Seltsamer Dozent - wie verhalten?
Eine Freundin von mir ist in einer etwas unangenehmen Situation. Sie hat seit diesem Semester einen neuen Dozenten, der noch relativ jung ist, er hat gerade promoviert und jetzt einen Lehrauftrag an unserer Uni bekommen, ist gerade erst Dreissig geworden. Bislang fand sie den Mann eigentlich ganz nett und auch seine Veranstaltung war bislang offenbar interessant und sinnvoll strukturiert.
Neulich hat sie ihn aber nachmitags in unserem Mensa-Cafe getroffen, wo sie mit ein paar Büchern saß. Er sah sie und fragte, ob er sich mit seinem Kaffee zu ihr setzen dürfe, was sie natürlich erstmal gestattete. Dort unterhielten sie sich dann eine Weile und schließlich meinte er, dass sie ihn außerhalb des Seminars auch gerne duzen und mit Vornamen ansprechen dürfe. In der Uni käme das wohl nicht so gut, aber wenn man sich so träfe, fühle er sich komisch und uralt, wenn er mit Dr. XY angesprochen werde. Schließlich sei er nicht so viel älter als seine Studierenden. Sie fand das seltsam, wollte ihn aber auch nicht vor den Kopf stoßen und erklärte sich einverstanden.
Einige Tage später war sie mit einigen Leuten auf einer Uni-Party, wo besagter Dozent sich ebenfalls aufhielt. Als er sie sah, stellte er sich sofort zu ihr mit an den Tisch und fing ein Gespräch an, wie man es normalerweise mit guten Bekannten so tut, wenn man sich auf Party trifft. Ihr war das Ganze aber furchtbar unangenehm, weil er ja nun mal trotz allem noch ihr Dozent ist und sie somit von ihm abhängig ist. Er ist ihr auch nicht direkt unsympatisch, aber er ist nunmal ihr Lehrer und damit niemand, mit dem man unbedingt seine Freizeit verbringen möchte.
Er hat zwar nie auch nur angedeutet, irgendein sexuelles Interesse an ihr zu haben, sondern scheint tatsächlich nur darauf aus in der fremden Stadt neue Kontakte mit jungen Leuten zu knüpfen, trotzdem fühlt meine Freundin sich unwohl dabei. Sie befürchtet Gerede und peinliche Situationen bei der Benotung ihrer Semesterarbeit, etc. Ob er mit anderen Studierenden ebenfalls private Kontakte pflegt weiß sie nicht, aber auch wenn das der Fall wäre, würde ein seltsamer Beigeschmack bleiben.
Natürlich will sie den Mann aber auch nicht rigoros abweisen und ihm sagen, dass sie keinesfalls eine engere Bekanntschaft zu ihm unterhalten möchte, denn erstens findet sie das gemein, zweitens muss er ihre Leistung eben noch benoten. Jetzt überlegt sie das eigentlich sehr positive Seminar deswegen zu verlassen, weil sie sich unwohl fühlt, wenn sie da sitzt und er denkt, sie seien irgendwie befreundet. Außerdem fürchtet sie halt um ihre Note oder eben die Gerüchteküche, je nachdem, wie er sie bewertet.
Nun hat sie mich diesbezüglich um Rat gefragt, aber ich weiß auch nicht so genau, wie ich mich verhalten würde. Ich kann zwar verstehen, dass der Dozent sich in einer fremden Stadt vielleicht einsam fühlt und die Altersdifferenz zwischen Mittzwanzigern, die wir sind, und jemandem um die Dreissig würde theoretisch durchaus für eine Bekanntschaft sprechen. Ich habe einige Freunde in dem Alter, das ist also nicht das Problem. Ich finde allerdings den Rahmen extrem unangebracht. Vielleicht ist ihm das nicht bewusst, aber da er ja Noten vergibt, hat man kaum die Möglichkeit sein Freundschaftsgesuch abzulehnen. Und wenn man befreundet ist, ist diese Beziehung sicher auch seltsam, weil er ja, wenn vielleicht auch unbeabsichtigt, die Machtstellung in der Freundschaft innehat und man nur schwer etwas abschlagen kann, man ist ja abhängig.
Auf ein gutes Seminar zu verzichten, um da nicht in Konflikt zu geraten, ist aber auch keine wirkliche Lösung, denn leider muss man sagen, dass die qualitativ hochwertigen Veranstaltungen dünn gesät sind und immerhin zahlen wir ja auch Gebühren. Und auch wenn es albern und dumm ist, ist es leider immer noch so, dass engere Beziehungen zwischen Lehrendem und Studentin zu Gerede und Gezicke führen. Da wird automatisch eine sexuelle Komponente und Begünstigung unterstellt, egal ob was dran ist oder nicht.
Nur: Wie bringt man das dem guten Mann schonend bei? Oder welche Möglichkeiten gibt es sonst, mit so einer Zwickmühle umzugehen?
Gar nicht. Ich weiß ja nicht... bei meinem Freund war es zum Beispiel so, dass die, die die Seminare durchgeführt haben, auch immer bei den Partys anwesend waren. Da duzte man sich auch und war schon sowas wie befreundet. In der Uni waren die Positionen schon klar und da gibt es auch keinen freundschaflichen Klopfer auf die Schulter, aber das muss man dann trennen können.
Ich fände das eigentlich nicht so schlimm. Gerade wenn der selbst noch so jung ist. Das ist auch nur ein Mensch und kein Gott, nur weil er Dozent ist und vermutlich ziemlich begabt, wenn er das obendrein auch noch so früh ist. Ich seh das Problem wirklich nicht, solange der nichts anderes will oder aufdringlich wird.
Wir haben auch so junge Tutoren. Nicht alle mögen dass, wenn man den Nachnamen benutzt. Das ist eben von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Bei uns ist es absolut unüblich Dozenten zu duzen. Bei Tutoren ist das natürlich was anderes, das sind ja auch nur Studenten, aber die "echten" Lehrenden" lehnen das ab. In einem Fachbereich war das bis vor kurzem so üblich, wurde dann aber mit der Argumentation abgeschafft, dass das eben unangebracht sei. Von privaten Freundschaften zwischen Lehrenden und Schülern mal ganz zu schweigen, das gibt es bestenfalls zwischen langjährigen Hiwis und deren Chefs, aber auch da wird es zuweilen nicht gern gesehen und darüber gelästert, unabhängig vom Geschlecht.
Wie man generell dazu steht, ist hier ja aber nicht Diskussionsthema. Hier liegt der Fall so, dass meine Freundin es nicht korrekt findet und sich dabei unwohl fühlt, es ihr vom Dozenten aber praktisch aufgedrängt wurde. Sie will einfach keine private Beziehung zu dieser Person und mag ihn auch nicht duzen. Die Frage ist, wie sie nun aus der Nummer wieder rauskommt, ohne Schaden zu nehmen. Und da es bei uns nun mal so unerwünscht ist, fürchtet sie eben auch um ihren Ruf. Denn ob für die Gerüchte nun eine Grundlage besteht oder nicht, ist ja leider unerheblich, wenn sie erstmal in Umlauf sind.
Garnicht einfach, diese Situation! Ich verstehe, dass sie einerseits den Kontakt zu diesem Mann scheut (eben weil er ja ihr Dozent ist, ansonsten wäre sie ja vielleicht nichtmal abgeneigt) und sich andererseits sorgt, dass das eine brodelnde Gerüchteküche hervorbringen könte. Aber was soll sie denn dagegen tun? Rein intuitiv würde ich folgendes vorschlagen: Treffen die beiden sich zufällig, kann man ja einige Worte miteinander wechseln. Ist dies erledigt, sollte sie ihn einfach mal stehen lassen (mit irgendeiner Begründung, z.B. sie müsse noch woanders hin, oder hat jemanden gesehen o.ä.)
Auf der anderen Seite handelt es sich um eine Respektperson, von der sie auf gewisse Weise abhängig ist und den einfach stehen zu lassen, kommt möglicherweise auch nicht gut. Vielleicht wäre es doch die beste Möglichkeit, ihn mal vorsichtig darauf anzusprechen. Sie muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen (a lá "ich will das nicht" oder ähnliches), sie könnte jedoch Andeutungen machen (z.B. das ihr das "duzen" etwas unangenehm) Ich glaube so würde ich mich verhalten. Denn ein engerer Kontakt mit jemanden, auf den man angewiesen ist (noch dazu, wenn man es garnicht möchte) kann zu Problemen führen, Den Kurs würde ich trotz allem aber nicht einfach verlassen, vorallem nicht, wenn er ihr so gut gefällt. Davon abgesehen ändert sich dadurch möglicherweise auch das Verhalten des Dozenten nicht, denn "kennen" tut man sich ja trotzdem. Es ist gut möglich, dass sich dieser des ganzen gar nicht bewusst ist und sich ihr gegenüber weiterhin genauso verhalten wird.
Vielleicht hast du ja auch Lust, uns zu berichten, wie die ganze Sache ausgegangen ist? Würde mich doch schon mal interessieren, was sie letztendlich unternommen hat!
Das ist wirklich eine schwierige Situation. Da kann man auch gar keinen genauen Rat zu geben. Ich persönlich finde das auch nicht so schlimm. Man muss ja nicht immer direkt vermuten und ihm unterstellen, dass er was von ihr will oder nur mit ihr ins Bett möchte. Sie soll das doch einfach ganz relaxed sehen. Es passiert doch nichts. Er freut sich, wenn er jemanden hat, mit dem er sich mal unterhalten kann. Das ist wahrscheinlich wirklich alles.
Und mit dem Duzen kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Auch ich kenne es so, dass gerade junge Dozenten in der Freizeit nicht mit Dr. angesprochen werden wollen, sondern dann lieber auf einer Stufe stehen mit den Schülern. Also, wahrscheinlich alles hab so wild.
Hallo!
Das unangenehme Gefühl, das deine Freundin beim Antreffen des jungen Dozenten hat, kann ich zum Teil nachvollziehen. Es ist schon ziemlich ungewöhnlich, mit einem "Vorgesetzten" so locker umzugehen und über Privates zu reden. Jedoch muss ich auch hinzufügen, dass an der Sache nichts verkehrtes dran ist.
Der junge Dozent ist gerade mal 30 Jahre alt. Im Endeffekt ist er nur ein paar Jahre älter als seine Studenten. Ausserdem ist er neu in der Stadt und an der Uni, somit möchte er vielleicht ein paar nette Leute kennenlernen. Wieso dann nicht mit den Studenten sich anfreunden? Er ist auch nur ein Mensch, der Kontakte wie jeder andere knüpfen möchte und Studenten sind oft eben kontaktfreudig, wieso sollte es dann ein Problem sein?
Solange er kein sexuelle Interesse an deiner Freundin hat, ist es meiner Meinung nach okay, mit seinem Dozenten ab und zu auch über private Sachen zu reden. Es gibt auch für Dozenten ein Leben ausserhalb der Universität. Ich würde deiner Freundin empfehlen, sich dieses unwohle Gefühl aus dem Kopf zu jagen und einfach den Dingen ihren Lauf nehmen lassen.
Also ganz ehrlich sehe ich das Problem nicht so richtig. Ich finde es gibt nochmal einen riesen Unterschied zwischen Doktor und Professor. Nach den Ausführungen zu urteilen, ist der Mann ja lediglich Angestellter am Lehrstuhl und nich Inhaber, also kein Professor.
Was das angeht, ist es bei uns ander Uni relativ locker. Eigentlich bieten alle nicht-Professoren die Lehrveranstaltungen halten, den Studenten das DU an. Bei den Professoren finde ich sieht das anders aus, da fände ich es auch nicht gut, wenn dieser den Kontakt so eng halten würde.
Aber wie gesagt, ich hatte auch schon eine Dozentin die meine Hausarbeiten korrigieren musste, die mich geduzt hat. Finde da nicht wirklich ein Problem dabei, das sollte man wohl mit sich selbst mal abklären, dass man auch damit irgendwie klarkommen sollte.
Das mit dem Duzen und dem lockeren Verhältnis sehe ich etwas anders. Zumal das bei uns eben nicht üblich ist und daher nicht gut ankommt. Ob ihr oder ich das gut oder schlecht finden, ist dabei eigentlich egal, bei uns ist es nunmal wie es ist und damit muss man wohl leben.
Es soll ja aber auch nicht darum gehen, wie man zum Duzen und privateren Beziehungen steht. Auch, ob sie sexuelle Absichten befürchtet(Was übrigens nicht der Fall ist, wie ich auch schon schrieb.) ist hier nicht Gegenstand, das hatte ich ausdrücklich betont. Sondern eben darum, dass meine Freundin das ablehnt und der Dozent es ihr quasi aufdrängt. Und das finde ich falsch, denn da er am längeren Hebel sitzt, hat sie wenig Möglichkeiten sich dagegen zu verwehren. Da helfen Aussagen wie: "Ich sehe das Problem nicht so richtig, mir würde das nichts ausmachen." oder "Ich fände das nicht so schlimm." nicht wirklich weiter. Ihr ist die Sache unangenehm und sie will keine Freundschaft oder nähere Bekanntschaft zu diesem Mann knüpfen. Und damit basta, ob ihr das auch so seht oder nicht, löst das bestehende Problem nicht.
Und an diesem Punkt finde ich sein Verhalten unmöglich. Selbst wenn man nicht unterstellen will, dass er sie absichtlich zu einer Freundschaft zwingen will, sollte er sich seiner Rolle als Machtperson bewusst sein und weniger aufdringlich sein(Ja, sich auf einer Party ungefragt dazustellen und den ganzen Abend als Klette bleiben, auch wenn man sieht, dass die anderen Studenten das Weite suchen, finde ich aufdringlich.). Die Frage ist eben, wie man am besten reagiert. Es ertragen oder ansprechen und vorsichtshalber den Kurs wechseln. Denn im BA/MA System kann man versaute Kurse ja auch nicht einfach streichen lassen, zumindest geht das bei uns nicht mehr. Wenn sie es also drauf ankommen lässt, riskiert sie ihre Note, nur weil der Typ nicht weiß, wo die Grenzen liegen.
Naja, eine verzwickte Situation. Aber so wie du das schilderst scheint er ja Privates von Arbeit trennen zu können. Er hat ihr das "Du" ja nur für den Bereich ausserhalb der Universität angeboten. So wie ich das sehe, muss er auch unterscheiden ziwschen privaten Gesprächen und der objektiv zu bewertenden Leistung eines jeden seiner Studenten. Und so wie du die Situation beschreibst, scheint sich ja nichts Gegenteiliges anzudeuten.
Ich finde an der Situation nichts schlimmes. Auch bei uns an der Universität pflegen einige Studenten fast freundschaftliche Verhältnisse zu Professoren. Und erhalten genau von diesen auch schlechte Noten, wenn die Leistung nicht passt. Trotzdem sprechen sie abseits der Vorlesungen und Seminar oft und gern miteinander, auch über Privates. Ich denke also, man muss das wirklich trennen. Im Privaten sind Professoren auch nur Menschen, an der Uni machen sie ihren Job und bewerten meist objektiv. Klar kann es Ausnahmen geben, aber zumindest in meinem Umfeld kenne ich nur die Variante, dass Leistungen bewerten werden. Nicht Sympathien.
Das Gerede der Mitstudenten- das ist natürlich etwas, wo man drüber stehen sollte. Getuschelt wird immer und mir Freude, das sollte einen aber nicht stören. Wichtig ist, was man selbst weiß und nicht was die anderen sagen. Gute Freunde stehen zu einem und glauben dann sowieso meine Sicht der Dinge. Und alle anderen können mir , in diesem Fall deiner Freundin, doch egal sein. Ihre Freunde werden zu ihr stehen und ihr nicht unterstellen, dass sie den privaten Kontakt zum Dozenten ausnutzt. Und der Rest soll tuscheln bis er schwarz wird. Wen interessiert das schon.
Verstehen kann ich deine Freundin schon. Und ich kenne beide Seiten. Zwar nicht vin der Uni, aber immerhin das Verhältnis Dozent und Schüler. Als ich noch bei den lernenden war, gab es auch den ein oder anderen Dozenten, den wir duzen durften. Da allerdings las gesamter Kurs und nicht einzelne Personen.
Sobald aber jemand vom Bildungsträger dabei war, wurde das förmliche Sie von beiden Seiten genutzt. Nun bin ich jetzt selber Dozentin und habe auch in einem Kurs mit einen Teilnehmern das Du vereinbart. Da allerdings aus dem Hintergrund, das diese Teilnehmer bis vor kurzem ein Kurs für sich waren.
Für deine Freundin hätte ich den Rat, das sie ihn mal direkt fragt, ob er auch mit anderen Studierenden per Du ist. Natürlich wird er wissen wollen, warum sie danach fragt und da sollte sie ihm offen ihre Bedenken sagen. Denn er wird sicherlich Verständnis dafür haben und ihr nicht den Kopf abreissen.
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