Kindergeld in Russland - lachhaft und traurig zugleich
Heute nachmittag habe ich im mdr eine Reportage gesehen, die ich wirklich sehr erschreckend fand. Es ging dort um leben und arbeiten in Russland. Unter anderem wurde erzählt, dass ein Familienvater, der sein Leben im Bergbau riskiert, dort gerade mal umgerechnet 160 Euro im Monat (!) verdient.
Was ich aber noch ein wenig schlimmer und wirklich unglaublich fand, war die geradezu lächerliche Summe von Kindergeld, was man dort bekommt. In der ersten Zeit bekommt man 16 Euro, dann aber pro Kind nur noch 2 Euro pro Monat! Da war ich wirklich sehr schockiert! Ich finde ja schon, dass die 150 Euro bei uns für Kindergeld recht knapp bemessen sind, wenn man mal Kleidung, Nahrung, Bildung und alle anderen Kostenquellen berücksichtigt. Aber 2 Euro? Die Frau, welche eine Tochter hat, sagte, dass es kein Wunder ist, dass es in Russland mittlerweile so wenig Kinder gibt bei den sozialen und finanziellen Bedingungen und meiner Meinung nach hat sie da auch total recht.
Wie seht ihr das? Findet ihr diese Zahlen genauso schockierend wie ich?
Hallo!
Nein, ich finde die Zahlen nicht schockierend. Denn in dem Bericht wurde bestimmt nicht gesagt, was dort für Mieten gezahlt wird und wie die Lebenserhaltungskosten sind. Sicher klingt das für uns sehr wenig. Aber wenn man bedenkt, dass sie auch eine so geringe Miete zahlen und für die Grundnahrungsmittel sehr viel weniger zahlen als wir hier in Deutschland, dann ist es bestimmt nicht mehr so wenig.
Ich denke, dass die Leute dort mindestens genauso gut oder schlecht leben , wie hier die Menschen, die mit wenig Geld von Hartz 4 leben und man kann es einfach nciht vergleichen mit dem Geld, was hier verdient wird.
Hallo Diamante,
sicher hast du recht, dass man in Russland auch geringere Lebenshaltungskosten hat als hierzulande. Allerdings habe ich mich mal ein wenig belesen und der durchschnittliche Erwachsene verbraucht in Russland pro Monat etwa 3000 Rubel alleine für Nahrung. Da finde ich dann einen Verdienst von 6000 Rubel schon sehr wenig (was eben die 160 Euro umgerechnet sind, wobei auch gesagt wurde, dass dieser Lohn selbst für russische Verhältnisse sehr niedrig ist). Und noch viel niedriger ist im Vergleich ein Kindergeld von 70 Rubel, was es eben auch umgerechnet ist. Das steht dann denke ich auch in keinem Vergleich zu den Kosten, die man hat und ist schon eine schlimmere Situation als hier.
Wie sich das nun mit den Mieten verhält, kann ich schwer beurteilen. Aber ich finde das Beispiel Nahrung zeigt doch recht deutlich, dass gerade das Kindergeld wirklich viel zu niedrig ist.
Ich stimme Diamante zwar völlig zu, dass die Zahlen ohne die Lebenshaltungskosten zu kennen ziemlich nichtssagend sind. Aber die Statistik der Weltbank offenbart trotzdem ein schlimmeres Bild als in Deutschland: Durchschnittlich leben 19,6% der russischen Bevölkerung in Armut (das heißt wirklich wirklich arm) und in einigen Regionen steigt der Anteil sogar auf 47%. Wenn knapp die Hälfte einer Region in Armut lebt, ist das schon krass. Zusätzlich wird noch erwähnt, dass ein Großteil der Bevölkerung nur am Existenzminimum lebt - und da er nicht darunter lebt ist dieser Teil der Bevölkerung nicht in die Armutsquote miteingerechnet! Das sind ganz klar andere Verhältnisse als bei uns.
Dazu kommt noch die Inflation, die in Russland auch deutlich höher ist. 7% im Jahr 2007 (in Deutschland jammern wir bei 3% kräftig rum). 2003 waren es sogar 12%! Das ist schon recht hoch. Wenn die 2 Euro pro Monat jeden Monat immer weniger wert sind bringt das doch auch nichts.
Allerdings wundert mich diese Darstellung trotzdem immer noch, denn Russland ist sich dieser nicht gerade förderlichen Zahlen ja durchaus bewusst. 2007 wurde deshalb eine Einmalzahlung zur Geburt eines Kindes eingeführt (lieber spät als nie), und diese beträgt umgerechnet 7.100 €. Außerdem bekommt man in Russland kostenlose medizinische Versorgung (keine Praxisgebühr, keine Krankenversicherung für die man bezahlen muss), auch wenn diese vielleicht nicht die allerbeste ist. Und trotz der starken Armut liegt zum Beispiel die Analphabetenrate bei 0,5 % bzw. 1 % (Männer, Frauen) und in Deutschland dagegen bei über 6%.
An diesen Punkten kann man ganz deutlich die Geschichte Russlands, den Sozialismus erkennen. Bildung und Gesundheit stehen trotz Armut jedem offen (somit fallen auch die Kosten dafür weg!), nur mit dem Wirtschaftserfolg klappt das noch nicht so recht, obwohl Russland ja einen hohen Teil natürlich Ressourcen ergibt.
Nachtrag: Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Russland beträgt übrigens rund 14.000 Rubel (400 Euro) - pro Monat natürlich. Die 160 € für einen Bergarbeiter sind also auch nicht unbedingt typisch.
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