Motorrad fahren ohne geeignete Kleidung
Vor ein paar Tagen klingelte bei mir zu Hause das Telefon. Meine Freundin lud mich auf ein Wochenende bei sich ein. Ich stieg also in den Wagen und fuhr auf die Autobahn. Nach einer Zeit überholte mich ein Motorradfahrer mit Tempo 140. Mich wunderte dies zunächst gar nicht, aber als ich dann sah, dass er nur eine kurze Hose trug und ein T-Shirt, war ich doch etwas verwundert, so dass ich mir ihn genauer ansah. Er hatte zwar einen Helm an aber keine Handschuhe und auch keine Motorradkleidung. Seine Schuhe bestanden aus ganz normalen Turnschuhen.
Seit diesem Wochenende achte ich immer darauf, was Motorrad- oder Rollerfahrer tragen. Gestern begegnete mir eine Rollerfahrerin in Flipp Flopps. Auch sie hatte nur ein Kleid an und den Helm hatte sie hinten an ihren Roller gehängt.
Ich frage mich nun wirklich, ob sich manche Leute der Gefahr nicht bewusst sind oder ob sie sich denken, dass sie nie einen Unfall haben. Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, dass ich einmal einen Unfall mit meinem Roller hatte, weil die Lenkung blockiert hatte. Ich war froh, dass ich da geeignete Kleidung getragen habe, hatte aber trotzdem ein paar Schrammen und ein paar Kratzer.
Nun meine Frage: Ist das nicht ein wenig gefährlich? Kann man deswegen auch angezeigt werden? Was haltet ihr davon? Habt ihr so etwas schon einmal gesehen?
Bei Tempo 140 auf der Autobahn ist die fehlende Kleidung nicht ganz so schlimm, denn wenn dann nach einem Sturz der nachfolgende Wagen drüber fährt, hilft auch kein Lederkombi. OK, jetzt lass ich den Sarkasmus.
Das ist tatsächlich eher dumm vom Motorradfahrer. Ganz abgesehen davon, dass es richtig kalt sein sollte, bei dem Tempo und der Jahreszeit kurzärmlig zu fahren. Die fehlende Schutzkleidung macht sich dann übrigens auch schon bei weit geringerer Geschwindigkeit bemerkbar. Bei einem Sturz ab 30 Km/h wird in jedem Fall die Hose durchgescheuert. Von Händen und Armen ganz zu schweigen!
Und schon ab 50 Km/h wird ein Sturz, den man mit dem nackten Ellenbogen abfängt richtig böse. Und ich meine tatsächlich nur die Schleifstrecke! Denn man muss sich nur mal vorstellen, dass ein Mensch mit 30-60% seines Gewichts auf eben die Stelle drückt und dabei 20-30 Meter die Straße entlang schleift. Die Erfahrung macht er jedenfalls nur ein Mal ohne entsprechende Kleidung. Aber wünschen würde ich das auch zum lernen niemandem!
Ohne die richtige Kleidung zu fahren ist natürlich grob fahrlässig. Inwieweit das die Versicherung bei Unfällen auch so sieht, wäre mal interessant zu wissen. Wovei ich derpunkt zustimmen möchte, bei einem Motorradunfall bei 140 Sachen auf der Autobahn ist es egal, ob der Fahrer nun ein T-Shirt oder eine Lederjacke getragen hat.
Mit Flip Flops Roller zu fahren ist auch schlimm. Ob es erlaubt ist, weiß ich nicht, würde mich aber nicht wundern, wenn es verboten ist. Auch da ist die fehlende Schutzkleidung bei Stürzen fatal. Denn so ein Lederanzug fängt ja doch schon einiges ab. Wer sich schon mal Hände, Knie oder Ellenbogen aufgeschürft hat, weiß, dass das kein Spaß ist. Bei Zweirädern fliegen die meisten einige Meter weit, die Haut wird also sehr kräftig in Mitleidenschaft gezogen.
Ohne Helm zu fahren ist einfach nur leichtsinnig und lebensmüde. Denn der kann wirklich Leben retten. Ein Sturz auf die Straße kann mit Helm sehr glimpflich verlaufen, gerade beim Roller, der nicht besonders schnell ist im Vergleich zu Motorrädern. Aber ohne Helm kann ein Sturz das Todesurteil sein. Besonders, wenn derjenige irgendwo drauffährt und vorgeschleudert wird.
Soweit ich weiß, ist lediglich der Helm gesetzlich vorgeschrieben, was meiner Meinung nach auch viel zu wenig ist. Ich sehe auch immer wieder Roller- und Motorradfahrer, die scheinbar keinen Gedanken daran verschwenden, welchen Gefahren sie sich aussetzen. Leute mit Flip-Flops, kurzen Hosen, dünnen Shirts und offenem Kinngurt sieht man recht häufig auf motorisierten Zweirädern.
Diese Eisdielen-Poser wollen entweder cool und lässig aussehen oder machen sich gleich gar keine Gedanken um ihre Bekleidung, nach dem Motto: Hirn aus, Motorrad an. Dass sie nach den Fußgängern und Fahrradfahrern die schwächsten Teilnehmer am Straßenverkehr sind, verdrängen viele dabei gerne. Wenn ein Motorradfahrer in einen Unfall mit einem Auto oder gar einem Lastwagen verwickelt ist, endet diese Begegnung für den Motorradfahrer meistens mit sehr schweren Verletzungen oder gar tödlich, selbst im normalen Stadtverkehr.
Ich finde Motorräder auch toll und will mir auch in den nächsten Jahren eins kaufen. Ich fahre auch gerne bei Bekannten mal mit. Allerdings ist es für mich nicht denkbar, ohne geeignete Kleidung auf die Maschine zu steigen. Im Falle eines Unfalls sind die Überlebenschancen einfach sehr viel größer, wenn man vernünftige Sachen trägt und man kann sehr viele typische Verletzungen einfach von vorneherein vermeiden. Wer mit 300 km/h auf der Autobahn vor den Brückenpfeiler rast, wird so oder so sterben. Allerdings passieren die meisten Unfälle eben im normalen Stadtverkehr oder auf Landstraßen. Schwere Aufschürfungen (bis zum Knochen) oder Schnittverletzungen durch scharfkantige Leitplanken können sehr gut vermieden werden. Selbst wenn die Ausrüstung nicht alle Risiken eindämmen kann, so wehrt sie doch sehr viele negative Einflüsse ab, so dass man das Krankenhaus vielleicht nur mit einem gebrochenen Arm verlässt, anstelle mit einer Amputation.
Ich halte es für richtig, wenn der Gesetzgeber noch einmal über diese Problematik nachdenkt und jeder Motorradfahrer dazu verpflichtet ist, eine geeignete Schutzbekleidung zu tragen. Die meisten Leute schaffen es nicht selbst, ihr Hirn zu benutzen, so dass solche Entscheidungen eben von anderen Stellen getroffen werden müssen. Normalerweise sollte jeder von sich aus schon vernünftige Kleidung tragen, da er sich damit schützt. So etwas sollte man für sich tun – und für niemand anderen. Dennoch gibt es auch immer wieder Leute, die sich von der Helmpflich befreien lassen, weil sie angeblich unter Klaustrophobie leiden und unter dem Helm Panik bekommen. So etwas mag in Einzelfällen vorkommen, allerdings kenne ich einige Leute, die diesen Weg einfach nur wählen, um sich die Sonne auf den Kopf scheinen zu lassen und den alten Easy-Rider-Traum von der endlosen Freiheit auf zwei Rädern zu leben. Dieser Traum endet nur leider häufig im Krankenhaus oder beim Bestatter.
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