Tempolimit in deutschen Schulen?!

vom 11.11.2007, 13:47 Uhr

Hallo liebes Forum!
Ich habe einen Essay über ein Thema, das vielleicht nicht nur mich was angeht geschrieben. Vielleicht könntet ihr mir ein paar konkrete Kritikpunkte darlegen, die ich dann eventuell noch einbauen könnte. Denn häufig vergisst man nicht ganz unwichtige Punkte, wenn man einen Aufsatz mit einer etwas umfassenderen Länge schreibt. Ich meine jetzt nicht, dass ihr mich Grammatikalisch verbessern sollt, aber vielleicht könnt ihr mich ja auf sinnlich etwas merkwürdige, bzw. unlogische Stellen aufmerksam machen. Eventuell fehlen auch noch ganz wichtige Argumente, die ich vergessen hatte.

Vielen, vielen Dank,
euer Giovanni


"Entschleunigung unseres Lebens" und ähnliche Phrasen bekommen wir tagtäglich immer wieder zu hören. Meist werden sie im Zusammenhang mit der Wirtschaft genannt wie in einem ganz aktuellen Beispiel, auf deutschen Autobahnen ein Tempolimit einzuführen. Doch auch bei den jüngeren Generationen unter uns, hört man immer wieder Hilferufe nach einer solchen Entschleunigung des Alltages. Sind dieses Wehklagen berechtigt, oder kommen die meisten Schüler mit ihrer momentanen Situation eigentlich recht gut zurecht und hier werden nur die Einzelfälle wieder überbewertet?

Hier kann man sich sehr wohl der Seite anschließen, die man oftmals in den Medien zu hören bekommt. Denn ein nein, ist hier wohl klar angebracht wenn man mal an die Zukunft der Kinder denkt. Viele haben es einfach versäumt sich den Bedingungen, die nun mal vom Arbeitsmarkt verlangt werden, anzupassen und somit wirkt sich eine entschleunigte Lebensweise in den jungen Jahren nicht unbedingt positiv auf das spätere Leben aus, denn dann werden unsere jüngeren Generationen nicht mehr international konkurrenzfähig sein. So muss dieses Arbeiten unter Zeitdruck, bei dem man durchaus mal Prioritäten setzten sollte und auch die neuen Arbeitsmedien wie der Personal Computer schon in der Schule Einsatz finden damit die Schüler dem noch höheren Druck und noch größeren Anforderungen, die sie nach der Schule erwarten, standhalten können.

Ein Stichwort, welches man in diesem Zusammenhang oft zu hören bekommt, ist die Effizienz. Effizient zu arbeiten, das große Thema in der Wirtschaft, wie schaffen wir es am Besten wenig auszugeben um viel herauszuholen? Na klar, durch hohen Druck und die klare Gliederung von wichtigem und weniger wichtigem. Umso früher ein Mensch Dinge lernt, umso besser und leichter wird er sie später beherrschen, heißt es immer wieder. Aus diesem Grund lässt sich klar erkennen wieso man das Arbeiten unter Druck, und selbständige Prioritäten-Setzung, bzw. Zeiteinteilung schon möglichst früh lehren sollte, und daher am besten schon in der Schule anfängt die nachkommenden Generationen auf die Arbeitswelt vorzubereiten.

Doch wie so immer ist das nicht der einzige Blickwinkel. Selbst in der Politik, also der Spitze unseres Arbeitssystems, meinen einige, dass eine wortwörtliche Entschleunigung von Nöten ist. Denn sie wollen auf der einzigen Schnellstraße der Welt, auf der man so schnell wie man kann fahren und somit auch leben darf, ein Tempolimit einführen. Von einer unbegrenzten, auf eine europäische Durchschnittsgeschwindigkeit herabzukommen, das sollten wir vielleicht auch in unserem Schulsystem zu realisieren versuchen. In vielen Ländern spielt die individuelle Förderung des einzelnen Schülers eine weitaus größere Bedeutung als in Deutschland. So werden nicht nur Ordnung und Disziplin, zwei Tugenden die den Deutschen häufig nachgesagt werden, geschult sondern auch der Umgang miteinander.

Und gerade dieser spielt doch später eine ebenso große Rolle. Denn was nützt einer Firma ein prima effizient und genau arbeitender Angestellter, wenn dieser bei jeder kleinen Kritik, die er von seinem Vorsitzenden oder Teamkollegen bekommt, sofort ausrastet und er mit seinem sozialen Verhalten die Firma sogar negativ beeinflusst? Richtig erraten, es bringt der Firma im Endeffekt kein bisschen mehr als ein mittelmäßig Arbeitender, der durch seine freundliche Ausdrucksweise das Arbeitsklima positiv beeinflusst und somit nicht nur sich selbst sondern auch allen Kollegen Spaß bei der Arbeit bereitet.

Doch wenn man in der Schule nun nur straff dasitzen darf und möglichst nur dem Unterrichtsgeschehen folgt und keine sozialen Kontakte aufbaut, sodass selbst ein Oberstufler noch verschlossen ist und nur seinen engsten Freunden vertraut, dem Rest der Klasse, welche seine derzeitige Arbeitsgruppe bildet, hingegen möglichst aus dem Wege geht, kann man klar und deutlich erkennen, dass diese wichtige Kompetenz deutlich zu knapp kommt.

Doch nicht nur soziale Kompetenzen und die damit verbundenen, in den meisten Jobs nicht weg denkbaren Teamfähigkeiten kommen im deutschen Schulsystem zu knapp. Selbst bei den Grundlagen mangelt es den Schülern oft. So kommt es, dass aufgrund überfüllter Lehrpläne, die Schüler in Verzug geraten und damit beginnt häufig ein Teufelskreislauf aus dem die betroffenen Personen nicht ohne außerschulische Unterstützung entkommen können. Würde man nun die Lehrpläne drosseln so hätte man für die wichtigen Dinge mehr Zeit und eventuell auch mehr Erfolg.

Ebenso hätte man durch eine Entzerrung des Lehrplans ein schnelleres Erfolgserlebnis, da man die Themenbereiche länger behandeln könnte und somit vielleicht auch, gegenüber dem bloßen Einflößen von Fakten und Zahlen, ein höheres Interesse auf der Schülerseite. Das das nicht nur die Schüler positiv beeinflussen würde sondern auch die Lehrer ist wohl unschwer zu sehen. Doch nicht nur ein weniger dicht gestalteter Lehrplan könnte hier helfen. Auch eine Einführung von Unterrichtsunterbrechungen, also kleinen Pausen zwischen den Schulstunden könnte sich schon positiv erkennbar zeigen.

Denn wenn die Schüler nicht unter diesem Zeitdruck stehen, und aus einem Fach, in dem sie gerade verwirrt wurden, in das nächste Unterrichtsfach kommen und hier sofort, ohne sich auch irgendwie gesammelt zu haben, bereitstehen müssen eine Glanzleistung abzugeben, könnte es durchaus sein, dass Deutschland in der PISA-Forschung wieder bei den oberen Ländern mitspielen könnte. Wie von vielen Schülern (einer repräsentativen Umfrage zufolge sogar etwa 95 Prozent) berichtet wird, ist das deutsche Schulsystem so programmiert, dass es kaum auf die individuellen Meinungen eines jeden Schülers abzielt. Wie soll sich denn ein Schüler im späteren Beruf den gegenüber seinen internationalen Kollegen äußern können wenn er nicht mal die Grundlagen der Meinungsäußerung kennt?

Wie soll sich ein deutscher Schüler denn später überhaupt trauen mal seine eigene Meinung zu äußern, wenn er in der Schule immer von der Erziehungsperson abgewürgt wird, weil diese sonst ihren Stoff nicht durchbekommt? Würde man den Schülern mehr Freiheiten und sie weniger als Marionetten über einen von dem Ministerium gepflasterten Weg laufen lassen, würden sich die Schüler mit Sicherheit mit viel mehr Freude und Interesse gegenüber den Themen, die behandelt werden müssen, stehen.

Doch wie auch im Straßenverkehr jetzt ein Mittelweg gefunden werden muss, der den deutschen Autofahrern gerecht werden aber auch der Sicherheit unserer Straßen entsprechen muss, muss auch die Gesellschaft von ihrem Trip auf der Überholspur herunterkommen. Das bedeutet jetzt nicht, dass man sie soweit verlangsamt, dass zuletzt alles auf dem Standstreifen stehen bleibt und wir selbst von Entwicklungsländern überholt werden, doch meine ich, dass man eine mittlere Geschwindigkeit finden muss und dafür einige Kompromisse eingehen sollte. So kann ich mir gut vorstellen, dass man durch kleinere Lerngruppen eine höhere Ausbeutung erzielen kann.

Ebenso könnte man durch individuelle Förderung ein höheres Leistungspotenzial erreichen, was in diesem konkreten Fall keine Entschleunigung benötigen würde, jedoch die gewünschte Intelligenzsteigerung bezwecken würde. Des Weiteren kann man auch durch verstärkten Einsatz neuer Medien wie Computer und Internet, das Interesse am Unterricht steigern.

Das hätte die Folge, dass die Schüler verstärkt selbstständig lernen aber sich auch gegenseitig lehren würden und somit, auch in Betracht, dass der Computer in Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird, als Nebenprodukt auch die Konkurrenzfähigkeit mit ausländischen Mitbewerbern gesteigert würde. So müsste der, nun auch von mir, sehr häufig erwähnte Zeitdruck, welcher aus der Arbeitswelt einfach nicht wegzudenken ist, da wir nun mal nicht im Schlaraffenland leben, auch gar nicht aus dem Schulwesen verbannt werden.

Denn wenn die Schüler selbstständig und mit Freude, sogar in ihrer Freizeit, die schulischen Themen bearbeiten und auch mit Überzeugung ihre eigenen Meinungen dazu austauschen wollen, dann hätte man ja im Grunde erreicht wozu man die Schüler momentan noch mit pädagogisch unsinnsvollen Methoden stur zu zwingen versucht.

» Giovanni » Beiträge: 109 » Talkpoints: 0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Da ich nicht informiert bin, was heutzutage in den Schulen abläuft, kann ich kaum zu deinem Bericht Sinnvolles beitragen. Allerdings hat es immer schon das Problem gegeben, dass einigen Schülern das vorgelegte Lerntempo viel zu schnell war und andere wiederum sich beklagten, dass immer noch nichts Neues besprochen wurde und es ihnen langweilig wurde. Für die Lehrer ist es ebenso schwer, allen gerecht zu werden. Die Nachhilfe ist nicht ohne Grund entstanden und hat denen geholfen, die etwas mehr Zeit benötigten.

In der jetzigen Zeit - in der wir leben - ist der Druck schon fast normal, wahrscheinlich auch in der Schule, aber ganz bestimmt im Arbeitsleben. Wer den Druck nicht erträgt, bleibt auf der Strecke. Er wird krank, besonders psychisch und igelt sich immer mehr ein, bis es nicht mehr geht. Das ist tragisch für einen solchen Menschen. Auch Ärzte können da nur mit Chemie helfen oder mit lang dauernden Gesprächen.

Ob man nun das einzuführende Tempolimit auf deutschen Autobahnen, das die Politik will, vergleichen kann mit den Problemen, die manche Schüler mit dem Lerntempo in der Schule haben, das glaube ich nicht.

In wieweit Computer und Internet in den Unterricht intrigiert sind, ist mir nicht bekannt. Zu den weiteren Ausführungen kann ich nichts sagen, denn meine Schulzeit liegt in der Vergangenheit.

Hier würde ich es begrüßen, wenn dir eine Lehrperson etwas dazu sagen könnte. Ich sehe die Pisastudie nicht so, dass man nun die deutschen Schüler mehr drillen sollte und sie einem wesentlich erhöhten weiteren Druck aussetzen sollte. Vielleicht liegt es nicht nur an den deutschen Schülern, sondern daran, dass das ganze Schulsystem entwirrt und sinnvoll überarbeitet werden sollte. Darüber sollten sich Politiker Gedanken machen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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