Lehrer-Schüler Problematik

Meine Nachbarin ist Lehrerin und sie ist ganz schön verzweifelt aufgrund von Schülern mit flegelhaftem Verhalten. Die Agressionen der Schüler fallen heute viel härter aus als früher und die Hemmschwelle zu Gewalt sinkt immer mehr.

In den Medien wird es derzeit auch heftig diskutiert, ob man Schüler in irgendeiner Form bestrafen sollte. Als Lehrer hat man diesbezüglich eigentlich keine Rechte. Wenn ein Lehrer beschimpft wird von einem Schüler, wie kann er reagieren?

Ich habe für meine Nachbarin im Schulorganisationsgesetz nachgeschaut und da steht nicht viel. Demnach sind körperliche Züchtigung, beleidigende Äußerungen und Kollektivstrafen nicht erlaubt. Das alles wäre meiner Meinung ja auch nicht sinnvoll. Schlimm ist aber, dass Schülern das anscheinend schon erlaubt ist. Laut Gesetz hat ein Lehrer in seiner Unterrichts- und Erziehungsarbeit die der Erziehungssituation angemessenen persönlichkeits- und gemeinschaftsbildenden Erziehungsmittel anzuwenden, also Aufforderung oder Zurechtweisung. Aber was ist, wenn eine Zurechtweisung nicht mehr hilft?

Meine Nachbarin tut mir echt leid. Ich glaube fast, dass sie einfach zu lieb ist und die Schüler das einfach nur ausnützen wollen, weil sie mit ihr umgehen können, wie sie wollen. Habt ihr vielleicht auch Probleme mit Schülern und habt ein paar Tipps für sie?

Wie du schon richtig festgestellt hast, darf der Lehrer einen Schüler (egal was für ein Idiot es ist) weder schlagen, beleifigen noch eine Kollektivestrafe verhängen. Andererseits ist es eben auch so, dass diese "Zurechtweisung" bei diversen Schülern, die sich nicht angebracht verhalten garnichts nützt. Aber es gibt trotzdem Möglichkeiten, mit denen der Lehrer legitim dem Schüler eins reinwürgen - pardon - ich meine den Schüler "bestrafen darf.

Der Lehrer kann dem Schüler nicht einfach eine schlechte Note eintragen, aber wenn der Schüler sich an keinerlei Regeln hält uind den Unterricht auch noch aufhält, kann der Lehrer dies je nach Fall als Arbeitsverweigerung auffassen und wenn ich mich nicht täusche deswegen auch ein ungenügend (~ Note 6) vergeben. Das sollte den Schüler auch etwas bremsen. Außerdem hat der Lehrer immer noch die Möglichkeit den Schüler vor dieTür zu schicken (und damit er nicht eine rauchen geht muss er die Klinke runterdrücken, damit man innen sieht, dass er noch da ist).

Desweiteren kann er auch erhebliche Abzüge in der Epochalnote vornehmen. Und auch Klassenbucheinträge wegen den Störungen bremsen den Schüler. Wenn es ganz schlimm wird und der Schüler sich trotz Eintrags und der Vergabe eine 6 nicht beirren lässt, ist ein sofortiges Gespräch mit der Schulleitung einzuberufen, was meiner Erfahrung nach den Schüler auch künftig einschüchtert und somit sein Verhalten züchtigt (möglich wäre auch ein Gespräch mit dem Vertrauenslehrer, oftmals werden dann dem Schüler Sozialstunden auferlegt).

Eine andere Lösungsmöglichkeit wäre es, einen weiteren Lehrer im Unterricht dazuzusetzen, der sich von hinten mehrere Stunden den Unterricht ansieht und zwar solange, bis eine Verbesserung eintritt. Dieser Lehrer sollte nah Möglichkeit ein Lehrer sein, der unter Schülern hohen Respekt erwiesen bekommt und allgemeinhin als konsequent gilt.

Ich denke, dass das Problem leider hauptsächlich bei deiner Nachbarin liegt. Sie sucht anscheinend ausschließlich die Schuld bei den ungezogenen Schülern und will diese umerziehen. Das kann ein Lehrer aber nunmal mit ein paar Stündchen Unterricht in der Woche nicht leisten und die erzieherischen Maßnahmen fehlen auch, wie bereits festgehalten wurde!

Ich denke deine Nachbarin sollte einmal ihr eigenes Auftreten reflektieren. Wie du bereits sagtest, scheint sie "zu lieb" zu sein. Bei Schülern darf man in den seltensten Fällen aber auf Vernunft oder rationale Zwischenmenschlichkeit hoffen. Da kommt man einfach gegen ein Rebellentum nur durch Taktische Erziehungsmethoden an. Das wichtigste ist dabei eben, nicht das Gesicht zu verlieren und somit autoritär aufzutreten, wenn die "Freundschaftsschiene" nicht funktioniert.

Ich würde also an Stelle deiner Nachbarin mir ein strengeres Konzept überlegen und mal nachzudenken, wie der bisherige Umgang mit den Schülern eskalieren konnte und auf diese gewirkt hat.

Das Problem besteht ja, weil die Schüler keinen Respekt vor ihrer Lehrerin haben. Ich kenne das noch sehr gut aus meinen Schulzeiten, da gab es auch eine Lehrerin, die zwar so durch die gegend keifte und schrie, dass sie regelmäßig einen roten Kopf bekam, aber besonders die Jungen nahmen sie nicht ernst. Also liefen sie herum, warfen mit der Kreise oder dem Schwamm. Das übliche an Unsinn machen halt. Dagegen wagte es bei unserer Klassenlehrerin niemand, im Unterricht auch nur mit dem nachbarn zu flüstern. Sie hatte, obgleich sie klein und sehr schlank war, ein ganz anderes Auftreten als die Lehrerin, bei der immer Chaos war.

Ich nehme an, die betreffende Lehrerin ist noch ziemlich jung und noch nicht allzu lange in ihrem Job? Wenn es machbar ist, würde es möglicherweise helfen, wenn ihr ein anderer Lehrer zur Seite steht. In Projektgruppen ist das ja oft so, dass zwei Lehrer die Klasse betreuen. Vielleicht wäre es auch möglich, das für normale Schulstunden zu machen, zumindest testweise. Dann stünde sie der Klasse nicht alleine gegenüber. Aber es ist in jedem Fall wichtig, dass sie sich Respekt verschafft. Denn im Moment scheint es ja so zu sein, dass die Schüler wissen, dass sie alles mit ihr machen können.

Ich denke auch, dass das Problem erstmal bei Deiner Nachbarin zu suchen ist. Also ich achte liebe, es gut meinende Lehrer persönlich immer ganz besonders, weil man mit denen die wenigsten Probleme hat und weil man einfach großes Glück hat, wenn man auf solche Leute stößt, aber leider begreifen das viele Schüler nicht, dass sie das lieber schätzen sollten. Die brauchen einfach eine richtige Führungskraft, die klipp und klar sagt, wo es lang geht und dabei keine Kompromisse macht und wirklich nichts durchgehen lässt. Die nutzen das liebe Verhalten eine Lehrers dann einfach nur gnadenlos aus und das ist Gift in dem Beruf.

Das Problem ist, dass man Persönlichkeiten nicht einfach ändern kann. Es sei denn, Deine Nachbarin ist noch ganz neu in dem Beruf, dann wird sie es schon noch lernen. Das klappt bei nahezu keinem auf Anhieb, sie darf sich eben nur nicht unterkriegen lassen. Sie muss ganz einfach klare Grenzen setzen. Wie schon geschrieben worden ist, sie darf leider als Lehrer nicht viel machen, aber mal ganz ehrlich, darf denn das ein Schüler? Wenn er beleidigend wird, würde ich den Schüler entweder gleich mal vor den Schulleiter treten lassen oder ich würde die Eltern in die Schule bestellen. Dann kann man das eine Weile beobachten und wenn es nichts nützt und sich der Schüler nicht bessert, gibt es eben einen Verweis und beim zweiten oder dritten gehts weg von den Freunden, ab auf ne neue Schule, wo man dann erstmal als der Obertrottel da steht und von vorn anfangen muss. Diesen Weg würde ich an der Stelle der Lehrerin erst mal sachlich mit der Klasse besprechen.

Na oder wenn einer partout nach der x-ten Ermahnung nicht spuren bzw. sich benehmen will, dann würd ich ihn vielleicht doch als erstes gleich einmal zu einer mündlichen LK über das bisher Besprochene dran nehmen. Das geht dann ganz schnell, wer nicht aufpasst, weiß meistens auch nichts und dann kann man schön anhand der erreichten Punkte sehen, dass es vielleicht doch besser wäre, ein bisschen aufzupassen und sich unauffällig zu verhalten. Das schreckt dann auch einige Mitschüler etwas ab. Schließlich will niemand so gerne zum Beispiel an der Tafel stehen und sein Nichtwissen demonstrieren. Das Ganze ist auch zulässig, der Lehrer darf entscheiden, wann er wen und warum überprüfen will. Er darf den Schüler danach nur nicht runterputzen und den Pranger-Effekt vor der Klasse schaffen. Darauf muss geachtet werden, sonst geht es wiederum ungünstig für die Lehrerin aus. Das ist unzulässig.

Oder meine Pädagogik-Lehrerin hat neulich auch etwas Schönes gemacht, nachdem meine Klasse sich mal wieder komplett daneben verhalten hat. Sie hat einfach nichts gesagt am Ende der betreffenden Stunde und hat dann für alle aber sowas von unverhofft ne unangekündigte LK schreiben lassen in der darauf folgenden Stunde, das war schon bisschen gemein, aber es hat ganz gut gewirkt. Sie hat nachdem sie die LK dann eingesammelt hat, mit der Klasse ruhig und sachlich besprochen, warum sie das getan hat und wie die Klasse das in Zukunft verhindern kann: durch Benehmen und Zuhören bzw. Mitarbeiten oder wenigstens Mitdenken. Und sie hat für die kommende Stunde nochmal eine LK mit demselben Thema angekündigt, sodass jeder die Chance hatte, das noch einmal auszubügeln und keiner sie für ein "moralisches Schwein" gehalten hat. Seitdem sind alle etwas schneller ruhig zu bekommen.

Bei manchen hilft das natürlich auch nichts, klar. Dann wie gesagt, ab zu den Eltern oder zum Direktor und wenn das nichts bringt, dann bleibt derjenige früher oder später nach mehrfachen mündlichen LKs mit unzureichender Punktzahl auf der Strecke und darf das nächste Jahr noch mal ran. Will ja auch keiner, kann man auch mal erwähnen. Natürlich nicht als Drohung, vielleicht mit einem bittersüßen Lächeln dazu.

Deine Nachbarin muss in jedem Fall zeigen, dass sie der Boss und autoritär ist. Wenn es mit Nettigkeit nicht geht, dann eben so, wie ich und die anderen es beschrieben haben. Mit dem "Vor-die-Tür-schicken" ist das aber so eine Sache. Wenn, dann muss sie natürlich die Tür offen lassen, weil sie sonst die Aufsichtspflicht verletzt, aber optimal ist das auch nicht. Wer kann schon vom Lehrerpult aus immer genau sehen, was der Schüler da draußen so treibt. Das geht einmal gut, vielleicht auch zwei mal, aber das dritte Mal passiert dem da irgendwas und dann ist die Lehrerin aber so richtig dran. Ich würde den Kollegen dann höchstens gleich zum Direktor schicken oder ins Sekretariat setzen, damit er optimal beaufsichtigt werden kann und den Unterrichtsverlauf nicht mehr stört.