Als Frau abends allein laufen gehen?
Jetzt ist die Winterzeit da, es wird früher dunkel. Abgesehen davon, dass ich der Kälte wegen nicht gerne draußen Sport mache, schreckt mich auch ab, dass die Dunkelheit doch Gefahren mit sich bringt. Ich denke mir, als Frau ist es sehr gefährlich, abends laufen zu gehen. Vor allem, wenn man ein Typ ist, der immer um die selbe Zeit ungefähr die selbe Strecke läuft. Wenn da jemand ein aufmerksamer Beobachter ist, dann wird man, glaube ich, schon leicht überfallen.
Ich kann das auf jeden Fall nicht, ich habe einfach ein zu mulmiges Gefühl dabei. Was denkt ihr, ist das unnötige Panikmache oder eine berechtigte Sorge?
Ach, das kann man so pauschal doch gar nicht sagen. Ich habe mal gelesen, dass statistisch die meisten Überfälle auf Frauen im Dunkeln doch eher in der Stadt passieren, also nicht unbedingt im düsteren Wald, der total abgelegen ist. Von daher hab ich auch am Abend keine Angst, wenn ich einen kleinen Feldweg alleine laufen, selbst wenn es stockdunkel ist.
Wenn jemand einen bewusst überfallen möchte, dann hat er in der Regel ja auch einen Plan. Dann sitzt er nicht einfach irgendwo im Dunkeln auf einer Parkbank und wartet bis die nächste Frau vorbei joggt, sondern man wird ja dann über einen längeren Zeitraum beobachtet. Das heißt, die Person weiss, dass man jeden zweiten Tag zwischen 18 und 18:30 Uhr das Haus verlässt. Da könnte dich jemand genauso auch überfallen, wenn du von der Arbeit nach Hause kommst oder abends noch kurz zur Tanke fährst um Zigaretten zu kaufen und aus dem Auto steigst. Die Chance ist dabei genauso groß bzw. klein.
Ich denke, wie Sippschaft schon sagte, dass einem ein Überfall prinzipiell immer und überall passieren kann. Wenn die betreffende Person das eben geplant hat. Klar gibt es auch Überfälle, in denen es wohl spontan dazu kommt, dass man sich in solch einer gefährlichen Situation befindet. Dennich ist man wohl generell nirgends davor gefeit.
Daher kann man deine Frage wirklich so nicht beantworten. Das kannst lediglich du für dich selbst beantworten. Für dich ist die Situation gefährlich, ob nun begründet oder nicht. Du hast Angst davor, also solltest du es lassen. Du kannst ja auch Nachmittags oder Morgens joggen gehen, wenn du im Dunkeln unsicher bist. Oder du gehts in ein Fitnessstudio. Oder suchst dir einen Laufpartner. Egal was du machst, du muss eine Lösung für dich finden.
Es gibt andere, für die ist laufen im Wald, egal ob hell oder dunkel, das schönste überhaupt. Die werden sich auch von der potenziellen Gefahr eines Überfalls nicht abschrecken lassen. Das kommt immer auf die eigene Person und die Angstgefühle an. Das muss jeder für sich entscheiden, ob er sich damit wohl fühlt oder nicht.
Ich selbst könnte das auch nicht, ich habe ebenfalls zu viel Angst. Auch wenn ich ein kleines Lämpchen am Stirnband trage, finde ich es abends allein im Wald zu unheimlich. Bereits am Tag knackt es überall, Geräusche werden nur gedämpft wahrgenommen und vom Laubboden geschluckt. Am Tag finde ich das herrlich gruselig. Abends nur gruselig. Und zwar genug gruselig um nicht allein durch den Wald zu joggen. Andere lieben aber vielleicht genau das. Pauschal kann man das nicht beantworten.
Ich gehe nach Anbruch der Dunkelheit nicht laufen, was aber nicht an bösen Menschen liegt, die mir auflauern könnten. Denn das würde in meinem Fall auch einfacher gehen. Ich wohne in einem Weinberg und habe nur wenige Nachbarn, da könnte jemand auch einfach unbemerkt neben meiner Garage warten und mich abfangen wenn ich Abends von der Arbeit nach Hause komme.
Die meisten Wege, die sich hier gut zum laufen eignen, sind aber schlecht bis gar nicht beleuchtet, da habe ich Angst, dass ich ein Hindernis auf dem Boden übersehe. Außerdem hat ein Nachbar auf seiner abendlichen Runde schon mal eine Begegnung mit Wildschweinen gehabt, die wohl aus dem nahe gelegenen Wald gekommen sind.
Natürlich kommt es darauf an in welcher Gegend du wohnst, bzw. in welcher Gegend du laufen gehst, aber generell ist die Gefahr beim laufen überfallen zu werden wahrscheinlich geringer als bei anderen Aktivitäten. Denn wenn ich mich in jemanden hineinversetze, der sich ein Opfer für was auch sucht, dann würde ich mich wahrscheinlich nicht für jemanden entscheiden der sportlich ist, gut aufgewärmt und sich schnell bewegt. Jemand der gemächlich durch den Park trottet ist auf jeden Fall einfacher zu überfallen.
Immer diese Sicherheitsparanoia, kein Wunder das Wolfgang Schäuble immernoch Bundesminister ist! Ich sag es dir mal so: Ich denke nicht, dass es ein hohes Risiko gibt überfallen zu werden, zumal du ja in der Regel nicht mit Wertgegenständen laufen gehst und daher für einen Überfall unattraktiv bist. Zumal es wesentlich lohnendere und einfacher zu überwältigende Opfer gibt: Alte Frauen die gerade aus der Bank kommen zum Beispiel.
Ansonsten stimme ich Sippschaft in seinen Ausführungen zu.
Pauschal würde ich hier auch keine Antwort geben wollen. Und wenn doch (:)), dann würde ich eher sagen, dass es übertrieben Vorsicht ist. So gefährlich ist es hier noch nicht. Wahrscheinlicher ist ein Überfall vermutlich an unsicheren Orten spät nachts in einer Großstadt.
Aber die andere hier genannte Gefahr würde ich gerade beim Laufen im Dunkeln viel höher und realer einschätzen. Das sind nämlich Hindernisse auf dem Weg! Hier kann es zu bösen Verletzungen kommen und dann hätte man es schwer, Hilfe zu holen oder rasch Heim zu kommen. Selbst die gewöhnliche Beleuchtungstechnik für Läufer schützt einen nicht davor, im dunklen Wald einen Ast, Holz, eine Vertiefung usw. rechtzeitig wahr zu nehmen.
TuDios hat geschrieben:zumal du ja in der Regel nicht mit Wertgegenständen laufen gehst
Die angesprochene Gefahr bzgl. eines Überfalls bezog sich wahrscheinlich nicht auf einen Raubüberfall sondern - weil hier speziell auf die Gefahr für Frauen hingewiesen wurde - auf einen sexuell motivierten Überfall. Da spielen mögliche Wertgegenstände keine Rolle.
TuDios hat geschrieben:und daher für einen Überfall unattraktiv bist.
Wenn das Thema nicht ernst wäre, könnte man da jetzt schon auch noch lustig darüber schreiben.
Weiß nun nicht genau, wie ein gewöhnlicher Sexualstraftäter die Attraktivität seiner Opfer bewertet und wie diese Bewertung ihn in seinen Entscheidungsprozessen beeinflusst. Allerdings lässt sich vermuten, dass jedes Opfer attraktiv genug sein könnte.
Gut, wenn man es auf sexuell motivierte Überfälle einschränkt: 2005 gab es 437 Verurteilungen wegen Sexualstraftaten und da ist soetwas wie sexuelle Belästigung schon drin. Wie wahrscheinlich ist es, dass genau sie Opfer einer Sexualstraftat würde? Bei 40.000.000 Frauen (wobei Männer ja auch Opfer von Sexualstraftaten werden könnten, aber das lassen wir mal außen vor) läge die Wahrscheinlichkeit aufgerundet bei 0,0011 Prozent im Jahr. Ich denke das ist gering genug um es bei der Ausrichtung seines Verhaltens zu vernachlässigen.
Arbeiten ist da z.B. wesentlich gefährlicher: In Italien sterben jährlich im Schnitt 1.400 Menschen bei Arbeitsunfällen. Italien ist wohlgemerkt ein kleineres Land (60 Millionen Einwohner) als Deutschland und einen Todesfall könnte man wohl als schlimmer als eine sexuelle Straftat bezeichnen. Also sollte man möglichst nicht mehr zur Arbeit gehen, weil man ja bei einem Arbeitsunfall sterben könnte?
@ToDios
Ich widerspreche Dir ja nicht was das Risiko bzw. die Wahrscheinlichkeit angeht. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass aller Wahrscheinlichkeit schlicht nicht die Angst vor einem Raubüberfall vorhanden sein sollte, welche zur Frage motivierte.
Aber wo hast Du eigentlich die Zahl der Verurteilungen her? Denn nach offiziellen Polizeistatistiken, werden jedes Jahr ca. 8000 entsprechende Vergehen registriert (ohne die Anzahl der Vergehen an Kindern!). Offiziell heißt dies dann "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung". Wobei eben nur die gemeldeten Straftaten in die Statistik einfließen. Daher kommt mir die genannte Zahl (437) an Verurteilungen recht gering vor. Auch wenn ich weiß, dass die Justiz manchmal langsam ist.
Ja natürlich, ich habe versehentlich die Statistik von Österreich mit der von Deutschland verwechselt. Gehen wir davon aus, dass die beiden doch recht ähnlichen Länder größenmäßig umgerechnet würden, dann wären es ~4370 Straftaten gewesen, aber immernoch mit 0,011 % (Männer als Opfer noch immer außen vor) eine relativ geringe Gefahr, wobei noch gesagt wurde das eine Vielzahl der Verbrechen aus "minderschweren Delikten" bestand.
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