Wehrpflicht nur noch 6 Monate!

vom 22.10.2009, 18:35 Uhr

Wie ich gerade eben im Internet erfahren habe, haben sich Union und FDP nun darauf geeinigt, dass der Wehrdienst zwar nicht abgeschafft werden soll, wie ursprünglich geplant war, sondern dass er ab 2011 auf 6 Monate verkürzt werden soll. Was sagt ihr dazu?

Ich persönlich finde das gar nicht mal so schlecht, auch wenn ich weiblich bin. Mein Freund und ich erwägen, nach seinem Wehrdienst, den er wohl 2011 antreten soll zusammen zu ziehen und da wäre ein verkürzter Wehrdienst durchaus von Vorteil, da es sich rein finanziell schon sehr bemerkbar machen wird.

Aber mal von meinen persönlichen Gründen abgesehen: Ich finde die 3 Monate Verkürzung gar nicht allzu schlecht. Viele Zivildienstleistende und auch so manch ein Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr empfindet das ganze eher als eine Tortour und ist froh, wenn er die Zeit unbeschadet hinter sich gebracht hat. Da kommen einem die 6 Monate nur zu gute. Die meisten, denen es bei der Bundeswehr gefällt, werden sich in der Regel sowieso verpflichten und dort kommt es dann nicht mehr auf die letzten 3 Monate an. Ich persönlich finde, dass z.B. Frauen, die den Wehrdienst freiwillig absolvieren (sei es für einen Beruf beim Bund o.ä.) kommt diese verkürzte Wehrzeit auf jeden Fall zugute. Oder was denkt ihr zu dem ganzen Thema?

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» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also ich finde das ziemlich unsinnig. Zum einen gab es ja seitens der Bundeswehr schon lange dir Kritik, dass man die Leute mit 9 bzw. 10 Monaten schon nicht mehr richtig ausbilden kann, gerade was die Technik in den Gerätschaften anbetrifft und viele deswegen nach der Grundausbildung die Zeit nur absitzen. Schon da macht es ja dann nur Sinn, die Wehrpflicht entweder wieder zu verlängern oder eben gleich ganz abzuschaffen.

Und auch den Zivildienst finde ich nicht schlecht. Viele Leute die ich kenne, die einen Ersatzdienst abgeleistet haben, haben sich nicht schlecht darüber geäußert. Viele sind sogar froh, dass sie diese Erfahrung machen konnten. Zumal die Ersatzdienste ja soweit gefächert sind, dass für fast jeden was dabei ist. Es muss da nicht jeder ins Altersheim.

Ebenso gibt es ja viele Ausbildungen und Studiengänge die nur jährlich anfangen, also im zwischen August und Oktober. Wenn die Schulangänger nun aber noch ihren Wehr- oder Ersatzdienst machen, sind viele irgendwann am Anfang des Jahres fertig. Klar einigen kommt es zu Gute, da sie im Frühjahr ein Studium anfangen können, aber viele sitzen dann über ein halbes Jahr lang rum und machen nichts. Und mehr als ALGII gibt es dann für die meisten auch nicht. Ein wirkliches finanzielles Plus hat man da auch nicht, da die meisten Leute da ja noch zu Hause wohnen und eh keine Miete zahlen müssen. Da gibt es dann eben nur die knapp 350 Euro vom Amt. Da hab ich als Zivi mehr bekommen.

Das einzig gute könnte sein, dass durch die Verkürzung ja wieder mehr Stellen beim Bund und in den Ersatzdienststellen frei werden und wieder mehr Leute auch ihren Dienst leisten müssen. Das wäre dann wenigstens wieder halbwegs gerecht. Aber was wenn nun 2 Leute im Sommersemester anfangen könnten zu studieren, nur das der eine es schafft, weil er direkt nach Schule die 6 Monate ableisten konnte und dementsprechen im Dezember/Januar fertig wäre, und der zweite macht seinen Dienst dort im Anschluss. Wäre auch wieder unfair.

Also ich stehe dem Ganzen skeptisch gegenüber. Entweder man sollte die ganze Wehrpflicht abschaffen oder das ganze wieder richtig durchführen. Knapp um 1 Jahr (aber so gelegt, dass jeder im Anschluss eine Ausbildung oder ein Studium anfangen könnte) und das dann für alle und nicht nur für jeden Dritten oder Vierten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Meiner Meinung nach sollte der Wehrdienst komplett abgeschafft werden, denn in 6 Monaten kann man nicht wirklich lernen ein Soldat zu sein, der im Ernstfall „funktioniert“. Meiner Information nach werden aktuell sowieso nur noch Männer eingezogen, die T1 oder T2 sind, wobei ich mir hierbei nicht sicher bin.

Ich persönlich habe verweigert, da ich der Meinung war, wenn ich schon von meinem Land gezwungen werde für es zu dienen, dass ich dann etwas machen möchte, das der Allgemeinheit und Gesellschaft mehr nützt als durch den Schlamm zu robben.

» Artur » Beiträge: 6 » Talkpoints: 0,02 »



Die Beibehaltung des Wehrdienstes hat wohl mehrere Gründe:

- breitere Verankerung der Bundeswehr in der Gesellschaft
- Wegfall des Zivildienstes hätte katastrophale Folgen für Sozialdienste
- mancher entscheidet sich doch beim Bund zu bleiben, sichert somit also auch den Nachwuchs bei der Bundeswehr

Und das sind alles Punkte, die in der Vergangenheit auch ganz gut funktioniert haben. Inzwischen aber hat die Bundeswehr eben auch andere Aufgaben, z.B. im Ausland übernommen. Diese Neuausrichtung hätte auch mit einer neuen Ausrichtung der Bundeswehr einhergehen müssen. Das soll ja nicht heißen, dass man die Wehrpflicht abschafft, aber man hätte mit den Rekruten viel mehr in Richtung Katastrophenschutz machen können nach der Grundausbildung.

Die Verkürzung, wenn sie denn dann wirklich so kommt, hat aber vor allem für die Betroffenen einen ganz erheblichen Vorteil: Studium und Ausbildung können früher begonnen werden. Auch das ist ein Beitrag dazu, dass Absolventen aus Deutschland nicht mehr zu den ältesten Europas zählen.

Übrigens halte ich diese Lösung für die Bundeswehr selbst für die schlechteste aller möglichen Lösungen. Wie ja schon angesprochen wurde fehlt die entsprechende Ausbildung und Weiterbildung an den Geräten nach der Grundausbildung, mehr als Zeit absitzen ist also kaum drin. Eine Reform - auch im Hinblick auf die Wehrgerechtigkeit, steht ja eigentlich eh an, aber auch dafür scheint Schwarz-Gelb keinen Mut zu haben.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Früher war die Bundeswehr für einen männlichen Homo Sapiens mit deutschem Pass mal ein Karriererisiko. Da musste man zusehen, wie man die Bundeswehrzeit oder Zivildienstzeit irgendwie in seine Lebensplanung unterbringt. So mancher sichere Arbeitsplatz für einen Lehrling, der gerade seine Lehre beendet hatte und eingezogen wurde, ist da für jemanden verloren gegangen. Bekanntermaßen ist der Arbeitsmarkt in einem noch erbärmlichen Zustand als damals. Heute wäre vielleicht so mancher froh, er könnte bei der Bundeswehr Karriere machen.

Da Rechtssicherheit und Gerechtigkeit bei den Musterungs- und Einzugskriterien in der Praxis schon lange nicht mehr gewährleistet sind, ist es natürlich Aufgabe des Gesetzgebers sich an diese Realität anzupassen. Das Problem ist nur, dass mit der Abschaffung des Zivildienstes die Sozialsysteme zusammenbrechen würden. Vielleicht erfolgt dieses Vorhaben daher schrittweise, um die Gesellschaft auf diese Umstellung und die damit verbundene Umorganisation der Sozialsysteme vorzubereiten.

» Mikkonen » Beiträge: 13 » Talkpoints: 0,39 »


betty hat geschrieben:Die Verkürzung, wenn sie denn dann wirklich so kommt, hat aber vor allem für die Betroffenen einen ganz erheblichen Vorteil: Studium und Ausbildung können früher begonnen werden.

Leider ja eben oft nicht. Den Ausbildungs- und Studienbeginn im Abschlussjahr verpasst man auch mit nur 6 Monaten Wehrpflicht. Und im Frühjahr eine Ausbildung zu finden, ist sehr schwer, viele Studiengänge werden auch nur jährlich angeboten. Also sitzen viele noch länger als früher auf der Strasse rum, bevor sie loslegen können.

Ich konnte mir noch aussuchen ob ich 9 oder 10 Monate Zivildienst mache und habe mich bewusst für 10 Monate entschieden, um wenigstens das 10.Monatsgehalt noch sicher zu haben und so einen Monat weniger warten zu müssen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich selber halte das auch für eine gute Idee, auch wenn ich ein wenig enttäuscht darüber bin, dass der Wehrdienst nicht völlig abgeschafft wurde. Ich halte es auch für sinnvoll den Wehrdienst abzuschaffen, weil wohl doch ein recht großer Teil der Wehrdienstleistenden, wie auch ich, überhaupt nicht den Wehrdienst antreten würde, wenn sie nicht müssten, denke ich.

Wenn man es mal genauer betrachtet ist der Wehrdienst eigentlich nur verschenkte Zeit, denn irgendwas erreichen, was man im späteren Abschnitt seines Lebens noch gebrauchen kann ist nicht der Fall.

Von vielen Freunden und Bekannten, die ihren Wehrdienst bereits absolviert haben, haben mir geraten dort meine 9 Monate zu absolvieren, da bis auf die Grundausbildung ein einzig langer Urlaub ist, den man auf jeden Fall mitnehmen solle.

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» psych3000 » Beiträge: 44 » Talkpoints: 0,88 »



Wenn ich den Wehrdienst ableisten muss, wird das für mich leider zu spät sein (mache dieses Jahr API, danach müsste ich ja auch zum Bund wenn die Musterung positiv ausfällt). Dennoch finde ich, dass das Ganze relativ sinnvoll ist:

Erstens kann man zwei Gruppen Wehrdienstleistende im Jahr ausbilden und somit für mehr Wehrgerechtigkeit sorgen.

Zweitens brauchen die Wehrdienstleistenden keine tiefgehende Ausbildung, da diese zum größtem Teil ohnehin nie einen Krieg erleben werden. Die tiefergehende Ausbildung kann nur nach einer freiwilligen Verpflichtung sinnvoll sein. Auf diese Weise spart man Geld.

Und drittens verlieren die Wehrdienstleistenden weniger Zeit als bisher wenn sie ihre Zeit (ohne den Wunsch nach einer weitergehenden Karriere bei der Bundeswehr) dort nur absitzen.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Spitze, kaum werde ich gezogen wird danach gleich ein Senken der Wehrpflicht in Erwägung gezogen, für mich leider viel zu spät.

Ich finde diese Initiative sehr gut, denn die heutige Wehrpflicht ist ja mehr ein Witz als alles andere, genau wie die Begründung der Wehrpflicht. Man solle sein Vaterland schützen, als würden die nächsten Kriege oder gesamt Auseinandersetzungen sich auf Infanterie beschränken oder überhaupt auf der Ebene.

Für mich ein schlechter Witz, dass die Wehrpflicht immer noch Bestand hat.

» FoRuM2fReAk » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,56 »


Das man die Wehrpflicht nicht abschaffen kann, war ja klar. Vor allem natürlich, weil damit auch der Zivildienst wegfallen würde und viele Sozialstationen diese regelrecht eingeplant haben und damit von ihnen abhängig sind.

Eine Verkürzung finde ich schon unsinnig: Ob Wehrdienst oder Zivildienst, es gibt immer eine Art Eingewöhnungszeit in der man kaum zu etwas zu gebrauchen ist. Und sollte es mal zu etwas schwierigerem kommen, dann kann man sich in der 6-monatigen Zeit genauso verletzen, wie wenn es drei Monate länger gegangen wäre.

Ich fände schon, dass neun Monate eine merkwürdige Zeit waren. Die FSJ usw. gehen ja auch ein ganzes Jahr (und werden nebenbei bemerkt nicht ansatzweise so gut bezahlt).

Als Einstieg in die Armee ist der Wehrdienst natürlich auch sinnvoll. Manche merken dadurch erst, dass ihnen das liegt und da kenne ich wirklich welche, die sich aufgrunddessen dazu entschlossen haben, Berufssoldat zu werden, bzw. eine Karriere dort anzustreben.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


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