Hörspiele, Hörbücher statt Geschichten vorlesen?

vom 27.09.2009, 18:41 Uhr

Ich gehöre zu diesen Kindern, deren Eltern sich nicht jeden Abend ans Bett gesetzt haben, um eine Geschichte vorzulesen. Meine Eltern haben schon immer sehr viel gearbeitet, kamen teilweise erst um sieben oder acht Uhr abends nach Hause und waren dementsprechend gestresst. Dass ihnen nach einem anstrengenden Tag die Lust fehlte, ihrem Töchterchen etwas vorzulesen, dürfte eigentlich verständlich sein. Als kleines Kind habe ich zwar mitbekommen, dass Spielkammeraden aus dem Kindergarten mit ihren Eltern dieses Abendritual durchlebten, aber wirklich vermisst habe ich es nicht und war in der Regel immer recht zufrieden mit meiner Hörspiel-Kassette.

Natürlich halte ich es für sinnvoll, dass den Kindern vorgelesen wird, denn ein Hörspiel ersetzt keinesfalls ein von den Eltern erzähltes Märchen, das von den meisten Kindern zudem auch vorgezogen werden dürfte. Ganz abgesehen davon, dass man die gemeinsame Lesung auch mit Kuscheln verbinden kann, können die Kinder nachfragen, wenn sie den Inhalt der Geschichte nicht verstanden haben. Im Umkehrschluss dazu können auch die Eltern Zwischenfragen stellen, um zu überprüfen, inwieweit die Geschichte verstanden wurde. Aber warum muss das gemeinsame Lesen unumgänglich auf den Abend festgelegt sein?

Die Kindermädchen, die mich tagsüber beaufsichtigten, lasen mir teilweise mehrere Stunden am Tag vor, was ich gerne in Anspruch nahm. Auch meine Eltern kuschelten sich am Wochenende hin und wieder mit mir auf ihre Couch und nahmen dabei ein Buch zur Hand, aus dem ich mir ein Märchen aussuchen durfte. Zudem stand im Kindergarten das Vorlesen einer Geschichte ebenfalls auf dem Programm und kam mindestens einmal in der Woche vor, was ich fast noch spannender fand, weil sich danach alle Kinder über das Gehörte unterhalten haben. Ich meine also, dass es eigentlich egal ist, zu welcher Tageszeit mit den Kindern gemeinsam gelesen wird und dass man sich nicht so sehr auf den Abend festfahren soll, wenn der nun einmal den Eltern nicht in den Kram passt. Wichtig ist nur, dass man überhaupt gemeinsam liest.

Ich persönlich habe meine Hörspiel-Kassetten jedenfalls geliebt. Auch das Argument, die Kinder könnten während des Hörspiels Angst bekommen und dann sei niemand da, der auf diese Angst eingehen könne, verstehe ich nur teilweise. Erstens ist auf den Kassetten meist eine Altersempfehlung zu finden, sodass man davon ausgehen kann, dass sie kindgerecht sind, und zweitens gehen doch die wenigsten Eltern aus dem Haus und sind während des Hörspiel-Hörens für ihr Kind unerreichbar. Mir zumindest war immer klar, dass ich bei Bedarf jemanden rufen kann, der dann kommt, um mich zu trösten. Vorgekommen ist das übrigens so gut wie nie. Auch Fragen zum Gehörten kann man während des Umdrehens der Kassette oder am nächsten Tag stellen.

Mir wird jedenfalls nicht klar, warum es so verpönt ist, das Kind ausschließlich mit einem Hörspiel einschlafen zu lassen. Viele Kinder hören sich tagsüber in ihrem eigenen Zimmer in Abwesenheit von Erwachsenen eine Kassette an, ohne dass das als schädlich gesehen wird. Dabei könnte das Kind hier ebenfalls Angst bekommen oder einen Teil des Texts nicht verstehen. Aber am Nachmittag sieht man offensichtlich keine Gefahr, weswegen mir nicht einleuchten will, wieso das nicht auch für den Abend gilt.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mein Sohn bekommt in der Regel täglich etwas vorgelesen, Ausnahmen gibt es aber schon, manchmal, wenn wir mal länger unterwegs waren und es schon sehr spät ist (am Wochenende). Na ja, Vorlesen ist wohl ein schlechter Ausdruck, leider ist er doch etwas hibbelig und schaut sich lieber Bücher mit weniger Text, wo die Funktionen einzelner Maschinen erklärt werden (wohl typisch Junge) an. So ist es eher so, dass wir das Buch gemeinsam anschauen und ich dann nur wenige Sätze vorlese und er größtenteils meint, mir erklären zu müssen, wie was technisch funktioniert. Missen möchte er es natürlich trotzdem nicht, denn wir kuscheln ja auch dabei.

Ein Hörspiel mit Märchen gibt es danach trotzdem, denn er kann in der Stille nicht wirklich einschlafen und möchte lieber während des Hörspiels einschlafen. Ich finde das nicht schlimm, ich als Erwachsene höre auch gerne Podcasts beim Einschlafen. So finde ich, dass das Eine (Vorlesen) das Andere (Hörspiele) nicht unbedingt ausschließt. Manche Kinder verlangen eben einfach beides.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich lese meinem Sohn jeden Abend was vor, am liebsten hat er die Kuscheltiere die auch schlafen gehen und Müde sind. Das Buch ist echt total schön gemacht und er liebt es, jedoch mache ich ihm trotzdem eine CD rein mit Lullabies, das sind Einschlaflieder, er schläft einfach besser ein wenn er das hört. Ganz am Anfang habe ich auf Musik verzichtet und er hat ganz schlecht geschlafen, seitdem er diese Musik hat schläft er einfach viel besser.

Dennoch finde ich es sehr wichtig das man einem Kind vor dem Einschlafen etwas vorliest, die meisten Kinder finden das doch richtig toll, sich am Mama zu kuscheln und eine Geschichte hören. Ich denke auch das viele Eltern einfach zu bequem sind und einfach deswegen eine CD einlegen, damit sie schneller Ruhe haben. Mein Sohn sagt sehr oft nach der Geschichte "nochmal" und ich lese sie dann nochmal vor, so viel Zeit muss einfach sein!

» Kathie1401 » Beiträge: 593 » Talkpoints: 0,41 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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