Sind teure Zigarren wirklich gut?
Ich stelle die Frage, ob teurere Zigarren wirklich besser sind als billige aus dem Grund, dass ich wirklich gerne mal sündigen will und stilvoll eine schöne Havanna paffen möchte. Bisher habe ich vielleicht zwei oder dreimal an Silvester so eine trockene, billige Zigarre von der Tanke geraucht - Modell "Independent". Der Geschmack von den Dingern ist total scharf, kratzend und überhaupt kein Genuss.
Kann ich dann also von einer teuren Zigarre, die beim Fachhändler im Klimaraum aufbewahrt wurde, erwarten dass der Geschmack wesentlich anders ist?
Also die Independents sind wirklich furchtbar und keine Qualitätsware - ganz ehrlich.
Aber einen echten Qualitäts- und Geschmacksunterschied wird man nur dann merken, wenn man schon einen Geschmack hierfür entwickelt hat. Man schmeckt auch so, dass eine Havanna (Cohiba) oder andere edle Zigarren besser schmecken als diese (eben weniger kratzig), aber als Anfänger eher weniger. Das kratzige Gefühl kommt auch meist weniger vom schlechten Tabak, sondern eher von der miesen Lagerung - eben zu trocken. Eine Zigarre braucht eine gewisse Grundfeuchte, damit sich das Aroma als auch das Abbrennverhalten optimal ist.
Ich würde da eher mit mittelteuren Zigarren, z. B. von Dannemann, anfangen (war auch mein Einstieg), mich dort einmal durch das Lexikon "quälen" und etwas Wissen anlesen sowie mal drei völlig verschiedene kaufen und probieren (Nicaragua, Karibik, Brasilien) - hier geht der Geschmack von sanft über mittel bis zu stark.
Außerdem liegen diese preislich noch im Rahmen, eine echte Cohiba kostet gerne mal um die 14 Euro, die von Dannemann liegen preislich weit darunter trotz noch guter Qualität.
Einen Klimaraum braucht es nicht wirklich, ein einfacher Humidor reicht auch schon aus - man muss nicht gleich, gerade als Einsteiger, einen teuren kaufen mit Selbstregulierung hier und da, sondern es reichen auch die, wo man das mit der Befeuchtung manuell machen kann. Wesentlich mehr Aufwand, klar, aber auch geringer im Preis. Wenn man dann zum Aficionado aufsteigen möchte kann man immernoch in ein Produkt investieren, das langfristig nicht nur zum Wegwerfen taugt.
Je öfter man raucht, desto mehr schmeckt man (wenn man es mag) den Unterschied. Das ist wie beim Wein - wer nur ab und zu einen trinkt, merkt auch nicht die ganze Bandbreite an Unterschieden bei einem eher mittelmäßigem Wein und einem sehr schönen, aber auch teuren Wein. Dazu kommt, dass man natürlich bei absoluten Produkten der Spitzenklasse immer den Namen mitbezahlt . Es gibt genug Zigarren, die mit der Cohiba qualitativ vergleichbar sind, aber längst nicht soviel kosten, sondern eher nur die Hälfte bis ein Drittel.
Ich habe keinen Vergleich, da ich ebenfalls nur Billigmarke-Zigarren geraucht habe, aber ich denke schon alleine durch die extremen Produktionsunterschiede wird sich ein starker Geschmacksunterschied bemerkbar machen. Ich werd demnächst mal eine 10 Euro-Zigarre antesten und Bescheid geben.
Wobei der "bessere" Geschmack einer Zigarre ja auch immer Geschmackssache ist
Danke schon einmal für die guten Tipps. Ich werde das bei meinen ersten Gehversuchen auf jeden Fall berücksichtigen. Nur die Dannemanns - die werden doch im Geschäft auch nicht besonders gelagert, oder? Ich meine: nur in Folie eingeschweißt und in einem Blechröhrchen aufbewahrt. Abgesehen davon bin ich natürlich auch noch an anderen guten Ratschlägen interessiert.
Wie lange raucht man eine Zigarre? Also bestimmt ja nicht bis zum letzten Stummel, oder? Kann man eine Zigarre nochmal anzünden, wenn man sie für eine Zeit lang zur Seite gelegt hat? Mir fallen bestimmt noch ein paar Dinge ein
Kommt drauf an wie schnell und stark Du rauchst und wie lang die Zigarre ist . In der Regel sagt man, dass man nicht mehr als 1 - 2 Züge pro Minute nehmen sollte, wobei 2 Züge schon als hastig gelten - davon würde ich mich aber nicht beeindrucken lassen, wenn es Dir so lieber ist.
Prinzipiell raucht man nur langsam, da die Zigarre nicht zu heiß werden darf, da ansonsten das Aroma stark leidet. Gerade wenn man oft und heftig daran zieht wird die Zigarre unangenehm warm in der Hand und fängt an schlecht zu schmecken, auch teure.
Die Folientütchen sind vorübergehend gar keine so schlechte Wahl ähnlich wie die Röhrchen, solange die Zigarren da nicht schon seit Jahren (oder eben eine sehr lange Zeit) drin lagern oder direkt über der Heizung . In der Regel bekommt man die Dannemanns bei einem guten Tabakfachhändler auch aus dem Humidor (wenn er einen großen hat) oder direkt daneben - bisher habe ich da nie überlagerte Ware gehabt oder qualitativ absolut minderwertige, allerdings ist natürlich auch jeder Händler anders. Jedenfalls: Wenn man einen zuhause Humidor hat, kann man diese Zigarren auch nachfeuchten und so etwaige Nachteile wett machen.
Also bei den Dannemann Tubes und den Dannemann Collofino / Dannemann Coronel kann man als Einsteiger wenig falsch machen, auch weil die Tubes oft die richtige Feuchtigkeit haben. Wie gesagt, es ist nicht das Beste, aber für den Preis noch das Beste was man bekommen kann. Wenn man Gefallen am Zigarrenrauchen gefunden hat, kann man dann so langsam von der 1 Euro Zigarre die 3 - 5 Euro Zigarren anpeilen - und wenn es einem dann immernoch gefällt weiter gehen.
Eine qualitativ hochwertige Zigarre erkennt man neben dem Geschmack daran, wie steif die Asche ist, also wie fest und stabil diese ist (im Idealfall verändert sich nur die Farbe der Zigarre von braun zu "grau" , nicht aber deren Form) - je steifer, je besser.
Mal so als Richtwert für die Feuchtigkeit: Wenn man die Zigarre vorsichtig andrückt (zwischen zwei Fingern) und sie fest und nicht "weichlich" ist ist sie zu trocken. Wenn dabei das Deckblatt reißt bzw. sich Risse bilden ist sie definitiv zu trocken und im schlechtesten Fall überlagert. Bei optimaler Feuchtigkeit ist da maximal (bei zuviel Druck ) eine kleine Delle in der Zigarre (ohne Risse).
Also ich bin kein Freund des nochmal anzündens, meist leidet der Geschmack doch darunter - das hängt aber auch vom Rauchverhalten ab. Ich hab das ewig nicht mehr gemacht, was größtenteils daran liegt dass ich meist fertig rauche und die meisten Zigarren bei mir bis zum Schluss "ausbrennen".
Zum berühmten Stummel: Normalerweise raucht man bei "normalen" Zigarren (Typ Corona) immer nur die ersten 2 Drittel / 3 Viertel (hochwertigere Zigarren), das letzte Drittel / Viertel ist der Filter - bei hochwertigen Zigarren muss der nicht so groß ausfallen, da meist der Geschmack nicht so im Keller ist wie bei minderwertigen Zigarren, wo durch den entstehenden Tabaksaft usw. der Geschmack vom Anfang bis Ende teils eine Achterbahnfahrt ist.
Wie Subbotnik schon richtig und ausführlich geschrieben hat, ist es von großer Bedeutung, wo Du die Zigarre besorgst. Ich würde sie eben nicht an der Tankstelle, sondern in einem Fachgeschäft kaufen. Denn dort kann man davon ausgehen, dass die Lagerung (und auch die Fluktuation der Ware) zum "perfekten" Genuß beiträgt. Und dort erhälst Du auch noch - wenn Du es wünschst - eine ordentliche Beratung, denn neben Preis und Herkunft spielt natürlich auch die Form noch eine gewisse Rolle.
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