Positives Denken trainieren - Geht das?

vom 11.11.2009, 11:42 Uhr

Seit einiger Zeit beschäftigt mich das Thema Gewicht und Abnehmen sehr stark. Ich war schon immer füllig, bzw. hatte auch als Kind starke Gewichtsschwankungen und wohl auch -Probleme, wenn ich mir alte Fotos so anschaue.

Trotz recht erfolgreicher Abnehm- und Psychotherapie habe ich noch immer das Problem emotionalen Essens und mein Selbstwertgefühl ist ziemlich zerbombt, um es mal deutlich zu sagen. Als Lösung in diversen Büchern und ganzheitlichen Abnehmkonzepten habe ich Autosuggestion bzw. "positive Selftalk" gefunden. Dabei geht es darum, negative Gedankengänge zu stoppen und in positive zu verwandeln.

Ein Beispiel: Jeden Morgen steht man vor dem Spiegel und denkt für sich: "Boah, du bist so dick. Das geht wirklich gar nicht. Und guck dir diese Cellulite an! Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall."

Die Theorie besagt nun, dass man in solchen Momenten einen Zettel an den Spiegel kleben soll auf dem steht: "Ich bin hübsch und ich werde jeden Tag schöner, schlanker und vitaler!" Das soll das Unterbewusstsein motivieren, die sabotierenden Gedanken los zu werden und durch diese positiven Messages zu ersetzen.

Ähnlich läuft es mit depressiven Menschen, die in jedem Tag nur das schlechte sehen. Sie sollen statt des normalen Mantras "Ich will nicht aufstehen. Dieser Tag kann nur furchtbar werden. Ich bin ein Nichtsnutz." lernen, sich selbst zu sagen "Jeder neue Tag ist eine neue Chance. Ich schaffe, was ich mir vornehme. Ein Schritt zur Zeit, alles ist gut."

Auch schlechte Angewohnheiten, wie nächtliches Shopping im Internet können durch solche Sprüche unterbrochen werden. Ein Beispiel war von einer jungen Frau, die jede Nacht lange vor dem PC saß und um zwei Uhr anfing, Dinge im Internet zu kaufen, was sie bereits in die Schulden getrieben hatte. Nun stellte sie sich ihren Handywecker um diese Zeit und ließ sich vom Telefon daran erinnern: "Ich kaufe Dinge nur in echten Läden."

Habt ihr Erfahrungen mit solchen Texten zur unterbewussten Unterstützung, bzw. Selbstmanipulation zum Positiven schon mal gemacht? Habt ihr Probleme bei denen ihr euch vorstellen könntet, solch eine Methode anzuwenden? Ich habe mir ins Handy geschrieben: "Ich ernähre mich gesund." und ich bilde mir ein, dass es bereits geholfen hat und ich weniger Süßes und Zucker in mich reinstopfe. Was denkt ihr dazu?

» Lassandra » Beiträge: 93 » Talkpoints: 0,14 »



Hallo!

Ich habe es auch mal mit Zetteln am Spiegeln und ähnlichen ermutigenden Sprüchen und Gedanken versucht und muss sagen, dass es mir gar nicht geholfen hat. Ich habe trotzdem gedacht, dass ich hässlich und dick bin und habe weiter Süßes in mich rein geschaufelt.

Seit ein paar Wochen esse ich nach Weight Watchers und muss sagen, dass es wirklich Spaß macht und mir auch hilft, bewusster zu essen. Ich schreibe alles auf, was ich esse und wie viele Punkte die Lebensmittel haben. So sehe ich dann auch, wie viele Punkte ich noch für den Tag über habe und ich plane auch morgens schon, was es bei uns zu essen geben wird, damit ich weiß, wie viele Punkte ich dafür einrechnen muss. Und das Gute dabei ist auch, dass man auf Süßes nicht verzichten muss. Ich esse zwischendurch mal 10 Smarties, die nur einen Punkt haben und meinen Heißhunger dann meistens auch schon stillen.

Alleine dadurch, dass ich mir aufschriebe was ich esse, habe ich einen besseren Überblick und es motiviert dann auch, dass man weiter macht. Ich habe schon 1 Kilo abgenommen. Das mag nicht viel sein, aber 500g pro Woche sind dabei durchaus normal. Für mich ist das die beste Therapie bisher und gibt mir wieder Mut und mehr Selbstbewusstsein. Natürlich musst du dabei auch stark sein und die Punkte einhalten, aber dabei kann auch etwas positives denken helfen. Das kommt aber von alleine, wenn du die ersten Erfolge siehst.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Hallo Nelchen,
das ist sehr schön, dass dir das System hilft. Ich habe damit auch bereits 19 Kilo verloren, die aber nach einem Jahr wieder drauf waren. Mein Problem ist nicht das aufpassen auf die Lebensmittel, die ich esse oder das Punkte zählen.

Mein Problem ist das emotionale Essen, dem man mit Punkte zählen überhaupt nicht beikommen kann. Ich schaffe es auch gut und gerne wieder runter auf ein gutes Gewicht, doch nach der nächsten Stressphase war es das dann auch schon wieder. Für mich ist es wichtig, diese Grundprobleme wie eben Leistungsmühle und Depressionen anzugreifen, die auch durch ein niedriges Gewicht bei mir nicht gelöst sind.

Mein Ziel ist es eben, gesundes Essen nicht mehr als Pflicht zu sehen, sondern als Kür und gleichzeitig diese furchtbaren Denkmuster los zu werden, die mich ins emotionale Essen treiben. Als Lösung wurde dafür Autogenes Training bzw. andere Entspannungstechniken und eben diese Zettel und Erinnerungen angeboten in der mir bekannten Lektüre. Woher hattest du denn den Tipp mit den Zetteln? Wie lange hast du das gemacht? Was stand drauf, wenn du das sagen magst?

» Lassandra » Beiträge: 93 » Talkpoints: 0,14 »



Bei einer handfesten Depression wird man wohl kaum auf diesem Weg die Kunst des positiven Denkens lernen, da es sich hier um eine organische Erkrankung handelt und sie nicht nur psychisch bedingt ist - es fehlen einfach Botenstoffe die auch nicht hierdurch im nötigem Maße zusätzlich produziert werden können.

Grundsätzlich ist es aber möglich durch diese Methode eine positivere Denkensweise zu erlangen, wobei die Zettel als Gedankenstütze nicht nur alleine in Anspruch genommen werden sollten. Da dein Selbstwertgefühl ja nach eigener Aussage ohnehin angegriffen ist, wäre es sinnvoller es ähnlich zu machen wie ich als ich aus der absoluten Schüchternheit und einer ziemlich trostlosen Zeit in eine ungeahnte und sehr starke Extrovertiertheit und Zufriedenheit umgeschlagen bin (hat so ungefähr 2 Jahre gedauert).

Am Anfang ist es am Schwersten, ich habe mir ständig suggeriert was ich wollte, mich zu Dingen bewegt die ich eigentlich nicht getan hätte (Damals: Mit flüchtigen Bekannten reden z.B.) und vor dem Schlafen noch einmal 5 Minuten positive Suggestionen durch den Kopf gejagt. Die ersten 2 Monate tat sich nicht viel, doch dann wurde es schnell besser und ich fand unter Anderem viele neue Freunde. Nach 3 Monaten habe ich dann in den 2 Folgemonaten 10 Kilo abgenommen (und an dem Gewicht hat sich in den letzten 1 1/2 Jahren nicht mehr viel verändert), ohne das ich mich dafür groß hätte anstrengen müssen und habe so einen BMI von 22 (im Bereich des Optimalgewichts) erreicht. Ich bin aktiver geworden: Habe mich beispielsweise im Fitnesstudio eingeschrieben und gehe regelmäßig hin, feiere gerne, usw. Und ich habe jetzt massig Selbstvertrauen. Selbstzweifel sind für mich nunmehr ein Fremdwort.

Ich denke bevor du deinen Körper aufrichten kannst, musst du deine Psyche aufrichten und das ist durchaus mit dem autosuggestivem Effekt möglich, du musst es nur versuchen.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin eigentlich ein positiv denkender Mensch und versuche immer das Glas als halb voll zu sehen, aber ich bin viel zu realistisch für solche Zettelchen Spiele. Es ist nicht möglich kurz nach dem Aufstehen schon super toll auszusehen und jeden Tag schöner werden ist auch reines Wunschdenken. Deshalb könnte ich so etwas nicht glauben, das widerspricht meiner Logik.

Und ein Zettel ala "Es ist ein super toller Tag, ich sehe toll aus und werde jeden Tag schöner" würde mir am frühen Morgen einfach nur tierisch auf die Nerven gehen. Ich bin absolut kein Morgenmensch und so ein Zettel fällt in die gleiche Kategorie wie Leute, die gut gelaunt sind, auch wenn sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen worden sind. So ein Zettel würde höchstens mein Aggressionspotential steigern und da ich Morgens auf den Straßenverkehr losgelassen werde ist das gar keine gute Idee.

Das Beispiel von der Frau fällt für mich in eine andere Kategorie, das ist ja einfach nur eine Erinnerung etwas zu tun oder nicht zu tun, eine schlechte Gewohnheit abzulegen. Das könnte ich mir schon vorstellen, dass ich mich zum Beispiel daran erinnern lasse regelmäßige kleine Pausen und Sporteinheiten einzulegen, denn das vergesse ich leider ziemlich regelmäßig.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Es ist wohl klar, dass diese kleinen Helferchen - Zettel - eine Diät oder Ähnliches nie ersetzen können, allerdings können diese wesentlich zum Erfolg beitragen, denn in den meisten . eigentlich allen Bereichen des Lebens ist eine positive Grundeinstellung sehr wichtig und beeinflusst durchaus die Leistung und folglich die Resultate in jedweder Hinsicht.

Das klassische Schüler- und Studentenbeispiel vor einer Prüfung sei hier zu erwähnen: Es macht einen wesentlichen Unterschied sich vorher davon zu überzeugen, dass man das zu Wissende beherrscht und sich nicht einredet, überhaupt keine Ahnung zu haben.

Also ja, als kleine Stützen erachte ich diese Zettel, Erinnerungen am Handy et cetera als praktisch und hilfreich.

» nirandor » Beiträge: 129 » Talkpoints: 1,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Natürlich kann man positives Denken auch üben - muss man sogar, wenn man nicht von Natur aus ein Optimist ist. Leider ist das aber einfacher gesagt als getan.

Man ist ja so festgefahren mit der Zeit, dass es schwer ist, sein Denken umzustrukturieren. Wenn man 10 Jahre lang vor dem Spiegel stand und sich gedacht hat, dass man unglaublich fett ist, dann wird man nicht plötzlich aufstehen, sich vor den Spiegel stellen und denken: ich seh toll aus.

Dennoch lohnt es sich meiner Meinung nach schon, dass man da etwas an der eigenen Einstellung ändert. Das wird dem einen eben einfacher fallen und dem anderen schwerer.

Ich denke aber, dass es durchaus möglich ist, dass man mal versucht mit den positiven Sachen anzufangen. Das man sich nicht denkt: mensch, was bin ich fett, sondern eben: meine Haare sehen heute toll aus. Wenn man dann gut gelaunt weiter mit dem Abnehmen macht, dann steht man sicher eines Tages auch vor dem Spiegel und denkt sich, dass man heute rundum toll aussieht.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Und ein Zettel ala "Es ist ein super toller Tag, ich sehe toll aus und werde jeden Tag schöner" würde mir am frühen Morgen einfach nur tierisch auf die Nerven gehen. Ich bin absolut kein Morgenmensch und so ein Zettel fällt in die gleiche Kategorie wie Leute, die gut gelaunt sind, auch wenn sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen worden sind. So ein Zettel würde höchstens mein Aggressionspotential steigern und da ich Morgens auf den Straßenverkehr losgelassen werde ist das gar keine gute Idee.

Mir gehts da genauso wie dir. Ich würde das gar nicht glauben noch dazu kann der Zettel nicht nach Stimmung geändert werden bevor ich ihn lese. Wenn ich extra mies drauf bin in der Früh und dann diese "Heuchlerei" lese, du bist die schönste im ganzen Land und dabei verpickte Augen, verwischte Schminke und Haare wie eine Klobürste habe, das kann nicht gut gehen.

Ich denke aber durchaus positiv, also ich habe keine Probleme mit Depressionen oder negativen Gedanken. Alles könnte besser sein aber ich bin zufrieden. Auch wenn etwas nicht nach Plan läuft, zB. 5 Kilo mehr oder einige Zahnbehandlungen vor mir, denke ich immer dass es bald vorbei ist. Beim Gewicht denke ich mir, das habe ich bald wieder herunten, morgen ernähre ich mich extra gesund, ich bin so auch glücklich und das bisschen Schokolade kann nicht schaden und so weiter. Bei den Zähnen denke ich immer an den nächsten Termin, dass dann nur mehr das und das zu machen ist, dass danach dann fast alles erledigt ist und ich nur mehr zur Kontrolle kommen muss... also ich glaub mein Schema ist sichtbar. Ein bisschen Selbstlüge ist sicherlich dabei :D

Aber Zetteln die mir im Unterbewusstsein was anderes sagen sollen als ich fühle, kann ich mir nicht vorstellen. Habe aber auch noch nie Erfahrungen damit gesammelt. Ich hoffe du kriegst das bald in den Griff!! Wünsche dir das Beste.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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