Als Gesunder Beziehung mit einem Behinderten?

vom 19.09.2009, 21:24 Uhr

Nun ja, es sollte jedem selbst überlassen sein ob er eine Beziehung mit einem Behinderten eingehen möchte oder nicht. Das ist für mich ähnlich anzusehen wie ob ich eine Beziehung mit einem extrem dicken Menschen oder einem wesentlich älteren oder jüngeren Partner führen möchte.

Für mich käme alles oben aufgeführte nicht in Frage, ich fand z.B. noch nie ältere Menschen erotisch, egal wie nett ich sie sonst fand.

Allerdings weiss ich nicht genau wieso ein Asperger Autist unbedingt unter die Kategorie behindert fällt, ich denke bei Asperger käme es mir auf die Ausprägung an, an sich ist diese ja nicht so stark, und ich könnte mir das in dem Fall vorstellen.

Ebenso wäre Taubheit oder Blindheit nicht wirklich ein Hindernis für mich. Ebenso wenig würde ich meinen jetzigen Partner verlassen wenn er durch einen Unfall oder ähnliches behindert werden würde, allerdings finde ich dass das was anderes ist.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zunächst einmal würde ich mich nicht bewußt in einen Menschen mit einer Behinderung verlieben und dann mit ihm in eine Beziehung eingehen. Da gehört einfach mehr dazu. Genauso wenig würde ich mir bewußt einen Partner suchen, der braune Augen oder blonde Haare hat.

Ich weiß nicht, ob es wirklich Menschen gibt, die ein bestimmtes Bild von einem Partner haben und sich dann bewußt in dessen Kreise aufhalten. Zum Beispiel in einem Forum, wo sich Behinderte aufhalten und wo es vielleicht auch eine Kontakt- oder Partnerbörse gibt.

Anders herum würde ich aber auch sagen, dass ich einen Menschen mit einer Behinderung nicht ablehne, Meist ist es ja so, dass der Behinderte seine Behinderung mit einer anderen Fähigkeit ausgleicht. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass man da schon eine starke Verantwortung trägt. Da braucht es schon eine gewisse Festung der Persönlichkeit. Aber deswegen sehe ich jemanden, der einen Partner mit Behinderung hat, nicht als "mutig" an, sondern eher als verantwortungsvoll.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Hallöchen!

Wenn ich nicht schon überglücklich vergeben wäre, dann hätte ich auch absolut kein Problem damit gehabt, eine Beziehung mit einem Behinderten einzugehen. Mein eigener Vater zählt mittlerweile auch schon zu den Behinderten, da er nach einer schweren Krankheit auf einem Auge fast blind geworden ist (und auf dem anderen war er das schon davor fast) . Man muss sich ja auch nicht um alle Behinderten besonders kümmern. Viele, so wie auch mein Vater selbst, können ihr Leben ja immer noch so weiter leben, wie sie es auch davor schon getan haben, und das ohne spezielle Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.

Aber selbst wenn ich an einen Behinderten geraten würde, der wirklich auf die Unterstützung seiner Mitmenschen angewiesen ist, würde mich das nicht im Geringsten abschrecken. Ich hätte gar kein Problem damit, mich um denjenigen etwas mehr zu kümmern und zu versuchen, ihn in allen Lebenslagen zu unterstützen. Ja, natürlich stelle ich mir das viel einfacher vor als es in der Realität wirklich ist, aber was solls. Vielleicht ist es ja auch gut eine übertrieben optimistische Einstellung zu Beziehungen mit Behinderten zu haben. :)

Gezielt nach Behinderten als Partnern würde ich garantiert niemals suchen. Und ich hätte es auch niemals getan. Ich meine, was soll das? Klar, es ist schön, wenn man diesem Menschen dann auch sein Recht auf Liebe erfüllt, und wenn man für diesen Jemand auch da sein kann. Damit ist unheimlich viel geholfen. Aber das wäre ja eigentlich genau dasselbe, wie wenn ich sagen würde: "So, ich suche mir jetzt einen 31-jährigen Partner. Alle anderen will ich nicht." oder "Ich würde mir niemals einen Schwarzen zum Partner nehmen" (wohlgemerkt in Amerika) Ich meine, wenn ich mich in einen Behinderten verlieben würde, dann würde ich das eben so hinnehmen und um die Zuneigung dieser Person genauso kämpfen wie für die, von jedem anderen auch. Ich würde mich nicht dafür schämen. Meiner Meinung nach gibt es da absolut gar nichts Schlimmes dran!

Viele liebe Grüße wünscht porcelain! :)

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es nicht weiter besonders, wenn "normale" Menschen mit Menschen in Behinderungen zusammen leben. Wie du ja bereits am Beispiel deiner Freundin gezeigt hast: Es funktioniert.

In den meisten Fällen funktioniert so eine Ehe sogar besser als eine, in der beide Menschen gesund sind. In der Ehe wie dies der Fall bei deiner Freundin ist, sind die beiden aufeinander angewiesen, oder er zumindestens auf sie. Er vertraut ihr daher und sie merkt dieses Vertrauen wiederum und fängt auch an, ihm zu vertrauen. So kann sich daraus eine schöne Beziehung entwickeln.

Das andere Beispiel war ja, dass einer der beiden Partner in der Beziehung verunglückt und fortan behindert ist. Das ist für mich kein Grund, den Partner zu verlassen. Der Partner ist ja an sich immer noch derselbe vom Charackter her nur hat er jetzt eine körperliche Behinderung was für mich aber ein Grund wäre, noch enger zusammen zu wachsen.

» Ewariane » Beiträge: 319 » Talkpoints: -2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde, dass man deine Frage jetzt nicht pauschal mit "ja" oder "nein" beantworten kann. Wenn man sich verliebt, dann verliebt man sich und meistens hat man sich den Menschen ja nicht ausgesucht. Wenn ich mich also in einen Behinderten verlieben würde, dann würde ich auch dazu stehen, egal was die anderen sagen. Nur weil ein Mensch gelähmt ist oder eine andere Behinderung hat, heißt das doch noch lange nicht, dass er ein schlechter Mensch ist und keine Beziehungen haben darf.

Trotzdem denke ich, dass es immer noch einmal einen Unterschied macht, ob der geliebte Mensch die Behinderung schon am Anfang der Beziehung hatte oder ob er sie erst im Laufe der Beziehung bekam, zum Beispiel durch einen Unfall.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Diamante hat geschrieben: Ich finde es wirklich sehr mutig und stark, wenn man als gesunder Mensch mit einem behinderten Menschen eine Beziehung eingeht. Wie seht ihr das?


Hm, ich finde die Frage schon etwas komisch, denn Gefühle kann man ja bekanntlich nicht steuern und verhindern und nur weil ein Mensch eine Behinderung hat, kann er doch trotzdem ein sehr toller Partner sein. Wenn es danach geht, ob jemand behindert ist oder nicht, dann würde ich das schon etwas armselig empfinden, obwohl es bestimmt immer Menschen geben wird, die sich sowas nicht vorstellen können.

Es gibt sicherlich hier und dort einige Einschränkungen, wenn man mit einem Behinderten eine Beziehung führt, aber das sollte einen doch nicht abhalten, wenn man sich liebt. Es kommt ja auch so oft vor, das ein Partner erst in der Beziehung, durch einen Unfall z.B., behindert wird und den würde man doch auch nicht verlassen, nur weil man vorher gesagt hat, man könnte nie eine Beziehung mit einem behinderten Menschen eingehen, oder?

Liebe und Gefühle sind zwei Dinge, die man niemals im Leben steuern und kontrollieren kann und ich denke man wächst auch in der Beziehung mit den Schwierigkeiten des Alltags umzugehen.

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» Chrissiger » Beiträge: 1296 » Talkpoints: -2,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin 19 Jahre alt und habe einen Freund mit einer schweren Gehbehinderung. Er wurde mit 4 Jahren von einem Auto überfahren und wurde dann so gut es ging zusammengeflickt. Er ist von Narben gezeichnet und seine Beine sehen leider auch nicht normal aus. Aber ich muss sagen ich hab mich sehr schnell daran gewöhnt nach ein paar Wochen ist es mir kaum mehr aufgefallen und es schockiert mich eher wenn mich jemand anspricht: "Wahnsinn, Respekt. Toll das dir das egal ist."

Er kann alles machen, er treibt viel Sport (Basketball, Fahrrad fahren usw.) Er ist vollkommen integriert und hat einen großen Bekanntenkreis und wir unternehmen viel. Ich würde nicht sagen das er von mir Abhängig ist. Man muss nur mit den Blicken und Kommentaren umgehen können. Aber er gibt mir so viel und ich fühle mich wohl und geliebt. Da sind mir die anderen egal. Er ist ein toller Partner und wir führen eine tolle, normale Beziehung.

» RiotGirl » Beiträge: 2 » Talkpoints: 1,11 »



Ich könnte mir eine Beziehung mit einem körperlich behinderten Menschen vorstellen, jedoch nicht mit einem geistig Behindertem. In einer Beziehung ist die Kommunikation schließlich das A und O und da möchte ich intellektuell mit meinem Partner mehr oder weniger auf dem selben Level sein. Mit einem Behinderten würde ich vermutlich so umgehen wie mit einem Kind und ich kann mir auch nicht vorstellen, unter diesen Umständen tiefgründige Gespräche mit so einer Person zu führen. Wahrscheinlich würde ich mich wie die Pflegemutter fühlen und das würde diesen Menschen bestimmt nicht gerade attraktiver für mich machen. Überhaupt würde ich mir zu große Sorgen machen, irgendwann mit dieser Person Kinder zu haben, welche vermutlich ein erhöhtes Risiko hätten, auch behindert zu werden. Dann dürfte ich mich nicht nur um den Mann, sondern auch noch um die Kinder verstärkt kümmern müssen.

Mit einem Blinden könnte ich mir eine Beziehung noch am ehesten vorstellen. Natürlich würden einige gemeinsame Aktivitäten wegfallen wie ins Kino gehen, Billardabende und so weiter. Aber wenn die Liebe stark genug wäre, könnte ich mich damit wohl arrangieren. Würde mein jetziger Partner durch einen Unfall plötzlich erblinden oder sein Leben lang an den Rollstuhl gefesselt sein, würde ich ihn deswegen schließlich auch nicht verlassen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Da ich selber blind bin, habe ich mich schon ausgiebig mit diesem Thema auseinander gesetzt. Dadurch, dass es Communities gibt, in der man sich mit "gleichgesinnten" austauschen kann, kenne ich einige blinde und sehbehinderte Menschen. Ich konnte feststellen, dass es absolut gemischt ist. Manche sind lange und glücklich mit einem Partner zusammen, der ebenfalls blind ist. Aber Andere haben auch schon seit vielen Jahren eine Ehe mit einem normal Sehenden. Grundsätzlich würde ich sagen, dass heutzutage die Gesellschaft aufgeschlossener ist und dass viele Menschen deshalb gar kein Problem mehr mit einem behinderten Partner haben. Leider gibt es aber auch immer noch Menschen, die das von vornherein rigoros ablehnen. Meine Einstellung ist, man kann sowieso nicht voraussagen, in wen man sich verliebt und es kann genauso passieren, dass die Liebe irgendwann auf jemanden trifft, der eine wie auch immer geartete Behinderung hat.

Einmal habe ich es im Freundeskreis erlebt, dass eine Sehende zwar mit einem Blinden zusammen war, dies aber vor ihrer Familie verheimlicht hat. Das hat mich sehr wütend gemacht. Sie hat sich in größeren Städten (er wohnte in Berlin) stets mit ihm gezeigt und sie hatten eigentlich auch eine gute Beziehung, aber zu Hause hat sie ihn verschwiegen. Sie war der Meinung, ihre Familie könnte damit nicht umgehen. Natürlich war das für ihn in höchstem Maße verletzend und demütigend. Er hat es zum Glück auch nicht sonderlich lange mitgemacht, denn unter so etwas leidet das Selbstbewusstsein ja ungemein.

Aber daran kann man sehen, dass es für manche eben doch noch ein Problem darstellt, nicht nur mit einem gehandicapten Menschen zusammen zu sein, sondern auch, öffentlich und im Umfeld dazu zu stehen.

» Kiwicherry » Beiträge: 45 » Talkpoints: 0,00 »


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