Sexualisierte Stellenangebote für Frauen: Ärgerlich?

vom 04.11.2009, 15:59 Uhr

Ich weiß es nicht, wie es da anderen Frauen geht. Aber mir kocht gerade die Galle. Ich lese gerade im Internet Stellenanzeigen und frage mich, wo so viele dämliche und dreiste Arbeitgeber herkommen. Der Anlass für meinen Ärger sind Stellenanzeigen, wie die untenstehenden, die ich mit solchen und ähnlichen Texten nun schon öfter gefunden habe:

- Dominanter Geschäftsmann sucht devote Auszubildende fürs Büro
- Attraktive und schlanke Büro- und Privatsekretärin gesucht, die sich nicht nur im Büro um meine Bedürfnisse kümmert
- Manager sucht Masseurin für die Entspannung zwischendurch. Gerne auch unerfahren.

Es ist für mich eine ganz normale Sache, wenn Sex-Hotline inserieren, dass sie Telefonistinnen brauchen. Es ist auch eine bekannte Sache, dass manche Chefs von ihren Sekretärinen auch noch andere Dienstleistungen erwarten, als dass sie die Akten bearbeiten. Aber dieserart Anzeigen, die mir in letzter Zeit häufiger begegnet, finde ich nervtötend. Mitten in der Wirtschaftskrise sind sicherlich viele Frauen froh, einen antändigen Beruf, wie zum Beispiel als Sekretärin ausüben zu dürfen. Aber dass man dann ganz offiziell solche Zusatzdienstleistungen erbringen soll, nur um eingestellt zu werden? Das grenzt für mich an Hohn und Sexismus. Wo sind wir denn im 21. Jahrhundert gelandet? Da haben unsere Mütter heldenhaft für die Emanzipation der Frau gekämpft. Da haben sie sich energisch dafür eingesetzt, dass Frauen nicht mehr als Sexobjekt gesehen werden. Und wo ist der Erfolg geblieben?

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Es geht mir hier nicht um eine moralinsaure Beschwerde, dass Sex gegen Geld verwerflich ist. Es geht mir darum dass ich solche Stellenanzeigen sexistisch finde. Wenn jemand eine devote Frau haben will, dann soll er das nicht in Stellenanzeigen, sondern unter Kontaktaufnahmen inserieren. Wenn jemand eine Frau für sexuelle Dienstleistungen gegen Bezahlung buchen will, dann soll er in ein Bordell gehen. Angebote dieser Art gibt es viele. Ich finde es einfach unmöglich, dass diese Arbeitgeber ihre Mitarbeiterinnen als Langzeitprostituierte anstellen wollen.

Außerdem frage ich mich, wie sich diese Chefs die Bezahlung vorstellen. Das wäre für mich die totale Ausbeutung, wenn da eine Frau für ein Sekretärinnengehalt regelmäßig sexuelle Dienstleistungen abliefern soll. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass solche Arbeitgeber gerade ganz massiv die Lage ausnutzen, dass viele Leute händeringend nach einem Job suchen.

Es kann sein, dass Ihr anderen Frauen das anders seht. Deshalb würde ich das gerne mal mit euch darüber diskutieren. Natürlich können sich hier auch gerne die Männer zu Wort melden. Als Mann stelle ich es mir auch nicht gerade lustig vor, wenn die eigene Partnerin vor der Wahl steht, arbeitslos zu sein, oder so eine Stelle anzunehmen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Die Beispiele von dir sind der Hammer! Dabei kann es sich doch unmöglich um eine seriöse Stellenanzeige handeln. Ich würde mich nie auf eine Stelle bewerben, in der sexuelle Praktiken teil des Jobs sind!

Aber du hast sicherlich recht, viele Frauen (sicherlich auch Männer) sind dankbar, wenn sie überhaupt einen Job bekommen und ich kann mir auch vorstellen, dass man nach 100 Absagen verzweifelt ist und sich auf solch eine Anzeige bewirbt.

Es würde mich aber doch auch interessieren, wo du diese Anzeigen gelesen hast, da ich auch vor einem Monat auf Jobsuche war (vorallem über Stepstone) und dabei Vergleichbares nicht gelesen habe.

» SophieSelbst » Beiträge: 5 » Talkpoints: 1,91 »


Natürlich ist das eine Unmöglichkeit. Ich finde es bereits schon schlimm, wenn eine Stellenausschreibung speziell auf ein Geschlecht ausgeschrieben ist. Hinzu kommt, dass es bereits verboten ist eine Stellenausschreibung nur für weibliche(/männliche) Personen zu stellen. Wird dazu noch um sexuelle Dienstleistungen gebeten, geht das wirklich zu weit.

Generell halte ich die Geschlechteraufteilung an sich für sehr kritisch. Die Zweigeschlechtlichkeit ist überwiegend gesellschaftlich konstruiert. Über das biologische Geschlecht lässt sich streiten. Deshalb finde ich es wichtig sich gegen solche sexistischen Ansichten zu wehren.

Ich würde mich als Mann, insofern ich arbeitsuchend wäre, einfach aus Protest um die Stelle schriftlich bewerben. Vielleicht gar noch erwähnen, dass ich mit den geforderten Forderungen keine Probleme habe. Folgt eine Ablehnung aus dem Grund, dass ich nicht weiblich bin, würde ich juristische Schritte einleiten. Die Stelle bekommt man in solchen Fällen zwar nicht, aber Schadensersatz könnte möglich sein. Informiert man die Presse, so bekommt man die nötig Aufmerksamkeit, um den Unternehmen eine Lehre zu erteilen und evt. die Einstellung mancher zum Thema Sexismus zu ändern.

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» mich » Beiträge: 665 » Talkpoints: 2,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Finde ich ja jetzt ganz witzig, dass du grad jetzt so ein Thema eröffnest, weil meine Mutter auch immer für mich nach Jobangeboten sucht, die für mich passen könnten und die hat auch sowas gefunden:

Chefsekretärin gesucht die sich um das Filialbüro kümmern möchte, Sie sollten nett, aufgeschlossen und offen für neues sein. Ferner setze ich eine Begleitung auf meinen Reisen voraus. Bei Interesse erwarte ich Ihre ausführliche Bildbewerbung.

oder was ich ja wirklich extrem finde:

Geschäftsmann 38 Jahre sucht eine junge (max. 28 Jahre) Dame. Erfahrung muss nicht vorhanden sein. Ich suche eine hübsche aufgeschlossene Frau die es versteht Ihren Chef richtig zu verwöhnen. Biete gute Bezahlung in Festanstellung. mfg

Ich hab die Inserate jetzt etwas gekürzt aber meine Mutter meinte auch, dass die die Angebote lieber unter Kontaktanzeigen schalten sollten. :lol: Also ich hoffe wirklich, dass niemand SO verzweifelt ist das sie sich da bewirbt beziehungsweise darauf einlässt.

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» Ketmausal » Beiträge: 346 » Talkpoints: 30,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe so ähnlich lautende Stellenanzeigen bei quoka im Berliner Stellenmarkt gefunden. Ich habe natürlich Rechtschreibung und Grammatik verbessert, um hier nicht mit den Boardregeln in Konflikt zu kommen. Ebenso habe ich die Formulierungen nicht wörtlich übernommen, da das hier ja auch nicht regelkonform ist. Aber die Aussageabsicht der von mir gefundenen Stellenanzeigen habe ich natürlich nicht verändert.

Bei Stepstone ist mir so ein Unfug auch noch nicht untergekommen. Ganz offensichtlich gibt es da ganz deutliche Qualitätsunterschiede, was solche Stellenportale angeht. In Quoka kann natürlich jeder Kreti und Pleti Anzeigen aufgeben. So erklärt sich sicherlich auch, wie so ein Unding da auftauchen kann.

Das, was ich da gefunden habe, sind meiner Meinung nach keinesfalls seriöse Anzeigen. Es steht da auch nicht, wie üblich darunter, dass man sich bei Firma xy und dem Personalbeauftragten Max Mustermann bewerben soll. Man kann den Inserenten lediglich über das quoka-Interne Kontaktformular erreichen. Das alleine zeugt schon davon, dass es sich hier nur um etwas ziemlich zwielichtiges handeln muss, wenn der Anbieter anonym inseriert. Und in der Anonymität treibt das Internet manchmal seltsame Blüten.

Ich würde mich auf sowas niemals bewerben. Aber ich finde das rein vom Prinzip eine Sauerei. Keine normale Frau der Welt käme auf die Idee, eine Anzeige in Netz zu stellen, die etwa so lautet:

- Karrierefrau sucht devoten Gas-Wasser-Installateur, der nicht nur in der Hausinstallation Verstopfungen beseitigt. :uebel:

Das ist natürlich ganz schön eklig und nicht ganz ernst gemeint. Aber wenn man so eine dümmliche Formulierung auf das männliche Geschlecht überträgt, wird besonders auffällig wie niveaulos so ein Stellenangebot ist.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Danke für den Thread und die Beispiele, ich habe mich köstlich amüsiert. Das Beispiel mit dem Gas- Wasserinstallateur ist auch super. Da weiß wenigstens jeder woran er ist und kann sich hinterher nicht beschweren wenn der Job anders läuft als normalerweise üblich. Ich kann mir sogar vorstellen dass einige wenige diese Jobangebote sogar mit Interesse lesen und sich vielleicht auch dort bewerben. Wo bekommt man heutzutage noch einen gutbezahlten Job als Sekretärin ohne Vorkenntnisse haben zu müssen.

Solch eine Annonce ist mir auf jeden Lieber (weil ehrlicher) als die Anzeigen die man ständig in der Zeitung liest wo man mit minimalen Aufwand und ohne Vorkenntnisse durch leichte Arbeit von zu Hause aus so richtig Kasse machen kann.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wer solche Stellenanzeigen liest, dem sollte dabei eigentlich schon klar werden, was für eine Art Jobangebot das da ist. Ich finde es ja ganz okay, wenn in entsprechenden Kontaktbörsen so etwas drin steht (zumal es ja auchMänner und Frauen gibt, die dann genau auf solche Rollenspiele stehen), aber bei Stellenangeboten erwarte ich eben genau das: seriöse Stellenangebote. Die Sexhotline-Telefonistin gesucht ist da zwar arg grenzwertig, aber noch vertretbar. Die oben und von Ketmausal geposteten Beispiele allerdings nicht mehr.

Ich frage mich da, inwieweit diejenigen, die solche Anzeigen dann freischalten, diese überhaupt lesen. Denn dass da etwas faul dran sein muss, fällt doch direkt auf.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich gebe dir absolut Recht, wenn du sagst, dass solche Stellenanzeigen einfach nur dämlich sind. Es gab ja hier bereits den Thread in dem von Wohnungsannoncen berichtet wurde, die gezielt Frauen ansprechen sollten, um diese dann als Gespielinnen für den Vermieter zu gewinnen. Auch da habe ich klar ausgedrückt, was ich von solchen Dingen halte. Die Männer, die solche Anzeigen aufgeben sind in meinen Augen ganz kleine und erbärmliche Würstchen. Allerdings finde ich das Vorgehen immer noch nicht dreist, sondern lediglich dumm. An wen jemand seine Wohnung vermietet oder einen Arbeitsplatz vergibt, liegt im Ermessen des einzelnen Mannes (oder der Frau). Und als Arbeitnehmer kann man auch selbst entscheiden, ob man sich auf solche Angebote einlässt oder sie eben ausschlägt. Niemand wird zu etwas gezwungen und selbst wenn der Arbeitsmarkt nur wenige passende Stellen hergibt, so muss man dennoch nicht auf so ein dümmliches Angebot eingehen.

Ich bin mir absolut sicher, dass mein Partner ein solches Stellenangebot nicht annehmen würde und auch ich würde den Arbeitgeber wohl nur anlächeln und dann absagen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand, der zu dieser Form der Arbeit so gar keine Affinität hat, sich auf ein solches Stellenangebot einlässt. Und falls jemand sich mit den Konditionen dieses Stellenangebotes einverstanden erklärt, muss er eben auch bereit sein, den Partner darüber aufzuklären. Was der Partner dann daraus macht, bleibt leider ihm selbst überlassen. Ich selbst könnte durchaus damit leben, wenn mein Partner als Escort arbeiten würde, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Ich verstehe nicht wirklich, warum du diese Anzeigen als Hohn und Sexismus empfindest. Indem du das nämlich tust, nimmst du diese albernen Spinnereien viel zu ernst und räumst den entsprechenden Männern einen gewissen Raum ein und schenkst ihnen eine Aufmerksamkeit, die sie absolut nicht verdienen. Solche Anzeigen sind einfach völlig überflüssig und es lohnt sich nicht, sich darüber aufzuregen. Lache doch einfach über die Dummheit der entsprechenden Arbeitgeber und hake diese Dinge ansonsten ab.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Eigentlich wollte ich aber hauptsächlich sondieren, wie andere zu solchen Jobangeboten stehen. Inzwischen ist ja vieles "normal", was vor ein paar Jahren noch als unmoralisch galt. Ich bin ja doch ein wenig erleichtert, dass die Meisten hier diese Anzeigen so wie ich als anormal und bescheuert sehen.

Ich habe mich da zwar aufgeregt, aber nicht übermäßig. Ich habe den Ausgangspost bewusst sehr spitz formuliert, um ein wenig die Diskussion in Gang zu bringen. Vielleicht gebe ich den inserierenden Spinnern damit zu viel Aufmerksamkeit. Aber ich denke,dass man da schon öffentlich seine Geringschätzung ausdrücken sollte, um solchen Leuten auch mal die Meinung zu präsentieren. Warum sollte denn so ein doofes Treiben unkommntiert bleiben? Das Diskutieren wird auch an der Sache nichts ändern, dass es auch weiterhin solche Stellen- und Wohnungsangebote geben wird. Aber vielleicht liest die eine oder andere junge Frau, die sich in ihrem Urteil noch nicht sicher ist, die Post hier und es hilft ihr, eine Meinung zu bilden.

Ich würde mich auf so etwas auch niemals als Bewerberin melden. Das habe ich zum Glück auch nicht nötig.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Das ist echt der Hammer. Ich wusste gar nicht, dass es soviele Anzeigen dieser Sorte gibt und habe selbst mal in Stellenanzeigen geschaut, bevorzugt in Kleininseraten. Und siehe da, man findet sowas ganz leicht. Aber anscheinend gibt diesen "Arbeitgebern" der Erfolg recht, denn sonst gäbe es doch nicht soviele davon.

Ist es wirklich an der Tagesordnung, dass vereinbart wird im Bewerbungsgespräch, dass man mit seinem Chef schlafen muss? Wenn dem so ist, dann gehe ich ziemlich naiv durchs Leben. Bin zwar ein Mann, aber finde das auch nicht so ganz okay.

» marc1308 » Beiträge: 138 » Talkpoints: -0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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