In Selbstmitleid baden

vom 23.09.2009, 22:07 Uhr

Ich denke auch, dass man mit Selbstmitleid eigentlich nur auf sich aufmerksam machen will.

Wenn Freunde von mir in Selbstmitleid "baden" ignoriere ich sie einfach, denn ich kann damit weder umgehen, noch kann ich es verstehen. Anstatt sich selbst zu bemitleiden, sollte man lieber diese Zeit dazu nützen und etwas ändern. Es gibt für jede Problem eine Lösung, falls jemand zu mir kommt und sein Leid klagt, gebe ich ihm einen Tipp oder einen Denkanstoß. Sollte er/sie aber mehrmals zu mir kommen, dann sage ich, dass ich meine Meinung dazu schon geäußert habe und darüber nicht mehr reden möchte, da es keinen Sinn macht.

Ich selbst bin ein sehr fröhlicher, optimistischer und positiv denkender Mensch, mein Umfeld ist auch so und ich bin froh darüber. Irgendwie glaube ich nämlich auch daran, dass man genau das bekommt, was man aussendet.

» kalungi » Beiträge: 7 » Talkpoints: 3,18 »



Kenne das Gefühl mit dem ins Selbstmitleid verfallen. Natürlich will man damit irgendwo ein wenig Aufmerksamkeit erhalten und sich selbst weiter in den Mittelpunkt stellen, aber woher kommt es denn überhaupt? Vielleicht geht es der Person wirklich schlecht nur es merkt keiner oder kümmert sich darum, somit wird es nach außen getragen um endlich die Aufmerksamkeit zu bekommen, die die Person womöglich gerade brauch.

Auf der anderen Seite kann es aber auch einfach eine Methode sein sich wichtig machen zu wollen ohne dabei irgendwelche Probleme wirklich zu haben. So im Sinne von ADS, was natürlich eine wirklich harte Form der Aufmerksamkeit ist und vielleicht schon in die "falsche" Richtung geht.

Mir ist das damals aber auch mal passiert, bin auch ne Zeit in Selbstmitleid verfallen und habe es aber gar nicht richtig gemerkt. Erst als mich Freunde darauf aufmerksam machten, konnten sie mich irgendwann wach rütteln. Das war auch in einer Zeit, als ich gerne in dem Moment die Hilfe gehabt hätte, die ich gebraucht habe.

» stang2k » Beiträge: 161 » Talkpoints: 5,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich hatte eigentlich noch nie sehr starkes Selbstmitleid. Es gab zwar einige Phasen in meinem Leben, an denen es mir nicht so gut ging und ich mich einfach nur schlecht gefühlt habe, aber ich bin mit meinen Problemen noch nie zu anderen gegangen und es wäre mir ehrlich gesagt auch sehr peinlich mein Selbstmitleid meinen Freunden zu zeigen, da ich mir damit irgendwie blöd vorkäme.

Eine Freundin von mir hatte meiner Meinung nach während ihrer Schulzeit eine sehr starke Selbstmitleid-Periode, die sie wohl immer noch nicht ganz überwunden hat. Man muss sagen, dass sie nicht besonders gut in der Schule war und man hat gemerkt, dass sie in Selbstmitleid badete, als sie bei jeder Vier, die sie von einem Lehrer bekommen hat , anfing sehr stark zu weinen und sich kurz darauf beim Lehrer entschuldigt hat und nach Hause gegangen ist. Ich habe mir als ihre Freundin natürlich wirklich Sorgen um sie gemacht, aber sie hatte noch dazu extreme Stimmungsschwankungen und in dem einen Moment sagt sie einem "Du kannst mich doch überhaupt nich verstehen" in dem anderen Moment beschwert sie sich bei einem und heult sich aus, dass ja immer nur sie Pech hat und ihr Leben ja so schlecht ist. Das ging dann so weit, dass sie in Tränen aufgelöst und schluchzend ein Gespräch mit einem Lehrer geführt hat, dem sie erzählt hat, dass das Leben so unfair ist und sie ja so gerne so wäre wie die Klassenprima, sie das aber überhaupt nicht schaffen würde und sie wüsste ja gar nicht wieso sie so schlecht in der Schule ist.

Ich saß neben ihr und wäre während dieses Gesprächs am liebsten im Erdboden verschwunden. Der Lehrer versuchte zwar auf sie einzugehen aber letzten Endes hat er ihr geraten einen Psychiater aufzusuchen und sie als verrückt und mich als ihre angehende Theraupeutin abgestempelt. Danach hat sich meine Freundin bei jeder Gelegenheit einfach nur selbst bemitleidet. "Wieso trifft mich so etwas immer? Wieso habe ich keinen Freund? Wieso habe ich keine guten Noten?" und so weiter. Ich war sehr genervt von ihr und habe mich von ihr distanziert, da mich ihr ewiges Selbstmitleid gestört hat und für mich die Antworten offentsichtlich waren, da sie einfach extrem faul war.

Ich mache so etwas viel lieber für mich aus und "belästige" damit nicht andere. Natürlich kann ich es verstehen, wenn jemand mit seinem Leben nicht zufrieden ist und ich stehe auch gerne zur Verfügung, wenn sich meine Freunde bei mir deswegen aussprechen möchten, aber man darf halt nicht übertreiben. Ich bin mit ziemlich sicher, dass meine Freundin damals einfach nur Aufmerksamkeit erhalten wollte und sich eventuell auch beim Lehrer einschleimen wollte, damit er ihr vielleicht doch eine bessere Note gibt, da sie es im Leben ja so schwer hat. (Natürlich hat das nicht funktioniert und sie ist von der Schule gegangen). Mein "Motto" ist es sich auf das Positive zu konzentrieren und sich nicht wegen jeder Kleinigkeit selbst zu bemitleiden.

Benutzeravatar

» Sonea » Beiträge: 189 » Talkpoints: 1,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Aber das hängt doch auch ganz stark davon ab, warum man sich selbst überhaupt leid tut und was das Problem ist. Es gibt doch Menschen, bei denen kann ich es absolut verstehen, wenn sie Mitleid mit sich selbst haben. Nur um einfach mal ein Beispiel zu nennen: in diesem Jahr hat sich doch der Ehemann von Teresa Enke das Leben genommen. Und nur wenige Monate zuvor starb bereits ihre geliebte Tochter. Na, wenn diese Frau nun Mitleid mit sich selbst hat, weshalb sollte man das als Außenstehender nicht akzeptieren können?

Es geht ja nicht darum, dass ich glaube, dass Selbstmitleid einen weiterbringt - Aber es in einigen Fällen doch einfach berechtigt, wenn man einsieht, dass das Leben es wirklich bescheiden mit einem meint. Nicht jeder macht sich etwas vor und tut so als müsse er immer den starken Kämpfer machen, der alles hinnimmt, was das Schicksal so für ihn parat hat. Viele Menschen haben ein unheimlich bescheidenes Los gezogen und ich finde, das darf man ruhig auch akzeptieren.

Was mich nur nervt sind Leute, die in Selbstmitleid baden, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gibt. Oder noch schlimmer: Wenn sie glauben, sie hätten ein furchtbares Schicksal, weil sie beispielsweise arbeitslos sind oder weil etwas passiert ist, das Millionen von anderen Leuten auch passiert. Das ist einfach nicht ernst zu nehmen für mich. Schon gar nicht, wenn diese Leute damit dann überall hausieren gehen und jedem erzählen müssen wie schlecht es ihnen geht.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mir persönlich gehen Leute die sich dauernd über ihr schlimmes Leben, ihren Job, ihre Familie, einfach alles beschweren und wirklich in Selbstmitleid versinken. Nicht nur, dass damit die Gesprächsstimmung direkt sinkt, wenn s ich das immer wieder wiederholt ist es irgendwann einfach nur noch nervig.

Vor allem weil diese Menschen immer nur reden, statt ihr Leben einfach mal in die Hände zunehmen und die Missstände mit Taten aus dem Weg zu räumen. Und ich sage das den Leuten dann auch, wenn sie mir zu sehr auf die Nerven gehen.

Benutzeravatar

» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde schon, dass es einen Unterschied macht, ob jemand in Selbstmitleid badet oder ob er bestimmte Dinge eben nur mit sich selbst ausmacht. Nur weil man seine Probleme nicht nach außen trägt, muss das noch lange nicht bedeuten, dass man vor Selbstmitleid zerfließt. Es gibt viele Leute, die ihre Probleme, Sorgen, Ängste und andere Nöte runterschlucken oder sich auch einfach allein diesen Dingen stellen, ohne alles mit Freunden oder Bekannten zu besprechen. Wenn man dann mal Probleme mit Freunden bespricht, bedeutet das doch nicht automatisch, dass man in Selbstmitleid badet. Manchmal bringt einem das Gespräch mit einem anderen Menschen wichtige Impulse, andere Ansätze und auch mal eine andere, überlegenswerte Perspektive. Mit Selbstmitleid hat das dann nichts zu tun.

Selbstmitleid beginnt meiner Meinung dann, wenn jemand gar nicht wirklich etwas an seiner Situation ändern möchte, sich aber ständig und überall darüber beklagt, wie schlecht es das Leben doch mit ihm meint. Ein solches Verhalten finde ich ziemlich entsetzlich und ich mag es auch nicht, solche Leute in meinem Umfeld zu haben. Die Jammereien solcher Leute würde ich auch nicht durch meine Aufmerksamkeit belohnen und damit unterstützen. Wenn es jemandem wirklich schlecht geht und derjenige sich durch meine Sichtweise eine echte Hilfestellung erhofft, höre ich gerne zu und versuche so weit zu helfen wie es mir möglich ist. Wenn jemand aber nur zum x-ten Mal über seine ach so schreckliche Situation jammert, ohne etwas daran zu ändern, habe ich darauf keine Lust. Menschen die immer nur jammern machen sich sehr klein und das ist alles andere als anziehend - weder auf partnerschaftlicher, noch auf freundschaftlicher Ebene.

Wenn es einem wirklich schlecht geht, kann man das sicher auch zeigen. Ich finde es gut, wenn man mit einem Freund über das Problem sprechen kann und jemanden hat, der einen für einen Moment auffängt. Allerdings muss es dann eben auch weitergehen und man kann sich nicht ewig auf seinem Kummer ausruhen. In dem Moment, in dem es einem wirklich schlecht geht, ist ein bisschen Trost gar nicht schlecht. Allerdings finde ich es nicht zielführend, wenn jemand immer und immer wieder nur seinen Trost ausspricht, ohne dem anderen vielleicht auch mal seine Sichtweise der Dinge zu schildern und ihm damit ein paar Perspektiven aufzuzeigen. Auch der Betroffene selbst sollte sich bemühen, das Licht am Ende des Tunnels zu suchen.

Wenn jemand immer wieder die gleichen Probleme aufwärmt und nicht bereit ist, Hilfe anzunehmen, sich Hilfe zu suchen oder sich selbst zu helfen, sage ich ihm auch irgendwann, dass er so langsam selbst schuld daran ist, dass es ihm noch nicht besser geht. Solche Aussagen sind ehrlich, kommen aber oft nicht allzu gut an, da viele Menschen nicht mit Kritik umgehen können. Manche denken dann aber über die Worte nach und realisieren nach einiger Zeit, dass man ihnen nichts böses will. Mir selbst geht es ebenso. Wenn jemand mich auf mein Selbstmitleid hinweist, was durchaus schon vorgekommen ist, dann stört mich das erst. Aber dann denke ich darüber nach und versuche, meine Situation neu zu bewerten und die Dinge zu ändern, die mich stören.

Wenn Leute sich bei allen und jedem ausheulen, finde ich das allerdings ziemlich albern und für mich hat das nichts mehr damit zu tun, dass es einem einfach nur schlecht geht und man den Kummer rauslassen muss, sondern einfach nur mit der Suche nach Aufmerksamkeit. Wer sich an allen Ecken und Enden beklagt, ist für mich nicht authentisch und in den meisten Fällen sind diese Leute auch gar nicht daran interessiert, ihre schlechte Situation zu verbessern - denn dann würde ja die Aufmerksamkeit der anderen Menschen entfallen.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meine Mutter gehört zu diesen Personen, die den ganzen Tag nur jammern und in Selbstmitleid baden. Da wir noch dazu im selben Haus wohnen, ist es schwer zu überhören. Ich habe das Gefühl, daß sie sich damit immer in den Mittelpunkt stellen will.

Wenn mir ihre Jammerei einmal wieder zu viel wird, sage ich ihr immer, daß sie froh sein soll, es hätte noch schlimmer kommen können. Aber ändern wird sie sich wohl nicht mehr.

Grundsätzlich mache ich einen Bogen um Menschen, bei denen ich weiß, daß sie ständig nur ihr Leid beklagen. Es zerstört mir selbst dann auch immer die Laune.

Wenn ich aber weiß, daß es dieser Person momentan wirklich nicht gut geht und sie vielleicht einfach jemanden zum Zuhören braucht, nehme ich mir die Zeit. Ich denke es hat jeder einmal Momente in denen man nur einen Menschen zum Anlehnen braucht.

Benutzeravatar

» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn jemand einen richtigen Grund dafür hat, dann finde ich es okay, wenn er sich einige Zeit in Selbstmitleid badet / baden will. Dann ist es auch für mich okay und ich lasse ihn machen. Hat er jedoch keinen richtigen Grund dafür oder er macht es schon seit Ewigkeiten, dann spreche ich die Person auch mal darauf an und sage ihr das auch direkt in das Gesicht.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Jedem geht es mal schlecht und jeder versinkt mal vorübergehend im Selbstmitleid. Wenn nun ein Grund vorliegt, dann habe ich auch durchaus Mitleid, aber irgendwann muss es auch vorbei sein. Leute, die immer und überall in Selbstmitleid versinken, obwohl sie eigentlich keinen Grund haben, gehen mir irgendwann auf die Nerven.

Eine Freundin von mir kann das sehr gut. Sie erzählt jedem, wie schlecht es hier geht, zieht immer die übelste Schnute und tut immer völlig hilflos und bedrückt. Am Anfang habe ich ihr noch versucht zu helfen, aber es war sinnlos. Kaum war das eine Problem gelöst, gab es das nächste Problem. Kann ja durchaus mal vorkommen, aber wenn es mir dann mal schlecht ging, war ihr das völlig egal und meinte, dass das ja alles nicht so schlimm wäre.

Schlimm fand ich auch, dass sie sich immer bei mir ausgeheult hat, aber wenn dann das Problem gelöst war, sie mir nicht mal Bescheid gesagt hat. Sie hat einfach weiterhin so getan, als würde es ihr schlecht gehen und ich habe erst von gemeinsamen Freunden erfahren, dass bei ihr alles gut ist. Anscheinend braucht sie einfach die Aufmerksamkeit und sowas finde ich sehr nervig und da habe ich kein Verständnis für.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Auch wenn es für Außenstehende oft anstrengend und auch nervend sein kann, manchmal brauchen Menschen Selbstmitleid. Ich habe es oft als sehr befreiend empfunden, wenn ich selber um mich geweint habe oder mir leid tat, aus welchen Gründen auch immer.

Man kann einfach nicht immer glücklich sein und allen anderen vorspielen, dass es einem toll geht, obwohl es nicht so ist. Aber natürlich muss man das Maß kennen: man hat wahrscheinlich Aufmerksamkeit erhalten und die oft sehr genossen. Diese Aufmerksamkeit darf man nicht ausnutzen, nur weil sie einem gut getan hat. Das habe ich leider schon häufig erlebt und bin ziemlich ausgenutzt worden.

Wenn es einem schlecht geht, darf man das ruhig zeigen, aber wenn man diese Phase durchgestanden hat, dann sollte man ebenso bereit sein, zu zeigen, dass es wieder besser mit einem ist.

» ElfriedePueschel » Beiträge: 6 » Talkpoints: 2,38 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^