Quelle Deutschland vor dem Aus
So ganz überraschend kam die Meldung eigentlich doch gar nicht. Die Rettung des deutschen Teiles des fränkischen Versandhauses Quelle ist gescheitert. Zwar wurde auch mit Staatsmitteln versucht Quelle überlebensfähig zu halten und nach dem Konkursantrag von Arcandor den Geschäftsbetrieb aufrecht zu halten, aber die Zahlen in Deutschland sind wohl einfach zu schlecht.
Problematisch war scheinbar genrell das gesamte Konzept von Quelle. So sollten wohl alle Bieter eine Schließung der Quelle-Shops gefordert haben und stattdessen die Ausrichtung auf das Internet gerichtet werden. Aber damit ist man schlicht und ergreifend ein ganzes Jahrzehnt zu spät dran. Das Shop-System, der Katalog-Versandhandel und die verpassten Chancen im Internet sind aber letztlich alles Fehler in der Struktur des Unternehmens und somit der Führung des Unternehmens anzulasten.
Schaut man sich die katastrophalen Fehler im gesamten Arcandor-Konzern an, dann muss man letztlich resümieren, dass da Pfuscher am Werk waren, die auch noch in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, wie das Beispiel des Ex-Vorsitzenden Middelhoff zeigt. Er hat die Warenhäuser an eine Kapitalgesellschaft verkauft an der er selbst beteiligt war und sie dann an Karstadt zurückvermietet. Die Staatsanwaltschaft Bochum hat gerade die Ermittlungen ausgedehnt und sichert auch alle elektronischen Daten. Es geht dabei nicht nur um den Betrugsverdacht, inzwischen wohl auch noch um Konkursverschleppung.
Und da - egal wie gesund einUnternehmen vor war - hat dann auch kein Unternehmen der Welt mehr eine Chance zu überleben. Bei einer derart schlechten Unternehmensführung ist ein Ende absehbar.
Es ist sehr schade für die Betroffenen. Die Mitarbeiter haben in den letzten Jahren schon viele Millionen Zugeständnisse gemacht, genützt hat es letztlich nichts. Quelle wird vielleicht als Markenname irgendwann in Deutschland wieder auftauchen, im Ausland gehen die Geschäfte besser. Diese Märkte bleiben auch unter dem Namen Quelle bestehen und so kann Quelle vielleicht eines Tages gestärkt aus dem Auslandsgeschäft und den Spezialverdendern wieder in Deutschland Fuß fassen.
Schwierig dürfte es in vielen Gebieten für die Quelle-Shops werden,da mit deren Schließung oft auch der letzte Laden im Ort zu macht, damit verbunden auch oft eine Post-Agentur die Türen schließt. Welche Auswirkungen dies haben wird kann man nur schwer abschätzen.
Quelle soll abgewickelt werden. Das heisst nicht, das es in Deutschland komplett verschwindet. Nur wenn jetzt einer diese Tochtergesellschaft von Arcandor übernimmt, dann eben auch mit den Verbindlichkeiten.
Wird aber Quelle erstmal ordentlich abgerechnet und danach quasi eine Neugründung gemacht, dann sind die Schulden nicht mit dabei. Bisher wurde bei uns im Radio gesagt, das man im Center Leipzig wohl nur um die 150 Leute entlassen will. Die anderen bleiben alle dort. Heisst am Ende auch, das der Geschäftsbetrieb weiter gehen wird.
Das Kunden dadurch um ihre Zahlungsverpflichtungen kommen, glaube ich nun wieder nicht. Da wird der Insolvenzverwalter schon dafür sorgen, das die Leute entsprechend angemahnt werden. Das sind ja immerhin Gelder, welche Quelle zu Recht verlangen kann.
Und ich denke nicht, das man eine Insolvenz abschliesst, wenn noch viele Aussenstände sind. Denn sobald diese eingetrieben sind, kann man den Gläubigern wieder mehr zahlen.
Hallo Betty, ein Familienmitglied arbeitet in einem Call-Center von Quelle, das übrigens komplett geschlossen werden soll. Allerdings glaube ich daran noch nicht wirklich, denn immerhin ist unter dem Namen primondo ja nicht nur Quelle zu finden, sondern noch mehr Versender-Marken der Arcandor-AG. Daher wird sicher auch in Leipzig erst mal nur ein Teil der Belegscahft etnslassen.
Gerade zum Thema Katalog hatte ich mal einen äußerst interessanten Bericht gelesen:
JotJot in Versandhauskatalog noch in? hat geschrieben:Aber braucht man den Versandkatalog heute überhaupt noch? In der Nachkriegszeit bis vor einigen Jahren war der Katalog unverzichtbar. Zweimal jährlich führte er durch die bunte Warenwelt - auch heute sind noch bis zu 70.000 Artikel von Damensocke bis Waschmaschine im Katalog zu finden. Allerdings fragt sich manch einer ob im Zeitalter des Online-Shoppings dieser Vertriebskanal überhaupt noch Sinn macht. Zumal selbst der ehemalige Arcandor-Chef Middelhoff schon vor Jahren feststellte, dass man nicht erwarten könne, die Leute bestellten fleißig, wenn man ihnen zweimal jährlich einen dicken Katalog ins Haus schicke.
Trotzdem ist der Katalog noch immer wichtig. Damit, dass man dem Kunden etwas physisches in die Hand gibt, dass sich auch noch gut zelebrieren lässt, überwindet man die Distanz zum Kunden. Und: immerhin 70 Prozent der Online-Besteller informieren sich vor der Bestellung im gedruckten Katalog.
Daher denke ich nicht, dass das Katalog-Prinzip völlig verkehrt war. Lediglich, wie es umgesetzt wurde ist ein Problem. Dafür spricht auch, dass es ähnliche Ausrichtungen auch bei Mitbewerbern gibt.
Gestern habe ich im Radio einen längeren Beitrag zu diesem Thema gehört. Darin hieß es, dass man zwar auch jetzt noch Sachen bei Quelle regulär bestellen könne, aber dass es sich lohnen würde, zu warten.
Denn es soll in Kürze ein Online-Ausverkauf stattfinden mit erheblichen Rabatten. Bis Ende Januar soll die ganze Ware aber über den Tisch gegangen sein. Daher kann es nicht mehr lange dauern, bis der Ausverkauf beginnt.
Nunja, so läuft es halt nun einmal in einer Marktwirtschaft. Entweder man erwirtschaftet seine Ausgaben oder man geht halt Pleite. Von daher finde ich es jetzt auch etwas unsinnig, wenn sich Quelle-Mitarbeiter und Betriebsräte beschweren, dass ihnen die Politik nicht hilft.
Quelle ist eben ein Unternehmen, dass sich nicht selber finanzieren kann, dass in der gesamten Unternehmensausrichtung falsch aufgestellt ist. Das sind Fehler die wurden von den Manager gemacht, nicht von der Politik. Und würde Deutschland bzw. die Kunden Quelle brauchen, dann wären sie nicht in Scharen von Quelle davon gelaufen.
Und das nun Arbeitsplätze verloren gehen, mag für die Betroffenen sicher nicht schön sein, keine Frage, aber es ist die einzige Chance, andere Arbeitsplätze zu erhalten. Entweder die Einnahmen werden gesteigert oder die Ausgaben gesenkt - Gesundschrumpfen eben. Es wird ja für die einzelnen Teile Interessenten geben, nicht in allen Geschäftsfelder macht der Quelle-Konzern ja Verluste.
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