Essverhalten von Mitbewohnerin stellt Problem dar

Interessante Situation. Ich selbst bin als Vegetarierin seit zwei Monaten ein WG-Mitglied einer 3er WG mit zwei Fleischesserinnen, mache die Kühlschrankbenutzung aber weitem nicht zu so einem soapreifen Dilemma. Denn weder möchte ich, dass sie sich in ihrem Konsum eingeschränkt fühlen, noch möchte ich mich zu nah mit dem Fleisch konfrontiert sehen. Die Lösung des Problems (aus welchem aber keiner von uns eines gemacht hat) ist ein respektvoller und verständnisvoller Umgang beider Seiten miteinander. Daraus resultiert dann auch, dass ich mich beim Anbraten ihres Fleisches tendenziell eher zurückziehe und bei Häppchen für Besucher lieber die Käse- und Gemüse-Beilagen vorbereite, aber ich denke, dass sich das von selbst versteht.

Was du da schreibst, Entertainment, kann ich als Vegetarierin nicht ernst nehmen. Aus deinen Zeilen spricht reine Polemik. Natürlich gibt es "militante" Vegetarier, aber dies im groben Umfang zu sehen und sich herauszunehmen so konfus zu verallgemeinern, empfinde ich wirklich als fehl am Platz. Es mag für einige durchaus zutreffen, dass sie da sehr strikt sind und einen extremen Anspruch an ihr Umfeld stellen, allerdings kenne ich keinen einzigen von diesen, einschließlich mir.

Den besten Vorschlag zur Problemlösung sehe ich eigentlich in der Verwendung von Tupperware. Die macht sich ohnehin praktisch, oder findet ihr die Mischung der verschiedensten Fleisch- und Käse-Gerüche beim Öffnen des Kühlschranks wirklich appetitlich? Die Einwilligung in eine WG zu ziehen ist doch klar damit verbunden, eine Kompromissbereitschaft an den Tag zu legen. Anders wird das Zusammenleben nicht klappen und das fängt beim Essen an, zieht sich über das Putzen und die gegenseitige Rücksichtnahme in vielen Belangen.

Ich selbst esse auch extrem selten Wurst (ein- bis zweimal pro Jahr und zudem ausschließlich Salami) und habe ansonsten auch einen ausgeprägten Ekel vor Fleisch. Daher kann ich die Einstellung der Mitbewohnerin sehr gut verstehen. Dennoch sollte eine ansonsten harmonische Wohngemeinschaft nicht an diesem Punkt scheitern.

Die Idee mit dem zweiten Kühlschrank finde ich sehr gut. Zur Not könnte man den sicher auch in dem Zimmer der Mitbewohnerin unterbringen. In Wohngemeinschaften habe ich es schon mehrfach erlebt, dass Leute eigene Kühlschränke auf ihrer Etage oder im eigenen Zimmer untergebracht haben. Auch Schneidebretter sollte man für die Zubereitung von Fleisch anschaffen, aber das ist bei den meisten Leuten ja ohnehin üblich.

Wie schaut es denn eigentlich mit dem Geruch aus? Ich finde es immer extrem ekelhaft wenn ich in eine Wohnung komme, in der Fleisch angebraten wurde. Diesen Geruch assoziiere ich immer direkt mit dem reinen Fleischgeruch der Leichen aus dem Präpariersaal, der nicht vollständig vom Formalin überdeckt wird. Auch Fleisch, das im Kühlschrank liegt, riecht ja. Und gerade bei der Zubereitung stinkt dann oft die halbe Wohnung, selbst wenn die Abzugshaube verwendet wird.

Also ehrlich gesagt hört sich das für mich wie ganz großer Kindergarten an. Wie macht die Mitbewohnerin das denn im Supermarkt oder Restaurant? Augen zuhalten oder schnell weg rennen?

Und ich würde da eigentlich gar keine Lösungsmöglichkeit suchen, weil ich diese "Phobie" recht albern finde, aber wenn deine Freundin sich keine Feinde machen will, könnte sie sich ja einfach Tupper- oder andere Brotdosen kaufen und ihre Wurst da einfach hinein tun. Dann wäre die Wurst immerhin etwas abgeschirmt und man würde sie nicht gleich sehen oder riechen, wenn man den Kühlschrank aufmacht.

Auf keinen Fall würde ich aber einen 2. Kühlschrank anschaffen (höchstens auf Kosten der Vegetarierin). Ich denke, dass sich deine Freundin da nicht weiter einschränken muss und es ihr gutes Recht ist, das im Kühlschrank zu haben, was sie will. Und ich finde es schon genug Entgegenkommen, wenn sie ihre Wurst in Tupperdosen packt.