Bildung bald unbezahlbar?
Heute ist mir wieder einmal aufgefallen, wie viel Geld man eigentlich ausgeben muss für Bildung, damit man überhaupt einen vernünftigen Abschluss erlangen kann. Bei mir heute war es beispielsweise so, dass ich mir noch ein zusätzliches Buch für ein Fach kaufen sollte, für 10 Euro. Dabei musste ich mir am Anfang des Schuljahres bereits ein Buch für 30 Euro kaufen. Das neue Buch für 10 Euro behandelt ein Thema, das in dem anderen Buch auch vorkommt intensiver. Daher hat unser Lehrer entschieden, dass wir uns alle einheitlich auch das zweite Buch kaufen. Natürlich sagt man in solchen Momenten nie-"Das ist mir zu teuer" oder Ähnliches.
Wenn ich dann mal im ganzen sehe, was ich schon alles für meine schulische Karriere ausgegeben habe, bin ich erschrocken: Ein Taschenrechner für 90 Euro, mindestens jedes Jahr ein Buch für mindestens 30 Euro. Da summiert sich einiges! Dazu kommen dann noch Sachen wie Lektüreschlüssel die ich mir auch immer kaufe, da ich gute Erfahrungen mit ihnen gemacht habe, und meiner Meinung nach dann bessere Noten schreibe. Hinzu kommen dann ja auch noch Hefte und Collegeblöcke die sich auf 8 Jahre auch ordentlich summieren. Ich bin wirklich manchmal erschrocken wenn man sich das alles überlegt, was da zusammenkommt.
Von daher war ich auch erst mal erstaunt als ich gelesen habe, dass alle Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren jetzt kostenloses Obst bekommen. Das ist wirklich ein kleineres Problem finde ich, im Vergleich zu dem, was Bildung sonst noch so aufwift. Der Förderverein einer jeweiligen Schule kann da sicher auch nicht alles auffangen für sämtliche Kinder. Im Grunde ist ja mangelndes Geld für Bildung einer Familie der Eintritt in einen Teufelskreis, der vermutlich sogar in Arbeitslosigkeit endet. Meiner Meinung nach sollte jede, auch durchschnittlich verdiende Familie Zuschüsse für Bildung bekommen, damit sich einfach jeder Bildung leisten kann.
Außerdem müssen auch von den Schulen mehr konkrete Angaben gemacht werden, damit es sich in Zukunft wirklich lohnt wenn man sich ein Schulbuch kauft, nicht das es am Ende garnicht benutzt wird: so ist es nämlich im Moment bei mir. Das ist nicht der erste Fall der mir wiederfahren ist, und deshalb bin ich mittlerweile wirklich wütend, dass ich so oft Geld umsonst ausgegeben habe. Kommt es nur mir so vor, oder geht es Anderen hier auch so, dass sie finden, das Bildung wie Gesundheit bald ein Luxusprodukt ist? Regt ihr euch auch auf über die Kosten die als Familie auf euch zukommen?
Mein Sohn geht seit kurzem aufs Gymnasium in die 5. Klasse. Und man merkt auf jeden Fall, das die benötigten Schulsachen teurer sind wie in der Grundschule.
Das fing mit der Busfahrkarte an, wir mussten noch 355,- Euro dazu zahlen für die Jahreskarte. Wir bekommen nur den Weg ins nächst gelegene Gymnasium bezahlt, da dies aber meines Erachtens keine gute Schule ist, haben wir uns für ein anderes entschieden. Für Arbeitsgefte und Bücher haben wir knappe 40 Euro bezahlt. Dazu kamen noch 30,- Euro für eine Flöte, und der ganze Kleinkram, wie Hefte, Radiergummi, Umschläge, neue Stifte, etc, das waren dann auch noch mal 60,- Euro. Und kommen noch unregelmässige Kosten dazu, wie jeden Monat Geld für die Klassenkasse, Geld für Ausflüge, für CD_Roms mit Lernaufgaben, Geld fürs Mittagessen, etc.
Das geht natürlich schon ins Geld. Mein Mann und ich arbeiten beide, und zum Glück kam unsere Steuernachzahlung günstig, sodas wir alles von diesem Extrageld bezahlt haben. Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, das wir nur Hartz 4 kriegen würden, dann hätten wir uns wahrscheinlich nicht für dieses besonders gute Gymnasium entschieden. Dies bestätigt für mich die Vermutung, das gute Bildung nur für reiche Leute etwas ist.
Ja, ich bin derselben Meinung, dass Bildung immer teurer wird. Der Thread mit dem englischen Kindergarten, der pro Monat beispielsweise 1000 Euro kostet (ich denke, der Thread war sogar hier), hat mich beispielsweise sehr aufgeregt. Hier wird wieder einmal klar, dass nur die ganz Reichen, denen die Bildung eh schon gegeben ist, weil sie Unternehmer, Ärzte oder Politiker sind - ihren Kindern diese Art von Bildung gönnen können und der Otto- Normalverdiener oder Menschen an der Armutsgrenze wieder einmal schön durch die Finger schauen können.
Heutzutage kann man sich aber nicht einmal mehr sicher sein, dass man einen gut bezahlten Job bekommt, egal wie hoch die Ausbildung ist. Wenn ich daran denke, dass ich zwar einen Fachabschluss und Matura habe - also Matura plus ein Berufsdiplom - es aber trotzdem in meinem Beruf keinen Job für mich gab und ich somit als Quereinsteiger arbeiten muss. Ich verdiene auch nicht viel, wenn man vergleicht, was ich gelernt habe. Bildung wird erstens immer teuerer und zweitens muss man immer mehr Ausbildungen und Fortbildungen besuchen, wenn man seinen Beruf behalten will.
Bildung ist hier in Deutschland zum Glück noch ziemlich billig im Vergleich zu anderen Ländern. Selbst in vielen Entwicklungsländern ist es ganz und gäbe, dass Eltern Schulgeld zahlen müssen.
Was ich hier als Problem sehe, ist, dass besonders viele Jugendliche denken, dass Schule prinzipiell scheiße ist, nur weil Schulpflicht besteht. Dass die Schulpflicht aber eine der größten Priviliegien dieses Landes ist, sehen viele nicht mehr.
Für viele Leute gilt, dass das, was billig ist nichts wert ist. Da als Schulbildung hierzulande fast nichts kostet, wird es leider von vielen Leuten nicht Wert geschätzt. Statt dessen regen sich viele Leute auf, dass sie überhaupt etwas zahlen müssen. Eigentlich sollte man sich bewusst sein, dass Bildung eigentlich unbezahlbar ist. Ohne Bildung würde wir alle noch in Höhlen sitzen und uns in Tierfelle wickeln. Mal ehrlich, das ist doch keine erstrebenswerte Aussicht, oder?
Auch mit Harz 4 kann man sich bei vernünftiger Einteilung Schulmaterialien leisten. Ich kenne da auch einige Personen, die das sehr gut managen, obwohl beide Eltern arbeitslos sind.
Wenn Schule wieder mehr kostet, dann ist das sicherlich eine Strafe für die lernwilligen Armen. Wenn so ein Kind jedoch bei den Lehrern vorspricht und schildert, dass es lernen will und auch im Unterricht mit Fleiß auffält, dann findet sich sicherlich ein Weg, diesem Kind zu helfen. Trotz allem Frust mit einigen Schülern gibt es noch einige Lehrer die menschlich sind und die gerne helfen.
Bildung wird in Deutschland immer bezahlbar sein - die Frage ist halt nur: Welche Bildung?
Klar, je mehr man verlangt, desto teurer wird es in der Regel - wobei das bei öffentlichen Schulen zu vernachlässigen ist. Bei privaten Bildungseinrichtungen die meist ein Angebot auf einem völlig anderem Niveau anbieten wird es natürlich meist teurer da hier auch das Angebot an sich schon mehr kostet. Und bei 100 - 200 Euro pro Schuljahr kann man nicht ernsthaft von Luxus sprechen, da halte ich es wie trüffelsucher: Hier herrscht irgendwie eine völlig falsche Vorstellung in der Bevölkerung vor, was hier was eigentlich kostet!
wirreszeug hat geschrieben:Ja, ich bin derselben Meinung, dass Bildung immer teurer wird. Der Thread mit dem englischen Kindergarten, der pro Monat beispielsweise 1000 Euro kostet (ich denke, der Thread war sogar hier), hat mich beispielsweise sehr aufgeregt. Hier wird wieder einmal klar, dass nur die ganz Reichen, denen die Bildung eh schon gegeben ist, weil sie Unternehmer, Ärzte oder Politiker sind - ihren Kindern diese Art von Bildung gönnen können und der Otto- Normalverdiener oder Menschen an der Armutsgrenze wieder einmal schön durch die Finger schauen können.
Ja und? Man könnte auch alle Kindergärten und Schulen auf das Niveau von Privatschulen heben, das wäre gar kein Problem. Dann würden auch alle Kinder die gleiche, bessere Bildung genießen können - nur wäre Dir das einen drastischen Einschnitt, sagen wir mal 5 - 7 %, bei deinem Gehalt wert? Oder haben wir dann hier wieder das Problem was schon trüffelsucher indirekt ansprach, dass man zwar immer gern das hätte was andere haben, aber das am liebsten umsonst?
Ich finde die Bildung hierzulande durchaus bezahlbar. Solche speziellen Kindergärten zähle ich erst mal nicht zu den Bildungsangeboten, zumal ich bei solchen Angeboten auch immer das Problem sehe: was nützt es. Um mal bei dem Beispiel des sprachorientierten Kindergartens zu bleiben, solange man zu Hause nicht weiter übt: gar nichts. Und da man eh zu Hause üben sollte kann man das auch gleich selbst übernehmen. Lehrmaterialien gibt es in vielen öffentlichen Bibliotheken, die für die Kleinen oft genug sogar kostenlos zugänglich sind.
Aber auch die Kosten für die Kleinkindbetreuung finde ich (leider) nicht so ungewöhnlich. Gerade in den alten Bundesländern kenne ich einige Familien, die für die Ganztagsbetreuung ihres Nachwuchs knapp 1.000 Euro zahlen und das ohne irgendwelche Extras.
Aber zurück zum Thema. Gerade in punkto Schulbücher frage ich mich, warum man dann unbedingt das eigene nutzen muss? In meiner Stammbibliothek gibt es sehr viele Unterrichtsmaterialien, die man problemlos 4 Wochen kostenlos ausleihen kann, der Bibliotheksausweis kostet gerade mal 5 Euro pro Jahr. Wenn mein Kind mal so weit ist, wird es hoffentlich von allein auf die Idee kommen, erst mal dort zu schauen. Ansonsten werde ich es dazu anhalten.
Und so könnte man das Thema endlos weiterführen. Klar sind gewisse Materialien nicht ganz günstig. Aber so lange man eine staatliche Schule besucht bleibt es doch dabei. Und selbst die Materialien kann man auch mit kleinerem Geldbeutel finanzieren. Zum einen weiß man doch, dass da alljährlich Ausgaben kommen und kann so vielleicht auch schon mal etwas sparen (und wenn es nur 10 Euro im Monat sind). Außerdem gibt es für alle Materialien auch die Möglichkeit diese günstiger einzukaufen - nur ist es leider so, dass einem diese Möglichkeiten nicht unter die Nase gerieben werden, man muss schon danach suchen.
Meine Schulzeit liegt ja noch gar nicht so lange zurück, aber wenn ich sie mit der jetzigen (die ich durch Kinder im Bekanntenkreis mitbekomme) vergleiche, sehe ich da auch viele Unterschiede. Bei mir war es noch so, dass wir nur die Materialien wie Schulhefte, Stifte, Zeichenblock, usw. kaufen mussten. Bücher bekamen wir von der Schule, ebenso einen dieser Lege-Lernkästen (LÜK heißen die, glaub ich). Allenfalls wurden noch niedrige Beträge für Ausflüge (Zoo, Freizeitpark oder ähnliches) fällig und bei Weihnachtsfeiern brachte dann jeder irgendetwas mit.
Auf dem Gymnasium sah es dann schon anders aus, es gab zwar auch von der Schule Bücher, aber mehrere andere, die selbst gekauft werden mussten, unter anderem ein Weltatlas, der groß, schwer und teuer war. Es musste genau der vorgegebene sein, der zuhause bereits vorhandene durfte nicht genommen werden. Wobei ich den zumindest für eine ganz gute Investition halte (besonders, wenn noch keiner zuhause steht), da man in solch ein Buch ja doch auch außerhalb der Schule mal reinguckt.
Was man später so brauchte, musste ebenfalls selbst gekauft werden. Dazu kam dann noch das Übliche an Eintrittspreisen bei Schulausflügen. Bei den Fahrkarten für Bus und Bahn gab es aber für genau die Strecke Tickets von der Schule, allerdings weiß ich nicht, ob es die nur für die Kinder aus bedürftigen Familien gab oder die generell alle bekamen.
Heute sieht es so aus, dass die Fahrscheine Sache der Kinder, bzw. deren Eltern sind, wobei das dann ein Ticket ist, dass nicht nur für den Schulweg gilt, sondern auch für andere Strecken (die auch weiter weg gehen) genutzt werden kann. Bücher werden fast alle selbst gekauft, was sonst so gebraucht wird, natürlich ebenfalls.
Teurer geworden ist es also auf jeden Fall, aber ich denke, dass es noch bezahlbar ist. Auch im Vergleich zu anderen Ländern. Es wäre nur schön, wenn die Schulen selbst mehr tun würden, denn so Sachen wie Nachhilfe für die lernschwächeren Kinder, bleiben dann wieder an den Eltern hängen. Wenn ein Schüler alleine nicht mitkommt, sind die Eltern gefragt, die ihm dann entweder helfen oder die meist sehr teure Nachhilfe bezahlen müssen. Was dann weit mehr ins Geld geht als die regulären Unterrichtsmaterialien.
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