Freunde reagieren nach Tod der Katze sehr merkwürdig

vom 27.10.2009, 12:24 Uhr

Mein Freund und ich haben ein befreundetes Pärchen, die wir nun schon seit 7 Jahren gut kennen und mit denen wir etwa 2 Mal monatlich etwas unternehmen. Ich denke, wir sind ganz gute Freunde und verstehen uns auch dement-sprechend. Nun hat mein Freund am letzten Wochenende die beiden angerufen, weil wir eigentlich geplant hatten am kommenden Freitag etwas gemeinsam zu unternehmen und wir wollten nochmal wissen, wo wir uns wann treffen. Als er anrief verlief das Gespräch aber sehr unerwartet.

Der Mann war dran und sagte 'Wir haben einen Todesfall' und als mein Freund dann bestürzt wissen wollte, was passiert sei, hat er einfach aufgelegt. Wir machten uns seither natürlich sehr große Gedanken. Aber wir wollten auch nicht so aufdringlich und nervig sein und dann nochmal anrufen, sondern den beiden schon ihre Ruhe lassen. Teilweise aber war ich mir nicht einmal sicher, ob es nicht doch vielleicht sogar so ist, dass seine Freundin und damit unsere gemeinsame Bekannte verstorben ist.

Als ich es dann gestern wirklich nicht mehr aushalten konnte, weil ich mir zu große Gedanken gemacht habe, rief ich dort nochmal an und habe vorsichtig nachgefragt, was passiert sei. Wieder war nur der Mann dran und meinte, ihre Katze sei überfahren worden und dann legte er schon wieder auf. Zwar kann ich Tierliebe sehr nachvollziehen und auch, dass man vielleicht dann seine Ruhe haben möchte, aber das Verhalten irritiert mich total.

Zuerst lässt er uns tagelang damit sitzen, dass jemand gestorben sei und wir machen uns Gedanken darüber, ob es vielleicht sogar seine eigene Freundin war und dann kommt heraus, dass es 'nur' (ich meine das wirklich nicht so gefühlfrei wie es sich liest) die Katze war und dann ist es noch nicht einmal in der Lage ein ordentliches Gespräch zu führen.

Ich weiß wirklich nicht mehr wie ich darauf reagieren soll und habe mich jetzt mit meinem Freund geeignet, dass wir dort gar nicht mehr anrufen. Wenn die beiden Lust haben können sie sich ja melden aber von meiner Seite aus wird mir das Ganze jetzt etwas zu suspekt.

Findet ihr das nicht auch total merkwürdig, dass man sich dann derartig verschließt und den Anderen sogar einfach mit einem 'Todesfall' stehen lässt? Die Katze war gerade mal 3 Monate alt und selbst wenn man das Tier abgöttisch geliebt hat, weshalb ist man nicht in der Lage mit Freunden ein normales Gespräch zu führen?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich weiß ja nicht, wie alt Deine Freunde sind. Jetzt spekuliere ich mal wüst herum. Vielleicht hatte die Frau ja wegen dem Schock, dass das Kätzchen gestorben ist, gleichzeitig auch noch einen Abgang in der Frühschwangerschaft und die beiden trauen sich nicht darüber zu reden. Weil irgendwo ist das für viele ja noch ein Tabuthema. Das würde vielleicht das merkwürdige Verhalten erklären. Dass also der Tod von dem Kätzchen nur vorgeschoben ist. Aber wie gesagt, das sind wüste Spekulationen.

Andererseits weißt Du ja nicht, wie das Kätzchen zu Tode gekommen ist. Vielleicht ist ja ein unglücklicher Unfall passiert, dass einer von den beiden irgendwas gemacht hat, dass das Tier aus versehen durch menschliches Versagen gestorben ist. Ein Kater bei uns in der Familie wurde als Jungtier mal beinahe totgeschlagen, weil er am Bügelbrett hochkletterte, das zusammengeklappt an der Wand lehnte.

Das Bügelbrett kam aus dem Gleichgewicht und fiel auf das Katerkind. Er landete wie ein Wunder zwischen den Beinen des Bügelbrettes. Wäre er zwei Zentimeter weiter seitlich gelegen, hätten die Beine des Bügelbrettes ihn totgeschlagen. Vielleich hatten deine Freunde auch einen tragischen Unfall mit dem Kätzchen. Wenn man dann wegen sowas Schuldgefühle hat, kann das schon enorm belasten.

Schreibt vielleicht eine nette Karte, dann fühlen sie sich nicht belästigt. Drücke dein Beileid aus und schreibe, dass ihr euch gerne treffen würde um sie ein wenig aufzumuntern. Vielleicht hilft das.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Also das mit der Schwangerschaft würde ich jetzt einfach mal ausschließen. Da könnte man ja wirklich in jede Richtung wild herum spekulieren und ich könnte auch auf die Idee kommen, dass einer der beiden vielleicht jemand mit dem Auto tot gefahren hat. Dahingehend gibt es ja hunderte von Möglichkeiten, dass etwas passiert ist, worüber die beiden nicht sprechen möchten. Deshalb ist das eben sehr schwierig überhaupt irgendeinen Anhaltspunkt dingfest zu machen, weil ich nicht nachvollziehen kann, weshalb sie so verschlossen sind.

Ich weiß, dass die beiden ihre Katze sehr geliebt haben und sie haben für das Kleine wirklich alles getan. Sie haben sogar extra ihr Haus umgebaut und das Kleine war für sie wie ein Kind. Wenn ich auch diese Tierliebe stark übertrieben fand und das nicht immer nachvollziehen konnte, so bin ich natürlich total verständnisvoll dafür, dass sie unter dem Tod sehr leiden. Aber ich kann das selbst vergleich mit dem Tod geliebter Menschen. Als mein Opa starb war ich unglaublich traurig, weil er das wichtigste Mensch in meinem Leben war.

Trotzdem war ich im Stande dazu ein paar Tage später normal zu sprechen und Freunden am Telefon wenigstens kurz zu sagen, dass mein Opa verstorben ist, es mir nicht so gut geht und ich Zeit für mich haben möchte. So etwas schafft man, egal wie schlimm ein Schmerz ist. Außerdem natürlich, man steht total unter Schock. Aber da muss ich eben wirklich wieder darauf zurück kommen, dass es eine Katze war, die gerade mal 3 Monate alt war und die eben ein Tier ist. Dass deshalb das ganze Leben zusammenbricht ist für mich etwas unverständlich.

Das mit der Karte ist vielleicht eine ganz nette Idee, aber derzeit weiß ich nicht einmal was ich dort reinschreiben soll. Ich kann mein Beileid ausdrücken, aber derzeit bin ich ziemlich verstört wegen des Verhaltens und wüsste nicht, wieso ich überhaupt so nett reagieren sollte.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn die beiden eine so übertriebene Tierliebe haben, wie Du schreibst, dann stehen sie wohl wirklich unter einem starken Schock. Wenn man unter Schock steht, kriegt man nicht mehr mit, wie man sich zu anderen Verhält. Das ist einfach wie ausgeblendet und die Wahrnehmung ziemlich eingetrübt. Fachsprachlich nennt man das Akute Belastungsreaktion. Die Leute reagieren unter Schock eben nun mal oft total unangebracht und total bekloppt.

Versuche also, das Verhalten Eurer Freunde nicht zu persönlich zu nehmen. Sie haben vermutlich nicht mal mitgekriegt, wie Du Dich vor den Kopf gestoßen fühlst. Und beabsichtigt haben sie es garantiert nicht, Dich so zu verletzen. In ein Paar Wochen werden sie es verstehen, dass sie sich daneben benommen haben.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Menschen gehen halt unterschiedlich mit ihrer Trauer um, und auch der "Grund" dafür ist vielfach für andere nicht nachzuvollziehen. Natürlich wirkt das Ganze für Außenstehende etwas befremdlich und auch das Verhalten des Freundes kann ich schwer schönreden, da ich selber in "vergleichbaren" Situationen - so wie Du - immer noch in der Lage war, einigermaßen vernünftig mit anderen zu sprechen.

Wenn ich das richtig verstehe, hattest Du zwischenzeitlich Kontakt mit ihm, aber nicht mit ihr. Vielleicht versuchst Du es ja nochmals direkt bei ihr, etwa auf ihrem Mobiltelefon. Es kommt natürlich darauf an, ob Du eher mit ihm oder mit ihr befreundet bist, d.h. ob Du explizit mit ihr auch engeren Kontakt hast. Ansonsten würde ich auch erstmal nichts tun und ihnen einfach die Zeit geben, die sie offensichtlich brauchen. Erfahrungsgemäß spielt sich soetwas dann mit der Zeit (die ja bekanntlich alle Wunden heilt, um mal ein klischee zu gebrauchen) wieder ein.

» bsm123 » Beiträge: 1254 » Talkpoints: 13,60 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kann ja sehr gut nachvollziehen, dass der Tod der Katze für Deine Freunde richtig schlimm ist. Was ich allerdings nicht verstehe ist, dass sie Dir nicht gesagt haben, worum es eigentlich geht. Sicher hättest Du für ihre Trauer dann auch Verständnis gehabt.

Nun ja, jeder reagiert anders und vielleicht sind sie ja für ihre Trauer um das Tier von anderen auch einfach ausgelacht worden. Habe ich selbst schon erlebt. Es gibt Menschen, die einfach nicht verstehen können, dass man auch um den Tod eines geliebten Haustieres richtig trauern kann.

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» berthe » Beiträge: 300 » Talkpoints: 4,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Tierliebe hin oder her - aber das ist wirklich eine merkwürdige Art zu trauern. Natürlich kann ich es nachvollziehen, wenn man wirklich sehr traurig über den Tod eines geliebten Haustieres ist und für manche mag ein Tier mehr als nur das sein (eben ein guter Freund), aber euch am Telefon zu sagen, es gäbe einen Todefall und dann einfach aufzulegen, nunja. Das macht man nicht mit guten Freunden.

Es ist kaum zu viel verlangt, wenn man die Situation kurz erklärt, dann sagt, dass man nicht darüber reden will, Zeit zum nachdenken möchte und sich dann entsprechend wieder melden, wenn es einem besser geht. Damit kann wohl jeder umgehen und weiß auch bescheid. Man soll ja nicht lang und breit über was reden, was einen sehr traurig macht.

Ich denke ihr handhabt das vollkommen richtig. Wenn die beiden ihre Trauer überwunden haben, werden sie sich schon melden. Ob sie dann darüber reden wollen oder nicht, ist ja ihnen überlassen. Da würde ich von selbst auch nicht von anfangen. Und wenn sie sich nicht melden, sollte euch das schon zu denken geben, ob das wirklich so gute Freunde sind. Ihr habt euer Interesse an ihnen bekundet, euch gemeldet. Man kann euch also auch kein Deinteresse vorwerfen. Damit hat sich das und ist von ihnen abhängig.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Schon mal überlegt, dass vielleicht einer der beiden selber die Katze aus versehen tot gefahren hat? Dann machen sie sich noch gegenseitig Vorwürfe und das belastet noch zusätzlich die Beziehung. Und das man dann in dieser Situation nicht unbedingt mit jemanden reden will ist doch dann auch verständlich. Wenn mehrere Sachen auf einmal kommen, dann sowieso.

Ich würde einfach mal abwarten und nicht den Kontakt abbrechen. Irgendwann werden sie dir garantiert erzählen, warum sie so reagiert haben. Für viele ist ein Haustier eben auch wie ein Kindersatz und wenn dann was passiert, dann ist es um so schlimmer und wenn dann auch noch einer der beiden vielleicht "Schuld" dran hatte, ist es noch schlimmer.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich kann Deine Reaktion, Sippschaft, absolut verstehen. Ich selbst habe schon lange Katzen und eine ist auch mit gut 5 Monaten von einem Auto angefahren worden und musste eingeschläfert werden. Am Abend jenes Tages war ich auch nicht gerade zum Ausgehen und anderen Aktivitäten bereit, habe aber zumindest sagen erklären können, dass das arme Tier angefahren worden war und ich es einschläfern lassen musste. Da hatte auch jeder für meine Gemütslage Verständnis.

Sicher kann man auch mehr und länger um ein Tier trauern. Aber als ich Deine Beiträge las kam es mir so vor als würde das Tier vermenschlicht und eine Art Kindersatz sein. So etwas kann ich auch nicht nachvollziehen und wüsste daher auch nicht, wie ich mit solchen Freunden umgehen sollten. Daher würde ich genauso reagieren wie Du: die Freunde in Ruhe lassen - sie werden sich melden, wenn sie soweit sind.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es ist sicherlich eine komische Art erst im Raum stehen zu lassen, dass es einen Todesfall in der Familie gab und dann auch beim nächsten Gespräch einfach wieder aufzulegen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass sich die beiden vielleicht Vorwürfe machen. Es muss ja nicht sein, dass einer der Beiden die Katze überfahren hat, aber vielleicht machen sie sich dennoch Vorwürfe. Einer wird die Katze rausgelassen haben und in seiner Trauer sagt man manchmal Sachen, die man normal nicht sagen würde. Vielleicht streiten die Beiden im Moment zusätzlich viel.

Ich würde einfach noch ein paar Tage warten und dann nochmal anrufen und hören was sie sagen. Vielleicht hat sich dann alles schon etwas beruhigt und sie reden wieder richtig mit dir. Es kann ja auch sein, dass eure Freunde sehr trauern und eben so mit ihrer Trauer umgehen. Du könntest auch einen Brief oder eine email schreiben und ihnen darin mitteilen, dass ihr für sie da seit, wenn sie euch brauchen und euch jeder Zeit anrufen können. Aber den Kontakt deswegen abbrechen, würde ich auch erstmal nicht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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