Der Liebe noch eine Chance geben?
Wenn ich bedenke was du schon alles berichtet, was zwischen euch vorgefallen ist, da frage ich mich doch echt, auf was du noch hoffst? Oder sollte ich mich eher fragen was muss noch passieren, damit du wirklich begreifst?
Ok, dein Noch oder Exfreund macht jetzt einen Entzug und das auch mit professioneller Hilfe. Ihr seht Euch dadurch auch locker vier Monate nicht. Aber das ist die Chance für dich da endlich den benötigten Abstand zu kriegen. Denn so wie ich das sehe ist das keine Liebe von deiner Seite aus, sondern eher emotionale Abhängigkeit. Du bist ihm bislang hörig gewesen und standest Gewehr bei Fuss, wenn er dich ranzitiert hat.
Meinst das wird großartig ändern? Ok, wenn er es wirklich schafft, dann wird der Alkohol nicht mehr dabei sein. Aber deswegen ändert ein Mensch sich nicht grundsätzlich seinem Verhalten. Der Charankter bleibt da bekanntlich so wie er ist. Und dieser Mann ist so eingestellt, das es nach seinem Willen zu laufen hat. Frag dich wirklich mal, ob du so ein Leben haben willst.
@ Nelchen:
Ich habe natürlich keinen neuen Partner, dafür Freunde genug und auch einen besten Freund und eine Freundin. Zur Aufklärung, so schnell vergebe ich auch mein Herz nicht wieder.
Es ist schon schwer, ihr habt auch Recht, dass ich erst einmal für mich wissen muss, was ich will. Ich bin eben hin und her gerissen. Ich empfinde wirklich noch sehr viel für ihn. Habe ihn auch schon besucht und ein paar mal mit ihm telefoniert. Er freut sich, wenn ich da bin und ist dann auch ganz anders und reißt sich auch total zusammen.
Wenn wir telefonieren, dann sagt er mir, ich liebe dich mein kleines und das meine ich auch wirklich so. Das bringt mich dann immer ins Nachdenken. Ich sage dann auch meistens, dass er nun erstmal fit werden soll. Ich habe halt schon Angst, also die Gefühle werden nicht so einfach weg gehen, doch es waren sehr viele Gemeinheiten und so, ich weiß nicht, ob man wirklich alles auf den Alkohol münzen kann, das ist eben so auch mein Problem.
Doch ich werde mal auf euch hören und es auf mich zukommen lassen. Nun kann man eh nichts definitives sagen, das wird die Zeit bringen.
Sagen kann man viel. Ob das dann auch so gemeint ist, ist eine ganz andere Frage. Liebe bedeutet nicht, "Ich liebe dich" zu sagen; das sagt sich leicht. Wenn den Worten aber keine Taten folgen, weiß man meist schnell, was man von dieser "Liebe" zu halten hat.
Der Typ ist Alkoholiker. Was unter Alkoholeinfluss gesagt wird, ist selten für bare Münze zu nehmen (auch wenn es im Volksmund heißt, dass Betrunkene und kleine Kinder immer die Wahrheit sagen), da Alkoholiker oftmals auch eine ganze Menge sagen, was sie hinterher sowieso nicht mehr wissen. Der berühmte Filmriss. Einige wachen dann in fremden Betten auf, ohne genau zu wissen, wie sie dorthin gekommen sind, andere werden auf Dinge angesprochen, von denen sie nicht mehr wissen, dass sie sie jemals gesagt haben. Wer schon mal mit einem Alkoholiker zusammen war oder einen in der Familie hat, weiß, dass das wie ein Pulverfass ist. Die einen saufen auch wirklich nur ganz friedlich für sich und sind froh, wenn sie dabei ihre Ruhe haben. Andere aber werden dann gewalttätig und ausfallend. Und ein Alkoholiker ist Hilfe für gewöhnlich ohnehin nicht zugänglich, weil er meist gar nicht einsieht, dass er ein Problem hat. Deswegen ist es ja so gut wie unmöglich, einem zu helfen. Die allermeisten gehen erst dann in eine Therapie und sehen ein, dass sie etwas ändern müssen, wenn sie schon alles verloren haben. Partner rutschen da leicht in eine Co-Abhängigkeit, in dem sie den Alkoholkranken noch in seiner Sucht unterstützen (vor Freunden und Bekannten die Krankheit vertuschen, alles verzeihen, usw.).
Nun macht Dein Freund eine Therapie, weil es wirklich für ihn fünf Minuten vor Zwölf ist. Körperlich dürfte er momentan fast am Ende sein. Da er nun in einer Klinik ist, wird er den Entzug aber höchstwahrscheinlich überleben. Er macht den Entzug und die Therapie aber nicht, weil er freiwillig ins Krankenhaus wollte, sondern weil er physisch soweit am Boden war, dass er musste. Das ist keine gute Grundlage, die Therapie durchzustehen.
Lass ihn erstmal trocken werden und bleiben. Und dann schau, ob er Deiner Liebe überhaupt wert ist. Wie kannst Du denn immer noch jemandem vertrauen, der Dir schon so viel angetan hat? Denn Vertrauen gehört ganz klar zur Liebe mit dazu. Ohne gegenseitiges Vertrauen funktioniert keine Beziehung.
Man muss hier auch ganz real sehen und auch begreifen, das eine Sucht nicht heilbar ist. Die Symptome können sich durch eine Therapie verbessern oder eine zeit lang völlig verschwinden, aber man kann nicht von einer totalen Heilung ausgehen. Das sollte jeder Partner mit in seine Entscheidung einfließen lassen.
Ein Alkoholiker darf nie wieder einen Tropfen Alkohol trinken, weil die Sucht ansonsten wieder voll zur Geltung kommt. Die Auslöser für das Trinken sind sehr facettenreich, sodass man diese in der Praxis schlecht eingrenzen kann. Alte Strukturen und Gewohnheiten lassen sich in der Regel leicht bewältigen, aber generell neue Situationen und Herausforderungen stellen ein echtes Problem dar.
Hier ist schnell die Rückfall Quote gesetzt, denn hier lauern für den Betroffenen die meisten Gefahren. Er kann nur auf ihm bekannte Sachen richtig reagieren, neue bzw. unbekannte Sachen kann er nicht real einschätzen. Die Angst kommt dann hinzu und diese muss er dann bekämpfen. Er kann es aber nur mit bekannten Sachen oder Erlebnissen tun. Und hier kommt wieder einmal die Sucht ins Spiel, wenn auch nur in passiver Form.
Also prinzipiell bin ich eher der Mensch der sagt, wenn du ihn liebst dann tust du es und wenn nicht, dann eben nicht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du nun von diesem Forum erwartest, glaubst du wir könnten nun per Ferndiagnose feststellen, ob du deinen Freund in vier Monaten noch lieben wirst oder nicht? Wie soll man dass denn bitte wissen? Also ich finde, es wäre deine Aufgabe gewesen, ihm vor seiner Abreise klar zu sagen, dass du ihn noch liebst und wenn er nach der Entziehung noch Lust auf eine Beziehung hat, dann kann er sich das ja dann überlegen und zurückkommen, zu dir. Aber wenn du ihm nichts sagst und so eine Geheimniskrämerei daraus machst, dann bringt das doch keinen weiter! Es tut keinem weh, wenn du ihm einfach versicherst, dass du ihn noch nicht ganz abgeschoben hast und möglicherweise ist das auch für ihn selbst ein Antrieb, die Kur durchzuziehen und trocken zu werden, vielleicht deutlich mehr, als es ohne dich in Aussicht wäre. Daher hätte ich das an deiner Stelle schon mal auf jeden Fall gemacht.
Was vier Monate aus einem Menschen machen können, kann niemand sagen. Es kann sein, dass absolut gar nichts passiert, weil dein Ex mit sich selbst beschäftigt ist und versucht sich erstmal wieder in Kontrolle zu bekommen und wenn er dann wieder zurückkommt, dann haben sich seine Gefühle für dich nicht weiter geändert und die Geheimniskrämerei geht weiter, wenn keiner von euch den ersten Schritt macht und eine Beziehung in Erwägung zieht. Es kann aber genauso gut sein, dass er sich neu verliebt und jemanden anderen kennen lernt, vielleicht sogar wegziehen will und für den Neubeginn eine neue Partnerin vorgesehen hat. Aber das kann man eben nicht sagen, denn niemand weiß, was ihm in den vier Monaten widerfahren wird.
Was deinen Satz angeht ''Kann da draus wieder eine Liebe werden oder eher eine Beziehung?'', so finde ich das ein bisschen kindisch von dir. Wenn man sich liebt, dann folgt daraus meistens eine Beziehung, es sei denn eben, die Liebe ist nur einseitig oder es steht euch irgendwas im Weg, Entfernung, Religion, Krankheit, was weiß ich. Aber das ist doch hier nicht der Fall und wenn ihr euch beide auch nach seiner Kur noch liebt, dann wäre doch eine Beziehung in Betracht zu ziehen oder etwa nicht? Und wenn die Liebe nur freundschaftlich ist, dann wird es eben keine Beziehung, sondern nur Freundschaft, aber das kann man dann auch nicht mehr richtig als Liebe bezeichnen.
Also ich finde, du solltest einfach warten, bis die vier Monate vorbei sind. Du kannst ihn ja ab und an schon mal anrufen oder ihm schrieben und wenn er wieder da ist, dann machst du erstmal dir und dann ihm klar, wie du dich fühlst und er soll dass dann am Besten genauso machen. Und dann geht ihr wieder eine Beziehung ein oder nicht, Schluss mit dem dusseligen Gefühlsmischmasch! Allerdings solltest du dir eins klar machen, wenn dein Freund Alkoholiker war, dann bliebt er das auch. Alkoholiker blieben das ihr Leben lang, auch nach dem Entzug und auch wenn du Alkohol trinken darfst, muss dir klar sein, dass du das bei ihm nicht machen darfst oder solltest, denn dann wird er rückfällig. Einfach zu sagen, dass die Beziehung wieder beendet wird, wenn er wieder zu trinken anfängt, ist unreif und meiner Ansicht nach nicht zu verantworten, als seine Freundin hast du ihn zu unterstützen, auch wenn er wieder rückfällig wird, denn dann sieht er was er von dir hatte, wenn er wieder alleine ist, so eine Freundin braucht keiner.
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