Staatswirtschaft bei Öl und Gas

vom 05.11.2007, 08:10 Uhr

Der Ölpreis erklettert immer neue Höhen. Das mag auch ein wenig am schwächelnden US-Dollar liegen und sicherlich auch an der steigenden Nachfrage, vor allem aus den Schwellenländern. Und ein weiterer Anstieg bei den verarbeiteten Produkten kommt hinzu, da die Kapazitäten im Raffineriebereich kaum steigen und so hier ein Engpass entsteht.

Aber auch die Verteilung der Öl- und Gasreserven weltweit spielt eine nicht zu verachtende Rolle.
Die zehn Länder mit den größten Reserven bei Erdöl sind:
1. Saudi-Arabien
2. Kanada
3. Iran
4. Irak
5. Kuwait
6. Arabische Emirate
7. Venezuela
8. Russische Föderation
9. Libyen
10. Nigeria

Geht man diese Liste einmal durch, dann stellt man schnell fest: in den meisten Ländern herrscht nicht gerade eine Demokratie, sondern es sind Diktatoren an der Macht oder zumindest etwas Ähnliches.

Bis im Irak wieder mit einer normalen Ölförderung zu rechnen ist werden noch etliche Jahre vergehen, so wie es momentan aussieht, könnten es aber auch Jahrzehnte werden. Sollte sich der Irak wieder ganz erholt haben, dann wäre dies schon mal ein Land, aus dem Öl "normal", also marktwirtschaftlich gefördert und exportiert werden könnte.

Kanada hat riesige Reserven, die sind aber meist sehr teuer zu heben, lohnen sich also erst bei noch weiter steigenden Preisen. Aber auch hier müsste man sich nicht unbedingt Gedanken machen, von dem Land erpresst zu werden.

Kuwait ist nach seiner Befreiung im ersten Irak-Krieg sicherlich auch als stabil anzusehen. Und auch die Arabischen Emirate und Saudi-Arabien haben es eher auf die Petro-Dollars abgesehen als auf eine weitere politische Einflussnahme.

Jedoch gilt für alle Länder im Nahen Osten: die politische Lage ist zumindest nicht ganz risikofrei. Und es liegt alles in der Hand des Staates, es gibt quasi keine privaten Fördergesellschaften im Nahen Osten.
Und dann sind wir schon bei Problemland Nummer 1: dem Iran. Wir haben alle die Spannungen um das Atomprojekt mitbekommen. Es herrscht ein fundamentalistisches Regime uns steigende Preise bedeuten weniger eine Verbesserung für die Bevölkerung, sondern vor allem mehr Geld für Atomforschung, mehr Geld für Rüstung und mehr Geld für Repressionen gegen das eigene Volk.

Auch in Russland ist die Lage eher angespannt, Wahlbeobachter wurden bei der anstehenden Wahl gar nicht erst ins Land gelassen, die Affäre um die Überflugrechte der Lufthansa-Cargo, die Lieferstopps an die ehemaligen Sowjetrepubliken und die folgenden Preiserhöhungen. Russland erpresst mit den Rohstoffen. Und der Staatskonzern Gazprom baut Leitung, die um ein Mehrfaches teurer sind, als wenn sie in der Privatwirtschaft gebaut würden und verschwendet so Milliarden an "Kumpanen", darunter leidet die Versorgung im eigenen Land erheblich.

Präsident Putin drängte ganz offiziell die britisch-niederländische Shell aus dem weltweit größten Erdgas-Projekt "Sachalin 2" heraus. Das Unternehmen hatte schon 20 Milliarden Dollar investiert, jetzt steht e vor einem Scherbenhaufen und muss akzeptieren, dass der russische Gasprom-Konzern die Mehrheit an der Fördergesellschaft übernommen hat - einfach so, auf staatliche Anordnung.

Lybien macht es nicht viel besser: alles staatlich, es werden nur Aufträge an Private vergeben. Alles andere bleibt Staatseigentum.

Und in Venezuela hat Präsident Chávez 32 private Ölfelder halbstaatlichen Firmen übertragen. Ergebnis: Seit seinem Machtantritt ist die Erdölproduktion in Venezuela von rund 3,3 Mio Barrel pro Tag um rund ein Viertel gesunken.

Heute befinden sich rund 62% der Ölförderung in staatlicher Hand, vor allem in den oben erwähnten schwierigen Ländern. Bei den Reserven sind sogar über 80% in staatlichem Besitz. Und bei Gas sieht es noch schlimmer aus, hier liegt die Quote bei über 90%.

Wir werden alle zusammen weiterhin über den Preis an der Tankstelle geschröpft, beim Heizen und bei allen anderen Produkten, die Öl und Gas brauchen. Unterstützen wir aber letztlich Regime, die wir eigentlich nicht unterstützen wollen. Staatswirtschaft treibt die Preise weiter in die Höhe, da alle Ölstaaten ein großes Interesse daran haben.

Russland um wieder Weltmacht zu spielen, Iran um eine Weltmacht zu werden und all die anderen, die dem Einfluss von Geld und Macht erliegen.
Einziger Ausweg: Das Ende des Ölzeitalters einläuten!

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Dank des Fracking in den USA scheint man sogar die Gasmacht Russland nicht mehr fürchten zu müssen, wobei Herr Schröder hoffentlich auch wirklich etwas zu sagen hat.

Die Umstellung auf alternative Energien ist inzwischen beschlossene Sache und wird hoffentlich auch soweit gelingen, ohne dass die Energiekonzerne uns bis auf das letzte Hemd ausziehen.

Die Monopole sehe ich wirklich als Problem an.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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