Ist Geiz vererbbar?
Der Sohn einer Freundin ist nun 19 Jahre alt und er entwickelt sich immer mehr zu einem Geizhals. Dieses extreme Verhalten hat auch der Vater des Jungen an den Tag gelegt und damals ist deswegen mitunter auch die Ehe gescheitert. Der Mann hat seitdem auch keinen Kontakt mehr zu der Familie.
Der Junge war 3 Jahre alt, als die Ehe geschieden wurde und er kennt seinen Vater gar nicht. Es kann also nicht sein, dass ihm dieser Geiztum vorgelebt wurde. Er wird aber immer schlimmer. Gibt es sowas wie ein "Geizgen" ? Ich habe bisher noch nie gehört, dass solche Verhaltensweisen wirklich angeboren sind. Aber bei dem Jungen kommt es mir wirklich so vor.
Können Verhaltensweisen, wie Geiz denn wirklich vererbt werden? Wie kann man denn dem Sohn es wenigstens ein wenig abgewöhnen. Denn für ihn wird es sonst wirklich schwer eine Partnerschaft einzugehen. Denn krankhafter Geiz kann etwas furchtbares sein in einer Partnerschaft.
Ich kann mir eigentlich nicht wirklich vorstellen, dass sowas wie Geiz vererblich ist. ich hätte auch eher gedacht, dass sich der Junge dieses Verhalten von seinem Vater abgeguckt hat. Allerdings habe ich auch schon mal gehört, dass gesagt wurde, dass jemand besonders sparsam ist und sich dann gefragt wurde, woher das Kind diese Eigenschaft geerbt hat.
Es sind vielleicht nicht nur Krankheiten erblich. Manche Charaktereigenschaften bekommt man sicherlich auch von einem Verwandten vererbt. Mir wurde immer gesagt, dass ich meiner Oma und meiner Tante recht ähnlich sein soll, was das Verhalten angeht.
Die Mutter des Jungen könnte ja mal bei einem Arzt danach fragen. Ich denke, dass Geiz allerdings nur schwer abgewöhnt werden kann und es der Junge selbst merken muss. Ich kann mir gut vorstellen das geiziges Verhalten eine Partnerschaft zerstören kann.
Erst einmal denke ich wie Nelchen natürlich, dass sich die Eigenschaft Geiz kaum vererben lassen wird. Zwar gibt es dieses Denkmuster sogar für Kulturkreise (Geiz der Schotten oder Schwaben), dennoch ist es wohl eher ein sehr verallgemeinerter und oberflächlicher Blick der kaum genaueren Prüfungen standhalten dürfte.
Dann stelle ich mir gerade die Frage, woran Du diesen Geiz beim Freund Deiner Tochter fest machen willst. Woher weißt Du überhaupt davon und was sind die Momente, in denen der Geiz zu Tage kommt? Evtl. liegt es nämlich daran, dass Dir Zusammenhänge falsch oder gar nicht berichtet wurden? Oder aber der Freund vom Umfeld falsch verstanden wird. Sparsamkeit und Geiz sind dicht beieinander aber dennoch grundverschieden!
Und ich mag bezweifeln, dass Geiz der Grund für eine Scheidung sein kann. Eine Scheidung selbst ist ja teuer. Welcher Geizkragen würde dieser zustimmen? Also dürften da mehr Gründe eine Rolle gespielt haben. Schon aus der Tatsache, dass das Kind keinen weiteren Kontakt zum Vater hatte, spricht gegen die alleinige Geiztheorie.
Und was das Abgewöhnen angeht: wenn Du in einer Partnerschaft nur eine Zukunft siehst, wenn sich ein Partner langfristig ändert, dann ist die Partnerschaft in jedem Fall gescheitert! Das aber sollte Deine Tochter entscheiden. Du müsstest Dich nur davor hüten, Deiner Tochter eben einzureden, Verhaltensweisen ändern zu wollen.
derpunkt hat geschrieben:Und was das Abgewöhnen angeht: wenn Du in einer Partnerschaft nur eine Zukunft siehst, wenn sich ein Partner langfristig ändert, dann ist die Partnerschaft in jedem Fall gescheitert! Das aber sollte Deine Tochter entscheiden. Du müsstest Dich nur davor hüten, Deiner Tochter eben einzureden, Verhaltensweisen ändern zu wollen.
Wo kommt jetzt die Tochter her? Soweit ich weiss geht es um den Sohn einer Freundin Also soweit ich weiss werden Eigenschaften kaum mit vererbt. Verhalten wird gelernt und kann auch wieder verlernt werden. Dieser Gedanke ist zum Beispiel grundlegend für die Verhaltenstherapie in der Psychologie.
Da man zu den im Eröffnungspost gegebenen Informationen noch weitere braucht um sich überhaupt eine Meinung machen zu können wären für mich diverse Erklärungen möglich.
Zum Beispiel wissen wir nicht warum der Vater so geizig war. War es grundlos? Wenn nicht, hat er vielleicht einen enormen Geiz an den Tag gelegt weil die Mutter mit dem Geld, von dem möglicherweise nicht so viel da war, zu locker umgegangen ist? Dann wäre es möglich, dass sich der Sohn das nicht vom Vater abguckt sondern eigenen Geiz entwickelt weil er ebenfalls sieht, dass die Mutter mit Geld nicht umgehen kann.
Möglicherweise ist es auch einfach nur Zufall? Auch weiss ich nicht, wie die Mutter in Gegenwart ihres Sohnes über den Vater gesprochen hat. Wenn sie ihn zum Beispiel schlecht gemacht hat oder einfach nur besonders oft erwähnt hat, dass die Ehe wegen des Geizes des Vaters zerbrochen ist, dann kann es sein dass der Junge in der Pubertät als Trotzreaktion gegen seine Mutter solch einen Geiz entwickelt hat.
Hat die Mutter denn mit ihrem Sohn schonmal darüber gesprochen woran es liegen könnte? Und mein Vorredner hat recht, woran macht ihr den Geiz fest? Ist es schon geizig, wenn man versucht immer nur das günstigste zu kaufen und sein Geld beisammen zu halten?
Bei solchen Dingen kann man immer viele Hypothesen aufstellen, das ist gar kein Problem. Woran es wirklich liegt, wissen, wenn überhaupt, meist nur die Betroffenen selbst. Wobei ich nichtmal glaube, dass der Sohn sagen könnte warum er geizig ist, wenn er sich überhaupt als geizig empfindet. Schliesslich ist auch das wiederum immer Auslegungssache.
Meine Freundin hat mit ihrem Sohn nie mit dem Sohn über das Problem des Vaters gesprochen. Sie hat ihn nicht schlecht gemacht. Der Junge wusste immer, dass sein Stiefvater nicht sein richtiger Vater ist, hat aber nach seinem richtigen Vater auch nie gefragt. Er ist in einer harmonischen Beziehung aufgewachsen, wo Geiz kein Thema war.
Der Geiz des Vaters hat sich wie folgt gezeigt. Er hat alleine das Geld verwaltet. Das kam aber erst so richtig zum Vorschein, als sie geheiratet haben. Er stand auf dem Standpunkt, dass die Männer das finanzielle Sagen haben. Sind meine Freundin und er Essen gegangen fing es bei der Essensauswahl an.
Sie durfte sich nicht das bestellen, was sie wollte, sondern musste auf den Preis achten. Sie hat ihr eigenes Geld verdient, aber selbst dieses wollte er nach und nach dann mitverwalten. Denn am Anfang der Ehe, als es noch nicht so ersichtlich war, haben sie sich ein gemeinsames Konto gemacht. Da kam zwar auch ihr Geld drauf. Aber er meinte immer, dass sie sparen müssen für schlechte Zeiten.
Wenn sie Einkaufen gegangen sind, konnte sie nicht das in den Einkaufswagen packen, worauf sie Lust hatte. Das wurde dann promt wieder ins Regal geräumt. Klamotten durfte meine Freundin nur im Second Hand Laden kaufen. Sie hat sich nichts mehr gönnen dürfen. Meine Freundin war nie eine Person, die ihr Geld mit vollen Händen rausgeschmissen hat. Aber sie hat doch auch zwischendurch sich etwas geleistet.
Urlaub haben sie einmal gemacht. Sie sind nach Spanien geflogen. All incl. und es wurde kein Taschengeld mitgenommen. Alles was sie brauchten bekamen sie ja im Hotel. Meine Freundin konnte nicht mal bummeln gehen und sich ein Eis kaufen.
Als dann das Kind kam, war es noch schlimmer. Sie wollte nicht stillen. Aber er hat so lange auf sie eingeredet, dass sie wenigstens die erste Zeit stillt. Nicht, weil es für das Kind besser ist, sondern, weil sie dadurch Babynahrung gespart haben. Windeln durfte sie nur die billigsten nehmen, die man bekommen konnte.
Dann, als der Junge 3 Jahre alt war und es immer schlimmer wurde, hat sie sich getrennt. Der Vater ist dann ins Ausland versetzt worden von seiner Firma. Da er ja nicht unnötig Geld ausgibt, ist er nie nach Deutschland gekommen und hat den Jungen besucht. Unterhalt hat er nur schlecht als recht bezahlt. Kurz, er hat sich nie wieder sehen lassen.
Und zu genauso einem Geizhals entwickelt der Junge sich nun auch. Er meckert sogar mit seiner Mutter, wenn diese sich in ein Cafe setzt und sich mit Freunden trifft. Dann rechnet er ihr vor, was Kaffee kostet, wenn sie ihn zu Hause zubereitet. Und das macht er vor den Freundinnen.
Neulich hat er diese Einweghandschuhe, die meine Freundin schon mal in der Küche braucht ausgewaschen und auf die Wäscheleine gehängt. Dann kam der Kommentar, dass man die auch mehrmals brauchen kann. Und das wird eben immer schlimmer obwohl er seinen Vater nie kennengelernt hat. Es kann doch wohl kaum sein, dass die ersten drei Jahre ihn so geprägt haben.
Für mich ist Geiz die absolut schlimmste Charaktereigenschaft, die ein Mensch haben kann. Ich hatte selbst einmal eine Beziehung zu jemandem, der extrem geizig war und sich selbst überhaupt nichts gegönnt hat. Als er dann anfing, nicht mehr wegzugehen, weil er das Geld – wofür auch immer – sparen wollte und auch keine neuen Klamotten mehr gekauft wurden, habe ich diese Geschichte beendet. Dazu muss ich sagen, dass derjenige sogar überdurchschnittlich verdient hat und aufgrund von Eigentum auch keine Miete zahlen musste. Er war damals Anfang 20 und ich habe seine Eltern mal kennengelernt, die ebenso geizig waren wie dieser Junge.
Ich denke schon, dass Geiz von den Eltern auf die Kinder übertragen werden kann. Allerdings geschieht das mit Sicherheit nicht durch Vererbung, da Geiz wohl nicht genetisch vorprogrammiert ist, sondern anerzogen wird. Wenn ein Kind in einer sehr geizigen Familie aufwächst, lernt es ja diesen Lebensweg kennen und empfindet es sicher als normal, mit dem Geld so knauserig umzugehen.
Du schreibst, dass der Junge erst drei Jahre alt war, als die Ehe der Eltern geschieden wurde. Ich denke nicht, dass ein so junges Kind unbedingt mitbekommt, dass ein Elternteil sehr geizig ist. Kinder bekommen eine Menge mit und werden früh geprägt. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die Weichen für den persönlichen Geiz in so frühen Jahren schon gestellt werden. Wenn das Kind achtzehn oder zwanzig Jahre lang im Elternhaus lebt und dort konsequent ein geiziges Verhalten vorgelebt bekommt, überträgt sich dieses Verhalten jedoch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auch auf die Kinder.
Das Verhalten, das der Mann gezeigt hat und das sich jetzt zunehmend auch bei dem Sohn zeigt, finde ich indiskutabel. Ich finde es auch faszinierend, dass deine Freundin das einfach so mitgemacht hat. Warum hat sie ihrem Mann nicht einfach Einhalt geboten? Sich irgendwelchen dummen Vorschriften zu fügen finde ich erbärmlich. Zudem hat sie doch scheinbar ihr eigenes Geld verdient und hätte dieses doch aus ausgeben können. Da gibt es doch einfach nichts zu diskutieren.
Von dem Jungen würde ich mir an ihrer Stelle nichts sagen lassen. Falls er noch zuhause wohnt, würde ich ihn rausschmeißen, da ich an Stelle deiner Freundin keine Lust hätte, mir dumme Vorschriften von einem halben Kind machen zu lassen. Ich nehme mal nicht an, dass er das meiste Geld mit nach Hause bringt, daher hat er überhaupt kein Recht, sich darüber aufzuregen, wofür diese Frau ihr Geld ausgibt und wie sie mit manchen Produkten umgeht.
Nein, ich denke nicht, dass man Geiz vererben kann. ich denke viel mehr daran, dass die Kinder oft so werden wie man es ihnen vorgelebt hat. Meine Eltern waren bzw. sind auch nicht gerade arm, aber auch nicht reich. Meine Mutter kauft aber schon immer bei Aldi oder Lidl und schaut nach den Angeboten. Auch hat sie immer gut gespart und nicht das Geld um sich geworfen.
So bin ich dann auch geworden. Sie hat es vorgelebt und ich habe mich dann auch dannach gerichtet. Ich habe viel gespart als Kind, Jugendliche bzw. junge Erwachsene. Mein Mann z.B. hat nie gelernt zu sparen. Seine Eltern hatten selbst nicht viel und haben immer alles ausgegeben, so dass sie am 15. eines Monats nichts mehr hatten. Mein Mann hat sein Lehrgeld damals immer komplett in Schallplatten, CD'S und Videokassetten umgesetzt.
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