Lufthansa: Fliegen ist umweltfreundlich

Selten so gelacht, aber man kann ja mal lesen, was der Vorstandschef der Lufthansa, Wolfgang Mayrhuber, dazu zu sagen hat. Passend hat er dies erstmal in der Bildzeitung verkündet. Bei der Leserschaft ist wohl den wenigsten kritischen Reaktionen zu rechnen. Dumm nur, dass auch andere Leute mal nen Blick reinwerfen, und dann das Entsetzen umso größer ausfällt.

Was wollte uns Herr Mayrhuber denn nun genau erklären? Fliegen sei die klimafreundlichste Fortbewegungsart für Distanzen über 350 Kilometer. Naja, dann schauen wir uns seine tollen Argumente doch mal im Detail an: Zunächst erklärt er uns, dass die Lufthansa in den vergangen fast 40 Jahren den verbrauch pro Kopf auf 100 km um rund 70% gesenkt hat. Bei der Weiterentwicklung der Technik und der kurzen Geschichte der massenhaften Fliegerei auch kein Wunder. Also sind 4,4 Liter auf 100 Kilometer je Fluggast ein toller Wert. Der Wert gilt allerdings nur bei neuen Maschinen, bei voller Auslastung und bei längeren Strecken. Es handelt sich dabei also um einen doch sehr theoretischen Wert, aber na gut.

Autos könnten da nicht mithalten, die Bahn auch nicht. Zahlen, warum die Bahn das nicht schaffen sollte hat er allerdings keine. Er rechnet noch die Klimafolgeschäden aus dem Bau und Unterhalt der Strecken mit ein. Scheinbar hat er dabei ganz vergessen, dass man auch Flughäfen bauen muss und auch unterhalten. Und die längeren Anreisewege zum Flughafen sind auch völlig unterm Tisch verschwunden. Anfahrten von 50 Kilometern und mehr sind ja keine Seltenheit, wenn man Fliegen muss. Seine CO2-Rechnung mag ja noch einigermaßen aufgehen, obwohl er da eben auch die Hälfte vergisst. Leider hat er all die anderen Faktoren, die das Fliegen zum Umweltsündenfall machen komplett vernachlässigt.

Aus einem Flieger kommt auch Wasserdampf hinten raus. Der Wasserdampf führt dazu, dass sich Wolken bilden. Und Wolken am Himmel haben eben auch eine Wirkung aufs Klima. Durch den ausgestoßenen Wasserdampf entstehen in großer Höhe, also in der Flughöhe sogenannte Cirruswolken (Ausdehnung der Wolken in Höhen von 8 bis rund 23 Kilometern). Dies sind Eiswolken, da die Außentemperatur da oben bis zu Minus 30 Grad betragen kann. Ihr erkennt die Wolken daran, dass es kleine, ausgefranste, recht dünne Wolken sind.

Diese Wolken führen gerade aufgrund der Tatsache, dass es sich um Eiswolken handelt zu einer Verstärkung der Treibhauseffektes. Von der Erde abgestrahlte Wärme wird reflektiert und gelangt zurück. In manchen Gebieten, zum Beispiel am Frankfurter Flughafen, sind mehr als 10% der Bewölkung schon auf den Flugverkehr zurück zuführen.

Zum anderen wirken die Schadstoffe in großer Höhe anders. Unter Atomsfair, wo man auch Klimagutschiene fürs Fliegen kaufen kann, wird der Schadstoffaustausch deshalb mit dem 2,7fachen auf der Erde multipliziert. Aber auch höhere Werte werden diskutiert.Zählt man als dies zusammen, dann kann man sich doch wirklich nur vera.... vorkommen. Und der Bildzeitung zu dem wirklich gelungen Interview nur gratulieren. Wenn da mal nicht eine Werbebuchung fürs gesamte nächste Jahr mit im Gepäck von Herrn Mayrhuber war?

Es ist doch nichts unbekanntes, wenn man sich etwas schön redet. Damit wird auch das schlechte Gewissen beruhigt. Gerade als Leichtgläubiger nimmt man solch ein Interviews für bare Münze und denkt, man tut etwas gutes für die Umwelt. Und Werbung war natürlich auch mit dabei. Es wäre interessant zu wissen, wieviele Leute nun Lufthansa-Flüge buchen und wieviel Umsatz bzw. Gewinn gemacht wird.

Also ich finde dieses Argument nicht wirklich lächerlich, wenn man bedenkt, dass nur 3% des weltweiten CO2 Ausstoßes durch Flugzeuge erzeugt wird. Ich finde es eher lächerlich, wenn man sagt, dass die Kühe einen großen Betrag zum CO2 Ausstoß leisten. Ich fliege nicht wenig.. wenn ich die Distanzen mit dem Auto oder mit dem Zug zurücklegen müsste, wäre es bestimmt nicht umweltfreundlicher und auf die DB kann man sich ja im Moment auch gar nicht verlassen.