Kindergärtnerin, die nicht gut deutsch spricht

vom 04.11.2009, 20:43 Uhr

Hallo,

in meinem Kindergarten arbeitet eine total liebe und nette türkische Kollegin, die unsere Kinder (sie arbeitet hauptsächlich in der Kleinkinderkrippe) über alles liebt und sich wirklich total nett mit ihnen beschäftigt. Dennoch ist es so, dass sie nur schlecht deutsch spricht, oftmals Wörter verwechselt und zu den Kindern oft "Sie" sagt und sich einfach insgesamt nicht gut ausdrücken kann.

Ich selbst- als Kindergärtnerin und auch als Mutter eines zwei Jahre alten Sohnes- finde, dass das absolut kein Zustand ist und finde, dass so jemand eigentlich nicht als Kindergärtnerin (und schon gar nicht in einer Kleinkinderkrippe) eingestellt werden sollte. Wir haben heutzutage viele Kinder, die nicht aus Österreich/ Deutschland kommen und ohnehin schon Probleme beim Erlernen der deutschen Sprache haben, wenn dann die Kindergärtnerin auch noch "falsch" spricht, werden es auch die Kinder nie richtig lernen.

Wie seht ihr diese Situation? Sehe ich es zu eng oder seht auch ihr die daraus entstehenden sprachlichen Probleme der Kinder?

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kenne ja nun den Betreuungsschlüssel dieses Kindergartens nicht (bzw. der Kleinkindgruppe), aber bedenklich fände ich diese Situation nur (wenn überhaupt), wenn sie die einzige Erzieherin wäre oder aber alle anderen Erzieherinnen ebenfalls nur gebrochen Deutsch sprechen würden.

Ich stelle mir das aber so vor, dass mindestens noch eine weitere Kraft für die Kinder zuständig ist. Wenn jetzt noch daran gedacht wird, dass die Kleinkinder ja auch eher in den seltensten Fällen für 10 Stunden in der Krippe abgegeben werden und damit zu Hause bzw. in der näheren Umgebung ebenfalls viel Potential bzgl. des Lernens besteht, ist die geschilderte Situation gar kein Problem.

Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, sogar eigene Kinder bedenkenlos einer solchen Einrichtung zu überlassen. Wobei ich hier natürlich übergehe, dass ich eigentlich Kleinkinder nicht in eine Krippe geben wollen würde. Aber wenn die Umstände mich zwingen, dann auch in dem Fall, dass eine Erzieherin eben dieses Manko hat.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich sehe das wie du, und du siehst es absolut nicht zu eng. Ich bin auch der Meinung, dass es ein großes Problem ist.

Ich kann dir nur berichten, wie das in dem Kindergarten meines Sohnes ist. Dort sind einige russische Erzieherinnen. In dem Stadtteil wohnen viele Russen und es sind auch viele russische Kinder in dem Kindergarten. Das ist auch alle kein Problem.

Aber das Sprachproblem. Die Erzieherinnen sprechen auch kein gutes deutsch. Und ich finde das ist in so einem Beruf sehr wichtig. Da sie ja den Kindern das sprechen und die deutsche Sprache beibringen sollen. Und wenn ich die Erzieherinnen auf dem Flur mit den Eltern und Kindern russisch sprechen höre, finde ich das alles andere als gut. Ich finde deutsch muss schon die Verkehrssprache im Kindergarten sein und die Erzieherinnen müssen gut deutsch sprechen. Gerade wo so wenig Personal in den Kindergärten ist.

Und die Folgen konnte ich auch schon beobachten. Mein Sohn wird bald 5 und ist sprachlich sehr weit. Kann auch schon etwas schreiben und so. Aber seit er da im Kindergarten ist, hat seine sprachliche Kompetenz stark nachgelassen. Er verwechselt viel der, die, das. Sowas hat er vorher nicht gemacht. Andere Sachen halt auch. Und das finde ich schade, weil er im Kindergarten ja eigentlich voran kommen soll.

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» ich-bin-ich » Beiträge: 639 » Talkpoints: 9,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich mache ja jetzt einen "netten" Kurs vom AMS aus, und dort ist auch eine Türkin, die gerne in einem Kindergarten arbeiten möchte. Leider kann sie auch nicht so gut Deutsch. Das ist aber auch kein Grund, das sie nicht in einer Kindergruppe arbeiten sollte. Denn wenn sie Kinder liebt, und es ihre "Berufung" ist warum nicht? Sie muss bestimmt erst seit kurzem dort arbeiten oder?

Vielleicht besucht sie ja einen Deutschkurs oder hat es in nächster Zeit vor. Mann weiß ja das bei Erwachsenen Leuten sehr schwer ist, die Sprache zu erlernen, und auch nach einigen Jahren "Praxis" man immer wieder Fehler macht.

Ich hätte keine Bedenken mein Kind, weiterhin auch in diesem Kindergarten zu lassen, den die Dame tut ja wohl ihr besstes für die Kinder, da wäre glaube ich meinen Kindern egal ob sie ab und zu mit "Sie" angesprochen werden. Auch denke ich mir, das sie nicht die einzige Erzieherin in der Gruppe ist, und das die Kinder über den Tag ein "korrektes" Deutsch auch hören.

Für mich stellt sich die Frage nicht, ob es mein Kind beeinträchtigen würde, den dann könnte ich genauso gut über Erzieherinnen urteilen, die eventuell ein unmögliches Dialekt haben, wo ich sie nicht einmal verstehen kann, geschweige es meinen Kindern zumuten müsste, diesen dialekt zu hören, bzw. es auch so zu erlernen.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich muss hier als zukünftige Sprachenlehrerin mit entsprechendem fachlichen Wissen mal meinen Senf dazu geben.

Kleine Kinder lernen leichter fremde Sprachen und sich auch deutlich einfacher zu beeinflussen durch ihr sprachliches Umfeld, als Erwachsene. Bei einer dauernden Beschallung mit einer bestimmten Sprache oder einem bestimmten Sprachduktus (eben dem fehlerhaften Deutsch der Kindergärtnerinnen) spricht man von Immersion. Diese Immersion wird in der Schule in Sprachen gefordert und gefördert, da dies die einfachste Art ist für die Kinder, die Regeln und Wörter einer Sprache zu lernen. Sie imitieren in diesem Alter noch alles, was ihnen im Alltag wichtig erscheint oder häufig begegnet.

In der Grundschule lernen die Kinder zwar auch Englisch, aber dieses Sprachenlernen wird klar getrennt vom Deutschen und ist ganz deutlich nicht damit zu verbinden. Auch bei Bilingualen Kindern werden zwei verschiedene Sprachsysteme beobachtet. Anders ist das, wenn die Kinder versuchen, von den Autoritätspersonen im Kindergarten durch Imitation richtig Deutsch zu sprechen und es dadurch komplett falsch lernen.

Ein zur Imitation ist auch das Benutzen von Schimpfwörtern oder Beleidungen, was viele Eltern immer wieder schockiert, nachdem die Kinder eine gewisse Zeit im Kindergarten oder der Schule waren und andere Kinder diese Begriffe benutzt haben.

Auch muss man sehen bezüglich des Arguments, dass die Kinder ja "keine zehn Stunden" im Kindergarten sind, dass diese kleinen Kinder zumindest von acht oder neun Uhr morgens bis mindestens zwölf dort sind . Das sind zwar nur drei Stunden, aber in diesem Alter gehen die Kinder auch idealerweise um sieben ins Bett, was bedeutet, dass ein großer Teil ihrer lernfähigen Zeit im KIndergarten verbracht wird und der Einfluss dementsprechend groß ist, den eine Erzieherin oder andere Kinder auf das Kind haben.

» Lassandra » Beiträge: 93 » Talkpoints: 0,14 »


Ich muß mich da leider auch eher "Gegenstellen". Ich finde es doch eher wichtig meinem Kind vernünftiges Deutsch in Vorbereitung zur Schule bei zu bringen, als nebenbei mal eben ein paar Stücke türkisch oder sonstwas für Sprachen im Kindergarten zu erlernen. Unsere "neue" Erzieherin ist auch eine Türkin, spricht aber fließend deutsch, eine ganz liebe, und ich find sie voll in Ordnung.

Dennoch finde ich es für die Kinder total wichtig ordentlich deutsch zu lernen, vorallem weil auch viele ausländische Kinder in der Gruppe sind würde ich persönlich keine Erzieherin haben wollen die das nicht kann. Außerdem möchte ich es meinem Kind selbst überlassen welche Sprachen es lernen möchte und niht mal ebenso nebenbei reingedrückt wird.

» Stumpy » Beiträge: 837 » Talkpoints: 6,38 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Also, ich finde überhaupt nicht, dass man sich deswegen Sorgen machen muss. Sprechen lernen sollten kleine Kinder meiner Meinung nach von den Eltern und zum allergrößten Teil wird das auch von Eltern übernommen. Das Erlernen der Muttersprache beginnt ja bekanntlich schon während der Schwangerschaft und auch danach verbringen die Kinder den größten Teil ihrer Zeit mit den Eltern und lernen die "richtige" Sprache.

Ich glaube, den Kindern wird da zu wenig zugetraut. Bilinguale Kinder können ja auch zwei Sprachen unterscheiden, warum sollten dann einsprachige Kinder nicht auch zwischen Deutsch und falschem Deutsch unterscheiden können? Zumal sie ja mitbekommen, dass nur eine ihrer Bezugspersonen anders spricht. Klar müsste man sich vielleicht Sorgen machen, wenn alle Erzieherinnen und zudem noch die anderen Kinder nicht richtig Deutsch sprechen könnten.

Nach meiner persönlichen Erfahrung werden Kinder doch am meisten von der Sprache beeinflusst, die der Großteil ihrer Umgebung spricht. Mein Freund zum Beispiel hat eine kroatische Mutter, deren Akzent kaum merklich ist. Allerdings hat er in seiner frühen Kindheit auch viel Zeit mit seiner Großmutter verbracht, die einen stärkeren Akzent hat und auch jetzt noch oft Grammatikfehler macht. Trotzdem spricht er heute einwandfrei Deutsch, was nur am Einfluss seines Vaters und der restlichen Umgebung liegen kann.

Seit ich sechs und mein Bruder vier waren, hatten wir drei Jahre lang wechselnde Au-Pair-Mädchen aus verschiedenen Ländern. Diese konnten natürlich nicht einwandfrei Deutsch und manchmal haben wir uns sogar ihrem Akzent angepasst. Zudem haben wir mit ihnen teilweise genauso viel Zeit verbracht wie mit meiner Mutter. Trotzdem hatten wir nie Probleme in Deutsch und gehörten zu den Klassenbesten in Sprachen.

Also meine Meinung ist: Kinder können sehr wohl intuitiv entscheiden, was in ihrer Muttersprache richtig und was falsch ist!

» -luzie- » Beiträge: 99 » Talkpoints: -0,53 »



Ich muss ehrlich gesagt auch zugeben, dass es mich sehr stören würde, wenn eine Kindergärtnerin im Kindergarten meiner Tochter nur wenig bis gar kein Deutsch sprechen würde.

Natürlich hat die Sprache nichts damit zu tun wie sie mit den Kindern klarkommt. Da du schreibst, dass sie sehr gut mit ihnen umgeht passt dieser Punkt absolut. Allerdings sehe ich sehr wohl ein Problem darin, denn die Kinder lernen noch so schnell und es kann gut sein, dass sie lernen so wie sie zu sprechen. Spätestens in der Schule treten dann die richtigen Probleme deswegen auf und die Kinder werden sich dann wohl schwerer mit Deutsch tun.

Sie könnte ja einen Deutschkurs besuchen. Außerdem sich von euch Kolleginnen etwas in der Aussprache abschauen. Ich denke, dass sich die sprachlichen Probleme dann mit der Zeit geben werden.

» Inanna » Beiträge: 375 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das Problem ist wie ich finde eben doch keines. Denn die Kinder, und das darf einfach nicht unterschlagen werden, sind ja nicht allein mit dieser Erzieherin! Ich denke sogar, dass es sich letztlich nicht um die Erzieherin handelt, sondern sie eine Stellung als Kinderpflegerin hat.

Wie ich vorher schon geschrieben hatte, wissen wir nicht, wie der Betreuungsschlüssel hier ist. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es sich dabei um mindestens zwei Erwachsene (einer Erzieherin welche die inhaltliche Leitung inne hat und eben eine Kinderpflegerin zur Unterstützung) handelt, welche eine Gruppe von ca. 8-10 Kleinkindern zu betreuen hat.

Außerdem dürfte die Betreffende sich durchaus im Klaren darüber sein, dass sie eine Sprachschwäche hat und daher auch eher die nonverbale Kommunikation vorziehen oder eben einfache, klare Anweisungen bevorzugen. Und auch den Kleinkindern sollte der Unterschied auffallen, wenn dann die Beiden untereinander reden. Also, ich glaube nicht, dass der Einfluss bzgl. der Sprachentwicklung in so einem Fall signifikant oder gar negativ ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke nicht, dass man diesen Fall als außenstehende Person überhaupt so recht beurteilen kann. Interessant wären da nämlich wirklich noch einige Punkte: neben dem Betreuungsschlüssel - wie viel Kontakt haben die betreuten Kinder denn auch zu anderen Betreuern? Bei uns arbeiten die Erzieher nämlich schichtweise, so dass sie mit einer Betreuerin in der Regel maximal 6 Stunden täglich Kontakt haben. Eine weitere Frage: wenn in der Einrichtung Kinder mit Migrationshintergrund betreut werden, ist die Wahl vielleicht sogar bewusst auf diese Frau gefallen? Es kann also durchaus tragbar sein.

Davon abgesehen sollte man meines Erachtens nicht den Einfluss der Erzieherinnen auf die sprachliche Entwicklung überschätzen. Sicher ist dieser Einfluss wichtig und sollte auch nicht unterschätzt werden. Mir ist aber aufgefallen, dass die Freunde meines Kindes einen wesentlich größeren Einfluss auf dessen Sprachduktus haben und dieser sich gerade im Vorschulalter noch regelmäßig ändert. Aus diesem Grund sehe ich die Kindergärtnerin, die noch nicht so gut deutsch spricht recht gelassen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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