Vor 20 Jahren fiel die Mauer, wo wart ihr?
Das heute der 20 Jahrestag des Mauerfalls ist, weiß wohl jeder. Aber mich interessieren eure Geschichten dazu. Wo wart ihr als die Mauer gefallen ist? Wie habt ihr das ganze erlebt?
Ich kann mich daran selber leider gar nicht erinnern. Ich war da gerade mal sechs Jahre alt und habe davon nicht so viel mitbekommen oder kann mich einfach nur nicht daran erinnern. Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten.
Hallo
Als die Mauer fiel war ich 9 Jahre alt. Mein Bruder gerade 2 Monate, aus diesem Grund waren wir zu Hause aber ich habe nicht registriert, dass die Mauer gefallen ist, weil es einfach uninteressant für mich war. Ich konnte mit all dem geschichtlichen Hintergrund damals ja noch gar nichts anfangen.
Meine Eltern waren mit Freunden zu Hause und feierten ihren 10 Hochzeitstag, sie haben mir später erzählt, dass es ein ganz schönes „Hallo !“ war als sie es in den Nachrichten sahen. Für mich war es ein ganz normaler Tag, weil ich es wie gesagt, nicht verstand.
Ich kann mich jetzt nicht mehr genau daran erinnern. Wir wohnen zwar nicht allzu weit von der ehemaligen Grenze entfernt, aber meine Eltern und ich haben das ganze Spektakulum seinerzeit via Fernsehen mitverfolgt. Ich weiß noch, dass bei uns in den nächsten Tagen die Hölle los war, viele Trabbis bei uns durchrollten und unsere Läden gut leer gekauft waren. Das war schon etwas schockierend zu sehen, wie schlecht es den Leuten doch in der DDR gegangen sein muss.
Ich weiß noch, dass wir ein paar Tage nach der Grenzöffnung dann mal rüber nach Thüringen gefahren sind, um mal zu sehen. Das war damals ganz schön schockierend. Alles war so grau. Was mir in Erinnerung blieb waren die vielen Lautsprecher und schlechten Straßen in der ehemaligen DDR.
Wir hatten schon Verwandtschaft auch "drüben" in der DDR, aber die kamen da nicht gleich auf Besuch. Etwas später dann weiß ich, dass sie öfter mal da waren. Aber daran habe ich nicht ganz so genaue Erinnerungen.
Ich war auch noch nicht in einem Alter, wo man sich bewusst daran erinnern könnte. Aus diesem Grund weiß ich natürlich nur aus Erzählungen, wo ich zu diesem Zeitpunkt war: nämlich daheim. Es ist beinahe Schade, dass ich mich daran kaum erinnern kann, wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich diejenigen, die die Zeit davor bewusst miterlebt haben weniger beneide.
Soweit ich weiß waren meine Eltern aber nicht von der Sorte, die dann gleich in Panik oder sowas ausgebrochen sind. Freude ja, aber keine Hysterie.
Als die Mauer fiel, war ich gerade neun Jahre alt. Ich habe natürlich nicht allzuviel verstanden, was da denn eigentlich vorging, aber trotzdem war es ein erhebender Augenblick. Wir haben Verwandte im östlichen Teil Deutschlands und so viel wußte ich, dass unsere Verwandten uns nicht einfach so besuchen kommen konnten, sondern dass sie (im Verständnis eines Kindes) quasi "drüben" eingesperrt waren und nicht aus dem Land heraus durften. Wir haben damals ja öfter mal ein Paket mit ein paar leckeren Sachen zu unseren Verwandten geschickt und als dann die Fernsehübertragungen liefen, in denen die Scharen an Menschen gezeigt wurden, die über die Grenzübergänge liefen, war mein erster Gedanke, dass meine Tante und Onkel jetzt doch selbst einmal zu uns kommen und bei uns die leckeren Sachen kaufen könnten. Meine Eltern waren natürlich sehr ergriffen, denn sie hatten unsere Verwandten schon seit Jahren nicht mehr gesehen und haben nun die Chance dazu wieder gesehen.
Im nächsten Sommer haben wir sie dann auch besucht und ich war sehr entsetzt, dass es ab der ehemaligen Grenze so ganz anders aussah als bei uns. Schlechte Straßen, alles heruntergekommen und verwahrlost, ärmlich aussehend. Ich habe mich sehr gefreut, meine Verwandten kennenzulernen, war aber auch entsetzt, wie sie in ihrer kleinen Wohnung "gehaust" haben. Einige Jahre später waren wir noch einmal zu Besuch bei ihnen und da habe ich gesehen, dass sich in der Zwischenzeit sehr viel getan hatte und alles schon um einiges besser aussah.
Ich saß vor dem Fernseher und bekam so die Bilder live mit. Auch wenn ich mit meinen 10 Jahren die Dimensionen nicht so richtig verstand und die Auswirkungen, die der Mauerfall auf uns alle haben würde, so fand ich es schon damals bewegend.
Erst wenige Wochen zuvor hatten wir eine Mutter und ihre kleine Tochter als Neuankömmlinge in unserem Dorf, die aus der DDR geflohen waren, was schon interessant war, da der damalige Ort in Mittelfranken, in dem wir lebten, nicht neben der Grenze lag, sondern in der Nähe von Nürnberg. Damals halfen viele dieser kleinen Familie mit dem Nötigsten, denn sie hatten ja praktisch nichts. Ich weiß nicht mal, wie es sie in unser Dorf verschlagen hatte und ob sie überhaupt dort Verwandte hatten, aber so hatte das Thema für mich eine besondere Bedeutung und war nicht so abstrakt wie für wohl viele Kinder in meinem Alter, weil ich die DDR mit diesen Flüchtlingen in Zusammenhang brachte.
An den 9. November selber erinnere ich mich nicht. Ich war damals gerade sechs geworden und lag bereits im Bett, als der ganze Trubel seinen Lauf nahm. Aber an den Schultag danach erinnere ich mich sehr deutlich. Ich war im Sommer eingeschult worden und unsere Klassenlehrerin hatte eine Art Tagebuch mit uns angelegt, in dem wir wichtige Ereignisse( wie bis dahin schon unsere Einschulung, Erntedank und später Weihnachten, Karneval und einen Theaterbesuch) festhielten.
An diesem Freitag waren die meisten Lehrer guter Laune und wir haben eine Seite in diesem Heft zum Mauerfall gestaltet. Weil wir noch nicht viel selber schreiben konnten, hat unsere Lehrerin ein paar Sätze angeschrieben und wir haben ein Bild dazu gemalt. Richtig verstanden, um was es dabei ging, habe ich nicht mal im Ansatz, aber die schon fast euphorische Stimmung der Erwachsenen ist mir deutlich im Gedächtnis geblieben.
Ich war zum Zeitpunkt des Mauerfalls bzw. der Grenzöffnung 16 Jahre und im ersten Jahr meiner Ausbildung. Diese fand in Plauen im Vogtland statt, welches ja einer der Brennpunkte im Vorfeld war. Denn dort gab es die erste friedliche Demonstration und dort wurden die Züge durchgeleitet, welche von Prag nach Hof fuhren.
Aber zu meiner Schande muss ich gestehen, das wir die Grenzöffnung komplett verpasst haben. Wir waren im Internat untergebracht und Fernsehen oder Radio waren dort höchst selten an. Obwohl wir die Möglichkeiten hatten dieses zu nutzen.
Am nächsten Morgen, als einige ältere Auszubildende fehlten und man uns sagte, das diese noch in der Nacht nach Hof gefahren wären, haben wir das nicht wirklich glauben wollen. Erst als wir dann die Unmassen von Autos sahen, welche in Richtung Hof unterwegs waren, haben wir das mit der Grenzöffnung wirklich begriffen.
Ich war wie Punktedieb damals auch gerade 16 Jahre alt und habe das ganze aus dem "goldenen Westen" erlebt.
Ich hatte ein paar Monate vor Grenzöffnung eine Ausbildung begonnen. Die Seniorchefin hatte Familie in der DDR. Die eine Schwester war dann auch zu Besuch.
Mir war vorher nie klar, was das hiess DDR. Ich wusste, da gibt es noch einen Teil von Deutschland. Wie der zustande gekommen ist und wie man da lebte, habe ich nur am Rande und recht dünn mitbekommen.
Klar erzählte die Schwester meiner Seniorchefin. Aber das war für mich, einem eher kosumorientiertem Teenager zum Teil einfach unbegreifbar. Sachen die für mich normal waren, waren für die Frau Luxus und so. Da die Ausbildung in dem Betrieb nicht sonderlich gut lief, hatte ich an sich auch wenig Kontakt.
Klar hatten wir auch Ostverwandschaft über drei Ecken. Die angeheiratete Familie einer Schwester meiner Mutter lebte im Osten. Aber da diese Tante auch weit von uns entfernt wohnte, bekam man da kaum was mit. Als ich noch ein kleines Kind war, wohnte die Tante mit ihrem Mann und Sohn glaube auch im Osten. Zumindest weiss ich, das ich als Kind mal in Berlin war. Aber erinnern kann ich mich nicht wirklich. Ich weiss aber, das meine Tante früher viele Ostpakete gepackt hat. Wie wohl fast alle die in irgendeiner Form Ostverwandschaft hatten.
In meiner Realschulklasse kam im 9. Schuljahr ein Mädchen zu uns, das aus dem Osten kam. Aber wirklich begriffen haben wir das nicht. Irgendwie war da was, das ihr Vater von einem Westurlaub nicht mehr in die DDR reiste und die Bundesrepublik den Rest der Familie frei gekauft hat. Aber die Zusammenhänge bekomme ich nicht mehr zusammen und weiss auch nicht, wieviel da wirklich der Wahrheit entsprach.
Als die Mauer fiel, hatte ich schon eine neue Lehrstelle. Aber ich dachte beim Fall der Mauer, die ich auch eher am Rande mitbekam, oft an die Schwester meiner Seniorchefin. Wobei ja im Sommer schon einige DDR Bürger über Ungarn geflohen waren. Kurz bevor ich die Ausbildung in dem Betrieb abbrechen dufte, kam das andere Lehrmädchen von einem Tag auf den anderen nicht mehr. Meine damalige Seniorchefin rief dann beim Arbeitsamt an, weil sie halt noch eine zweite Auszubildende wollte und sagte da auch, sie nimmt sehr gerne jemand aus der DDR. Die seien ja fleissiger als wir Westdeutschen Mädchen.
Soweit ich das weiss, hat meine Tante nach der Maueröffnung ein paar Verwandte, samt Freunden, eine zeitlang aufgenommen. Aber auch hier weiss ich nicht mehr.
Was mich damals faszinierte, war das Begrüssungsgeld von 50 DM. Und wir fragten uns ob, wer das kontrolliert, wer das bekommen hat und wer das doppelt kassiert hat.
Hallöchen!
Ich selbst habe den Mauerfall überhaupt nicht wahrgenommen, da ich damals noch nicht einmal ein Jahr alt war. Aber natürlich habe ich zahlreiche Geschichten aus meiner Familie gehört, denen ich immer mit großen Interesse zugehört habe. Meine Oma hat beispielsweise erzählt, dass sie an diesem Abend gerade eine Betriebsfeier gefeiert haben und erst gar nichts von dem freudigen Ereignis mitbekommen haben. Eine Kollegin wäre irgendwann von draußen in den Saal gekommen und hätte laut verkündet, dass die Mauer geöffnet wurde.
Alle Leute auf der Feier, unter ihnen auch meine Oma, haben sie zuerst gar nicht ernst genommen, da sie dachten, die Frau wäre betrunken und würde fantasieren . Als sie schließlich aber das Radio angemacht haben, konnten auch sie die Neuigkeit mit eigenen Ohren hören und haben sich natürlich super gefreut und sofort weitergefeiert. Meine Oma wäre dann endlich nach Hause gefahren, um meinem Opa von dem Mauerfall zu erzählen. Dieser hatte schon im Bett gelegen, weil er an diesem Abend lange als Busfahrer gearbeitet hatte und schlafen wollte.
Natürlich hat die Oma ihn trotzdem geweckt, da es eine solche Nachricht nun nicht jeden Tag geben sollte. Seine Reaktion war fast wie zu erwarten: "Ach, komm ins Bett. Du bist doch betrunken!" Auch er wollte es als am Anfang noch nicht glauben. Am nächsten Tag ist die ganze Familie dann gleich in den Westen gefahren (ich als Baby musste natürlich mit, obwohl ich mich natürlich an nichts erinnern kann), um das "Begrüßungsgeld" abzuholen.
Meine Eltern haben mir komischerweise bisher noch keine "Mauergeschichte" erzählt, aber ich denke, ich sollte sie demnächst mal danach fragen. Auch wenn ich selbst überhaupt nichts mehr von der DDR mitbekommen habe, ist es auch für mich immer sehr spannend, Geschichten über diese Zeit zu hören, weshalb ich Menschen, welche zu der Zeit gelebt haben, gern nach ihren Erlebnissen von damals frage.
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