Pilgerreisen: Der neue Trend?
Sind Pilgerreisen in der heutigen Zeit besonders angesagt? Viele Menschen, die ich kenne wollen mal den Jakobsweg gehen oder eine andere Pilgerreise machen. Auch Fußpilgereien sind wohl hoch im Krs und so nehmen menschen, die gläubig sind oder auch nicht schon mal mehrere 100 km Fußweg in Kauf um dann am Pilgerziel zu beten.
Viele machen es auch nur um mal gesagt zu haben, dass sie den Jakobsweg gegangen sind oder eben sich selber was zu beweisen. Wenn ihr euch nichts darunter vorstellen könnt, habe ich hier mal eine Seite, wo man Pilgerreisen buchen kann. klick. Vielleicht könnt ihr euch so mehr darunter vorstellen.
Würdet ihr so eine Pilgerreise machen? Was bringt den Leuten eine Pilgerreise? Was haltet ihr von Pilgerreisen?
Ich habe diesen Trend auch mitbekommen. Seitdem Hape Kerkeling den Jakobsweg gewandert ist und darüber ein Buch geschrieben hat, mit dem er durch unzählige Talkshows im Fernsehen zog, reden andauernd irgendwelche Leute davon, auch den Jakobsweg wandern zu wollen. Egal, welcher Religion sie sind, ob alt oder jung. Alle wollen sie es plötzlich. Es ist richtig zu einer Modewelle geworden, die immer sinnentleerter wirkt. Es wirkt so, als würden viele nun pilgern wollen, nur, weil das gerade "in" sei, und um nachher erzählen zu können, sie hätten so etwas "Tolles" ja auch schon getan.
Ich finde diesen Trend schlimm, muss ich sagen. Denn das ist ja alles nicht der Sinn einer Pilgerreise. Gerade, wenn man einen christlichen Pilgerweg läuft, so hat das meiner Meinung nach eben einen deutlichen Bezug zum christlichen Glauben. Wenn man kein Christ ist, dann passt das irgendwie nicht, das mitzumachen, finde ich. Sicherlich kann man auch allein zur Entspannung oder zur Meditation wandern gehen, aber muss man dazu eine christliche Pilger-Strecke auswählen, wenn man von sich selbst sagt, am Christentum keine Bohne interessiert zu sein?
Irgendwie ist das ein Ausverkauf von Religionen als Modewellen. Auch, wenn ich die meisten Religionen nicht besonders schätze, eher im Gegenteil, so finde ich das irgendwie auch nicht richtig. Es tut weder den Religionen noch den nicht-religiösen Wanderern etwas Gutes. Wobei natürlich jeder immernoch tun können soll, was ihm gefällt. Wer mag, soll ruhig den Jakobsweg wandern! Mir ist es egal, es ist nicht meine Sache, also mische ich mich bei niemandem ein. Nur mir selbst käme es halt total falsch vor.
Aber so etwas gibt es ja schon länger, wenn auch nicht mit Pilgerwegen. Man denke mal daran, wie viele Leute sich mittlerweile eine Buddha-Statue in die Wohnung stellen, als reine Dekoration. Viele haben doch gar keine Ahnung von dem, was dahinter steht! Für die ist das bloß Deko. Aber ich finde schon, zumindest darüber informieren, mit was man sein Heim oder sich selbst schmückt, das sollte man. Wie man halt auch wissen sollte, für was ein Pilgerpfad steht, wenn man den laufen möchte. Aber ich habe das Gefühl, viele von den Leuten, die den Jakobsweg heute wandern wollen, die haben sich nicht informiert. Die wollen es nur tun, weil es als "in" gelte, und mehr interessiert sie nicht.
Ich würde keine Pilgerreise machen, schon gar nicht eine christliche. Wie gesagt, es ist für mich eine religiöse Frage, und ich gehöre dieser Religion nicht an, also muss ich nicht ihren Traditionen derart folgen. Wenn ich meditierend durch die Gegend wandern möchte, dann kann ich mir dafür auch selbst irgendeine schöne Strecke an einem Fluß entlang oder durch einen Wald suchen. Das mache ich gerne. Ich "pilgere" auch mal tagelang durch fremde Städte, wenn ich die Zeit dazu habe. Irgendeine Vorgabe einer mir fremden Religion brauche ich dazu nicht.
Was bringen Pilgerreisen nun Menschen? Ich denke, das ist vom Individuum abhängig und bei jedem sehr unterschiedlich. Wie gesagt, einige wollen sich wohl etwas beweisen, andere wollen nachdenklich werden oder zur Ruhe kommen. Manche wollen es tun, um mitreden zu können, oder sich aufspielen zu können, als wären sie wer. Und andere, die echt christlich religiös sind, die werden vielleicht eine religiöse Erfüllung dabei empfinden.
Nur ich denke, nun, wo es Mode geworden ist, und wo plötzlich fast jeder den Jakobsweg entlang wandern möchte (in meinem Bekanntenkreis gab es da auch etliche, auch Leute, die normalerweise immer extrem auf das Christentum fluchten), da ist es eine reine "In"-Frage. Das finde ich schade, weil so oberflächlich und sinnentleert. Aber jeder muss eben selbst wissen, was er mit seinem Leben macht.
Eigentlich profitieren doch alle von diesem Trend. Die Religiösen bekommen kostenlose Promotion für ihre Sache. Die Leute, die die Reisen unternehmen tun etwas für ihre Fitness und können in der freien Natur wahrscheinlich besser entspannen als bei einem lärmenden Cluburlaub. Und die Umwelt freut sich auch, wenn jemand lieber 100 Kilometer zu Fuß geht als tausende von Kilometern zu irgendeinem exotischen Urlaubsziel zu fliegen.
Ich kann daran wirklich nichts negatives sehen und auch die Christen müssten sich doch eigentlich freuen und nicht über "Ausverkauf" jammern, denn schließlich jammern sie ja sonst immer darüber, dass ihnen die Mitglieder davon laufen. Da müsste doch alles, was dazu führt den Verein wieder populärer zu machen hoch willkommen sein, oder?
Im Prinzip könnte ich mir schon vorstellen, so eine Reise zu machen. Denn ich mache gerne aktiven Urlaub, ich mag schöne Landschaften und ich schaue mir auch gerne Kunst und Architektur in Kirchen und Klöstern an. Allerdings würde ich den religiösen Teil streichen und das ganze sicher auch nicht Pilgerreise nennen, denn das würde ich schon extrem merkwürdig finden.
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