Technikausfall in der Vorlesung - gehen?

vom 08.10.2009, 17:39 Uhr

Wir haben momanten einen fakultativen Kurs vor dem neuen Semester und den besuchen auch recht viele.

Heute dann das Fiasko im neuen Saal: Technikausfall. Mikrofon ging nicht mehr und der neue Projektor funktionierete auch nicht mehr. Außerdem saßen wir im Dunkel, wenn auch nur für 5 Minuten. Das Licht ging dann zum Glück wieder. Der Professor versuchte dann sehr laut zu reden, was nicht gut funktioniere in dem derart großen Saal (ausgelegt für 700 Studenten). Außerdem benutze er die gute alte Tafel, die man zum Glück vor lauter Technik nicht abmontiert hatte. Konnte man allerdings auch nicht gut lesen, obwohl er sich bemühte groß zu schreiben. Nach 10 Minuten ging dann zum Glück alles wieder. Aber wäre das nicht der Fall gewesen, hätte man sich die 90 Minuten, die dann noch folgten, sicher sparen können.

Andererseits sage ich mir, dass das ja im eigenen Interesse ist, wenn man den Kurs mitmacht und ein bischen was mitbekommen ist besser als nichts, oder? Hinter mir maulten die ersten schon nach einer Minute, dass sie es toll fänden, wenn sie gehen könnten und die Vorlesung ausfällt. Aber der Prof. ist ja wegen uns da und nicht andersherum.

Was sagt ihr denn dazu? Würdet ihr gehen? Oder würdet ihr auch so dableiben auch unter erschwerten Bedingungen?

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Wenn man gar nichts mehr verstehen könnte, weil die Lautsprecheranlage ausgefallen ist, und man ganz hinten in einem Raum mit gut 500 Leuten nichts mehr hören kann, dann würde ich eventuell gehen. Weil man dann ja nichts mehr vermittelt bekäme, also ist es ja auch nutzlos, dann einfach nur die Zeit abzusitzen.

Also in so einem Fall fände ich es in Ordnung, zu gehen, wobei es natürlich immernoch schade wäre, eben diesen Termin nichts mitbekommen zu haben. Dadurch verpasst man ja auch Stoff für die Abschlussklausur. Daher wäre es mir allgemein lieber, dass man endweder sicherstellt, dass alle den Inhalt der Vorlesung auch hören können, oder, dass man den Kurs dann eben ausfallen lässt, wenn das nicht der Fall ist. Sonst wäre es einfach nur unfair für einen Teil der Studenten.

Bei kleineren Ausfällen, wie, dass ein Projektor nicht mehr funktioniert, und der Dozent daher eine Tafel und Kreide verwenden muss, würde ich nicht gehen. Der Dozent könnte ja weiterhin Inhalte vermitteln, wenn auch mit einem kleinen technischen Defizit, aber im Grunde würde dennoch ein Inhalt transportiert werden. Und so lange das der Fall ist, lohnt es sich meines Erachtens, im Unterricht zu bleiben.

Die Leute, die dann gehen, die suchen wahrscheinlich sowieso nur nach einer Ausrede, um gehen zu können. Wahrscheinlich würden sie es auch ohne Grund tun, wenn sie könnten. Die haben höchstwahrscheinlich allgemein keine Motivation, dieser Vorlesung zu folgen und nutzen daher gerne jeden auch nur erdenklichen Vorwand dazu, zu "schwänzen", den sie finden können.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


In meinem Studiengang sind zum Glück nicht so viele Studenten eingeschrieben, da er durch den NC zulassungsbeschränkt ist. Der Hörsaal ist in der Regel maximal mit 300 Leuten belegt, auch wenn sicher noch 100 weitere Platz finden würden. Insgesamt ist das also recht übersichtlich und die Akustik ist gut genug, so dass viele Dozenten ohne Mikrofon sprechen. Wenn bei uns mal ein Mikrofon ausfällt, wäre das also noch kein Grund, den Saal zu verlassen. Oft finde ich es sogar besser, wenn die Dozenten ohne Mikrofon arbeiten, da unsere Mikrofone oft Störungen haben, die dann sehr unangenehm sind.

Einer der Professoren nutzt bei uns auch die Tafel und ich finde es richtig gut. Insgesamt ist die Vorlesung von diesem Dozenten bei uns die beliebteste, da er es schafft, ohne Computer und ohne Mikrofon die beste und lehrreichste Vorlesung zu halten. Manche der technikbegeisterten Dozenten kommen vor lauter Bildchen und schick zurechtgemachten Powerpoint-Folien gar nicht zum eigentlichen Kern der Sache. Technik muss nicht immer von Vorteil sein, auch wenn sie vieles möglich macht, was früher sicher in der Form nicht möglich war.

Ich würde eine Vorlesung dann verlassen, wenn es definitiv nicht möglich wäre, der Vorlesung zu folgen und irgendeinen Nutzen daraus zu ziehen. Wenn man die Vorlesungsinhalte (akustisch) nicht verstehen kann und es vielleicht auch keine Möglichkeit gibt, wenigstens ein paar grundsätzliche Dinge mitzuschreiben, macht eine Vorlesung keinen Sinn. In der Zeit kann man dann besser das geplante Thema im Buch nachschlagen und sich anhand dessen einen ersten Überblick über das Thema verschaffen.

Wenn Leute schon nach wenigen Minuten maulen und den Wunsch haben, die Vorlesung zu verlassen, frage ich mich ernsthaft, warum diese "Studenten" überhaupt zur Uni gekommen sind, Wenn sie doch ohnehin keine Lust auf die Vorlesung haben und diese ihnen vielleicht auch nichts bringt, können sie doch auch zuhause bleiben und dort lernen oder, sofern sie generell keine Lust auf das Studium haben, auch den Tag über im Bett verbringen und nichts tun. Ich kenne das zwar auch noch aus der Schule, dass ich manchmal keine Lust auf den Unterricht hatte und mir gewünscht habe, dass etwas ausfällt und ich bald wieder gehen kann. Aber für die Uni entscheidet man sich freiwillig und daher finde ich es merkwürdig, sich dann so aufzuführen wie ein Grundschulkind. Wie du bereits geschrieben hast, ist der Professor ja auch wegen der Studenten da und nicht die Studenten, um dem Professor einen Gefallen zu tun.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also verwerflich finde ich die Gedanken von deinen Mitkommilitionen nun überhaupt nicht. Ich frage mich nur, warum sie nur maulen und nicht einfach gehen. Wenn der Kurs eh nicht Pflicht ist und sie wenig verstehen und sehen, dann würde ich da einfach wieder gehen und gut ist. So mündig sollte man dann doch schon sein, um so eine Entscheidung fällen zu können.

Der reine Technikausfall wäre für mich aber erstmal kein Grund zu gehen, sofern ich immer noch was verstehe und was aus der Vorlesung mitnehmen kann. Nur wenn ich nichts mehr mitbekomme, dann macht es ja auch keinen Sinn mehr noch weiter dazubleiben. Da würde ich dann einfach gehen.

Wir hatten es mal bei einer Vorlesung, die morgens stattfand, dass der Hörsaal verschlossen war und niemand einen Schlüssel für die Tür hatte. Nachdem sich dieser nicht auffinden ließ, beschloss unser Prof einfach, dass er halt alle Studenten um sich versammelt und er dann einfach die Vorlesung draußen vor dem Haus hielt, soweit es möglich war. Das war eigentlich eine ganz witzige Erfahrung und ging auch nur, weil wir zum Glück keine 500 Studenten sind, sondern meist nur irgendwas um die 50 Leute zu den Vorlesungen gehen. Und nach 15 Minuten fand sich dann auch der Schlüssel wieder an, wodurch man dann unter professionellen Bedinungen im Hörsaal weitermachen konnte. Aber es war auf jeden Fall mal ganz unterhaltsam.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Gerade bei Vorlesungen, die freiwillig sind, kann ich das Gemaule überhaupt nicht verstehen. Klar, jeder freut sich, wenn etwas ausfällt und man im besten Fall mal nen ganzen Tag frei hat, aber grunsätzlich gilt, dass jeder freiwillig da ist und jederzeit gehen kann. Es zwingt einen ja niemand zum Studium im allgemeinen und in die Vorlesung hat einen auch niemand reingeprügelt.

Wenn solche technischen Probleme allerdings dazu führen, dass die Hälfte der Studenten nichts mitbekommen können, sollte man eine solche Vorlesung allerdings meiner Meinung nach schon ausfallen lassen, zumindest wenn der Inhalt in irgendeiner Weise prüfungsrelevant ist. Dass man in der letzten Reihe bei einem so großem Hörsaal nicht erkennen kann, was an der Tafel steht, ist ja schließlich nicht das Verschulden der Studenten, die aber dann darunter leiden würden, dass sie nichts mitbekommen.

Bei uns wird es so gehandhabt, dass in solchen Fällen (wenn es also wirklich nicht möglich ist, dass die Vorlesung gehalten wird) Vorlesungen ausfallen.

Warum man aber überhaupt in eine Vorlesung geht, wenn man eigentlich nicht da sein will und dann rummault und hofft, dass man doch noch frei bekommt, kann ich nicht verstehen.

» Peci » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke, in dem Fall wäre ich nicht gegangen, da die meisten deiner Problemchen ja irgendwie selbst gemacht sind. Wenn du die Tafel nicht lesen kannst, solltest du vielleicht mal zum Augenarzt gehen und dir eine Brille verschreiben lassen oder dich weiter nach vorne setzen.

Auch das akustische Problem kann man umgehen, wenn man sich weiter nach vorne setzt. Dann hat man außerdem den Vorteil dass um einen herum nicht so viel gequatscht wird, da das irgendwie immer eher in den hinteren Reihen geschieht. Weiter vorne bekommt man also grundsätzlich mehr mit.

Wenn die Bedingungen wirklich erschwert wären, beispielsweise Baulärm oder Lärm wegen Renovierungsarbeiten oder weil der Rasen auf dem Campus mal gemäht wird (und das Fenster nicht geschlossen wird), würde ich dann gehen, wenn ich merke, dass es mir nichts bringt, weiter da zu bleiben. Auch in einem Hörsaal, in dem das Licht nicht geht und man im Dunkeln sitzt würde ich nicht bleiben.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich finde es sehr leichtfertig, zu sagen, man sei selbst schuld, wenn man während einer Vorlesung nach Ausfall von Projektor oder Lautsprecheranlage nicht genügend sehen und hören könne. Natürlich wäre eine Lösung, sich nach vorne zu setzen, aber das ist in einigen Veranstaltungen schlichtweg nicht möglich, weil alles total überfüllt ist dort (genau deswegen gibt es ja Lautsprecher und Projektor, weil man eben weiß, dass die Leute bis weit hinten sitzen und ohne diese Mittel nichts mehr sehen und hören können).

Sicherlich ist das nicht an allen Unis so, glücklicherweise, kann ich da nur sagen, aber beispielsweise an meiner Uni gibt es sowieso immer das Problem, dass die Kurse kaum in die viel zu kleinen Räume passen.Ich habe selbst schon mehrfach an Kursen teilnehmen müssen, bei denen der Raum für allerhöchstens fünfzehn Leute ausgelegt war, wir uns darin allerdings zu achtzig Leuten quetschen müssen. Was für einen Einfluss hat man als Einzelperson, wenn die Uni solche Fehlplanungen macht?

Da nicht alle Leute in den Raum passten, saß über die Hälfte bei offener Tür draußen im Flur! Das muss man sich mal vorstellen. Ich muss ehrlich sagen, das war auch so ein Kurs, wo man, wenn man draußen sitzen musste, kaum mehr etwas mitbekam, und wo ich dann auch darüber nachdachte, lieber zu gehen, weil es total sinnlos so war.

In so einem Fall hätte ich mich auch nicht einfach weiter nach vorne setzen können, denn nach vorne kam, wer zuerst da war. Das war ein richtiges Gestreite um die Plätze. Und ich hatte da genau vor dieser Veranstaltung einen anderen Kurs, wo immer über eine Viertelstunde überzogen wurde. Klar, dass ich so nie zuerst beim Folgekurs da war und somit immer nur einen der schlechtesten Plätze weit hinten bekam. Und das ist halt leider kein Einzelfall, sondern kommt genau so bei vielen unserer Kurse vor.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



@ Pepsi-light:

In meinem Studiengang und an meiner Uni würde ich auch sagen, dass diejenigen, die nichts sehen oder hören, selbst schuld sind. Die Hörsäle sind insgesamt recht übersichtlich und es gibt nicht so viele Studenten, dass der Saal bis auf den letzten Platz belegt wäre. Gerade vorne findet man immer noch leere Reihen, mindestens aber einzelne Plätze.

Dennoch würde ich nicht von diesem Zustand auf andere Studiengänge beziehungsweise Universitäten schließen, wo es vielleicht ganz anders aussieht. Eine Bekannte von mir studiert ein geisteswissenschaftliches Fach und sie hat ständig damit zu kämpfen, dass es in Seminaren nicht genug Platz für alle gibt, so dass man stehen muss und dass man im Hörsaal auf der Treppe sitzen muss. In so einem Fall kann man nicht immer sagen, dass die Studenten selbst schuld sind, wenn sie nichts mitbekommen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Wawa666 hat geschrieben: Was für einen Einfluss hat man als Einzelperson, wenn die Uni solche Fehlplanungen macht?

Man könnte natürlich mal zu den Verantwortlichen gehen und mit denen über das Problem reden. Vielleicht weiß die Uni ja gar nichts über das Problem, weil jeder sich für das arme Studenten-Opfer hält, das denkt, es könnte nichts tun. Zur Not kann man das ja auch über die Fachschaft klären.

Und das Problem, dass bei einer Veranstaltung einige auf dem Flur sitzen kann ich nicht glauben. Da fragt man sich dann doch, warum keiner mal mit der Uni redet. An anderen Unis klappt es doch auch, dass dann per Video in einen anderen Hörsaal übertragen wird.

Und selbst wenn die Uni über solche Missstände Bescheid weiß und nicht entsprechend handelt (z.B. die Veranstaltung in einen größeren Hörsaal verlegt, ggf. eben zu ungünstigeren Zeiten für die Studenten), dann ist man schon mit dafür Verantwortlich, weil man doch die Freiheit hat, an jeder beliebigen Uni zu studieren, die einem gefällt.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


pepsi-light hat geschrieben:Und das Problem, dass bei einer Veranstaltung einige auf dem Flur sitzen kann ich nicht glauben. Da fragt man sich dann doch, warum keiner mal mit der Uni redet.

Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass das alle Leute einfach so hinnehmen würden! Natürlich gibt es Beschwerden, natürlich möchte man an diesen Zuständen etwas ändern. Es kommen die üblichen Antworten: Man müsse sparen, die Uni habe kein Geld, der Fachbereich habe keinen Einfluss auf die Raumplanung, der Senat ließe die Universitäten aushungern, es ginge ja auch so, denn seit Jahren würde es so gehandhabt, und so weiter, und so fort. Das ist ärgerlich, und ich kann es verstehen, dass einige Leute dann sogar irgendwann auch resignieren und sich denken "Sei's drum, die zwei Jahre studiere ich noch, dann kann es mir auch egal sein".

pepsi-light hat geschrieben:Und selbst wenn die Uni über solche Missstände Bescheid weiß und nicht entsprechend handelt (z.B. die Veranstaltung in einen größeren Hörsaal verlegt, ggf. eben zu ungünstigeren Zeiten für die Studenten), dann ist man schon mit dafür Verantwortlich, weil man doch die Freiheit hat, an jeder beliebigen Uni zu studieren, die einem gefällt.

Die Kurse haben aber gewöhnlich einen NC und regional können alle Universitäten so überlaufen sein, dass man froh ist, dass man überhaupt irgendwo einen Studienplatz bekommt. Es wäre traumhaft, hätte man die freie Auswahl, doch in der Praxis ist es zumindest in dieser Region so, dass man die Uni nimmt, die man bekommen kann. Die Leute bewerben sich nach ihrem Abitur zum Teil mit einem Schnitt von 1,6 bei fünf bis zehn Universitäten, und dann bekommen sie zum Teil zu 80% Absagen.

Ich habe mich für meine Uni auch nur entschieden, weil ich bei allen anderen Unis, bei denen ich mich beworben habe (das waren immerhin auch fünf Stück) mit meinem Notenschnitt von 2,1 auf den Wartelisten landete, mit der Prognose, in etwa sechs Semestern wäre ich dann dran (wobei es nach der Reihenfolge des Abi-Durchschnitts ging, das heißt, die Leute rücken quasi mit absteigendem Durchschnitt vor, zuerst die 1,5er, dann die 1,6er, dann die 1,7er, und so weiter). In drei Jahren wäre ich dran gewesen! Da habe ich eben diese eine Uni, die mich annahm, ausgewählt.

Das nur mal, damit du siehst, dass die Verhältnisse in einigen Städten und Regionen wirklich nicht die besten sind. Nur, weil du vielleicht in der glücklichen Lage bist, in einer Region zu leben, wo man seine Universität frei wählen kann und einfach mal schnell aufgenommen wird, ohne lange Wartezeiten, muss das nicht in ganz Deutschland so sein. Statt das nicht wahrhaben zu wollen, solltest du dich lieber glücklich schätzen, dass du in einer besseren Situation bist.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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