzt um die Personalsituation etc. geht, muss sie entsprechend viel arbeiten. Sie ist eigentlich meistens von morgens an bis ca. 17:00 Uhr abends (manchmal sogar noch länger) in der Arbeit. Sicher klingt das für manche Leute nicht furchtbar lang, doch der Job ist vor allem streßig. Erst diese Woche gab es einige Probleme im Personalbereich. Dadurch wird das ganez natürlich sehr streßig und da sie ja durch die langen Arbeitszeiten kaum mal eine Pause hat nagt das schon ein bisschen an ihr. Zuhause redet sie auch oft mit meinem Vater über ihre Arbeit, da dieser in der selben "Branche" tätig ist. Sie nimmt ihren Job auch sehr ernst und will auch, dass alles gut klappt.

Allerdings ist sie optimistisch, dass die Arbeit nach der Eröffnung des neuen Hauses bald wieder weniger sein wird.

» Ohaxx » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kann das ebenfalls nachvollziehen und war selbst schon in der Situation massiv auf der Arbeit gemobbt zu werden. Da habe ich auch gemerkt, dass ich mich häufig niedergeschlagen gefühlt habe und selbst nach 12 Stunden schlaf nicht ausgeruht war und mich auch öfters mal krank gemeldet habe, nur damit ich den Kollegen nicht begegne von denen ich gemobbt werde. Wenn ich mich jemanden anvertraut habe in meinem Freundeskreis, hab ich ebenfalls immer die Antwort bekommen "so schlimm kann es nicht sein" und auf Arbeit hab ich niemanden mehr etwas erzählt, denn dort waren irgendwie am Ende alles Feinde und man konnte sich auf niemanden mehr verlassen. Mein Chef hatte das ganze auch nicht wirklich ernst genommen und sich am Ende gewundert, als ich dann die entsprechenden mobbenden Kollegen angezeigt habe und er Wind davon bekommen hat. Erst dann scheint er verstanden zu haben, dass ich wirklich ein Problem damit hatte und es nicht nur ein bisschen "rumgeflachse" war, was wir öfters einmal machen.

Das finde ich viel schlimmer, als den Druck vom Chef, dass man mit seiner Arbeit fertig werden muss. Denn entweder man wird fertig, oder man wird es nicht ich kann auch nicht mehr als maximal 24 Stunden am Tag zu arbeiten und das muss er auch einsehen und damit mach ich mich auch gar nicht weiter kaputt. Ich arbeite solang ich kann, und wenn ich nicht mehr am Rechner sitzen kann für irgendwelche Vorträge dann gehe ich ins Bett und lasse den Rest liegen. Und diese Termine erledigen sich irgendwann von selbst, aber das gemobbe von den Kollegen wenn es einmal angefangen hat dann wird es nicht so einfach wegzugehen und aufhören, sondern das zieht sich immer weiter.

Liebe Grüße
Sorae

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Hallo zusammen,

das Mobbing und Heruntermachen fängt eigentlich schon im schulischen Alter an. Was man dort noch als "normal" bezeichnet, weitet sich immer mehr in der Arbeitswelt aus und so kommt es, dass immer mehr Menschen unter psychischen Problemen leiden. Es wurden ja schon die ein oder anderen Aspekte genannt, die zu solchen Krankheitsausprägungen führen können.

Ich finde auch, dass ein lobendes Wort hin und wieder recht viel Wert sein kann. Wenn man jeden Tag zur Arbeit geht, mit einem Gefühl, dass einem fast schon Minderwertigkeitskomplexe auferlegt, dann kann man es nur zu gut verstehen, wenn immer mehr Menschen Probleme haben.

Auch der Leistungsdruck, der auf den Arbeitern lastet hinsichtlich der schlechten Arbeitslage, lässt sie irgendwann einmal zu Grunde gehen. Wir müssten wirklich bessere und vor allem menschlichere Arbeitsverhältnisse schaffen, wenn wir den immer an Bedeutung gewinnenderen psychologischen Problemen vorbeugen wollen.

Viele Grüße, IceKing32

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» IceKing32 » Beiträge: 1238 » Talkpoints: -5,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo,

ich selber kenne das Problem nicht, aber ich habe ein zwei Bekannte, die leider an Depressionen erkrankt sind. Schuld an der ganzen Sache war Mobbing. Ich finde es ziemlich scheiße, wenn man seine Kollegen mobbt, denn das drückt das Arbeitsklima runter und so macht arbeiten gehen auch nicht mehr spass. Der Arbeitstag wird zu einer Qual, man muss immer Angst haben, was als nächstes passiert, wenn der Kollege von nebenan wieder kommt.

Um das zu vermeiden, lässt man sich, wie Sorae schon geschrieben hat, öfters krank schreiben. Man versucht die Arbeit zu meiden, oder man geht immer mit einem sehr unangenehmen Gefühl dort hin. Nicht selten ist es auch schon passiert, das Leute, die gemobbt worden sind, ihren Arbeitsplatz verlassen/gewechselt haben.

Ich persönlich finde Mobbing mit einer der schlimmsten Methoden um jemanden rauszuekeln oder sich auf kosten anderer zu amüsieren. Zumal dann die Angst immer besteht, nicht nur auf der Arbeit gemobbt zu werden, sondern auch im Bekanntkreis, oder wenn man die Arbeitsstelle wechselt, das es dort weiter geht.

Aber nicht nur Mobbing kann zu Krankheiten der Seele führen. Auch zu viel Arbeit, Stress, Hektik können auch große Auslöser sein. Man nehme die wahrscheinlich bekannteste Krankheit "Burn-out Syndrom". Sie kann durch die oben genannten Faktoren ausgelöst werden. Die Dunkelziffer dieser Krankheit ist ziemlich hoch, denn vielen viel und schwerarbeitenen Arbeitnehmer ist dieses oft nicht bekannt, oder sie haben Scham bzw wollen es sich selber nicht zugestehen, das sie langsam "ausgebrannt" sind. Besonders häufig erkranken Manager, die wie oben gesagt, viel arbeiten und die eine große Verantwortung tragen, daher nennt man das Burn-Out Syndrom auch manchmal "die Managerkrankheit".

Man sollte immer ein gutes Gleichgewicht finden, auch wenn das Angebot noch so verlockend ist, noch mehr zu arbeiten, um eine höhere Position einnehmen zu können. Aber das geht nur, wenn man sich gesund und sicher fühlt.

LG

» Werringer » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Dass Stress auf die Psyche schlagen kann, habe ich auch schon am eigenen Leib erfahren müssen. Als ich im Jahr 2009 bei einer Firma anfing, war ich zuerst total froh, da ich nur einen sehr kurzen Arbeitsweg hatte, das bedeutet im Klartext, 5 Minuten zu Fuß und nur 2 mit dem Fahrrad. Auch der Verdienst war okay.

Aber schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass ich die täglich anfallenden Arbeiten nie im Leben alleine schaffen würde. Ich fing schon jeden Tag eine (!) ganze Stunde füher an und blieb dann trotzdem noch eine halbe Stunde länger, so dass sich Überstunden ohne Ende ansammelten. Dazu kam auch noch, dass die Kollegin, die mich einarbeitete, mich nicht leiden konnte. Sie war nicht gerade sehr hilfsbereit bei der Einarbeitung und auch immer etwas patzig zu mir. Da kamen dann auch Sprüche, wie "Das habe ich Ihnen doch schon zehnmal erklärt". Mein Aufgabenspektrum war aber so groß und komplex, dass die Einarbeitungszeit von 2 Monaten, die ich hatte, nie im Leben ausgereicht hätte.

Irgendwann konnte ich auch nicht mehr, ich kam jeden zweiten Tag heulenderweise nach Hause und war mit meinen Nerven am Ende. Ich hatte keine Kraft mehr und fühlte mich ausgepowert und ungerecht behandelt. Zumal ich ja auch wirklich viele Überstunden hatte, die einem sowieso keiner dankt. Ich ließ mich dann krank schreiben, um zu einem Vorstellungsgespräch fahren zu können, das ich bei einer anderen Firma vereinbart hatte. Und das war genau die richige Entscheidung, denn nur knappe 8 Wochen später konnte ich bei dieser Firma anfangen. Von der anderen Firma wurde ich dann auch während meiner "Krankheit" gekündigt, was mir nur recht war, denn ich fühlte mich wieder frei und erleichtert! Schlagartig ging es mir besser und ich konnte auch wieder durchschlafen.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke, dass Stress sich auf die Psyche schädigend auswirkt, kennt wahrscheinlich so ziemlich jeder von uns aus eigener Erfahrung, und das auch nicht nur in Sachen Beruf, sondern ganz allgemein. Auch ich habe in meinem Berufsleben schon einige schwierige Erfahrungen machen müssen und zuletzt auch mein Arbeitsverhältnis aufgelöst, weil es so für mich nicht weiterging und ich wirklich massiv gelitten habe, nicht wusste, wie es für mich weitergehen kann, körperliche Symptome zeigte und mein Arzt mir letzten Endes mitteilte, dass es für diese Symptome keine organische Ursache gibt, ergo eine psychische Ursache vorliegen muss.

Vermutlich sollte ein jeder Arbeitnehmer sich vor Augen halten, dass ein berufliches Umfeld, in dem er alltäglich mit Stress konfrontiert ist, nicht das richtige Umfeld für ihn ist, sobald er den Stress auch wahrnimmt. Es gibt sicherlich Formen von Stress, die sich weniger intensiv und nachhaltig auf einen Arbeitnehmer auswirken und ich denke auch, dass Stress wirklich immer mal aufkommen kann – und wenn man ihn sich zur Not auch selbst aufgrund seiner persönlichen Voraussetzungen macht. Ich habe allerdings gelernt, dass es nichts bringt, einem permanenten Stress standhalten zu wollen, weil er im Endeffekt doch stärker ist als man selbst.

Vor allem sollte man sich als Betroffener klar machen, dass jeder Mensch unterschiedliche Grenzen hat, und was für den einen noch kein wirklicher Stress, sondern eine willkommene Abwechslung ist, kann für den anderen schon zu einem großen Problem geworden sein. Jeder muss für sich selbst herausfinden, wo seine Grenzen liegen und seine Situation verbessern, wenn sie sich für ihn selbst schlecht darstellt, was für mich in der Konsequenz auch bedeutet, mir nötigenfalls eben einen anderen Arbeitsplatz zu suchen, weil ich mittlerweile meine, dass alles andere auf Dauer nicht wirklich einen großartigen Sinn macht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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