Geld - was machen andere falsch?
jenny7488 hat geschrieben:So, ich komme übrigens mit meinen 600 Euro ganz gut aus, ist ja kein HartzIV, HartzIV ist ja weniger, habe aber auch keine Kinder zu versorgen.
Hartz IV ist nicht zwangsläufig weniger. Denn dieser Betrag, der immer wieder genannt wird, ist ja nur das, was pro Monat allein für den Bezieher von Hartz IV gedacht ist. Die Miete und die Heizkosten kommen ja noch dazu, ebenso wie die Krankenversicherung, und damit dürfte man als alleinstehender Hartz-IV-Empfänger bestimmt auf eine Summe kommen, die höher als 600 Euro liegt. Das sind schließlich alles auch Ausgaben, die zu dem normalen Betrag hinzukommen und die ein normaler Arbeitnehmer alle selbst zu tragen hat.
winny2311 hat geschrieben:Und die meisten Kindertagesstätten sind von 7-17.30 Uhr geöffnet. Ich denke, da ist man schon einigermaßen flexibel. Zumal das die Zeit ist, in der die meisten Studenten nicht arbeiten gehen können. Für die bietet sich ein Kassenjob ab Abend eben eher an. Wenn man von 8-16 Uhr arbeitet, dann ist das ja schon ein Vollzeitjob, oder kann einer sein / werden. Dann heißt es aber wieder: ja, die Kinder. Die brauchen mich ja. Den Kindern schadet es meiner Meinung nach auch nicht, wenn sie in den Kindergarten können zu den Zeiten und wenn man dann frei hat, verbringt man eben die Zeit intensiver mit den Kindern.
Kurze Frage, wo wohnst du? Stadt, Land, Großstadt? Schätzungsweise eine Studentenstadt aber keine Großstadt, nehme ich jetzt einfach mal an?
Abgesehen davon, dass ich keine einzige KiTa kenne, die länger als bis 15 Uhr (maximal) geöffnet ist, du also je nach Strecke spätestens um 14.30 Uhr Feierabend machen musst, um die Kinder pünktlich abzuholen, musst du überhaupt erstmal versuchen in der Großstadt einen KiTa-Platz zu bekommen. Bei der Geburt des Kindes Anspruch anzumelden (für einen Platz in 3 Jahren) ist schon zu spät - und nein, das ist keine Übertreibung sondern Realität - in Hamburg auf jeden Fall. Und selbst wenn du dann nach 3, 4 Jahren einen Platz für ein (!) Kind bekommen hast, stehst du erstmal 3 Jahre da, die du das Kind wahlweise zu einer Tagesmutter (sehr teuer) oder zu Verwandten (die nicht jeder in seiner Stadt hat) geben kannst, und sonst nirgends.
Wenn es dann soweit ist, bist du drei bis vier Jahre aus dem Beruf heraus, je nachdem um was für Berufe es geht schon mehr als schlecht, aber auch wenn es da keine großartigen Neuerungen gab wird ein anderer Bewerber mit weniger Auszeit dir gegenüber bevorzugt, bei gleicher Qualifikation ist auch das Fakt. Und dann, wenn du endlich so weit vorgerückt bist, dass es keinen Mitbewerber gibt, der solche Vorteile dir gegenüber hat, kommt noch die Tatsache dazu, dass Mütter gegenüber kinderlosen auch noch benachteiligt werden bei der Einstellung. Da bleiben bei weitem nicht so viele Stellen übrig. Und wenn du dann, wie beispielsweise 1.700.000 Menschen in Hamburg, in einer Stadt wohnst, deren KiTas kaum bis 15 Uhr die Kinder beherbergen, finde noch einen Job, bei dem KiTa- und Arbeitszeiten irgendwie zusammen passen.
Wenn du den dann gefunden hast - herzlichen Glückwunsch, dann gehörst du zu denjenigen, die man quasi die "Auserwählten" nennen kann, weil sie viel Glück gehabt haben. Ich persönlich kenne keine alleinerziehende Mutter, die das schafft. Entweder haben sie maximal einen 400 Euro Job, oder aber das Glück, dass ein Partner da ist, der zwei Tage die Woche kürzer arbeitet an denen die Mutter dafür länger arbeiten kann oder ähnliches. Aber bei Alleinerziehenden geht das ja logischerweise nicht.
So viel nur mal dazu, dass ja jeder Arbeit findet, der Arbeit sucht.
Ich kann aus eigener Erfahrung, sei es bei mir oder einer Bekannten berichten. Ich bzw. sie sind alleinerziehend, und haben 3 Kinder. Das allein machst es schon sehr schwer am Arbeitsmarkt einen Vernünftigen Job zu finden, wo man auch das mit den Schulzeiten bzw. Kindergartenöffnungszeiten vreinbaren kann. Zweitens ist es ja nicht so, das diese Leute wie ich bzw. meine Bekannte, in diesen Sumpf rutschen, sonder es geht schleichend. Diese Bekannte hat seit Anfang des Jahres finanzielle Probleme. Es fing einmal an, das das Arbeitsamt sie umschulen bzw. eine WEiterbildung für sie organisiert hat. Sie freute sich, da sie dachte, das sie dadurch einen Job bekommen würde.
Sie hat also diesen 3 monatigen Kurs gemacht, wohl bemerkt das sie keine Kinderbetreuung für diese Zeit für die 2 kleineren Kinder gehabt hätte, wenn sie nicht eine Tagesmutter in Anspruch genommen hätte. Da sie dachte, und das Arbeitsamt ihr auch sagte, das diese Betreuungskosten übernommen werden würden, hat sie sich noch mehr gefreut. Als die 3 Monate um waren kam dann die Quittung, sie musste über 500,- für die Kinderbetreuung nachzahlen, da das Arbeitsamt nun doch nicht alles übernahm. So rutschte sie einmal wieder ab, da 3 Monate lang ihr die 500,- von ihrem Arbeitslosengeld abgezogen wurden. Da sie aber sowieso nicht viel zur Verfügung hatte (700,-) im Monat, wusste sie nicht wie sie alles begeleichen soll.
Somit kamen die Mietschulden zustande, die auch zu einer fast Delogierung führte. Mit ach und krach hat sie es geschafft, mit Hilfe vom Sozialamt die Mietschulden zu begleichen, wobei sie selber über 1200,- aufbringen hat müssen. Dadurch haben dann aber auch die anderen Rechnungen wie Fernwärme, Strom darunter gelitten. Heute hat sie dann auch noch einen Brief bekommen, das sie ab 22. Oktober keine Heizung und kein Warmwasser mehr hat, da ihr das abgedreht wird, da sie keine 700,- hat zum einzahlen. Das ist so wie ein Teufelskreis, einmal geht etwas schief und schon kann man sich vor lauter Sorgen nur Ärgern.
Und ums essen geht es da gar nicht mehr, natürlich muss sie schauen, das das wichtigste, die Wohnung ist was sie nicht verlieren darf, danach die Rechnungen wie Heizung und Strom, erst danach kommt das essen. Und Luxusgüter wie Schoki und Eis gehören leider nicht dazu. Außerdem ist sie im Privatkonkurs, da hat sie sowieso keine Chancen am Arbeitsmarkt, da es die Firmen auf bestimmten Seiten sehen können. Nicht einmal eine Putzstelle oder eine Stelle in einem Supermarkt bekommt sie. Das weiß sie aus Erfahrung, da sie sich schon oft beworben hat, und leider immer abgelehnt wurde, obwohl die dort wirklich jemanden suchen.
Das einzige was sie macht, ist Stiegenhausreinigung auf 10 Stunden Basis noch dazu, da bekommt sie 125,- für einen Monat. Auch hält sie sich über etwas putzen bei Leuten übers Wasser. Es ist leicht von einem Studenten zu sagen, das er/sie leicht über die Runden kommt, wenn er keine Verantwortung für ein oder mehrere Kinder hat. Der sein ganzes Geld nur für sich verwenden kann. Wäre ich jetzt alleine, mit dem Geld was ich im Monat zur Verfügung hätte, könnte ich mir auch vieles auf die Seite legen, und mir auch schöne Sachen kaufen, doch bei mir haben einfach halt die Rechnungen und meine Kinder die Priorität. ERst danach wenn wirklich etwas übrig bleibt komme ich dran.
Wenn ich einmal nur kurz eine Rechnung aufstellen kann: ich bekomme ca. 700,- vom Arbeitsamt, 125,- durchs putzen und 160 vom Sozialamt. Meine Ausgaben allein schon für die Wohnungsmiete jeden Monat ist 590 Euro, dann kommt noch Strom oder Heizung von ca. 150 Monatlich dazu (Ein Monat Strom, ein Monat Heizung), so jetzt soll mir einmal einer erklären, wie man dann mit dem Rest durchkommen soll? Wobei da Internet, Kinder, essen, Freizeit etc... noch gar nicht einberechnet sind. Wäre ich aber alleine, müsste ich schon mal nicht in einer 100 Quadratmeter großen Wohnung sitzen sondern könnte mir eine Ein-Zimmer Wohnung nehmen, wo die Nebenkosten auch nicht so hoch sind.
Ich bin selbst 2fache Mutter und lebte 4 Monate von Hartz IV (wegen drohender Frühgeburt musste ich zuhause bleiben und bekam kein Geld mehr). Ich frage mich jedes mal, wo man das Geld hinsteckt.
Man lebt nicht gut, das auf keinen Fall, aber unser Kühlschrank war immer gefüllt, wir haben viel unternommen und auch für Süßes hat es gereicht. Wenn man nicht gerade bei Kaisers, sondern bei Aldi einkaufen geht, dann zahlt man nur die Hälfte und hat mehr für die Kinder über. Ich muss nicht einmal sagen, wenn die Kinder nach etwas fragten, dass ich es ihnen nicht kaufen kann, weil das Geld nicht genüge.
Es gibt natürlich solche Familie, die am Anfang des Monats ihr Konto sehen und sich erst mal nen Laptop holen, danach den LCD-Fernseher, dann kommt nen neuer DVD-Player und dann muss das Handy neu sein und so geht das weiter. Und Mitte des Monats steht man da und fragt sich, wie man das Essen bezahlen soll und erwartet Mitleid, weil Hartz IV nicht reicht zu Leben.
Ich habe den Bericht auch gesehen und will der Dame nicht unterstellen, dass sie ihr Geld aus dem Fenster wirft, aber wo ist Hartz IV hin, wo ist das Kindergeld hin? Das kann doch nicht nur für die Miete drauf gehen.
Ich kann schon sehr gut nachvollziehen, dass es schwer ist als alleinerziehende Mutter, deren Kinder eben noch eine gewisse Betreuung erfordern, einen Job zu finden. Aber ich denke, dass es hier darum gar nicht geht. Sondern die Tatsache ist doch die, dass Hartz IV und Kindergeld im Prinzip ausreichen müssten um seinen Kindern auch ein Eis zu gönnen. Hartz IV wurde nicht einfach willkürlich in seiner Höhe festgelegt, sondern da wurde kalkuliert und hochgerechnet und der Satz erfüllt einen Zweck: Er soll genügen. Und er soll mit Sicherheit nicht so genügen, dass man als junge Familie am Hungertuch nagt. Gerade erst vor einigen Tagen habe ich hier irgendwo gelesen, dass der Betrag, der ein Hartz IV Empfänger pro Tag zur Verfügung hat für Essen und Trinken bei knapp 5 Euro liegt.
Aber 5 Euro ist eigentlich eine Menge Geld nur für Ernährung am Tag, finde ich. Da ist natürlich wirklich unklar, wie es soweit kommen kann, dass man seinem Kind für 70 Cent keine Kugel Eis mehr kaufen kann und ich habe dafür meine eigene Theorie, die - zugegeben - vermutlich etwas pauschalisiert sein kann. Aber immer wenn ich bisher derartige Reportagen gesehen habe sind mir einige Details aufgefallen: Meistens rauchte irgendjemand in der Familie, im schlimmsten Fall sogar beide Elternteile. Dann ist mir ständig aufgefallen, dass viele Familien, die über Armut leiden, Haustiere haben. Ich möchte nicht wissen, was ein Kaninchen, Meerschweinchen oder gar ein Hund pro Monat so kostet und wie man in derartigen Fällen darüber klagen kann, man habe kein Geld für seine Kinder.
Das mag sicherlich nicht auf alle Familien zutreffen, aber ich habe dafür eben sonst keinerlei Erklärung. Das Geld, das man mit Hartz IV und Kindergeld bekommt, müsste ausreichen um über die Runden zu kommen. Mehr darf es auch gar nicht sein. Wer damit nicht umgehen kann, weil er seine Prioritäten falsch setzt, sollte nicht Andere dafür verantwortlich machen.
winny2311 hat geschrieben:Ich frage mich nun doch, wie sowas passieren kann? Es gibt genug Läden, wo man Putzjobs anbietet oder Leute sucht für die Kassen. Die Zettel hängen teilweise monatelang, ohne das sich was tut. Am Ende nimmt man doch wieder die Studenten, weil sich andere dafür zu schade sind. Und auch sonst sieht man immer wieder, wie Leute über ihren Verhältnissen leben und dann angeblich kein Geld mehr für das Essen haben. Ich habe das mal ausgerechnet, wieviel man etwa zum Leben hat, wenn man arbeitslos wäre. Es reicht schon. Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass man IMMER Arbeit findet, wenn man sucht und Arbeit will.
Mal abgesehen von all den Schwierigkeiten, die hier schon von anderen angesprochen werden, finde ich dieses "es gibt doch so viele Jobs" immer wieder lustig. Ja, es gibt viele Jobs und sicher darf man auch nicht allzu wählerisch sein, wenn man erstmal arbeitslos ist, aber es stellt sich doch trotzdem die Frage, was man alles hinnehmen muss. Warum muss sich jemand mit einem Doktor in Biochemie damit abfinden, die nächsten zwanzig Jahre als Kassierer zu arbeiten? Natürlich ist das auch ein Job, aber irgendwie kann das doch nicht der Sinn der Sache sein. Ich wäre da auch sauer und würde mit wenig Motivation an die ganze Sache rangehen.
Das eine ist sicher die Bildung und das andere ist der soziale Hintergrund. Leute mit höherer Bildung haben ein höheres Einkommen. Kinder, die aus Familien mit höherer Bildung und höherem Einkommen kommen, genießen meist eine längere und höhere Ausbildung. Ich denke, der Unterschied liegt auch in der finanziellen Unterstützung und am vorhandenen Vermögen.
Das andere sind die Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Entweder hat man eine kostenlose Kinderbetreuung durch die Großeltern oder man muß sie teuer erkaufen und dann bleibt vom ohnehin geringen Einkommen sehr wenig über. Firmen stellen sicher auch lieber junge dynamische Studenten an als eine Mutter mit 2 Kindern. Denn bei einer Mutter ist das Ausfallrisiko sicher größer, und sie ist wegen Kinderbetreuung sich er nicht so flexibel.
Ich denke, Arbeit finden wollen viel mehr als es tatsächlich auch tun. Das ist leichter gesagt als getan: Wenn man nur will, dann findet man auch.
channale hat geschrieben:Ja, es gibt viele Jobs und sicher darf man auch nicht allzu wählerisch sein, wenn man erstmal arbeitslos ist, aber es stellt sich doch trotzdem die Frage, was man alles hinnehmen muss. Warum muss sich jemand mit einem Doktor in Biochemie damit abfinden, die nächsten zwanzig Jahre als Kassierer zu arbeiten?
Solche Beispiele sind aber leider die absolute Ausnahme. Nur weil es auch arbeitslose Akademiker gibt, kann man aufgrund dieses Beispiels nicht schlussfolgern, dass die meisten (Langzeit-) Arbeitslosen hoch qualifiziert sind. Die meisten haben nun einmal einen geringeren Bildungsstand und können nach meiner Auffassung auch nicht erwarten, dass sie die tollsten Jobs hinterher getragen bekommen. Außerdem denke ich schon, dass ein einfacher Job an der Kasse erst einmal besser ist als kein Job. Jeder Job, mit dem man sich zumindest teilweise selbst finanzieren kann und nicht oder nur noch begrenzt vom Staat abhängig ist, ist ein Gewinn - auch für den Betreffenden selbst.
Ich glaub, wenn es darum geht was andere prinzipiell falsch machen findet man keinen echten Anfang und kein Ende. Das fängt schon dabei an, aus Langeweile Kinder in die Welt zu setzen, Bierflaschenpyramiden auf dem Wohnzimmertisch zu bauen oder intensiv das Nachmittagsprogramm statt der Tageszeitung zu studieren - so damit hätte ich ja die gängigsten und leider oft auch zutreffenden Klischees schon einmal durch .
Was die Ausgabenseite angeht: Da habe ich mich auch schon oft gewundert wie viele ehemalige Kommilitonen mit dem sehr knappen Bafög, was letztendlich weniger als ALG II war, besser wirtschaften und leben und teilweise noch etwas zurücklegen konnten als mancher TV Arbeitslose. Die haben dann aber auch alles mitgenommen was ging: Gespart beim Klamottenkauf, Bücherkauf, Essen usw.
Und vor allem nicht den Kapitalfehler gemacht: Kinder bekommen! Kinder sollte man bekommen wenn man es sich leisten kann und man einigermaßen auf festen Füßen steht, ansonsten sind sie der beste Weg und mit einer der schnellsten Wege nach unten wenn man mal kurz davor ist etwas zu erreichen. Zwar schaffen es auch genug Mütter und Eltern mit Kind, nur weiß man das ja leider nie vorher - und es gibt leider auch genug, die daran scheitern.
Was die Jobs angeht: Selbst wenn ich keinen Job finden sollte (der mir passt): Ich verstehe da nie die grenzenlose Motivationslosigkeit, in der sich solche Menschen befinden. Mir ging`s auch schon mehrfach lange Zeit dreckig, aber irgendwann ist man auch im Tal aufgeschlagen und es hat sich die Erkenntnis breitgemacht, dass es so nicht weitergeht. Und wenn ich den ganzen Tag frei habe - warum diese Zeit nicht nutzen, und sei es zur außerberuflichen Weiterbildung? Es muss nicht immer eine von der ARGE bezahlte Umschulung / Weiterbildung sein, die meist sowieso nur Beschäftigungstherapie ist aufgrund der mangelnden Qualität, sondern man kann auch alleine sehr viel machen. Klar, das kostet mehr Zeit und Mühe, aber Zeit hat man genug, so dass man auch das doppelte Lernpensum mangels Lehrer und häufigerer Wirrungen schaffen könnte.
Und: man muss ja nicht auf den Professor in Physik hinarbeiten, nur sich soviel Kenntnis und Wissen aneignen um z. B. eine Geschäftsidee zu entwickeln und sich selbstständig zu machen. Man bekommt hier sogar, wenn auch dürftige, Unterstützung seitens der ARGE wenn man mal einen Businessplan ausgearbeitet hat. Es muss ja nicht gleich eine Nische neu entdeckt werden, sondern es reicht sich, in einer ausreichend gut zu postieren. Klar ist man dann Nummer 11035 und reich werden wird man auch nicht - aber zumindest ein Auskommen nah und über dem Durchschnittseinkommen (1500 Euro netto)! Und selbst wenn es nicht klappt: Man kann nur gewinnen, und seien es Erfahrungen und weniger peinliche Lücken im Lebenslauf.
Die einzigen Gründe die für mich dagegen sprechen sind: Die meisten haben einfach keinen Bock mehr als 6 - 8 Stunden am Tag und unter der Woche für sich zu tun - man müsste ja mehr machen als für einen normalen Job. Und: Das Risiko ist wesentlich höher als nur Angestellter / Arbeiter zu sein. Was mich wieder an meine Theorie erinnert: Nur Unternehmerkinder sind zum Unternehmer geboren, dem Rest fehlt oft der Mut, aber das ist ein anderes Thema.
Die einfache Frage was man falsch macht weil man finanziell auf keinen grünen Zweig kommt ist meines Erachtens doch sehr schwierig zu beantworten. Ich stehe auf dem Standpunkt dass ein sparsamer Umgang mit den finanziellen Ressourcen eine Lebenseinstellung ist und man absolut nicht darauf schauen soll wie andere mit ihren vorhandenen monetären Mitteln umgehen. Bei den meisten ist es genau wie bei mir auch ja so dass man den Euro nur einmal ausgeben kann. Ich muss mir vorher genau überlegen ob ich mein Geld für ein neues Auto, einen Urlaub oder für andere Extravaganzen ausgebe. Alles zusammen geht nicht. Deshalb schaue ich auch nicht nach nebenan und überlege wie der Nachbar sein neues protziges Auto bezahlt hat oder ein anderer die Reise in die Karibik. Vielleicht hat er lange darauf gespart, etwas Geld geerbt oder auf Pump gekauft. Auf jeden Fall hat er auf irgendetwas anderes verzichtet um sich solche Sachen leisten zu können.
Es ist ja leider auch so dass man als Geringverdiener oder Leistungsempfänger niemals zu großen Ersparnissen und damit auch Geldausgaben kommt wenn alles rechtens zugeht. Das was man monatlich an Lohn bekommt wandert genauso schnell wieder in die nächste Tasche und wenn man sich freut dass man ein paar Euro gespart hat geht garantiert die Waschmaschine oder das Auto kaputt und es bleibt am Monatsende nie etwas übrig. Hier stellt sich die Frage nicht was man jetzt falsch macht, das hätte man sich früher überlegen sollen. Ich möchte nicht überheblich klingen, aber wenn ich meine ehemalige Abschlussschulklasse anschaue muss ich sagen dass die schwachen Schüler alle zu Hause sitzen und Harz IV empfangen oder sich schon fast komplett um ihr bischen Verstand gesoffen haben, die mittleren Leistungsbringer als Verkäufer oder Frisöre gerade so über den Monat kommen und die Leistungsstärkeren teilweise später jahrelang studiert haben (unter den hämischen Sprüchen der schon geldverdienenden Mehrheit) und heute finanziell ganz gut dastehen.
Ich bin Alleinverdiener mit durchschnittlichem Gehalt. Damit davon soviel wie möglich in der Lohntüte beziehungsweise in meiner Brieftasche bleibt habe ich mich zum Steuer- und Sparfuchs entwickelt, der soviel wie möglich von seinem Geld retten will. Um bei der Steuer zu bleiben, ich hebe wirklich fast jede Quittung auf und prüfe sie auf Verwertbarkeit beim Finanzamt. Wenn man sich mit der Materie erst einmal befasst hat wird jeder feststellen dass hier mit minimalem Aufwand locker ein Tausender, wenn nicht sogar noch mehr, gespart werden kann. Aber wer auch da schon alles ausgeschöpft hat sollte nicht aufgeben sondern weitermachen. Ich will bloß mal ein paar Beispiele an meinen Sparmöglichkeiten für diese Woche anbringen:
Heute fahr ich tanken, Montags ist der Sprit immer am billigsten. Bei dreißig Litern sind das etwas mehr als ein Euro. Dazu kaufe ich mir noch meinen Zigarillovorrat für die Woche an der Tanke. Ich bezahle mit meiner kostenlosen Kreditkarte wofür ich noch einmal 5 % Rabatt auf den vollen Tankstellenumsatz bekomme. Dann gibt es noch einmal Punkte an der Tanke die ich ab und an gegen Tankrabatt oder Getränke (da lohnt sich das Pfandgeld) eintausche. Ich bin im Außendienst tätig und versuche durch clevere Planung den Dienst immer so zu legen dass er in der Nähe meines Wohnortes liegt, damit hat mein Brötchengeber mir praktisch meinen Heimweg bezahlt. Ich fahre sehr gemächlich, der Spritverbrauch liegt bei sechs Litern. Bei Ebay habe ich ein paar Sachen reingestellt die ich eigentlich wegwerfen wollte, die Gebote stehen im Augenblick bei 50 Euro. Versenden kann ich die Sachen mit rabbatierter Firmenpost.
Dann hat ein neuer Drogeriemarkt aufgemacht der 10% Rabatt auf alles anbietet und auch noch erweiterte Payback- Punkte vergibt. Ich brauche nämlich noch ein Geburtstagsgeschenk. Nach Feierabend schaue ich auch gerne noch in einen speziellen Lebensmitteldiscounter der auf dem Heimweg liegt vorbei, da gibt es kurz vor Toresschluss immer sehr viele Artikel für 9 Cent. Zwar kurz vor Ablauf des MHD aber was solls, schlecht ist noch nie etwas gewesen. Ich will mich diese Woche auch noch einmal um meine Autoversicherung kümmern, ein Preisvergleich im Internet dauert fünf Minuten. Als Ersparnis als Wechselkunde sind locker hundert Euro drin, das ist doch kein schlechter Lohn für fünf Minuten Arbeit. Ich muss auch noch meine Fernsehzeitung kündigen die ich für ein Jahr mit der Aktion „Leser werben Leser“ für insgesamt fünf Euro Bezugspreis lesen konnte. Und so könnte ich noch etliche Beispiele aufführen
Es muss natürlich jeder selbst abwägen wieviel Aufwand man betreiben will, ich finde aber dass es sich auf jeden Fall lohnt. Vor allem schärft sich erst einmal der Blick für andere Sparmöglichkeiten. Es gibt aber viele die absolut nicht mit Geld umgehen können und es für die sinnlosesten Sachen ausgeben müssen. Da wird es dann immer regelmäßig knapp bis zum Monatsende, dabei ist es (fast) egal wieviel Lohn man bekommen hat.
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