Wie beruhigt man sich am besten, wenn man sich Sorgen macht?

vom 15.10.2009, 11:19 Uhr

Jeder ist bestimmt schon mal in der Situation gewesen, dass er sich unheimliche Sorgen um jemanden gemacht hat, der ihm sehr Nahe steht. Und jeder, der das schon mitgemacht hat, der weiß, dass man dann auch keinen Kopf hat sich abzulenken oder einfach abzuschalten.

Wie ich in diesem Thread hier bereits berichtete Koma: ein Schutzmechanismus des Körpers? geht es dem guten Freund einer Bekannten nicht gut und es stellt sich auch noch keine Besserung ein. meine Bekannte läuft wie ein Tiger im Käfig und kann sich nicht beruhigen. Die Sorgen fressen sie auf, weil sie auch selber von den Ärzten nichts erfährt und immer zur Familie gehen muss, wenn sie was erfahren will und da diese im Krankenhaus sind, kann sie die Familie schlecht erreichen.

Wie kann man sich, wenn man sich Sorgen um jemanden macht beruhigen? Wie kann man auf andere Gedanken kommen? Was kann man machen, dass man für kurze Zeit vergessen kann oder wenigstens das ganze verdrängen kann oder ist es nicht gut, wenn man versucht seine Sorgen zu verdrängen?

Ich selber war leider auch schon mal in der Situation, als meine Tochter schwer krank im Krankenhaus lag und die Ärzte mir erst nicht viel sagen konnten und ich weiß, wie schwer es ist, dass man sich ablenkt. Und deshalb konnte ich meiner Bekannten auch keinen Ratschlag geben, wie sie am besten die Sorgen für eine Weile vergessen kann. Sie wohnt auch sehr weit weg von mir, so dass ich sie nicht mal persönlich ablenken kann und mit ihr was unternehmen kann und sie will auch gar nichts unternehmen. Sie sitzt ständig am Telefon und wartet auf Nachrichten. Wie kann man also sich und andere beruhigen, wenn sie sich Sorgen machen? Was tut man da am besten?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hat deine Freundin denn niemanden außer dir, mit dem sie sprechen kann? Ich könnte mir vorstellen, dass es mir helfen würde, wenn ich mit einer nahestehenden Person spazieren oder einfach in ein Cafehaus gehe!

Ansonsten denke ich, dass man in einer solchen Situation wenig "echte" Ablenkung finden wird. Es gibt in einer solchen Situation wohl kaum eine Sekunde, in der man nicht an die betreffende Person denkt und auch denken möchte! Vielleicht helfen Gespräche mit der Familie, denn auch sie stecken ja in der gleichen Situation.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Naja, sie wohnt sehr ländlich und ist im Moment wegen einer Handoperation noch krank geschrieben. Ihre Freunde in der Nähe sind arbeiten oder haben Familie. Die lenken sie nicht ab und einfach mal irgendwo hinfahren will sie auch nicht alleine. Und kann sie auch wegen der Hand sehr schlecht.

Deswegen ruft sie auch ständig hier an. Sie ruft dann sogar über Handy an, damit ihr Festnetztelefon frei bleibt für eventuelle Anrufe. Ich würde ihr gerne irgendwie helfen. Aber ich wei0 einfach nciht wie. Es muss doch irgendwie funktionieren, dass sie sich selber ablenken kann.

Hier waren doch bestimmt schon einige in einer Situation, wo man sich Sorgen um einen Menschen gemacht hat. Und deshalb habe ich auf euch gehofft.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich war vor knapp 3 Jahren in der Situation, dass mein Vater nach einem schweren Motorradunfall im künstlichen Tiefschlaf lag. Da damals genau am nächsten Tag eine Wochenendreise in den Europa Park geplant war und wir den Freunden, die uns das Wochenende zur Hochzeit geschenkt hatten, nicht absagen wollten, sind wir trotz den Unfalles gefahren.

Ich war damals wirklich hin und her gerissen, zwischen fahren und bleiben, entschied mich aber dann doch wegzufahren. Ich hatte damals und habe eigentlich auch heute noch ein schlechtes Gewissen, dass ich weggefahren bin, obwohlm ein Vater und auch meine Mutter mich gebraucht hätten. Andererseits war ich so wenigstens stundenweise abgelenkt von meinen Sorgen.

Ich hielt während des Wochenendes ständig Kontakt zu meiner Mutter und war im Europa Park selbst ganz gut abgelenkt. Wenn ich aber dann mal eine ruhige Minute für mich hatte oder mein Mann und ich abends allein im Bett lagen, kam das schlechte Gewissen und die Sorgen!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Dass man in so einer Situation sehr unruhig ist, ist normal. In den ersten Wochen kann man vermutlich wenig tun, außer Deine Freundin abzulenken. Wenn sie sehr ländlich wohnt, könnte man gut Spaziergänge machen.

Wenn sie gerade krank geschrieben ist, ist das Gift, weil sie jetzt massig Zeit zur Verfügung hat um zu grübeln. Wenn keiner Zeit hat für sie, ist das ziemlich unglücklich.

An Deiner Stelle würde ich ihr empfehlen, den Bekannten immer wieder zu besuchen. Angeblich hören manche Komapatienten, wenn man mit ihnen spricht. Man kann als Besucher zwar nicht wirklich was tun außer abwarten, aber man hat wenigstens das gute Gefühl da gewesen zu sein und die Hoffnung, dass man doch zu dem Menschen irgendwie ins Bewusstsein durchdringt und damit bewegt, dass er wieder ins Leben zurück kommt.

Manche stellen den Komapatienten auch Radios mit ihrer Lieblingsmusik neben das Bett. Wenn das Krankenhaus das genehmigt, könnte das Deiner Bekannten ein weinig Ruhe bringen, dass sie ihrem Bekannten etwas gutes getan hat.

Wie steht es eigentlich mit Dir? Wie weit wohnst Du von ihr weg? Du schreibst ja nur, dass sie ländlich wohnt. Wie wäre es, wenn Du sie für ein paar Tage zu Dir nach Hause holst? Da du schreibst, dass Du viel mit ihr telefonierst, gehe ich davon aus, dass Du im Moment die Zeit dafür haben könntest. Tapetenwechsel tut in so einer Situation gut. Auch das Gefühl, dass jemand da ist.

Falls Deine Bekannte das gar nicht verkraftet, kann sie sich vom Arzt auch Beruhigungsmittel verschreiben lassen. Im Krankenhaus habe ich mal eine Mutter kennen gelernt, deren Tochter Krebs hatte. Das Mädchen war gerade im Grundschulalter und die Mutter war verständlicherweise völlig fertig. Als ich sie nach ein paar Wochen wieder traf, wirkte sie so gelassen und ausgeglichen. Ich war ziemlich irritiert und fragte sie, was sie den mache um so ruhig zu wirken. Da lächelte sie und meinte, dass sie vom Arzt Beruhigungsmitel bekomme und es ihr seit dem so viel besser gehe.

Du schreibst zwar, dass es nur ein guter Bekannter deiner Freundin ist, aber wenn es sie so sehr belastet, dann scheint sie da emotional mehr involviert zu sein, als man das von guten Bekannten erwartet. Das hört sich mir schon eher nach guter Freundschaft an.

Zum Schluss noch etwas ziemlich unschönes, das ich Dir nicht verschweigen möchte. Ich weiß nicht, wie schwer der Unfall war, und wie weit das Gehirn des Menschen hier in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich weiß auch nicht, ob es gut ist, deiner Bekannten diese Information jetzt schon zu geben, weil es sie eher beunruhigen würde. Eine entfernte Bekannte von mir lag auch mal im Koma nach einem schweren Reitunfall. Als sie nach langer Zeit wieder erwachte, war sie nicht mehr die selbe Person wie früher. Außerdem konnte sie sich an nichts aus ihrem früheren Leben erinnern, erkannte ihre Eltern, ihren Partner und ihre Freunde nicht mehr wieder. Körperlich ist sie wieder vollkommen genesen. Auch das kann passieren.

Ich drücke allerdings die Daumen, dass das in eurem Fall alles gut ausgeht und der Bekannte bald wieder erwacht und vollständig gesund wird.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Mir hilft es dann immer, einfach mal aus meiner Wohnung herauszukommen, etwas Abwechslung in meinen Tag zu bringen. Und wenn das nur heißt, dass ich ein bisschen spazieren gehe, shoppen oder etwas mit Freunden trinken. Das ist meist schon genug der Ablenkung.

Zwar vergesse ich meine Sorgen nicht, aber wenn ich dann wieder zu Hause bin, bin ich meist schon sehr viel gelassener und entspannter. Meistens hilft es auch, mit einem Freund darüber zu reden und sich von diesem gut zureden zu lassen, dafür sind Freunde ja mitunter auch da: einem in schwierigen Situationen zu unterstützen und Mut zuzusprechen. Aber das machst du ja schon ;). Versuch einfach ihn zu beruhigen, und im einfach Mut zuzusprechen, er/sie ist sicher total fertig.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es ist normal, dass man sich in solchen Situationen Sorgen um nahestehende Menschen macht und ich finde es auch vollkommen verständlich, dass man dann an nichts anderes denken kann als an den Menschen, dem es nicht gut geht. Gerade wenn jemand schwer krank im Krankenhaus liegt und nicht sicher ist, ob derjenige überhaupt durchkommt und ob er wieder so ist wie früher oder für immer ein Pflegefall sein wird, ist es sehr schwierig, die eigenen Gedanken auf etwas anderes zu richten als auf diesen einen Menschen und die ganzen Sorgen, die man sich seinetwegen macht.

Es ist natürlich auch wichtig, sich so gut wie möglich abzulenken, gerade wenn man nicht in der Lage ist, etwas für den Betroffenen zu tun. Man kann natürlich versuchen, sich mit genau diesem Gedanken abzulenken - nämlich dass man wahrscheinlich alles getan hat, was man tun konnte und nicht in der Lage ist, noch mehr zu tun. Natürlich reicht dieser Gedanke meistens nicht aus, da man das Kopfkino einfach nicht abstellen kann. Ich kenne so etwas auch sehr gut und mir gelingt es in solchen Situationen nicht wirklich gut, mich auf andere Dinge zu konzentrieren, wenn ich mit den Gedanken eigentlich ganz woanders bin.

Das Einzige, was mir manchmal hilft, sind Gespräche und Unternehmungen mit Freunden. Freunde sind unglaublich wichtig, in jeder Lebenslage - und in solchen Situationen besonders. Vielleicht hilft es deiner Bekannten, wenn sie sich mit Freunden trifft, um sich abzulenken. Sie kann ja den Familienmitgliedern ihres Freundes ihre Handy-Nummer geben und diese bitten, sie direkt zu informieren, sobald es eine Änderung in die eine oder in die andere Richtung gibt. Ist das Verhältnis zwischen ihr und der Familie denn gut genug, so dass die Familie sie auch informieren würde? Darf sie ihren Freund denn besuchen gehen oder ist sie auch hierbei auf die Erlaubnis seiner Angehörigen angewiesen?

Es ist oft schon sehr viel wert, einfach mal über seine Sorgen mit jemandem zu sprechen. Daher ist es für deine Bekannte sicher schon sehr hilfreich, dass sie mit dir über die Sache sprechen kann. Schlimm ist es, wenn man mit niemandem sprechen kann, so dass man seine Sorgen, Probleme und Ängste in sich hineinfrisst. Wenn man alles mit sich selbst ausmachen muss, ist das auf Dauer sicher nicht gut.

Falls deine Bekannte keine wirklichen Freunde hat oder diese nicht immer Zeit für sie haben, kann es auch hilfreich sein, wenn sie ihre Gedanken und Gefühle in Tagebuchform aufschreibt. Auch dabei kann sie alles mal rauslassen, auch wenn sie nicht mit einem anderen Menschen darüber spricht. Vielleicht hilft ihr das erst einmal. Wie sieht es denn aus mit der Familie ihres Freundes? Immerhin teilen diese Menschen ja sicher ihre Sorgen, so dass sie auch mit ihnen sprechen könnte, vorausgesetzt sie hat ein gutes Verhältnis zu diesen Leuten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass Ablenkung immer sehr gut ist, wenn man sich Sorgen macht. Wenn man nämlich den ganzen Tag nur zu Hause sitzt und nichts tut, hat man genug Gelegenheiten, um nachzudenken. Dabei ist es jeden nicht gut, ständig nur zu grübeln. Immerhin macht man sich damit immer mehr Sorgen und im Endeffekt ist es dann so, dass die Zeit überhaupt nicht vergehen möchte, während man den ganzen Tag nur auf dem Sofa sitzt und auf die Uhr schaut. Das ist natürlich extrem belastend für einen selbst und auch alles andere als schön. Auch wenn man sich große Sorgen macht und deshalb auch nicht fröhlich sein kann, ist es trotzdem schade, mehrere Tage oder Wochen einfach so verstreichen zu lassen, ohne dabei etwas zu tun. Helfen kann man dem anderen Menschen durch dieses Verhalten auch nicht und die Situation wird dadurch nur noch schlimmer, weil man sich auch selbst kaputt macht.

Am besten ist es wohl, wenn man möglichst viel unternimmt. Auch wenn man in Gedanken versunken ist, hilft es auch, wenn man nicht die ganze Zeit in der Wohnung ist und frische Luft tut einem auch gut. Dabei ist es auch gut, wenn man keine Uhr mitnimmt, so dass man auch nicht die ganze Zeit darauf schauen kann. Außerdem wird man draußen ja auch gut abgelenkt und es ist wichtig, dass man sich in so einer Situation nicht gehen lässt und das Leben einfach so verstreichen lässt, sondern dass man das bestmögliche aus der Situation macht. Von daher sollte man sich mit Freunden treffen, shoppen gehen oder auch ins Saune oder ins Schwimmbad gehen. Dabei kann man ja auch immer das Handy mitnehmen, so dass man dann auch immer erreichbar ist und somit muss man auch keine Angst haben, dass man etwas Wichtiges verpasst.

Leider musste ich in meinem Leben auch einige Situationen erleben, in denen ich mir mehrere Tage oder gar Wochen große Sorgen machen musste. Dabei war es extrem schlimm für mich, die ganze Zeit nur zu Hause zu sitzen, da ich dann ständig nur am Grübeln war und mir die Decke auf den Kopf zu fallen drohte. Aus diesem Grund war ich dann nach Möglichkeit jeden Tag unterwegs. Ich habe viel mit Freunden gemacht, war shoppen, Eis essen oder habe auch einfach einen Spaziergang gemacht. Dadurch ging es mir viel besser und die Zeit ging auch viel schneller vorbei, als wenn ich die ganze Zeit nur zu Hause sitzen würde. Somit war ich dann immer den ganzen Tag abgelenkt, bis ich dann am Abend nach Hause kam und das war eigentlich ideal für mich.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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