Medikamente im /aus dem Ausland nehmen?
Leider Gottes musste ich während meines 14-tägigen Urlaubs in Ägypten zum Arzt. Ich hatte schlimme Magenkrämpfe und so richtig wusste man nicht, ob es sich um einen Sonnenstich handelte, oder um einen derbe Magenverstimmung oder Magen-Darmgrippe. Ich habe eine Nährsalzlösung bekommen mittels Tropf und der Arzt hat mir noch Medikamente aufgeschrieben.
Ich bin dann auch direkt zur Apotheke dort gegangen. Ich wusste natürlich nicht, was ich da genau nehmen sollte (bin ja kein Medizinstudent oder so) und dort habe ich nur die Blister bekommen, oder Backungsbeilage oder Verpackung. Ich habe mich dann dafür entschieden, dass ich diese Medikamente nicht nehmen werde, weil mir das doch zu gefährlich war etwas zu konsumieren, was ich nicht kenne.
Wie hättet ihr wohl reagiert? Ich muss sagen, dass es mir am Tag danach schon sehr viel besser ging. Ich wollte nur zum Arzt, weil ja auch etwas mit dem Blinddarm oder dergleichen hätte sein können und ich das abklären wollte. Ich nehme auch hier nur Medikamente, wenn ich genau weiß wogegen sie sind, wie sie wirken, was es für Nebenwirkungen gibt usw.
Ich wohne in Israel und hier bekomme ich auch manchmal Medikamente ohne Packungsbeilage (allerdings nur direkt beim Arzt, nicht in der Apotheke, das finde ich schon etwas merkwürdig). Normalerweise steht auf den Tabletten hinten der Name des Medikaments drauf, den kann man im Internet nachschlagen. Wenn man dann die einzelnen Wirkstoffe kennt, kann man sich auch darüber informieren. So entscheide ich, ob ich ein Medikament nehme oder nicht.
Wenn wirklich nicht zu erkennen wäre, um welches Medikament es sich handelt, würde ich die Tabletten nicht nehmen. Du hättest dem Arzt oder dem Apotheker sagen sollen, dass du wissen möchtest, was in den Tabletten drin ist. Selbst wenn man keine ganze Packung bekommt, kann die Packungsbeilage kopiert werden.
Wie meinst du das konkret, du hast den Blister oder die Packungsbeilage oder die Verpackung bekommen? Meinst du, dass du manchmal die Tabletten "ohne alles" bekommen hast und mal mit Packung und Beipackzettel?
Ich denke, ich hätte dem Arzt vertraut und das Medikament genommen. Auch im Ausland kann sich ja nicht jeder Arzt schimpfen und der hat sicherlich mehr Ahnung von Medizin als du oder ich. Und da man im Urlaub ja eh mal ins Internetcafe geht, kann man dort ja auch einfach mal den Namen des Medikaments eingeben und dann einfach über Google den Beipackzettel lesen (der Name steht auf dem Rezept oder auf dem Blister drauf).
Ansonsten würde ich das Ganze nicht so dramatisch sehen. Auch in deutschen Apotheken bekommt man Medikamente mal ohne Packung und / oder Beipackzettel (wenn man eine kleinere Menge verordnet bekommen hat als vorrätig oder als überhaupt produziert wird). Und "ausländische" Medikamente bekommt man ja als Reimport auch in Deutschland und da hat man ja auch keine Angst vor. Wieso also im Urlaub?
Ich sehe es wie Pepsi. Auch im Ausland wird nicht per Glücksfee ausgelost wer den Dorfarzt spielen darf. Die Apotheker werden auch eine gewisse Ausbildung haben. Hätte ich Fragen zu dem Mittel gehabt (Dosis, Wirkstoff, etc), hätte ich nachgefragt und es mir ggfs aufschreiben lassen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass die Medikamente dort schlechter sind. Was ich selber schon erleben musste ist, dass die Ausrüstung und das Mobiliar nicht so modern ist wie hier. Ein Arzt, der es gar nicht anders kennt und längst gewohnt ist mit einfachsten Mitteln zu arbeiten, wird schon wissen was er macht.
Mir ist im Urlaub auch etwas passiert, das mich dazu gezwungen hat alle zwei Tage beim Arzt anzutanzen. Für die Erstversorgung wurde ich an die Stadtklinik verwiesen. Da sah alles so aus wie man es auch von hier kennt. Für die nächsten Termine wollte ich nicht so weit fahren und bin dann zum nächsten kleineren Krankenhaus gefahren. Das Gebäude sah aus wie eine ehemalige Schule, die Behandlungsräume waren zwar sauber aber eben mit sehr alten Sachen möbliert. Und auch die Liegen sahen aus wie welche, die hier bereits vor 20 Jahren auf dem Müll gelandet wären. Aber der Arzt hat seine Arbeit, mit dem was ihm zur Verfügung stand, sehr gut gemacht. Ich habe alles was mir verschrieben wurde brav geschluckt. Auch wenn ich danach eine Weile neben mir stand.
Zweifel an dem was mir verabreicht wurde oder am Arzt selber, sind trotz der Umgebung nicht aufgekommen. Der Arztbesuch nach dem Urlaub hier in Deutschland hingegen war ernüchternd. Die Unterlagen vom behandelnden Arzt brauchte ich nicht mal aus der Tasche holen und es war auch uninteressant, was ich bislang eingenommen habe. Hier haben sie zwar bessere Geräte und vielleicht auch mehr Möglichkeiten aber das macht sie nicht zu den besseren Ärzten.
Es stimmt natürlich schon, dass einiges was im Ausland erhältlich ist in Deutschland keine Zulassung bekommen hat. Oft wahrscheinlich auch zurecht aber manchmal auch nur, weil es hier noch nicht genügend getestet wurde. Das soll natürlich nicht heißen, dass man die Testverfahren lockern sollte. Strenge Richtlinien sind wichtig und doch erscheint es einem, wenn man mitbekommt was man auf sich nehmen muss um an ein in den Staaten bereits ausführlich getestetes Mittel zu kommen, wie ein lästiges Übel. Urteilen möchte ich darüber aber nicht.
Ich kann gut verstehen, dass du die Arzneimittel nicht einnehmen wolltest. Da es dir ja am nächsten Tag wieder viel besser ging, war es ja wohl auch gar nicht nötig, die Arzneimittel zu nehmen. Da ich in einer Apotheke arbeite, kann ich mit den meisten Wirkstoffnamen immerhin etwas anfangen und hätte wohl auch gewusst, wie ich die Tabletten einnehmen muss. Aber als Laie hätte ich das auch nicht getan. Wenn nur der Blister abgegeben wird und keine Packungsbeilage dazu, wo man wenigstens etwas erkennen kann, finde ich das schon schwierig, die Tabletten richtig einzunehmen.
Ich hätte also weniger Angst davor, im Ausland hergestellte Tabletten einzunehmen, da habe ich eigentlich recht wenige Bedenken, da dort ja auch in der Regel die gleichen Wirkstoffe verwendet werden, wie bei uns und auch die Wirkung sicher nachgewiesen werden muss. Aber ohne Packung und ohne Packungsbeilage finde ich es in einem fremden Land schon schwierig, zu klären, wie die Tabletten nun genommen werden müssen. In einer Packungsbeilage kann man da manchmal wenigstens noch die Dosierung erkennen. Wenn man die Sprache nicht versteht und irgendetwas gesagt bekommt, was man nicht recht begreift, dann sehe ich die Gefahr recht hoch, dass die Tabletten falsch dosiert werden.
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