Kinder in einer homosexuellen Partnerschaft

vom 16.10.2009, 14:21 Uhr

Mittlerweile gibt es ja auch für homosexuelle Partner verschiedene Möglichkeiten, gemeinsam ein Kind großzuziehen. Da wäre zum einen Adoption, die sich in dem Fall zwar noch komplizierter als bei heterosexuellen Paaren, aber dennoch kein Ding der Unmöglichkeit mehr ist. Dann gibt es Paare, bei denen, wenn es für sie möglich ist, einer der Partner trotz der eigentlichen sexuellen Orientierung ein Kind mit einem Menschen des anderen Geschlechts zeugt, dass dann in der Beziehung aufwächst. Und dann gibt es auch noch künstliche Befruchtung, was bei zwei Frauen wohl unproblematischer ist als bei zwei Männern, aber auch Leihmütter lassen sich finden.

Ich habe, als ich in der Jugendarbeit tätig war, mal ein Mädchen kennengelernt, dessen Eltern zwei Frauen waren. Sie war, soweit ich weiß, durch eine künstliche Befruchtung entstanden, es gab also keinen Vater in ihrem Leben und ihr wurde zu Hause vermittelt, dass sie eben zwei Mütter hätte. Das Mädchen war damals erst acht Jahre alt und beschäftigte sich auffällig intensiv mit Sexualität. Sie sprach häufig von Geschlechtsteilen und sexuellen Handlungen, was sie sehr von Gleichaltrigen unterschied, zumindest von den Mädchen. Aber auch die Jungs in dieser Jugendgruppe redeten in dem Alter eigentlich nicht so viel und vor allem nicht so bildlich über Sex.

Außerdem hatte das Mädchen sichtlich Schwierigkeiten damit, mit ihrer doch sehr anderen Familiensituation klarzukommen. Sie erzählte viele Lügen über ihre Eltern, manchmal sagte sie, dass sie bei einem Unfall gestorben seien, manchmal hieß es, sie seien beruflich im Ausland und würden bald zurückkommen, manchmal erzählte sie auch von ihrem Familienleben zu Hause mit Mama und Papa, obwohl es das definitiv in der Form nicht gab.

Ich lernte die Mütter erst nach einiger Zeit kennen, vorher hatte ich nur ein paar Mal mit ihnen telefoniert. Die eine Frau war sehr zurückhaltend und ruhig, die andere war das, was man sich unter einer typischen Kampflesbe vorstellt. Sie war sehr laut und dominant, hatte zu allem was zu sagen, meistens war es negativ und alle anderen hatten sowieso Unrecht. Sie wollte auch nicht, dass ihr Kind zu viel mit Männern in Berührung kommt, so bat sie zum Beispiel darum, dass bei Gruppenspielen das Mädchen immer nur eine der weiblichen Betreuerinnen als Gruppenleiterin bekomme.

Alles in Allem war bei diesem Mädchen eindeutig einiges schiefgelaufen, was das Aufwachsen in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung anging. Nun frage ich mich, wie man es eigentlich richtig machen kann. Bei kleinen Kindern ist es ja nicht mal eine Frage der Toleranz, sondern einfach der für sie normalen Situation, die sie als das einzig existente ansehen. Kinder spielen "Vater, Mutter, Kind", in jedem Bilderbuch gibt es Vater und Mutter, heterosexuelles Paarverhalten ist wahrscheinlich für Kinder das einzig vorstellbare. Wie soll sich ein Kind mit zwei Müttern oder zwei Vätern da normal fühlen, wie soll es überhaupt verstehen, wieso das eigene Familienleben anders ist?

Eine weitere Frage ist, wie so ein Kind aufgeklärt wird. Führt es nicht zu Verwirrung, wenn man gelernt hat, dass die leiblichen Eltern zwei Männer oder zwei Frauen sind, und dann wird einem plötzlich beigebracht, dass Kinder so aber gar nicht entstehen können?

Auf der anderen Seite kann es vielleicht auch zu Problemen führen, wenn man dem Kind von Anfang an vermittelt, dass es zwar einen leiblichen Vater bzw. eine leibliche Mutter gibt, aber diese Person jetzt trotzdem nicht einer der Elternteile ist. Vielleicht sieht das Kind dann den anderen Vater oder die andere Mutter nicht mehr genauso an wie den leiblichen Elternteil? Oder es möchte den anderen Zeugungspartner kennenlernen? Es ist ja wirklich eine schwierige Situation, weil Kinder ja nun mal wirklich nicht von zwei gleichgeschlechtlichen Menschen gezeugt werden können. Wie soll man da vermitteln, dass die eigene Familienkonstellation trotzdem in Ordnung ist?

Mich würde eure Meinung dazu interessieren? Denkt ihr, homosexuelle Paare sollten lieber keine Kinder in der Partnerschaft großziehen? Wenn doch, wie kann man einem Kind Homosexualität im Zusammenhang mit Elternschaft richtig erklären? Gibt es hier vielleicht sogar Homosexuelle, die in einer Partnerschaft ein Kind adoptiert haben?

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde, dass auch homosexuelle Kinder erziehen dürfen und auch Kinder bekommen sollten. Es ist doch keine ansteckende Krankheit oder absonderbar, sondern nur eine Einstellung des Menschen, eine Vorliebe. Das ist für mich kein Problem und ich denke auch, dass man Kinder so erziehen sollte, dass sie damit umgehen können. Man kann einem Kind das doch erklären und wenn es sieht, dass die Eltern glücklich sind, wird es das auch sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mich würde mal interessieren, ob es dazu Studien gibt. Wäre bestimmt interessant, so eine Studie durchzuführen oder zu lesen, in der dann Kinder von Homosexuellen über die Jahre beobachtet und begleitet worden sind und man ihre Entwicklung mit der Entwicklung von Kindern aus einer Kontrollgruppe vergleicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da große Unterschiede geben wird, was die Entwicklung angeht, denn nur weil Eltern homosexuell sind, sind sie ja nicht automatisch weniger liebevoll oder vernachlässigen ihre Kinder. Aber spannend wäre das trotzdem.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Antwort darauf, wie man Kindern von Eltern in gleichgeschlechtlichen Beziehungen vermitteln kann, dass soetwas auch normal ist, ist, indem man es einfach als normal behandelt. Viele LGBT+ Leute wünschen sich zum Beispiel auch etwas mehr Repräsentation in den Medien. Wenn nun jeder Film, jede Werbung und so weiter immer noch das klassische "Vater, Mutter, Kind" zeigt, aber kaum etwas mal eine andere Familienzusammensetzung neben selten einmal alleinerziehende Eltern, dann haben viele Kinder natürlich wenig Möglichkeiten, damit in Kontakt zu kommen und es als normal anzusehen.

Abgesehen davon, dass es einfach nicht so präsent ist, gibt es meiner Meinung nach wenig Unterschiede dazwischen, ob ein Kind nun von homo- oder heterosexuellen Eltern aufgezogen wird. Gerne wird ja gesagt, dass dann die Mutter- bzw. Vaterrolle fehlt, aber das wäre ja auch bei Alleinerziehenden der Fall, so diese Rolle denn nicht ohnehin von Großeltern, Onkeln/Tanten und so weiter eingenommen wird.

Generell dürfte es auch nicht so schwer sein, einem Kind zu erklären, dass Homosexualität existiert. "Ein Mann kann auch einen Mann lieben, oder eine Frau eine Frau" ist nun bei Weitem keine Raketenwissenschaft. Wenn es dann später ums Kinderzeugen geht, bin ich ja ohnehin der Meinung, dass mehr zu Verwandtschaft oder Familie gehört als geteilte DNS. Die Menschen, die das Kind aufziehen, sind die Eltern, und nicht diejenigen, die es einfach nur in die Welt gesetzt haben. Genauso wie auch bei z.B. Adoption.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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