Filme, die über die DDR handeln - zu viel Klischee?
Gestern kam ja der Film im ersten Programm "Jenseits der Mauer". Auch sonst kamen ka schon viele Filme, die über die ehemalige DDR handelten. Mein Mann schaut sich die Filme immer mit viel Skepsis an. Denn er ist aus der ehemaligen DDR und schüttelt immer wieder über diese Filme den Kopf.
Er meint immer, dass die Fime nur von Klischee behaftet sind. DDR = dumm, runtergekommen, nichts zu essen, uralte Möbel, unmodern usw. Dabei wäre es nicht so gewesen. Er meint, dass es durchaus auch Farbe gab, wo man die Fenster mit anstreichen konnte. Essen gab es auch genug und keiner musste hungern. Und er meint auch, dass grade die Filme, die kurz vor der Wende spielen viel zu überzogen sind. Wenn man die Wohnungseinrichtungen sieht, dann meint man, dass die Leute aus der DDR irgendwann in den 60 er Jahren stehen geblieben sind. Aber das wäre alles nicht wahr. Denn moderne Möbel gab es durchaus.
Und gestern bei dem Film muss wohl sehr klischeebehaftet gewesen sein. Man sah wirklich nur abgeblätterte Fensterrahmen, Putz, der von den Wänden fiel und uralte Möbel kurz vor der Wende und das bei einem Mitarbeiter der Stasi.
Ich selber kenne mich ja mit der DDR nicht so aus und ich als "Wessi" würde wirklich glauben, was ich in den Filmen so sehe. Warum wird das Klischee denn so sehr hervorgehoben? Ist es in euren Augen wirklich so gewesen oder zeigen die Filme wirklich nur dass, was als typisch für die DDR gilt?
Das ist doch eigentlich logisch, dass in diesen Filmen übertrieben wird, genau wie auch bei den meisten anderen Filmen übertrieben wird. Und seit wann kann man denn von Fiktion auf Wirklichkeit schließen? Ein Film ist schließlich keine Dokumentation und selbst bei denen wird nur ein Teil der Wirklichkeit abgebildet.
Zum einen werden natürlich bestimmte Sachverhalte dramatisiert, weil das so einfach eine bessere Geschichte gibt, weil der Zuschauer ja auch gute Unterhaltung erwartet und sich bei zu viel Realität langweilen würde. Die Realität hat eben weniger Unterhaltungswert als ein ausgearbeitetes Drehbuch.
Und bei der Ausstattung (also Möbel, Kleidung und so weiter) ist es denke ich sehr leicht zu übertreiben, wenn man den Auftrag bekommt etwas authentisch aussehen zu lassen. Aber das Problem hat man nicht nur bei DDR Filmen sondern auch bei allen anderen Filmen, die in einer bestimmten Epoche spielen.
Also ich habe auch schon Filme gesehen, wo alle in den 80ern ganz furchtbar 80er Jahre mäßig aussahen oder wo eine Wohnung in den 60ern mit den typischen 60er Jahre Möbeln ausgestattet war. Und ich denke das entspricht beides auch nicht der Realität. Denn das, was als typisches Design oder typische Mode einer Epoche beschrieben wird ist ja noch lange nicht das, was man in der Realität in den Wohnzimmern und auf der Straße bei der Mehrheit der Menschen sah.
Und von Filmen die im Mittelalter spielen und wo es Kostüme in Farben gibt, die man damals noch gar nicht färben konnte und glänzende Schwerter und solche Sachen möchte ich gar nicht erst anfangen.
Ich weiß zwar nicht worum es in dem Film ging, weil ich ihn halt nicht gesehen habe. Allerdings ging es doch wohl auch darum, dass die DDR schon als Unrechtsstaat dargestellt werden sollte - ich will hier keine Diskussion ob richtig oder nicht lostreten. Da ist es doch auch ganz natürlich, dass man da die unschönen Seiten - die es ja auch wirklich so gab! - in den Vordergrund rückt und damit eben auch eine Aussage trifft.
Natürlich sah es nicht überall so aus und es gab auch schöne Seiten. Aber gerade wenn ich an die Außengestaltung vieler Häuser denke, so war es eben doch eintöniger als heute. Klar gab es auch moderne Möbel, aber die waren in der Relation zum Verdienst recht teuer und deshalb standen sie eben nicht in jedem Haushalt.
Es ist also nicht nur Klischee. Allerdings kann ich Deinen Mann, Diamante, recht gut verstehen. Da man als Ossi oft genug zu hören bekommt, dass in der DDR ja wirklich so ziemlich alles schlecht gewesen sein muss, verklärt sich auch so einiges und man redet sich einiges auch schöner als es denn war.
Es gibt doch kaum einen Film über die DDR bei der nicht mindestens ein sächselnder Polizist auftaucht. Wenn das kein Klischee ist dann weiß ich auch nicht. Ansonsten stimmt es aber wenn die Häuser verfallen dargestellt sind und die Luft schmutzig. Es war so.
Es gab natürlich einige Vorzeigeobjekte wie Dresden, Berlin oder Quedlinburg aber wenn man nur eine Straße abseits der sanierten Fassaden spazierenging dann fühlte man sich wie im Mittelalter. Wenn ich heute mal meinen alten Bilder aus der damaligen Zeit hervorhole schaue ich immer mehr auf den Hintergrund der Fotos und sehe dabei immer wieder wie desolat alles war. Da fehlten meterweise Dachrinnen oder Fallrohre, niemand machte sich Gedanken darüber dass dadurch innerhalb kürzester Zeit ein Gebäude zerstört werden kann oder er machte sich Gedanken und hatte aber keine Möglichkeiten einen Meter Dachrinne zu kaufen. Ich habe mit meinen Eltern und meinem Bruder noch bis 1980 in einer Wohnung gewohnt die nur einen einzigen Kachelofen hatte, kein Bad (gewaschen wurde sich im gusseisernen Waschbecken mit kaltem Wasser) und die Toilette war draußen über dem Hof und musste sich mit weiteren zwei Parteien geteilt werden. Im Winter war die Außenleitung zugefroren und das Wasser musste sich vom dritten Stock aus dem Keller geholt und auch wieder runtergebracht werden. Diese Verhältnisse waren mancherorts noch bis zur Wende überall anzutreffen.
Damals musste ich regelmäßig zwische Halle und Merseburg pendeln und kam dabei auch am BUNA- Werk vorbei. Das hat so etwas von unglaublich dort gestunken und ständig rieselten irgendwelche Rußpartikel vom Himmel. Gesunde Bäume wuchsen dort so gut wie gar nicht und nicht umsonst waren die Atemwegskrankheiten der Bevölkerung geheime Verschlussache. Auch hier stimmen die Klischees dass alles grau in grau war, sogar die Menschen..
Um noch einmal auf die Klischees und den sächselnden Polizisten zurückzukommen. Diese Burschen waren wirklich oft nicht die hellsten. Damals sagte man wenn du keine Lust zum Arbeiten hast oder für normale Tätigkeit zu doof bist dann gehe zur Reichsbahn oder Polizei, die nimmt dich immer (es gab natürlich auch dort kluge Leute). Auch die Arbeitsmoral war überall nicht die Beste. Niemand fand etwas dabei während der Arbeitszeit einkaufen zu gehen oder nebenbei zu pfuschen oder sich vollzusaufen. Blitzartig lehrten sich ganze Abteilungen wenn jemand aus der Stadt zurückkam und sagte dass es irgend etwas Besonderes gab.
Apropo Möbel, auch das war so wie in dem Film beschrieben. Als bei mir die Familiengründung anstand bin ich einhundertzwanzig Kilometer entfernt nach Leipzig gefahren, habe dort die Möbel eingekauft die meinem Geschmack (den würde ich als normal bezeichnen) trafen, einen LKW besorgt und die Möbel abholen lassen. Ich bin hier wochenlang rumgerannt, es gab nur unmodernes Zeug oder garnichts, jedenfalls für Leute ohne Beziehungen. Ich hatte beruflicherseits oft in den Wohnungen der Leute zu tun und ich muss sagen dass in den meisten Wohnungen alles ziemlich ärmlich war. Alles ziemlich alt und verschlissen. Die meisten hatten auch kein Geld für neue Möbel oder sich inzwischen daran gewöhnt.
Für Außenstehende mag es wie Klischee aussehen, für mich ist es die Wirklichkeit. Zugegebenerweise manchmal in den Filmen etwas übertrieben und überdreht, die Kernaussage aber stimmt.
Ich mag solche Filme nicht besonders, lieber sind mir dann jene wie "Crazy Race", die die ganzen Klischees auf die Schippe nehmen. Dass sächsische Polizisten aber eben ihren Dialekt sprechen, finde ich jetzt nicht weiter ungewöhnlich. In Bayern wird man auch bayerisch sprechende Beamte finden, warum also in Sachsen nicht Sächsisch sprechende. Denn das klingt ja auch dann meist noch mit durch, wenn ein Sachse Hochdeutsch spricht. Schade ist nur, wenn es als Dialekt = ist dumm im Kopf hingestellt wird. Das kommt allerdings nicht nur in Filmen über die DDR vor.
@Morgaine, es ist aber so, dass in solchen Filmen sächsisch scheinbar der Dialekt der DDR war. In einem anderen Thread hier las ich statt sächsisch schon ossisch. Das spricht doch irgendwie eine klare Sprache. Zu den Polizisten. selbst wenn ein Film an der Ostsee spielt, kommt darin gar nicht mal so selten ein sächselnder Polizist vor, was so nicht unbedingt richtig ist.
Ich denke, es kommt drauf an, welchen Film man sich ansieht. Ich kenne zum Beispiel nur "Goodbye Lehnin" und "Sonnenallee". Letzterer ist eher lustig, wie ich finde. Klar wird auch immer etwas übertrieben, aber so krass finde ich das in diesem Film gar nicht. Vieles konnte man noch von damals wieder erkennen. Gut, ich war zwar 12, als die Wende kam, aber trotzdem. Die Klamotten zum Beispiel und die typischen Frisuren. Genauso war es doch damals.
Bei "Goodbye Lehnin" muss man hingegen etwas mehr nachdenken, obwohl er auch erstmal lustig ist. Am Ende fängt man aber doch an, ein wenig zu grübeln, weil er dann auch traurig wurde. Toll fand ich die Schauspielerin, Katrin Sass, die war echt klasse.
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