Warum gibt es Frauenhäuser, aber keine Männerhäuser?
Hallo!
Ich habe neulich gelesen, dass die Gewalt in einer Beziehung oft auch von Frauen ausgeht und die Männer die Leidtragenden sind. Oftmals müssen Männer dann mit den Kindern zur Familie oder Freunden flüchten, weil die Frauenhäuser nur Frauen mit ihren Kindern aufnehmen.
Ich wunder mich schon seit Jahren, warum es keine Männerhäuser gibt oder zumindest Anlaufstellen für Männer mit ihren Kindern, die von den Frauen gewalttätig behandelt werden. Auch Männer leiden in einer solchen Beziehung, aber für Männer gibt es nichts. Allenfalls hilft das Jugendamt den Kindern und nimmt sie aus der Familie raus. Aber wenn ein Mann flüchten muss und die Kinder mitnehmen muss steht er auf der Straße.
Warum gibt es keine Männerhäuser, wo Männer mit den Kindern ausgenommen werden, wenn sie es zu Hause mit den Kindern nicht mehr aushalten? Sicher ist die Dunkelziffer der misshandelten Männer sehr groß. Aber wenn es solche Häuser geben würde, würden sich dann nicht sehr viel Männer auch von gewalttätigen Frauen lösen?
Dass auch immer wieder Männer Gewaltopfer in Beziehungen werden ist mir bekannt. Aber worauf stützt Du Deine Aussage, dass das so häufig ist? Das wäre mir neu.
Frauenhäuser sind meines Wissens dafür da, dass man die Frauen vor der Gewalt von Männern schützt. Ich gehe ja immer noch von der konservativen Ansicht aus, dass Frauen mit körperlicher Gewalt recht wenig gegen männliche Partner ausrichten können. Von der klassischen Bratpfanne mal abgesehen.
Ich vermute mal, dass sich so ein Männerhaus finanziell nur in Großstädten tragen würde, weil es so viele Männer vermutlich nicht gibt, die es öffentlich eingestehen würden, dass sie von ihrer Partnerin misshandelt wurden. Es ist ja für eine Frau schon schwer genug dies zu sagen und auch noch ernst genommen zu werden. Ich denke mal, dass da viele Männer einfach die Angst hätten, als Weichei bezeichnet zu werden und lieber nicht ins Männerhaus gehen würden.
Wie schätzen denn die Männer unter uns das ein?
trüffelsucher hat geschrieben:Dass auch immer wieder Männer Gewaltopfer in Beziehungen werden ist mir bekannt. Aber worauf stützt Du Deine Aussage, dass das so häufig ist?
Ich habe erstmal einen Bericht in der hiesigen Tageszeitung gelesen, dass die Gewalt in der Ehe/der Beziehung immer häufiger von den Frauen ausgeht und ich habe einen Bericht im Fernsehen gesehen. Deshalb denke ich, dass Männerhäuser genauso wichtig sind oder eben es nicht mehr Frauenhaus heissen sollte, sondern eine andere Bezeichnung bekommen sollte und auch Männer dort mit den Kindern unterschlüpfen können.
In dem Bericht stand unter anderem, dass die Männer häufig dann auf der Straße landen, weil sie einfach zu schwach sind, sich durchzusetzen und die Kinder oftmals in Pflegefamilien landen. Oder aber die Männer in der Verwandtschaft unter kommen müssen, wenn sie die Kinder nicht dem Jugendamt überlassen wollen, weil sie bei der Mutter gefährdet sind.
Was heißt denn immer häufiger, hast Du da Zahlen? Denn es ist doch immer noch so, dass Frauen von ihrem Partner geschlagen werden und ihnen dann oftmals nur als einzige Möglichkeit die Flucht ins Frauenhaus bleibt. Und das ja nicht nur, um aus der aktuellen Situation zu entkommen, sondern weil die Bedrohung oft auch noch bleibt.
Eine Frau, die ihren Mann schlägt (ich will nicht abstreiten, dass es das auch gibt, aber rein körperlich sind die allermeisten Männer einer Frau ja doch kräftemäßig überlegen), wird ihn aber nur in den allerseltensten Fällen verfolgen, ihm auflauern, ihm das Leben zur Hölle machen oder gar seine Kinder bedrohen.
Daher denke ich, dass es einfach nicht diesen Bedarf an einer Zufluchtsstätte für geschlagene Männer gibt, wie es umgekehrt bei Frauen der Fall ist, die dann Schutz für sich und oft auch für ihre Kinder benötigen.
Ich glaube zwar, dass die Dunkelziffer auch bei Männern hoch ist, allerdings gilt das ja generell für den Bereich häusliche Gewalt an sich. Dennoch glaube ich schon, dass Gewalt gegen Frauen um Einiges häufiger ist und dass die Frauen dann regelrecht verfolgt werden und um ihr Leben fürchten müssen. Inwieweit das auf männliche Gewaltopfer zutrifft, weiß ich nicht, ich kann mir aber vorstellen, dass die Frauen da zwar ausrasten, aber eine regelrechte Verfolgung seltener ist. Zumindest kenne ich aus dem eigenen Bekanntenkreis ein paar Stalkingfälle, und das waren alles Frauen, deren Männer extrem eifersüchtig waren.
Anstatt gleich ein komplettes Männerhaus einzurichten würde es wohl reichen, kleinere Räumlichkeiten zu mieten. Tatsächlich habe ich nämlich vor Kurzem die Bekanntschaft mit jemandem gemacht, der mir von einer gewalttätigen Partnerin berichtete und der eine zeitlang im Obdachlosenheim unter sehr schlechten Bedingungen unterkam - er wurde von der Frau aber nicht verfolgt, er hatte nach eigener Aussage nur "die Nase voll" und es aufgrund ihrer zahlreichen Wutausbrüche mit Handgreiflichkeiten "nicht mehr ausgehalten". Das Obdachlosenasyl mit katastrophalen hygienischen Verhältnissen (u.a. Uringeruch in den Gängen) wäre natürlich mit Kindern ein no go. Es sollte einfach je nach Größe der Stadt ein paar kleinere Wohnungen oder WGs für männliche Gewaltopfer geben, bei denen man bei Bedarf unterschlüpfen kann.
Was auch noch dazu kommt ist, dass in den allermeisten Beziehungen mit Kindern die Männer die Hauptverdiener sein müssten. Zahlen dafür als Beleg habe ich nicht. Aber die Statistiken des statistischen Bundesamtes sprechen ja ganz klar die Sprache, dass Männer im selben Beruf im Schnitt mehr Geld verdienen als Frauen mit der selben Qualifikation. Im Normalfall ist es ja auch so, dass die Frau aufhört zu arbeiten oder in Teilzeit geht, wenn in der Familie Kinder sind. Für einen Mann ist es im Normfall also um einiges leichter, sich von der Partnerin zu trennen und eine neue Wohnung zu finanzieren.
Schimpft mich ruhig als konservativ. Aber einen Mann, der nach der Trennung einfach so die Kinder mitnimmt, finde ich eine ziemlich ungewöhnliche Vorstellung. In Einzelnen Fällen ist das sicher für die Kinder gut. Aber als Massenphänomen? Mag ja sein, dass einige Frauen nach einer frustrierenden Beziehung gegen den Partner handgreiflich werden. Aber dass es dann auch noch so viele Frauen geben soll, die dann gleichzeitig ihre Kinder und ihre Männer so misshandeln, dass die Kinder vor ihren Müttern geschützt werden müssen, kann ich mir nicht vorstellen. Mag ja sein, dass ich da einem Klischeedenken verhaftet bin. Aber bevor ich das glaube, würde ich gerne eine Kriminalstatistik sehen, die das irgendwie beweist. Dass es den einen oder anderen Fall sicherlich gibt, streite ich ja nicht ab. Aber dass das so häufig sein soll, wundert mich doch sehr. Und das mit den Dunkelziffern ist ja auch so eine unsichere Sache. Dunkelziffern sind ja immer nur Mutmaßungen und durch nichts bewiesen. Sonst wären es ja keine Dunkelziffern mehr.
Es kann ja jeder Journalist behaupten, was er will und eine dicke Schlagzeile daraus machen. Und man weiß ja auch nie, welche Lobby hinter solchen Behauptungen steht. Wäre ja zum Beispiel auch ein bequemes Mittel für viele Männer, sich um die Unterhaltszahlungen für die Frau zu drücken. Einfach sagen, sie ist gewalttätig, die Kinder mitnehmen und dann muss man weder für die Kinder, noch für die Ex-Ehefrau Unterhalt zahlen. Weil vermutlich hat ein gewalttätiger Ehepartner das Recht auf Unterhalt verwirkt. Zumindest stelle ich mir das mit meinem laienhaften Rechtsverständnis so vor.
Viele fragen sich in so einem Fall vermutlich: warum sollte denn ein Mann sich sonst die Blöße geben, zu gestehen, dass er von einer Frau misshandelt wurde? Man ist dann geneigt anzunehmen, dass das ja dann ziemlich schlimm gewesen sein muss und ganz bestimmt nicht erfunden sein kann. So etwas zu erfinden wäre ja schließlich gegen die Ehre eines starken Mannes. Und weil das ganze so ungewöhnlich und bedauernswert klingt, sind die Medien davon so betroffen, dass dann gleich ein riesen Skandal draus gemacht wird. Und der eine oder andere Richter ist damit bestimmt auch zu beeindrucken, auch wenn so eine Story erfunden ist. Kann auch sein, dass ich da vollkommen daneben liege und zur Sicherheit wiederhole ich nochmal, dass ich durchaus überzeugt bin, dass es da einige Einzelfälle gibt. Aber ein massenhaftes Auftreten solcher Fälle kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, weil Männer meistens wirklich körperlich stärker sind als Frauen und die klassische Rollenverteilung noch in sehr vielen Beziehungen praktiziert wird.
Die Quellen, die das behaupten, würden mich schon mal interessieren. Ich lasse mich ja gerne eines Besseren belehren.
Das mit der Blöße ist auch so eine Sache, ich bin mir nämlich gar nicht sicher, ob die misshandelten Männer ein solches Männerhaus, wenn es denn eines geben würde, überhaupt nutzen würden. Eine Frau, die ins Frauenhaus flieht, wird sicherlich überall auf Verständnis und Hilfe treffen. Aber bei einem Mann kann ich mir vorstellen, dass er (vielleicht zu Recht) befürchtet, dass jemand ihn fragt, wieso er nicht gegangen ist oder sich gewehrt hat.
Ähnlich sieht es doch bei den sexuellen Belästigungen aus. Ein Mann, der sexuell belästigt wird, wird selten ernst genommen, da ist der Grundtenor "Soll er sich doch drüber freuen." Trotzdem kommt es vor, wenn auch ganz sicher weit seltener als umgekehrt. Aber bei den geschlagenen Männern werden sich solche Fälle auch im Kopf festgesetzt haben. Man kennt auch diese Ehen, wo der Mann unter dem Pantoffel steht. Das wissen in dem Umfeld dann normalerweise alle und schauen eher belustigt als mitleidig darauf.
Dass der Mann weitaus seltener Zuhause bleibt als die Frau, stimmt zwar, aber kann ja durchaus sein, dass beide arbeitslos sind. Trotzdem hat auch da der Mann dann die Möglichkeit, zum Amt zu gehen und entsprechende Unterstützung zu bekommen, womit er also durchaus in eine eigene Wohnung ziehen könnte. Dass die Frau das nicht zulässt, halte ich dann eher für unwahrscheinlich.
Ich möchte mal kurz einen sachlichen Hinweis anbringen: Es gibt sowohl Einrichtungen für Männer und männliche Jugendliche mit Gewalterfahrungen, wie auch entsprechende Beratungsstellen. Außerdem gibt es auch sogenannte Männerhäuser, insofern ist die Frage der Threaderstellerin etwas überholt.
Die Tatsache, dass es diese Männerhäuser nur in Ballungszentren gibt, ist doch auch klar: Die Männer beginnen gerade erst, sich auch diesbezüglich zu emanzipieren, der Bedarf ist einfach nicht in weniger bewohnten Gegenden vorhanden. Frauenhäuser gibt es auch nicht an jeder Milchkanne. Außerdem ist diese räumliche Distanz kein Hindernis, sich Schutz zu suchen, im Gegenteil. Wer sich in fremde Obhut begibt, dem ist der räumliche Abstand dann auch egal, teilweise sogar wünschenswert zur eigenen Genesung. Nicht umsonst wird gewalttätigen Partnern nicht mitgeteilt, wo sich die Person befindet.
Ich habe so einen Bericht auch gesehen, in dem es um häusliche Gewalt geht, wo allerdings der Mann von der Frau geschlagen wird. Natürlich kommt sowas auch vor und das ist gar nicht so selten. Nur ist die Dunkelziffer eben doch recht hoch, weil man bei Männern sowas weniger vermuten würde.
Allerdings gibt es wohl sowas wie Männerhäuser, nur heißen die nicht so. Meistens sind es einfach Notunterkünfte speziell für Männer. Ich habe allerdings noch nichts davon gehört, dass es sowas wie Vater-Kind-Unterkünfte gibt aber immerhin Zufluchtsorte, wo man eben auch Männer unterbringt (bzw. ausschließlich).
Sowas ist aber in der Tat sehr viel seltener als Frauenhäuser. Das liegt sicher auch an dem Problem, dass es einem schon abwägiger erscheint, dass eine Frau ihren Mann schlägt. Klingt erstmal komisch, aber bei vielen ist es das nunmal jenseits der Vorstellungskraft.
Das "kleinkarierte" Denken gibt es eben immernoch: Männer sind das "stärkere Geschlecht" und wenn von häuslicher Gewalt dir Rede ist, assoziiert man damit einfach erstmal nicht, dass auch der Mann unter der Frau leiden kann und nicht bloß anderherum.
Hier muss auch die Verhältnismäßigkeit bedacht werden. Das es Gewalt gegen Männer geben kann, streitet keiner ab. Aber in welchem Verhältnis steht dies bezüglich zur Gewalt gegen Frauen? Und allein dieses (Miss)Verhältnis bestimmt darüber, ob es solche Einrichtungen gibt oder nicht.
Unstreitig (ich habe auch keine Verhältniszahlen!) sollte doch sein, dass der klassische Fall viel weiter verbreitet ist. Der Mann bedroht Frau mit Kindern. Wohingegen eine Frau (welche auch die Kinder zur Welt gebracht hat) weit weniger oft den Mann UND die eigenen Kinder misshandelt.
Daher stellt sich die Frage, wohin mit den knappen Ressourcen? Aktuell dürfte es so sein, dass der notwendige Bedarf bei Frauenhäusern nicht gedeckt wird. Wohl nur aus Kostengründen. Soll man nun die knappen Gelder hier weiter kürzen, um auf der anderen Seite auch den deutlich selteneren Gegenfall aufzufangen?
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