Unbezahltes Praktikum nach Studium

vom 20.09.2009, 22:04 Uhr

A hat sein Studium in BWL absolviert und möchte nun auch betriebliche Erfahrung sammeln und möchte ein Jahrespraktikum machen. Das wird in der Firma, wo A sich beworben hat aber nicht bezahlt. Da A auch noch das Masterstudium absolvieren will (Er hat jetzt den Bachelorabschluß) würde ihm so ein Praktikum sehr gut tun für den weiteren beruflichen Werdegang und er würde jetzt ein Jahr mit dem Studium aussetzen und dann den Master machen.

Kann A vom Staat eine Unterstützung bekommen, wenn er unentgeltlich ein Praktikum absolviert? Sein Studium hat er sich mit Nebenjobs finanziert. aber wenn er Vollzeit ein Praktikum macht, kann er nebenbei nicht mehr arbeiten gehen. An welche Behörde muss A sich wenden um eventuell einen Zuschuss zu bekommen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich glaube man kann ALG2 beziehen, wenn man das Ganze als Trainingsmaßnahme bezeichnet. Hier sollte A sich vielleicht bei der Agentur für Arbeit schlau machen.

Ich möchte A aber noch raten das Praktikum wirklich nur zu machen wenn es sich wirklich um ein Praktikum handelt. Bei einer Dauer von einem Jahr liegt leider die Vermutung nahe, dass das Unternehmen einen billigen Ersatz für eine Vollzeitarbeitskraft sucht. Absolventen, die ein solches Praktikum machen und es sich gefallen lassen schaden denjenigen, die nicht ohne Bezahlung arbeiten wollen. Ich verstehe es zwar, dass man seine Kenntnisse nach dem Studium auch in der Praxis vertiefen möchte um dort Erfahrung zu sammeln, aber dennoch sollte A es sich nicht gefallen lassen wenn A "ausgebeutet" wird, denn sonst werden eines Tages nur noch Praktikanten eingestellt statt richtiger Arbeitskräfte.

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» Habbelchen » Beiträge: 127 » Talkpoints: 0,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde die Lösung, die sich A da überlegt hat, ist die denkbar Ungünstigste. Ein Jahrespraktikum macht man eigentlich nur direkt nach dem Abitur/ Schulabschluss und in der Regel auch eher für Ausbildungsberufe.

Mit einem Hochschulabschluss ein komplettes Jahr unbezahlt arbeiten ist ziemlich dumm, bringt dem Studierenden überhaupt nichts und er vermittelt dem Unternehmen, dass es auch in Zukunft Deppen findet, welche die Arbeit unbezahlt machen. Ein seriöses Unternehmen- das sollte der BWL-Student auch wissen- würde zumindest ein kleines Gehalt anbieten.

Als Bachelorstudent ist man in der Regel voll ausgebildet und arbeitsfähig. Wenn B noch einen Masterabschluss hinterher schieben möchte, sollte er sich ein Unternehmen suchen, welches ihn studienbegleitend als Werkstudent aufnimmt. Dies würde im Idealfall inhaltliche und finanzielle Studienhilfe bedeuten.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Feuerputz hat geschrieben:Mit einem Hochschulabschluss ein komplettes Jahr unbezahlt arbeiten ist ziemlich dumm, bringt dem Studierenden überhaupt nichts und er vermittelt dem Unternehmen, dass es auch in Zukunft Deppen findet, welche die Arbeit unbezahlt machen.

Das sehe ich ganz genauso. Die Leute, die sich auf solche Deals einlassen und monatelang ein "Praktikum" in einem Betrieb machen werden in der Regel wie normalen Mitarbeiter behandelt, inklusive Verantwortung und allem, denn sie sind ja schließlich voll ausgebildet und können mehr als Kaffee kochen und Ordner durch die Flure tragen. Ich schreibe hier absichtlich Praktikum in Anführungsstrichen, denn die gängige Praxis hat mit Praktikum wenig zu tun, das ist eher eine Methode um günstig an Arbeitskräfte zu kommen.

Und es ist auch totale Illusion, dass man, wenn man sich gut im "Praktikum" macht einen Arbeitsvertrag bekommt. Denn warum sollte das Unternehmen Geld ausgeben, wenn es auch Leute bekommen kann, die umsonst arbeiten? In der Regel wird der alte "Praktikant" einfach durch einen neuen ersetzt.

Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass man für so ein "Praktikum" Zuschüsse bekommen kann. Denn der Studierende hat ja mit dem Bachelor einen Abschluss mit dem er auf dem Arbeitsmarkt nach einer bezahlten Anstellung suchen könnte und eine Trainingsmaßnahme die von Arbeitsamt bezahlt wird soll ja die Aufnahme bezahlter Arbeit zum Ziel haben, aber das ist ja auch nicht der Fall, wenn der "Praktikant" danach wieder an die Uni zurückgeht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Hallo!

Ihr habt bestimmt Recht. Aber A geht es darum endlich auch mal Praxiserfahrung zu bekommen und er hat zig Bewerbungen geschrieben und hat nur 3 Praktikumsstellen zugesagt bekommen. alle bezahlen entweder nichts oder ein sehr geringes Taschengeld. Eigentlich wollte A ja für das jahr "richtig" Geld verdienen, zumal A ja das Studium sogar gut abgeschlossen hat.

A überlegt nun erst mal das Masterstudium zu machen. Aber wenn er sich dann bewirbt, mangelt es dann wieder an Praxiserfahrung und er wird wieder nicht angenommen. Für ihn ist das nun ein Teufelskreis.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Wenn A Praxiserfahrung sammeln möchte, wie wäre es dann wenn A eventuell nach einer Stelle als Werksstudent Ausschau hält, wie es hier schon jemand vorgeschlagen hat? Dann kann A seinen Master machen und nebenbei Praxiserfahrung sammeln.

Wenn A neben dem Studium bereits Nebenjobs gemacht hat wird es für A sicher kein Problem sein neben dem Studium 10-20 Stunden pro Woche als Werksstudent zu arbeiten.

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» Habbelchen » Beiträge: 127 » Talkpoints: 0,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Diamante hat geschrieben:A überlegt nun erst mal das Masterstudium zu machen. Aber wenn er sich dann bewirbt, mangelt es dann wieder an Praxiserfahrung und er wird wieder nicht angenommen. Für ihn ist das nun ein Teufelskreis.

Das ist natürlich verständlich, denn wenn man sich die Stellenanzeigen anschaut wird natürlich meistens Erfahrung verlangt und soweit ich weiß, ist das Bachelor Studium ja ziemlich verschult und auf das wesentliche begrenzt, so das man aus dem Studium selber auch kaum praktische Erfahrung mitbringen kann.

Aber das Problem mit Praktika ist eben, dass sie nicht unbedingt als Berufserfahrung gesehen werden, obwohl bei so einem langen Praktikum davon ausgehen kann, dass der Praktikant als normaler Mitarbeiter eingesetzt wird. Sprich, dieses Praktikum bringt nicht unbedingt einen beruflichen Vorteil, aber mit Sicherheit einen finanziellen Nachteil.

Ich kenne mich mit BWL leider gar nicht aus, aber gibt es nicht in dem Bereich auch Jobs, die eigentlich für weniger qualifizierte Leute ausgeschrieben sind und auf die er sich bewerben könnte? Buchhaltung oder so was in der Art? Das wäre doch auch Berufserfahrung.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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