Freundin lässt sich alles gefallen - was tun?
Also ich habe eine Freundin, die sich ständig über ihre derzeitige Situation beklagt und ständig unzufrieden mit ihrem Leben ist. Sie hat es in der Vergangenheit auch wirklich nicht leicht gehabt, aber dennoch kann man ja etwas daran ändern. Das Problem ist nur, sie wird nächstes Jahr 20 und lässt sich wirklich alles von zu Hause gefallen.
Um vielleicht gleich mal das Hauptproblem vor weg zu nehmen- Ihre Großeltern haben sie großgezogen und die sind Zeugen Jehovas. So genau kenn ich mich mit dieser "Religionsrichtung" zwar nicht aus, aber ich weiß, dass sie ziemlich strenge und teilweise merkwürdige Ansichten vom Leben haben und danach wurde meine Freundin auch erzogen.
Ich glaube allerdings nicht, dass sie auch so streng gläubig ist, wie ihre Großeltern. Im Gegenteil, ihr Leben wird eigentlich von einer "Null bock", "Mir doch egal" und "Alles ist scheiße" - Einstellung regiert. Was auch ein wesentliches Problem ist. Man kommt ganz schlecht an sie heran und kann sie nur schwer, eigentlich gar nicht, davon überzeugen etwas zu verändern und sich durchzusetzen. Ein Beispiel:
Gestern Abend wollten eine andere Freundin und ich uns mit ihr treffen. Sie wollte erst später am Abend dazu kommen, weil sie noch etwas anderes vorhatte. Wir haben also den ganzen Abend fast drei Stunden vertan, nur um auf sie zu warten und dann kam eine Sms, dass sie doch nicht kommt, weil sie nicht darf! Das wir umsonst gewartete haben, haben wir schon überlebt, aber ich bin der Meinung, dass das nicht ewig so weitergehen kann. Sie lässt ihr ganzes Leben von ihren Großeltern bestimmt, und das mit 19 Jahren!
Sie hat gesagt, sie wollte sich gern mit uns treffen, konnte ihren Großeltern aber nicht widersprechen. Sie ordnet sich immer unter und beklagt sich dann, wie scheiße ihr Leben ist. Sie darf nur ganz selten mit uns weg gehen. Dabei gehen wir nicht mal in die Disco zum saufen, nein wir gehen meistens ganz gesittet ins Kino und noch was essen. Also gar kein Grund das zu verbieten und nachts um drei sind wir auch nicht erst zu Hause. Und selbst wenn, ich finde das nicht normal für ein so junges Mädchen, dass sie sich so verhält.
Könnt ihr mir vielleicht einen Tipp geben, wie ich ihr weiterhelfen könnte? Ich will nicht, dass sie ihr ganzes Lebens so verbringt und sich immer zu nur unterordnen wird. Sie kann ihren Willen nicht durchsetzten und lässt sich alles gefallen. Ich versuche schon immer ihr gut zuzureden und ihr klar zu machen, dass sie sich das nicht gefallen lassen muss. Aber alles reden hilft irgendwie nichts, dabei dreht man sich nur im Kreis und sie blockt ständig ab und lässt keine Argumente gelten. Mann bekommt immer nur zu hören: "Ja ich weiß, aber....!" Ich bin am Ende mit meinem Latein, will sie aber auch nicht einfach aufgeben, vielleicht könnt ihr mir einen Rat geben?
Ich komme auch aus einem sehr strengen Haushalt und ich bin mit ca 22 ausgezogen, weil ich ein Leben wie deine Freundin geführt habe. Meine Mutter stand auf dem Standpunkt "Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst.." Und das konnte ich dann irgendwann nicht mehr ertragen. Ich durfte wirklich auch nichts. Mit 19 Jahren musste ich um 22 Uhr 30 zu Hause sein und wehe ich kam später. Dann durfte ich gar nichts mehr. Und bei mir gab es auch noch Ohrfeigen, weil ich mich dem Willen meiner Mutter widersetzt hatte.
Ich habe mich dann einmal so durchgesetzt, dass ich mit meinem Freund, den meine Mutter natürlich auch nicht leiden konnte, einfach ein Wochenende weggefahren bin. Daraufhin hat meine Mutter vielleicht ein wenig nachgedacht. Es hat sich ab diesem Zeitpunkt ein wenig gelockert und ich durfte wenigstens bis Mitternacht raus.
Aber ich denke, dass deine Freundin keine Hilfe braucht. Sie muss sich diese Hilfe selber geben, indem sie sich von den Großeltern abnabelt und ihnen zeigt, dass es nicht so weiter geht. Damals bei mir waren es noch andere Zeiten. Aber heuzutage denke ich, dass sowas noch unnormaler ist wie es früher war. Sie muss einmal richtig auf dem Putz hauen, oder aber ausziehen. Es wird sich nie ändern.
Ich weiß nicht, ob es vielleicht auch am Alter der Großeltern liegt. Meine Mutter hätte meine Oma sein können. Sie hat mich erst mit 36 Jahren bekommen und ich denke, dass ältere Eltern oder auch Großeltern meist nicht mehr das Verständnis für die Jugend aufbringen. Ich spreche da aus Erfahrung und kann deiner Freundin nur raten, dass sie langsam anfängt ihr eigenes Leben zu führen.
Ich schließe mich Diamante an und weiss aus eigener Erfahrung, dass man aus solchen Situationen selbst heraus wollen muss, damit es ordentlich funktionieren kann. Wenn sie Angst hat und sich einschüchtern lässt von ihren Großeltern, dann wird sich daran nie etwas ändern. Sie muss schon rebellieren wollen, sonst führt das wirklich zu gar nichts. Solange ihre Großeltern nicht merken, dass sie auch ganz anders kann und ein freier Mensch ist, kommen sie doch durch mit ihren Erziehungsmethoden oder was auch immer das sein soll.
Ich kenne das von einer guten Freundin, die aus einem sehr strengen Elternhaus kam. Da durfte sie mit 20 eigentlich abends auch nicht weggehen und einen Freund zu haben war auch total tabu. Das änderte sich dann wirklich erst als ich ihr einfach vorgeschlagen habe, dass wir einen Nacht mal um die Häuser ziehen, sie ihren Eltern einen Zettel schreibt auf dem steht, sie komme am nächsten Morgen wieder und fertig. Ohne Erlaubnis machte sie das dann auch nud das Ergebnis davon war, dass ihre Eltern endlich mal gemerkt haben, dass sie einer erwachsenen Frau nicht vorschreiben können wann sie aus dem Haus zu gehen hat. Das ist tatsächlich Freiheitsberaubung, wenn man wen gegen seinen Willen irgendwo festhält und sie mussten einfach einsehen, dass sie nichts daran ändern können. Wenn sie Lust hat bis 4 Uhr morgens auszugehen, dann tut sie das heute. Und wenn ihre Eltern deshalb die ganze Nacht nicht schlafen können, ist das ihr Problem und nicht mehr ihres.
Erst mal Danke für eure Ratschläge, das bestätigt nämlich meine Meinung, dass sie lernen muss ich wirklich durchzusetzen.
Diamante hat geschrieben:Aber ich denke, dass deine Freundin keine Hilfe braucht. Sie muss sich diese Hilfe selber geben, indem sie sich von den Großeltern abnabelt und ihnen zeigt, dass es nicht so weiter geht. Damals bei mir waren es noch andere Zeiten. Aber heuzutage denke ich, dass sowas noch unnormaler ist wie es früher war. Sie muss einmal richtig auf dem Putz hauen, oder aber ausziehen. Es wird sich nie ändern.
Das wir ihr das nicht abnehmen können und dass sie da selbst durchgreifen muss ist schon klar, nur befürchte ich, dass sie das alleine wirklich nicht schafft! Das ist das Problem. Sie sagt immer "Ich bin nicht der Typ dafür mich durchzusetzen, ich ordne mich immer unter!" Sie versteht einfach nicht, dass das ihr ganzes Leben lang so bleiben wird, wenn sie nicht endlich über ihren eigenen Schatten springt. Aber auf der anderen Seite jammert sie ja ständig rum! Was ja auch verständlich ist, weil ich so eine Situation auch nicht aushalten würde.
Nur ich will ja auch nicht, dass sie sich dermaßen mit ihren Großeltern zerstreitet. Und reden kann sie mit ihnen auch nicht, sagt sie immer. Natürlich ist das Freiheitsberaubung, was die da mit ihr machen. Sie wird total bevormundet. Aber Ihre Großeltern werden auch nicht immer leben. Wie soll sie lernen selbstständig zu sein, wenn nicht jetzt? Außerdem lässt sie sich viel zu viel von Ihren Großeltern einreden. Sie meint, ihre Großeltern kommen immer mit dem Argument, sie hätten sie ja schließlich 19 Jahre lang erzogen. Und dadurch lässt sie sich beeinflussen und fühlt sich verpflichtet sich zu beugen. Es scheint hoffnungslos.
Ich denke auch, dass du deine Freundin nur immer wieder darin bestärken, dass sie sich mal durchsetzen soll. Irgendwann wird sicher der Punkt kommen, an dem ihr alles zu viel wird und sie sich das nicht mehr bieten lässt.
Früher habe ich auch kaum den Mund aufgemacht und mir vielen gefallen lassen, teils ist das auch heute noch so. Allerdings platzt mir dann irgendwann wirklich der Kragen und ich sage dann meine Meinung auch. Vielleicht ist es bei deiner Freundin auch so, dass sie erstmal die Motivation braucht, um sich mal durchsetzen.
Das wird auch sicher besser, wenn deine Freundin eine eigene Wohnung hat und vielleicht etwas weiter von ihren Eltern entfernt wohnt. So lange wirst du nicht viel machen können, außer sie immer wieder zu ermutigen, dass sie sich nicht mehr alles verbieten lässt.
Grundsätzlich ist es immer problematisch, jemandem zu helfen, der sich eigentlich nicht helfen lassen will. Dieses Mädchen weiß offenbar, dass sie nicht das Leben führt, das sie eigentlich führen möchte. Offenbar würde sie generell schon gerne etwas mit euch unternehmen, ordnet sich dann aber doch wieder unter. Ihr Wille ist aber scheinbar nicht stark genug, um sich endlich aus der Bevormundung durch ihre Großeltern zu lösen und ein eigenes Leben zu führen. Wenn sie immer nur meckert, ohne etwas zu ändern, ist ihr wahrscheinlich zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nicht zu helfen, auch wenn ich gut verstehen kann, dass du ihr wünschst, dass sie sich endlich aus der Kontrolle ihrer Großeltern lösen kann.
Vielleicht braucht das Mädchen einfach noch ein bisschen Zeit, reifer zu werden. Allerdings befürchte ich, dass sie auch in den nächsten zehn Jahren ihr Leben noch von dem abhängig macht, was ihre Großeltern ihr an seltsamen Idealen mit auf den Weg geben. Die Großeltern sind ja auch Mitglied einer Sekte und bei solchen Leuten wird oft mit gezielter Manipulation gearbeitet und die Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, haben es doppelt so schwer wie andere, sich daraus zu lösen.
Ich nehme an, dass ihr euch schon oft genug mit dem Mädchen zusammengesetzt habt und ihr mit allerhand guten Argumenten aufgezeigt habt, dass sie so langsam mal anfangen soll, ihr eigenes Leben zu leben. Vielleicht solltet ihr euch noch einmal unter vier oder sechs Augen mit dem Mädel unterhalten und sie fragen, wie sie sich ihr eigenes Leben eigentlich vorstellt.
Wie schaut es eigentlich mit den beruflichen Perspektiven der jungen Frau aus? Sie müsste die Schule ja jetzt eigentlich beendet haben. Studiert sie oder macht sie eine Ausbildung? Was möchte sie später einmal machen?
Was sagt dieses Mädchen selbst denn eigentlich über ihren Lebensstil? Findet sie es nicht selbst seltsam, dass sie so ganz anders lebt und ihre Freiheit fast freiwillig aufgibt, während ihre Freundinnen so ganz anders leben?
Falls ihr mit guten Argumenten nicht weiterkommt, werdet ihr nicht viel tun können. Vielleicht muss deine Freundin selbst erkennen, dass ihr Leben wohl kaum für immer und ewig so weitergehen kann. Vielleicht könntet ihr ihr empfehlen, sich an einen Therapeuten zu wenden. Allerdings bringt dieser Vorschlag nichts, wenn sie nicht grundsätzlich bereit ist, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ein Therapeut und auch Freunde können nur helfen, dem Betroffenen die Entscheidung aber nicht abnehmen.
Ich denke auch, dass einfach ihr Wille nicht ausreichend ist. Sie beklagt sich wirklich ständig und jammert, wie scheiße doch alles ist in ihrem Leben. Keiner würde sie Lieben und so weiter. Aber sie ist dennoch scheinbar nicht bereit den ersten schritt in Richtung Verbesserung zu gehen, in dem sie etwas an ihrer Einstellung ändert. Immer ist alles nur "scheiße, und das bleibt auch scheiße- scheiße!" Das nervt langsam wirklich! Besonders, weil keine Argumente oder Erläuterungen Früchte zu tragen scheinen. Sie sagt zwar immer "Ja stimmt schon..:" Aber für Taten war sie bisher noch nicht wirklich bereit.
Zu Ihrer beruflichen Situation. Sie macht jetzt eine Ausbildung zum Tischler. Ja, vielleicht etwas ungewöhnlich für ein Mädchen in ihrem Alter, aber darin hat sie echt Talent. Aber wenn man sie fragt, wie das nach ihrer Ausbildung weitergehen soll bekommt man als Antwort: "Keinen Ahnung, weiß ich noch nicht. Mir doch egal!" Was soll man darauf doch sagen? Wenn man ihr versucht klar zu machen, dass sie damit nicht weiter kommt, zuckt sie nur mit dem Schultern. Echt zum Verzweifeln ist das. Was soll man da bloß tun?
Sie fragt ja ständig um Rat usw. aber das nützt alles nichts. Man redet, redet und redet und nichts kommt dabei heraus. Sie kennt zwar das Problem mit ihrer Einstellung, aber machen tut sie eben nichts? Wie soll man da noch weiterhelfen? Auch wenn das eigentlich sehr traurig klingt, befürchte ich so langsam wir können nichts mehr für sie tun.
Zunächst einmal finde ich es super, dass sie eine Ausbildung macht und auch, dass sie gerade diesen Beruf ergreifen will. Ich halte nichts von den Vorurteilen, dass der Beruf des Tischlers eher für Männer geeignet ist. Vor Frauen, die als Tischler, Automechaniker oder Ingenieurin habe ich viel mehr Respekt als vor Frauen, die sich einfach in diese antiquierte Frauenrolle begeben und entweder nichts tun, als den Haushalt zu schmeißen oder einen typischen Frauenberuf ergreifen. Sie erlernt einen tollen Beruf und sollte versuchen, auch ihr Privatleben nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten.
Als Lehrling wird sie nicht allzu viel verdienen. Vielleicht ist es aber dennoch irgendwie möglich, dass sie von zuhause auszieht. Das wäre sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht kann sie sich vom Lehrlingsgehalt und Kindergeld zumindest ein kleines Appartement oder ein WG-Zimmer finanzieren.
Ich frage mich allerdings, wodurch diese Egal-Einstellung herkommt. Vielleicht liegt das daran, dass sie ihr eigenes Leben aktuell auch nicht toll findet und selbst keine Lust mehr auf diesen Lebensstil hat. Ihr könnt nur weiter versuchen, sie zu bestärken, sich endlich aus dieser Lebenssituation zu lösen. Mehr könnt ihr sicher nicht tun.
Du wirst da nicht viel ausrichten können. Erfahrungsgemäß können nur die Betroffenen selbst etwas ändern. Wenn da nicht die Einsicht kommt, sodass sie sich nicht mehr alles gefallen lassen (wollen) kannst du als Außenstehender tun und lassen was du willst, du wirst die Situation der Betroffenen nicht verändern können. Reden hilft da nicht. Sie muss von selbst schnallen, dass sie aktiv werden muss, sonst werden andere Menschen nie Respekt vor ihr haben, wenn sie sich nicht endlich wehrt.
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