Neulich an der Kasse - Wechselgeld brauchen wir nicht

vom 28.10.2009, 09:59 Uhr

Seit einiger Zeit gehe ich ja wieder arbeiten und sitze an der Kasse eines Discounters. Dort kann man wenn man darauf angewiesen ist mit Gutscheinen zahlen, das sind so Art Lebensmittelgutscheine die bekommt man unter anderem von der Arge. Diese dürfen nur für Lebensmittel ausgegeben werden und am Ende darf ich 10% des Gutscheinwerts als Wechselgeld auszahlen.

So neulich kamen dann wieder welche mit so einem Gutschein einkaufen, daran ist auch nichts verwerfliches in so eine Lage kann in meinen Augen jeder kommen. Aber diese Leute kauften für 4,97 Euro ein und der Gutschein hatte einen Wert von 5 Euro und ich legte ihnen die 3 Cent mit dem Bon hin. Sie gingen ohne ihr Wechselgeld einzustecken und als ich es bemerkte rief ich ihnen noch hinterher, dass sie ihr Wechselgeld vergessen hätten. Da bekomme ich tatsächlich zur Antwort „Ach das brauchen wir nicht.“

Bitte? Ich dachte ich höre nicht richtig. Ich fand das unheimlich dreist. Sie bekommen die Gutscheine die ja indirekt vom Steuerzahler gezahlt werden und dann bleibt das Wechselgeld liegen, weil man es nicht braucht? Sicher es waren nur 3 Cent aber so geht das doch nicht. Ich finde es sehr respektlos den Menschen gegenüber die den ganzen Tag arbeiten gehen.

Sagen darf ich natürlich nichts, aber verstehen konnte ich das auch nicht. Wie findet ihr solches Verhalten. Ich kann sicherlich nichts daran ändern wenn ich mich darüber aufrege aber für so was habe ich keinerlei Verständnis.

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo!

Ich muss erst mal sagen, dass diese Gutscheine nicht nur von den Steuerzahlern bezahlt werden. Es gibt auch Firmen, die so die Spesen auszahlen. Ich habe selber mal in einer solchen Firma im Lohnbüro gearbeitet und ich kannte auch jemanden, der in einer anderen Firma gearbeitet hat und regelmäßig seine Spesen (er war LKW Fahrer) in Form dieser Essensgutscheinen ausbezahlt bekamen. Es waren im übrigen die gleichen Gutscheine, die sehr wenige Hartz 4 Empfänger auch bekommen.

Wenige Hartz 4 Empfänger deswegen, weil die Ämter solche Gutscheine nur statt Bargeld geben dürfen, wenn angenommen werden kann, dass das Versorgungsgeld anderweitig, als für Lebensmittel gebraucht wird. Ansonsten ist es nicht gestattet, weil es diskriminierend wäre, wenn man Hartz4 Empfängern den Umgang mit Geld nicht zutraut. Alkoholiker und drogenabhänge Hartz 4 Empfänger dürfen dann solche Gutscheine bekommen. Aber "normale" Hartz 4 Empfänger nicht.

Wenn man also davon ausgeht, dass diese Essensmarken von vielen Menschen in Umlauf gebracht werden, dann ist es halt so, als ob man eben an der Kasse 3 Cent nicht wiederhaben will, wenn man auch das Geld in bar gibt. Deswegen finde ich es nicht verwerflich. Und wenn einer meint, dass er es nicht braucht, dann ist doch da nichts dreistes dran. Jeder kann mit seinem Geld oder seinen Gutscheinen machen was er will und auch ein Hartz 4 Empfänger darf doch Trinkgeld geben, oder nicht?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo Diamante

Ich wollte es eigentlich nicht so genau ausdrücken weil mir sonst am Ende irgendwas unterstellt wird aber diese Gutscheine bekommen hier die Leute die bei uns in der Nähe im Aussiedlerheim untergebracht werden. Und auf den Gutscheinen steht ja drauf, dass sie von der Arge sind.

Es sind definitiv keine Gutscheine die als Spesen rausgegeben werden, da würde ich nie was sagen, das wäre ja so als wenn ich einen Kosmetikgutschein bekommen und dann eben nicht alles verbrauche. In meinem geschilderten Fall ist es leider nicht so gewesen.

Wie gesagt ich will niemanden für seine Situation verurteilen aber das fand ich sehr dreist. Diese Gutscheine müssen auch von allen Seiten unterschrieben werden und werden korrekt abgerechnet mit den zuständigen Stellen.

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn es wirklich so ist, daß die Gutscheine von eben den genannten Menschengruppen benutzt werden, dann kann ich deine Bauchschmerzen verstehen. Wie du beschrieben hast, handelt es sich wirklich um eine der Ärmsten, von den Armen. Umso weniger kann ich nachvollziehen, wie diese auf Geld freiwillig verzichten können. Man überlege sich, die machen das öfter, da käme ein ganz schönes Sümmchen heraus.

Möglicherweise ist ihnen das gar nicht bewußt, weil sich nicht in diese Richtung denken. Eine anderen Grund fällt mir spontan nicht ein. Bei einem reichen Menschen, würdest du dergleiches wahrscheinlich kaum erleben. Viele von ihnen haben sich ihr Geld hart erarbeitet und deswegen ein gewisses Quäntchen Geiz entwickeltn. Nicht umsonst heißt es, von den Reichen lernt man das Sparen.

Vielleicht war es auch einfach der Übermut der Leute. Hast du nicht auch schon mal unbedacht Dinge gemacht, die du bei näherem Hinsehen kein zweites Mal machen würdest. Das ganze geschieht aus einer Laune heraus. Meistens wenn man besonders gut gelaunt ist. Das wäre noch zu verzeihen und absolut menschlich.

Wir werden wohl nie erfahren, was diesen Mann dazu getrieben hat, das Geld bei dir zu lassen. Aber ich kann dir den Ratschlag geben, das Geld in eines der vielen Sparbehälter für Arme zu schmeißen. Dann kommt es dahin, wo es am nützlichsten ist.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich verstehe deinen Unmut ehrlichgesagt wenig. Auch ein Bedürftiger hat das Recht mit dem Geld zu machen was er meint. Häufig ist in anderen Kulturen auch der Umgang mit Geld, auch wenn man wenig hat, ein anderer und er wirft es ja nicht weg, sondern überlässt es dir bzw. der Kassiererin, was sie mit dem Geld macht. Nun kann es sein, dass er das als eine Art "Trinkgeld" sieht, weil er dich sympathisch findet - wie es vielleicht in deren Kulturkreis eher üblich ist. Oder es ist ihm tatsächlich egal. Man weiss das nicht. Frage ihn dochmal bei nächster Gelegenheit.

Ansonsten ist es ja nun in deiner Verantwortung was damit zu tun ist. Und da fiel mir wie Fabienne auch zu allererst ein, sollte so etwas öfter vorkommen oder eben auch generell - das Restgeld in eine Spendenbox zu tun. Habt ihr nicht auch so eine Kooperation im Laden? Ich kenne sehr viele Läden, die eine Kleingeldbox der Aktion Mensch rumstehen haben. Oder für Tierheime. Oder mache deinem Chef doch mal den Vorschlag. Kommt bestimmt gut an!

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo

Aber wenn mir das Geld aus Freundlichkeit als Trinkgeld überlassen wurde, sollte das dann nicht dazu gesagt werden? Na ja egal. Ich wollte nur schnell was zum Thema Trinkgeld einstecken, Spendenbox etc. sagen.

Eine Spendenbox gibt es bei uns nicht und ich kann das Geld auch nicht mitnehmen und in die nächste Box tragen zum Beispiel in der Bank gegenüber. Der erste Satz den ich gelernt habe ist "Testkauf ist immer!" sollte ich das Geld einstecken und werde dabei beobachtet, auch wenn es in guter Absicht passiert, bin ich meinen Job los.

Alles Geld was liegen bleibt wird eingebongt, ich traue mich gar nicht irgendwas anderes mit dem Geld zu machen außer es in die Kasse zu tun. Sicherlich kann jeder mit seinem Geld machen was er will, aber dann soll er es doch bitte auch selber und ehrlich verdient haben, oder nicht?

Ob es nun geschehen ist weil es in manchen Ländern Sitte ist Trinkgeld zu geben, weiß ich nicht, aber davon gehe ich nicht aus. Ich will keinem was böses oder irgendwem was unterstellen aber diese ganze Situation war sehr grotesk.

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Dann würde ich an deiner Stelle zuallererst deinen Vorgesetzten fragen wie damit umzugehen ist, wenn ein Kunde das Rückgeld nicht haben will. Was sagt er denn dazu? Da bist du in jedem Fall auf der sicheren Seite, gerade in heutigen Zeiten wo ja eben mit Kleinstbeträgen oder Pfandbons schon rechtlich wirksame Kündigungen ausgesprochen werden dürfen.

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die Leute nicht ganz verstehe. Wer bereits mit einem Gutschein einkaufen muss, der hat es wirklich nicht dicke und drei Cent sind eben drei Cent. Das ist zwar nicht viel, aber wenn man solche Beträge mal aufsummiert, kommen irgendwann doch ein paar Euro bei rum, und das merkt man dann doch wieder.

Vielleicht haben diese Leute aber auch ein Problem, mit Geld umzugehen. Es wird schon einen Grund haben, dass sie Gutscheine bekommen anstatt Bargeld. Allerdings würde ich mich an deiner Stelle jetzt auch nicht wegen der drei Cent so aufregen. Vielleicht war es ja auch nur eine einmalige Handlung aus Übermut heraus. Man kann ja aus einer einmaligen Beobachtung keine Regel erkennen.

» Ashyja » Beiträge: 101 » Talkpoints: 1,54 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!

Ich kann auch verstehen, dass du deswegen ins Grübeln gekommen bist, aber wegen 3 Cent würde ich mir nicht so viele Gedanken machen. Wenn es 50 Cent oder 1 Euro gewesen wären, dann hätte ich die Leute auch nicht verstanden. Aber die Menschen, die nicht von der Arge leben, lassen sich doch auch nicht immer das Wechselgeld wieder geben. Mein Freund und ich haben das Geld auch nicht gerade im Schrank gestapelt und trotzdem sagt er schon mal an der Kasse, dass sie das Wechselgeld von 2 oder 3 Cent behalten sollen.

Sicherlich trägt Kleingeld auch irgendwann zu einer größeren Summe bei, aber ich würde keinen Harzt 4 Empfänger verurteilen, weil er einmal seine 3 Cent Wechselgeld nicht mitnimmt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wenn jemand aus welchem Grund auch immer überhaupt kein Bargeld bekommt sondern alle Leistungen in Gutscheinen bezahlt werden kann die Person mit drei Cent ja wirklich nichts anfangen, dafür bekommt man ja heute nicht mal mehr ein Gummibärchen am Kiosk. Und die Tatsache, dass nur drei Cent Rückgeld übrig geblieben sind deutet ja auch darauf hin, dass diese Person versucht hat den Gutschein möglichst voll auszunutzen.

Trotzdem habe ich auch ein gewisses Problem damit wenn Menschen mit Kleingeld so wegwerfend umgehen und ich denke man kann so etwas auch dezenter lösen ohne dabei wie jemand rüber zu kommen, der Kleingeld nicht nötig hat. Es gibt doch genug Spendenboxen, wenn nicht im Geschäft selber dann spätestens in der nächsten Kirche, oder Leute die auf der Straße schnorren oder kleine Kinder, die sich auch über drei Cent für die Spardose freuen. Aber so weit hat diese Person sicher nicht gedacht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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