Untersuchungshaft für Jugendliche und Heranwachsende?

vom 26.09.2009, 01:21 Uhr

Vertretet ihr die momentanen Handhabungen unserer Justiz bzw unserer Gesetzgebung? Sollten eurer Meinung nach Jugendliche mit 18 oder 19 Jahren weit über fünf Monate in Untersuchungshaft sitzen, wie in dem aktuellen Fall, mit den zwei jungen Menschen, denen versuchter Mord vorgeworfen wird, weil sie angeblich einen Molotowcocktail am 1. Mai geworfen haben sollen. Hier gibt es so viele entlastende Beweise, doch die beiden sitzen seit dem 1. Mai in Untersuchungshaft! Der Hammer kommt jetzt: sie sitzen jetzt gerade (unschuldig) hinter Gittern und die Richterin macht gerade schön zwei Wochen Urlaub und lässt die Füße baumeln! Hat die denn kein Gewissen?

Ich bin ein totaler Gegner dieser Handhabe! Welchen Sinn soll das haben? Als ob sich die zwei ins Ausland absetzen oder der gleichen. Ich verstehe nicht wieso man diese Menschen so quälen muss? Dann werden sie unschuldig gesprochen und bekommen läppische (weiß nicht genau) 10,- Euro pro Tag erstattet und den psychischen Knacks bekommen sie gratis dazu! Vielleicht sollte man sich das mal durch den Kopf gehen lassen und sogar mal etwas unternehmen!

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» kuehmel » Beiträge: 23 » Talkpoints: 0,11 »



Wenn unsicher ist, ob derjenige wirklich so eine schwere Straftat begangen hat, dann muss eine Untersuchungshaft her. Denn was passiert, wenn man den Jugendlichen bis zu der Verhandlung auf freien Fuß lässt und er wieder etwas macht, was eine so schwere Straftat ist.

Mit 18 oder 19 wollen doch die Jugendlichen immer erwachsen sein und wenn sie sich nicht wie Erwachsene Leute benehmen, dann müssen sie eben fühlen und kein Jugendlicher wird einfach in Untersuchungshaft gesteckt, wenn nicht Indizien wenigstens für diese Straftet sprechen. Warum sollten da "Erwachsene" in dem Alter anders behandelt werden, als wen jemand 25 oder 30 Jahre alt ist?

Mal überlegt, welchen psychischen Knax die Opfer haben? Die mutmaßlichen Täter sollten da auch bis Abschluß der Untersuchung und bis zur Verhandlung in Untersuchungshaft bleiben. Denn es ist äusserst selten, dass nach der Untersuchungshaft wirklich rauskommt, dass diejenigen wirklich unschuldig sind.

Klar kann es auch unschuldige Menschen treffen. Aber auch unschuldige Menschen, die älter sind. Woher weißt du mit so genau, dass die Jugendlichen wirklich unschuldig sind? Warst du dabei? Bei versuchtem Mord sollte auch die Untersuchungshaft auf jeden Fall angeordnet werden. Was passiert, wenn diese Jugendlichen nicht unschuldig sind und dann in der Zeit bis zur Verhandlung noch eine so große Straftat begehen? Dann ist die Justiz wieder Schuld, weil sie nicht gehandelt hat.

Ich denke, dass die Richter und Juristen schon wissen, was sie tun und ein Laie kann nicht sagen, dass sie unschuldig sind. Wenn sie ein wasserdichtes Alibi während der Tatzeit haben, würden sie nicht in Untersuchungshaft sitzen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Dass die beiden unschuldig sind, weiß ja eigentlich jeder! Ich werde mal etwas konkreter: Polizisten, die sich immer wieder widersprechen und immer "nicht mehr so genau" wissen und eigentlich gar nichts wissen und dazu noch die mit Hauptzeugen sein wollen, die haben bei mir keine Glaubwürdigkeit! Wenn einen halben Tag lang ein Polizist in seiner Vernehmung immer sich widerspricht, dann kann man diesem Menschen doch nicht glauben! Auch keinem Polizisten, denn das sind auch nur Menschen! Eine sehr gute Übersicht über den Prozess gibt es hier.

Ich war natürlich nicht dabei, doch durch Prozessbeobachtungen oder nur die Nachrichten allgemein, kann man schon eine Menge mitbekommen und analysieren! Die beiden Angeklagten sehen so fertig aus! Und die angeblichen Beweise sind auch an den Haaren herbeigezogen; noch einmal kurz gesagt!

Natürlich bin ich für eine Untersuchungshaft, aber unter besseren Bedingungen! Diese jungen Menschen kommen zwar ins Jugendgefängnis, doch sollten sie nicht dort unter den richtigen "Schwerverbrechern" leiden müssen! Sie sollten nicht von Anfang an behandelt werden, wie der Schwerverbrecher schlecht hin! Schon gar nicht wenn die Beweisführung so dünn ist und man einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Dass die Polizei hier in Deutschland nicht die freundlichste, gewaltärmste und glaubwürdigste ist, wissen wir ja alle; und wenn man dann noch ein Täter im Gewühl sucht, dann kann man sich ja schon einmal einfach einen jungen Menschen raussuchen. Dem glaubt ja sowieso keiner im Vergleich zu einem Polizeibeamten!

Desweiteren müssen meiner Meinung nach solche Verhandlungen einfach schneller gehen. Gerade bei jungen Erwachsenen. 5 Monate einfach so ohne zu wissen was kommt im Knast sitzen ist nicht nur unschön, sondern eigentlich skandalös!

Liebe Diamante, schau dir doch diese Seite hier mal an und google auch mal nach Beiträgen dazu oder geh in die nächste Verhandlung und poste deine Ansicht dazu und zu den Untersuchungshaftmissständen!

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» kuehmel » Beiträge: 23 » Talkpoints: 0,11 »



Es geht nicht darum, dass nur ein Molotow Coktail geworfen wurde (deswegen kommt auch keiner in U Haft), sondern um versuchten Mord! Und auch wenn Du es nicht glauben kannst: Wenn man einen Menschen in Brand steckt kann der auch mal dabei sterben.

Und: Ob sie unschuldig hinter Gittern sitzen wird sich beim Prozess herausstellen, bis dahin gilt sowieso die Unschuldsvermutung. Jedoch kommt man auch nicht wegen 3 Lutschern die man am Kiosk geklaut hat in U Haft, sondern nur bei schwerwiegendem Tatverdacht und bei begründetem Verdacht, dass sich die Verdächtigen entziehen könnten. Gerade bei 2 Angeklagten mit genug familiären Kontakten ins Ausland ist das nicht so unwahrscheinlich.

Übrigens haben auch Staatsdiener ein Recht auf Urlaub und müssen das nicht davon abhängig machen, was gerade so durch die Presse geistert. Denn der Auffassung der taz, die sowieso mit den 1. Mai Krawallen prinzipiell weniger Probleme hat als z. B. die Springerpresse, müssen nicht alle folgen.

Gleiches gilt für die Verteidiger: Ich würde (logisch!) auch keinen Mandanten als schuldig präsentieren, schließlich handele ich damit entgegen seiner Interessen. Nur kommt die Verteidigung hier mit genauso löchrigen Gründen daher wie teilweise die Staatsanwaltschaft. Und die Beweise sind an den Haaren herbeigezogen, dann kläre doch mal alle Welt auf, wie das nur sein kann, denn das sieht vor Gericht ganz anders aus, auch wenn verschiedene Indizien einen komischen Beigeschmack haben.

Und die Verhandlungen sollen schneller gehen? Weil Schnellprozesse auch gründlich geführt werden oder wie?

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde es auch schrecklich, dass man praktisch ohne Beweise (nur mit einem "begründetem Verdacht") einfach 6 Monate lang in U-Haft gesperrt werden kann, würde es nach Rheinland-Pfalz gehen, dann sogar noch länger.

Und das Ganze nur, weil die Gerichte chronisch überlastet sind. Da ist keine Rechtsstaatlichkeit mehr gegeben, wenn das Recht auf einen schnellen Prozess verfallen ist. Ebenso ist es nicht rechtsstaatlich wenn die Richter keine Zeit (hab mal was von 3 Minuten gehört) haben, einen Durchsuchungsbefehl zu prüfen und diese so einfach unterschreiben.

Da muss sich auf jeden Fall etwas ändern, denn im Moment sind der Willkür alle Türen geöffnet.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ohne Beweise kommt keiner in Untersuchungshaft. Es müssen schon schwerwiegende Beweise vorliegen, wenn jemand in Untersuchungshaft kommt und wenn die Beweise nicht entkräftet wurden, dann kann auch kein Haftschonungstermin den mutmaßlichen Täter auf freien Fuß lassen.

Ein halbes Jahr Untersuchungshaft für versuchten Mord ist meines Erachtens nicht zu viel und wie gesagt, wenn die Beweise nicht da wären und diese Beweise nicht entkräftet werden können, dann sollte die Untersuchungshaft auch so lange sein, wie der Gerichtstermin auf sich warten lässt.

Da können die Deutschen noch froh sein. irgendwoanders gibt es mehrere Jahre Untersuchungshaft, ehe man ein Termin bei Gericht bekommt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben: Denn es ist äusserst selten, dass nach der Untersuchungshaft wirklich rauskommt, dass diejenigen wirklich unschuldig sind.Untersuchungshaft sitzen.

Und was ist mit diesem Marco, der in der Türkei mit einer 15 Jährigen geschlafen hatte? Er war unschuldig und war trotzdem Monatelang in Untersuchungshaft (und wurde nun sogar verurteilt!). Dabei gibt es so viel, was für ihn spricht. Sogar die 15 Jährige hatte ihre Aussage umgeändert etc. und trotzdem haben sie ihn in Untersuchungshaft behalten und die Gerichtsverhaltung ständig verschoben. Das fand ich nicht gut.

Aber ich bin trotzdem für die Untersuchungshaft, weil solche Fälle wie bei Marco ja nicht täglich vor kommen. Aber dann sollte es auch richtige Beweise geben.

» SweetDream » Beiträge: 98 » Talkpoints: -0,63 »



Wir reden hier von Deutschland und hier müssen wirklich Beweise her, damit jemand erst mal in Untersuchungshaft kommt. Ausser, dass Fluchtgefahr besteht. Und wenn man es genau nimmt, dann bestand beim Marco ja Fluchtgefahr. Auch wenn die Beweise nicht da waren. Ausserdem ist Marco ja schuldig gesprochen worden.

Wer hier in Deutschland in Untersuchungshaft kommt, der hat auch meist etwas gemacht, warum er in Untersuchungshaft ist und wenn derjenige schon so lange in Untersuchungshaft ist, dann haben sich die Beweise entweder bestätigt oder sind sogar noch verhärteter geworden. Bei so einer Tat wie Mord, ist es doch egal, ob es ein Jugendlicher ist oder Erwachsener. Solange entweder die Beweise da sind, kein Alibi vorhanden ist, Fluchtgefahr besteht , wird Untersuchungshaft angeordnet.

Selbst, wenn derjenige unschuldig ist, ist eine Untersuchungshaft nur zum Schutz aller anderen Bürger angeordnet. Was wäre, wenn derjenige doch schuldig ist und dann in der Zeit bis zur Verhandlung nochmal eine ähnliche Tat begeht. Dann würde hier der nächste Thread eröffnet werden "Behörden schlafen und lassen Mörder auf freien Fuß".

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Kann mich Diamante hier nur anschließen die Rechtsordnung in Deutschland und der Türkei ist nicht das gleiche, auch wenn die Türken viel von uns "geklaut" haben was das angeht. Und so falsch war die Haft nicht, dass er ungewöhnlich lange in U-Haft saß war aber die Schuld unserer Politprominenz und nicht die der Türken, da hier teilweise massiv die souveräne Rechtssprechung in der Türkei angegriffen wurde. Er kann sich also bei denen dafür bedanken.

Und Marco wurde letztendlich in ein Land (eben Deutschland) überstellt wo er nicht über Nacht abtauchen konnte, das ist hier vollkommen anders! Dazu kommt, dass es sich bei Marco "nur" um sexuellen Missbrauch von Minderjährigen handelte und nicht um versuchten Mord. Und abgesehen davon ist hier über Schuld und Unschuld noch immer nichts entschieden - die zuständige Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen nur eingestellt, jedoch darauf hingewiesen, dass diese bei neuen Erkenntnissen aus der Türkei wieder aufgenommen werden könnten.

Und richtige Beweise! Ein ausreichend erhärteter Verdacht reicht für die U-Haft richtige Beweise ist mal wieder Laiengebrabbel ohne Ahnung, denn ein Beweis kann nur durch einen Richter in der Verhandlung festgestellt werden, alles davor ist lediglich eine Beweisbehauptung! Und behaupten kann man viel. Mal ganz davon abgesehen ist z.B. eine Zeugenaussage eine Beweisbehauptung nach §§ 373 ff. ZPO!

Das letzte heißt verständlich noch einmal erklärt: Der Beweis an sich kann nur im Verfahren festgestellt werden nicht davor (U-Haft ist davor!).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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