Job in der Tankstelle
Hi,
ich habe jetzt vor in einer Tankstelle auf 400 Euro-Basis zu arbeiten. Das ganze soll neben der Schule ablaufen - ein üblicher Minijob eben. Nur bin ich mit den Arbeitsbedingungen dort ziemlich unzufrieden, zumindest denke ich, dass man da als Arbeitskraft ziemlich missbraucht und ausgenutzt wird.
Denn, wenn ich dort arbeite übernehme ich quasi die komplette Haftung für den Betrieb. Wenn also jemand tankt und anschließend einfach wegfährt, komme ich für den dadurch entstandenen Schaden auf, wenn ich mir das Nummernschild nicht gemerkt habe, was ja nun ziemlich unwahrscheinlich ist. Vor allem, wenn gerade reger Betrieb herrscht. Desweiteren muss ich auch immer, wenn zu viel Geld in der Kasse ist etwas abbuchen und in den Tresor stecken. Sollte ich das nicht machen, muss ich, bei einem Überfall, für den dadurch entstandenen Schaden aufkommen. Das klingt meiner Meinung nach ziemlich unfair.
Momentan werde ich noch in der Tankstelle angelernt. Auch für das Anlernen werde ich nicht entlohnt. Naja ich hoffe, dass das nicht mehr lange dauert. Meine Frage is ferner, ob die, von mir geschilderte Handhabung, eine gängige Praxis in Tankstellen ist und ob ich, sollte da jemand einen Schaden von mehreren 100 Euro verursachen, dagegen klagen kann.
Hallo!
Ich habe auch schon mal in einer Tankstelle gejobbt und ich muss sagen, dass wir damals überall Überwachungskameras hatten. Ist wirklich einer mal ohne zu bezahlen weggefahren, konnte man anhand der Kamera das Nummernschild identifizieren. Wir waren auch nie ganz alleine in der Tankstelle, so dass man auch bei regem Betrieb dann Beträge aus der Kasse mal eben in den Tresor geben konnte, der unter der Kasse stand.
Ich habe aber dort auch nicht lange gearbeitet. Denn als ich mal keine Schicht hatte, wurde diese Tankstelle überfallen und da wurde von den Dieben auch der Inhalt des Tresors verlangt. Mit einer Waffe wurde das Geld dann auch erpresst und sie bekamen was sie wollten. Gegen solche Überfälle ist eine Tankstelle auch versichert und was soll eine Kassiererin oder Kassierer machen, wenn auch der Inhalt des Tresors per Waffengewalt erpresst wird. Ich hätte auch alles gegeben und den Tresor geöffnet.
Ich denke, dass du das mit deinem Chef abklären solltest. Auch die Anlernzeit sollte entlohnt werden. Ich habe auch das Geld in der Anlernzeit bekommen. Allerdings etwas weniger, als wie ich dann auch selbstständig arbeiten konnte. Wenn solche Bedingungen damals bei mir gewesen wären, hätte ich den Job wahrscheinlich nicht angenommen. Denn mal eben ein paar hundert Euro aus eigener Tasche bezahlen hätte ich nicht gekommt und auch wenn ein Überfall nicht an der Tagesordnung ist, so ist es dennoch möglich.
Was Du beschreibst finde ich befremdlich. Offenbar versucht der Pächter sehr geschickt (oder eher plump) sein eigenes Risiko auf seine Angestellten abzuwälzen. Womöglich kommt noch ein Versuch, Dich für zu geringen Umsatz verantwortlich zu machen.
Ich kann mit nicht vorstellen, dass eine solche Klausel arbeitsrechtlich wirksam wäre. In einem Streitfall wird es schwer sein, Dich verantwortlich zum machen. Aber auch ohne juristische Haarspaltereien: wie sollte das in der Realität umgesetzt werden? Wenn Du 4-5x beklaut wurdest, hättest Du am Ende des Monats praktisch ein dickes Minus auf Deinem Gehaltsauszug und müsstest Dir einen Job suchen, um die Schulden aus dem Tankstellenjob zu tilgen. Dann würde ich das Jobangebot als überteuert ablehnen.
Es ist ja auch schon reichlich seltsam, dass Du für die Anlernzeit nicht bezahlt wirst. Musst Du dennoch pünktlich kommen und die volle Zeit abarbeiten? Da würde ich schon auch noch nach einer Entlohnung fragen. Wie ist es denn überhaupt versicherungstechnisch gelöst? Wie wirst Du vom Chef geführt? Was ist, wenn Dir bei der Arbeit eine Kiste auf die Füße fällt? Bist Du dort womöglich während der Einarbeitungszeit noch nicht mal als Praktikant gemeldet?
Aber ich verstehe das Problem: wenn man die Punkte aufführt, besteht die reale Gefahr, dass man den Job nicht bekommt. Jetzt musst Du für Dich eben entscheiden, wie wichtig Dir der Job ist und ob es sich für Dich lohnt, aufzubegehren. Das Einlernen kann man ja so lassen, sofern es sich um max. 4-8 Stunden handelt (was ich immer noch recht frech finde!). Aber die Haftungsgeschichten sind schon fast eine Nummer zu groß. Hier würde ich schon darauf aufmerksam machen, dass es sich um ein Betreiberproblem handelt, und somit vom Betreiber zu lösen ist. Aber nicht durch den Versuch, alles auf 400-Euro-Kräfte abzuwälzen!
Der Gedanke, dass der Betreiber versucht, solche Probleme auf seine Arbeitskräfte anzuwälzen ist mir genauso auch schon in den Kopf bekommen. Vor allem, weil eine Kamera permanent die Kasse filmt, aber keine Kamera auf die Tanksäulen gerichtet ist.
Das Anlernen läuft so ab, dass ich je nach Zeit da hin gehe und ich mich hinter die Kasse stelle und von der herkömmlichen Schicht in alles eingewisen werde, was "relativ" kompliziert ist, da die Tankstelle auch Vignetten verkauft und Hermes Pakete annimmt und ausgibt. Ich kann also mehr oder weniger entscheiden, wann ich komme und gehe und muss keine kompletten Schichten übernehmen.
Ich bin nicht als Praktikant angemeldet und momentan auch nicht versichert, wenn ich allerdings anfange, dort zu arbeiten werde ich natürlich versichert sein. Die Bezahlung dort ist für eine Aushilfskraft mit 6,50 Euro die Stunde auch höher als im Durchschnitt, von daher kann ich über die meisten Punkte hinwegsehen, solange zumindest keiner ohne zu bezahlen wegfährt . Ich werde den Job auch annehmen, da ich das Geld momentan einfach brauche.
Du musst natürlich niemals für den Schaden aufkommen, der dort entsteht, wenn jemand etwas klaut. Das wäre ja noch das Allerschönste, wenn jeder Geschäftsführer seinen Angestellten so etwas in die Schuhe schiebt. Er möchte sich vermutlich das Geld für Überwachungskameras sparen und gibt die Verantwortung dann einfach an seine Mitarbeiter weiter, aber das ist natürlich nicht zulässig und du müsstest niemals für den Schaden aufkommen. Es muss ja auch kein Angstellter einer Bank für den Schaden aufkommen, der entsteht, wenn ein Bankräuber kommt.
Mir wäre das Arbeiten da schon von Anfang an zu dubios und ich hätte vor allem auch keinerlei Lust, umsonst eingelernt zu werden. Das Einlernen von neuem Personal ist schließlich auch Arbeitszeit und das würde ich mir bezahlen lassen. Wegen ein oder zwei Stunden würde ich nicht meckern, aber wenn die Einlernzeit mehrere Tage dauern soll, dann ist das doch stundenlange Arbeit, die du unentlohnt machst. Mir wäre das zu doof.
An deiner Stelle würde ich mich mal nach anderen Jobs umsehen, da sich die Schilderung für mich alles andere als seriös anhört. Meiner Erfahrung nach suchen gerade Tankstellen immer wieder Aushilfskräfte, so dass es eigentlich kein Problem sein sollte, auch einen anderen Arbeitgeber zu finden, der ein bisschen mehr Wert auf Fairness legt.
Ich selbst habe unmittelbar nach meinem Abitur für ein paar Monate an einer Tankstelle gearbeitet. Dort ging es völlig anders zu als an der Tankstelle, die du hier beschreibst. Es gab dort ein oder zwei Stunden Einlernzeit, in der man die grundsätzlichen Dinge vermittelt bekam, also wie man mit der Kasse und dem Scanner umzugehen hat. Diese Zeit wurde auch bereits voll bezahlt. Anschließend habe ich einige Schichten zusammen mit einem Kollegen gearbeitet. Die Tankstelle hatte mehrere Kassen und gerade am Wochenende und zu den Hauptverkehrszeiten waren diese auch besetzt. Während dieser Zeit hatte der eine Kollege, der schon länger dort war, die Hauptkasse und ich hatte die Nebenkasse. Es war also immer jemand da, falls Fragen auftauchten. Wenn es dann etwas ruhiger zuging, hat der Kollege mir weitere Dinge gezeigt, zum Beispiel wo ich die Waren für das Auffüllen der Regale finde oder wie ich die Zeitungen vom Vortag zusammenlegen soll. Erst nachdem ich sicher im Umgang mit den Anforderungen war, habe ich auch alleine gearbeitet, zum Beispiel während der Nachtschichten.
Natürlich gab es auch an meiner Tankstelle Tresore, in die man ab einer gewissen Summe das Geld aus der Kasse werfen konnte. Allerdings hätten die Angestellten dort nicht für den Schaden aufkommen müssen, wenn die Tankstellen überfallen worden wäre. Auch für Benzindiebe hafteten nicht die Mitarbeiter. Es gab natürlich Überwachungskameras, so dass die Kennzeichen darüber festgestellt werden konnten. Im Übrigen habe ich schon zu meiner Tankstellenzeit umgerechnet etwa 6,50 Euro bekommen (damals waren das noch DM und ich bekam knapp 13 DM pro Stunde) – und das war 1999/2000. Von einem guten Verdienst kann man daher hier wirklich nicht sprechen.
Ich persönlich würde an deiner Stelle dieses Jobangebot nicht annehmen. Es mag ja sein, dass du dich mit der Bezahlung arrangieren kannst und dass dich die unbezahlten Einlernstunden nicht wirklich belasten. Aber spätestens bei diesen Haftungsgeschichten wäre für mich Schluss. Es ist Sache des Tankstellenpächters, für Umsatzausfälle durch Benzindiebstahl oder Ladendiebstähle aufzukommen. Mit Sicherheit ist der Laden auch versichert. Ich finde es äußerst dubios, wenn ein Chef die Mitarbeiter belangen will, solange diesen keine grobe Fahrlässigkeit zu unterstellen ist.
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