Kinder zu Hause unterrichten?

vom 29.09.2009, 18:19 Uhr

Könntet ihr euch vorstellen, euer Kind bei euch zu Hause selber zu unterrichten? Natürlich setzt dies eine gute eigene Bildung voraus, denn man möchte ja dem Kind damit nicht schaden. Ich sehe darin nur die Vorteile, dass man sich die Lernzeit selber einteilen kann und nicht darauf angewiesen ist, wann die Kinder Ferien haben. Man könnte so seinen Urlaub auch unter dem Jahr planen, wenn alle anderen Kinder Schule haben.

Einen erheblichen Nachteil sehe ich aber darin, dass die Kinder irgendwie sozial ausgegrenzt werden, also nicht viel Kontakt mit Kinder in ihrem Alter haben und vor allem den gemeinsamen Schulweg mit anderen- der mir persönlich als Kind immer sehr gut gefallen hat- nicht teilen können. Die Kinder können sich also nicht über das Gelernte mit Gleichaltrigen austauschen. Würden sie es dennoch tun, würden sie wahrscheinlich schief angesehen werden, weil sie ja von der Mutter unterrichtet werden. Eventuell werden solche Kinder dann als arrogant eingestuft.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 01.10.2009, 18:31, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Hallo!

Dagegen spricht erst mal, dass es hier in Deutschland sogar verboten ist, weil eine Schulpflicht besteht. Dann würde ich sagen, dass das Kind auf jeden Fall in den Hintergrund gestellt wird, was das Spiel und den Umgang mit den anderen Kindern angeht. Das Kind lernt nie Rücksicht zu nehmen auf andere gleichgesinnte Kinder und wird es auch in der Freizeit mit den anderen Kindern schwer haben, weil sich in der Schule auch Freundschaften bilden.

Weiterhin denke ich, dass eine Mutter/Vater auch nicht konsequent genug den Unterrichtsstoff durchnimmt und auch die Stunden nicht so konsequent durchhält. Ich denke, wenn man zu Hause unterrichtet, dann kommt immer mal wieder was dazwischen. Und wenn es nur der Nachbar ist, der grade renoviert und laut ist.

Ich finde die Schule als soziales Umfeld sehr wichtig und denke, dass es auch den Kindern viel leichter fällt in der Schule zu lernen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo Diamante!

Also ich komme ja aus Österreich und bei uns ist dieses Modell erlaubt, aber nicht sehr weit verbreitet. In 10 Jahren gibt es vielleicht einmal ein Kind, das zu Hause unterrichtet wird. Als Erstes muss man sich eine Genehmigung einholen, dass man sein Kind zu Hause unterrichten darf. Ob man einen Grund angeben muss, weiß ich selber auch nicht.

Allerdings müssen gewisse Lernziele, wie sie eben im Lehrplan stehen, verfolgt werden und einmal halbjährlich findet ein Test statt. Besteht das Kind diesen Test mit einer guten Note, darf es weiterhin zu Hause unterrichtet werden. Wenn nicht, dann wird es natürlich in der Schule unterrichtet, da ja dann das "Experiment", wenn wir es einmal so nennen möchten, nicht hingehauen hat.

Ich selber hatte ebenfalls ein Kind in der Nachbarschaft, welches zu Hause unterrichtet wurde. Sie hatte auch nach dem Unterricht, den sie zu Hause genoss (ihre Mutter war selber Lehrerin am Gymnasium), auch wirklich noch viele Bildungswege eingeschlagen und abgeschlossen und jetzt auch einen guten Job. Allerdings wurde sie von uns Nachbarn immer als "hochgeschissen", also eingebildet bezeichnet, weil sie sich zu "schön" war, mit uns anderen die Schule zu besuchen. Sogar die Eltern sagten immer: "Jaja, die ist was besseres!"

Ich selber würde es mir zutrauen, mein Kind zu Hause zu unterrichten, allerdings würde ich es nicht wollen, dass es ihm so geht, wie im Beispiel vom vorhergehenden Absatz. Außerdem spielt für mich dann auch der mangelnde soziale Kontakt und fehlende Freunde eine große Rolle. Ich möchte das meinem Kind einfach nicht antun!

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Soziale Kontakte können Kinder auch außerhalb der Schule pflegen und in diesem Bereich hätte ein Kind, das morgens zu Hause unterrichtet wird und Mittags im Fußballverein, Reitclub oder in der Musikschule ist sicher keinen Nachteil gegenüber einem Kind, das zur Schule geht und Mittags zu Hause vor der Klotze geparkt wird.

Aber was total dagegen spricht ist meiner Meinung nach die mangelnde Qualifikation der Eltern und der Mangel an Lernmaterial im Elternhaus. In den unteren Klassen ist das natürlich noch kein Problem. Das was man nicht eh schon weiß, weil es zur Allgemeinbildung gehört, kann man sich relativ schnell anlesen, aber wie sieht es in den höheren Klassen aus? Ich meine, ein Gymnasiallehrer studiert mehrere Jahre und ist am Ende für höchstens zwei oder drei Fächer qualifiziert - wie will es denn jemand ohne Ausbildung schaffen alle Fächer zu unterrichten?

Und dann fehlt natürlich auch einfach die Ausstattung um vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich einen interessanten Unterricht zu machen oder auch nur einen, der dem (deutschen) Lehrplan entspricht. Die wenigsten Leute haben doch ein voll ausgestattetes Chemielabor im Keller oder das nötige Equipment um ein Ochsenauge zu sezieren und anzuschauen.

Und wenn man mal weiter denkt, also an die Karriere nach dem Schulabschluss, wird so ein Kind dort wahrscheinlich auch einige Anpassungsschwierigkeiten haben. Denn es gibt zwar Fernstudiengänge, aber für die meisten Fächer muss man immer noch ganz normal zur Uni gehen und ich glaube das ist eine ganz schöne Umstellung, wenn man plötzlich mit 200 Leuten im Hörsaal sitzt, sich auf die Vorlesung konzentrieren muss trotz Lärmpegel, selber mitschreiben muss und wenn der Professor natürlich nichts wiederholt nur weil man nicht mitgekommen ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Für mich wäre das nichts. Was aber halt auch am deutschen Schulsystem liegt.

Aber selbst wenn es möglich wäre, würde ich meine Kinder nicht daheim unterrichten und auch nicht unterrichten wollen. Der soziale Aspekt wäre mir da eher noch nebensächlich. Immerhin gibt es Sportvereine und Chöre und andere Möglichkeiten, an denen meine Kinder soziale Kontakte knüpfen könnten.

Was mir aber mit Sicherheit fehlt, sind die generellen Vorraussetzungen. Und selbst wenn ich Lehrerin an einer gymnasialen Oberstufe wäre, wäre mein Wissen doch sehr fachspezifisch. Zumindest hier in Deutschland studiert man doch eher nur fachspezifisch. Lehrer für Englisch werden Biologie zum Beispiel schlecht vermitteln können, es sei denn, sie haben die Fächer studiert.

Dann denke ich, mein Blick als Elternteil wäre doch sehr eingeschränkt. Selbst wenn mein Partner auch Lehrer wäre und die Fächer die ich nicht abdecken kann, abdecken könnte, geht man mit den eigenen Kindern doch anders um, als mit fremden Kindern. Und ich glaube durchaus, das auch Eltern da eventuell der Weitblick fehlt. Mein Vater hätte es mit Sicherheit gerne gesehen, wenn ich sportlicher gewesen wäre und hätte mich dann in der Richtung auch unterstützt. Ich war aber eher musikalisch und künstlerisch veranlagt und es erfolgte keinerlei Förderung. Die Sachen kamen aber durchaus im Unterricht an den Schulen zum Tragen. Und ich denke heute sind die Schulen und Bildungseinrichtungen doch viel weiter als noch zu meiner Schulzeit. Da werden solche Talente schon ganz anders gefördert. Nur müssen solche Talente auch erstmal entdeckt werden.

Ich weiss ja nicht wie weit in Österreich diese Tests gehen. Werden da nur die allgemeinen Fächer getestet, wie Mathe, Deutsch, Biologie und ähnliches, oder auch so Fächer wie Religion, Kunst und Musik?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Hallo!

Ich finde es nicht gut, wenn man seine Kinder zuhause unterrichtet. Ich denke, dass die Eltern einfach nicht die Bildung haben, die man haben muss um sein Kind zu unterrichten. Wieso muss man sonst jahrelang studieren um irgendwann mal auf Kinder losgelassen zu werden? Zudem denke ich, dass die Kinder bei den eigenen Eltern auch nicht wirklich lernen. Man hat einfach nicht diesen starken Respekt, den man den Lehrern gegenüber hat, wodurch man schnell die Lust am lernen verliert.

Wenn einem die Eltern dabei helfen, irgendwelche Hausaufgaben oder so zu erledigen, finde ich dies noch sehr sinnvoll. So weiß man, dass man immer zu den Eltern kommen kann um etwas nachzufragen, aber sobald es ans unterrichten geht, sind meiner Meinung nach Eltern einfach nicht dafür zuständig. Zur Schule gehen heißt ja nicht nur lernen, sondern auch Bekannschaften schließen, spielen und Spaß haben und das hat man meiner Meinung nach nicht, wenn man mit seinen Eltern zuhause alleine am Küchentisch sitzt und dort etwas gelehrt bekommt.

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» lisachen » Beiträge: 355 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann daran überhaupt keinen positiven Aspekt finden. Denn selbst, wenn die Eltern die Grundvorraussetzungen haben, wird das nur bis zu einem bestimmten Alter gut gehen. Ich würde ihr mal die Zeit der Grundschule angehen. Denn niemand kann wirklich in allen Fächern das Wissen seinen Kindern vermitteln, wie es in der Schule getan wird.

Dazu ist eben die Gefahr sehr gross, das es nicht wirklich konsequent gemacht wird und eben auch Dinge vernachlässigt werden, die man selbst für weniger wichtig ansieht. Genauso kann es aber auch das Gegenteil sein, das man das eigene Kind den ganzen Tag nur lernen lässt und es damit dann heilos überfordert wird. Und das wird ja denn, wenn überhaupt, nur in recht grossen Abständen getestet.

Und was kommt nach dem Unterricht zu Hause? Das Kind wird enorme Probleme haben sich in einer Gruppe zu intergrieren. Es wird ausserdem recht grosse Probleme damit haben, das es die Aufmerksamkeit des Lehrers mit den anderen Kindern teilen muss. Das kennt es gar nicht und wird sich schnell abgeschoben vorkommen.

Also alles in allem ist es aus meiner Sicht absolut nicht zuträglich, wenn es Kind durch die Eltern so in seiner sozialen Entwicklung gehemmt wird. Denn was anderen ist es ja nicht, wenn man das Kind quasi von allem fernhält was für die Entwicklung wichtig ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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