Beim Streit "Ich-Botschaften" vermitteln
Wer kennt es nicht? Der Partner geht einem tierisch auf die Nerven, weil er irgendwas macht, was einem eigentlich gar nicht gefällt. Man selbst fühlt sich dabei schlecht und man versucht dann auch mit dem Partner zu reden, der dann aber lieber auf stur schaltet und man den Eindruck hat, dass er gar nicht mehr zuhört.
Wenn man einen Streit hat, dann sollte man mal versuchen mit dem Partner so zu diskutieren, dass man "Ich-Botschaften" vermittelt. Zum Beispiel "Ich fühle mich unheimlich schlecht und mies, wenn du den ganzen Tag an dem Computer sitzt" anstatt "Immer sitzt du nur am Computer und dir ist einfach nichts mehr wichtig". Ihr werdet sehen, dass der Partner oder die Partnerin dann auch nicht auf stur stellt und euch auch zuhört. Denn es fällt einem viel leichter Kritik anzunehmen, wenn der andere "Ich-Botschaften" vermittelt.
Woran mag das liegen? Im Prinzip ist es ja die gleiche Kritik. Nur , dass man sich selber erst mal erwähnt. Habt ihr eine Erklärung dafür? Ich weiß, dass es funktioniert. Ich habe es selber schon ausprobiert.
Ich denke auch, dass das in einigen Fällen so funktioniert. Aber wenn der Partner trotzdem recht ignorant ist und so egoistisch, dass ihm das nichts bedeutet, werden auch Ich-Botschaften nichts nutzen. Das sind dann aber Beziehung und Menschen mit denen ich eh recht wenig anfangen kann und in solchen Fällen würde ich dann die komplette Beziehung überdenken.
Aber ich habe die selbe Erfahrung gemacht wie du und finde, dass diese Arten von Botschaften dem anderen auch deutlicher vermitteln, weshalb man mit einer Situation unzufrieden ist. Wenn man erklärt, dass man darunter leidet, kann der Andere nachvollziehen, was sein Verhalten auslöst. An der Situation selbst zu mäkeln, führt hingegen nur dazu, dass der Andere sich ungerecht behandelt fühlt und nicht versteht, was er falsch macht.
Hi Diamante,
Wir haben diesen Themenblock im Zuge des Studiums durchgenommen, als Teilbereich interpersoneller Kommunikation. Es ist eigentlich ganz einfach: Du- Botschaften in Streitsituationen sind direkte Anklagen, greifen sein Gegenüber, in dem Fall den Partner, direkt an und unterstellen in gewisser Weise, dass er bewusst so gehandelt hat.
Sage ich jedoch alles aus meiner Sicht, sage zum Beispiel" es kommt bei mir so an", "es fühlt sich bei mir so an als ob", dann greife ich nicht direkt an, sondern erläuterere, was es in mir auslöst. Ausserdem vermittele ich so eher den Eindruck, dass ich nicht daran glaube, dass absichtlich in der und der Weise gehandelt wurde. Man vermittelt eher, dass man davon ausgeht, seinem Partner sei gar nicht bewusst gewesen, wie sein Verhalten wirken kann. Man unterstellt aus dieser Sichtweise keinem etwas. Sondern erläutert lediglich seine Gefühle.
So kann dann auch die Streitsituation besser gelöst werden. Wenn ich den Partner anschreie, im Vorwürfe mache und ihm Sachen an den Kopf knalle, macht er zu und ist für Lösungen kaum mehr zugänglich. Spreche ich jedoch davon, welche Gefühle so etwas bei mir ausgelöst hat, kann man das klären, kann darüber diskutieren und kann von wüsten Beschimpfungen Abstand halten. Man redet sich weniger in Rage und kann vernünftiger miteinander umgehen.
Richtig streiten kann befreien, da man so einfach über einander sprechen kann, ohne Aschuldigungen und Vorwürfe zu machen. Richtiges Streiten fördert Gespräche und kann daher einer Beziehung sehr nützlich sein. Es fördert reden und nicht- wie im Gegensatz zu Streiten die mit der Du-Form arbeiten- Anschuldigungen.
Die ständigen Du- Botschaften kommen ja auch wirklich verletzend hinüber, wenn man sich an den letzen Streit erinnert. Also ich erinnere mich daran, dass wir glaubten, unser Kätzchen wäre abgehauen. Darauf meinte mein Mann: "Du bist selber Schuld, weil du hast die Türe offen gelassen!", das hat mich so verletzt, dass ich anfing zu heulen.
Bewusst bin ich mir eigentlich schon lange über diese falsche und überaus verletzende, sowie zu nichts führende Konversation, allerdings führe ich sie selten auch wirklich selber auf. Man ist dann in den Streitmomenten so in Rage, dass es einem regelrecht blöd vorkommt, dann auch noch sich zu bemühen, den Partner nicht zu verletzen, denn eigentlich will man ja in diesem Moment, dass es anders wird und man denkt, nur etwas zu erreichen, wenn das, was man sagt, auch tief trifft.
Nun ist aber laut modernsten Studien das Gegenteil der Fall und wie Diamante schon erwähnt hat, sollte man mehr von sich selber sprechen und wie man sich in diesem Augenblick fühlt. Das wirkt wirklich wahre Wunder. Einmal bin ich auf dem Boden geblieben und hatte Erfolg. Mein Mann nahm mich in die Arme und tröstete mich und verstand das erste Mal, auf was ich hinaus wollte. Allerdings war das vielleicht ein zu geringes Erfolgserlebnis, darum verpenne ich sehr wahrscheinlich immer wieder den Moment des "ich fühle mich", sodass ich statt dessen lieber in die Rolle des "Du- Anklägers" falle.
Hallo wirreszeug!
Ich kann mir vorstellen, dass dich dieser "Du-Vorwurf" getroffen hat. Aber wenn dein Mann gesagt hätte "Ich finde es schlimm, wel du die Tür aufgelassen hast und die Katze abgehauen ist", wärst du da nicht auch getroffen gewesen? Denn damit hat er dir ja auch die Schuld gegeben. Deswegen verstehe ich eigentlich diese Theorie nicht so ganz und verstehe auch nicht, dass es bei mir im Leben auch schon geholfen hat, wenn ich mit "Ich-Sätzen" einen Vorwurf beginne.
Es ist aber auch psychologisch bewiesen, dass die Menschen auf diese "Ich-Sätze" anders reagieren, obwohl die Sätze den gleichen Sinn machen.
Hallo Diamante!
Nein, der Satz muss richtigerweise lauten: "Ich wäre sehr traurig, wenn die Katze durch die offene Türe abgehauen wäre." Denn dass ich die Türe auf gelassen habe, war in diesem Augenblick eigentlich gar nicht das Thema. Wir wussten gar nicht, warum die Türe offen war. In diesem Fall ging es um die beliebte Schuldzuweisung und nicht um Tatsachen. Außerdem hätten wir dann in deinem geschilderten Satz wieder das "du". Weil "du" die Türe offen gelassen hast. Das "du" sollte ja ganz aus dem Wortschatz gestrichen werden, das ist meiner Ansicht nach der Sinn dieser Studie/ Theorie. Und wenn der Satz wirklich so formuliert gewesen wäre, hätte mich dieser zwar zum Nachdenken, nicht aber zum Heulen gebracht. Jedenfalls nicht vor Wut und Trauer, sondern vielleicht vor Rührung.
Beispiele für die bekannte zum Scheitern verurteilte Diskussion sind zum Beispiel auch die Worte "nie" und "immer", die allem Voran die Frauen gerne benutzen. Du machst "nie" die Türe zu! (Doppelfehler! Erstens das anschuldigende "du" und zweitens das "nie" was auch total abwertend ist und überhaupt nicht der Wahrheit entsprechen kann. "Du kommst immer zu spät!" (Wieder Doppelfehler: Der Mann kommt vielleicht zweimal die Woche zu spät, aber doch nicht immer, außerdem das "du" ist hier wieder fehl am Platz!), Besser wäre: "Ich würde es schön finden, wenn die Türe zu wäre, mich friert es immer so schnell." oder "Es wäre schön, wenn wir zusammen essen könnten, wenn alles noch warm ist." Klingt doch gleich viel besser, wenn das "du" und das "nie" und "immer" aus dem Satz verschwinden, oder?
Meiner Ansicht nach kommt es also nicht auf "Ich- Botschaften" an. Sie helfen einem nur auf die Sprünge, wenn man nicht genau weiß, wie man es anders formulieren sollte. Wie du in meinen vorangegangenen Beispielen erkennen kannst, würde sogar schon ein einfaches Streichen der "du"- Sätze reichen.
Hallo zusammen!
Ich mache es bei Diskussionen oder Streit auch oft so, dass ich Sätze mit " Immer musst du.. " anfange. Ich werde es nächstes Mal ausprobieren, den Satz anders zu beginnen. Vielleicht bringt es ja wirklich was und es artet dann nicht in Streit aus. Man kann sich ja auch vorstellen, dass sich der Partner dann gleich angegriffen fühlt, wenn man Sätze mit immer oder ständig beginnt. Ich bin gespannt, ob die Ich - Botschaften funktionieren.
In der Schule haben wir auch mal gelernt, dass viel über die Körpersprache läuft und es da auch versteckte Botschaften gibt. In dem Buch " Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus " wird auch viel auf solche Botschaften eingegangen. Eben was die Frau meint und was der Mann versteht. Das sind dann oft ganz unterschiedliche Dinge.
Diese Ich und Du Botschaften sind ja ganz nett in der Theorie abzuhandeln. Aber damit es auch so klappt, wie es in den Lehrbüchern steht, braucht man auch den richtigen Streitpartner. Und da wurde ja schon geschrieben, das es auch passieren kann, das es gar nicht wirklich beim Gegenüber ankommt, wenn man es anders formuliert. Es wird so oder als Vorwurf aufgefasst, weil man es so auffassen will.
Mein Mann ist da auch so ein spezielles Exemplar. Da kann man das ausdrücken wie man will. Er hat zwar die Situation so herbeigeführt, aber stellt sich immer hin, als wenn er unberechtigte Vorwürfe bekommen würde.
Dagegen mein bester Freund. Da kommen keine von beiden Botschaften, wenn wir uns streiten. Ich fühle mich da auch nicht angegriffen, selbst wenn ich Schuld an dem Streit habe. Aber das was er sagt und vorallem wie er bei mir anbringt regt mich dann doch zum nachdenken an. Und meist können wir schon am nächsten Tag über das Problem nochmal reden und eben auch die Sache klären.
In dem Buch " Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus " wird auch viel auf solche Botschaften eingegangen. Eben was die Frau meint und was der Mann versteht. Das sind dann oft ganz unterschiedliche Dinge.
Also da muss man anmerken, dass diese Bücher meist großer Unfug sind. Klar, es stimmt das Männlein und Weiblein Dinge unterschiedliche auffassen, aber solche Bücher arbeiten mit Stereotyoen, Übertreibungen und Halbwissen. Auch wenn eventuell ein paar Menschen in Untersuchungen so und so reagiert haben, sagt das nichts über alle anderen aus. Gerade Emotionen und Streitgespräche sind etwas sehr individuelles und persönliches. Da so ein Buch zu rate zu ziehen a lá Männer reagieren so und so und Frauen äußern sich so, finde ich persönlich schwierig. Diese Bücher dienen in meinen Augen der Belustigung- mehr nicht.
Diese Ich und Du Botschaften sind ja ganz nett in der Theorie abzuhandeln. Aber damit es auch so klappt, wie es in den Lehrbüchern steht, braucht man auch den richtigen Streitpartner. Und da wurde ja schon geschrieben, das es auch passieren kann, das es gar nicht wirklich beim Gegenüber ankommt, wenn man es anders formuliert. Es wird so oder als Vorwurf aufgefasst, weil man es so auffassen will.
Ja, aber das lässt sich ja ändern. Ich habe, sobald sich die Wogen geglättet hatten, immer angemerkt wie das ganze bei mir ankam und wie ich mir wünschen würde, dass es das nächste Mal formuliert wird, um den Streit nicht eskalieren zu lassen und zu einem vernünftigen "Ergebnis" zu kommen. Das hat bis jetzt bei jeder Person geklappt und seitdem sind Meinungsverschiedenheiten sehr viel angenehmer. Ich denke, wenn man einem rational denkenden Menschen das beizubringen versucht, muss "richtiges" Streiten schon möglich sein. Denn jeder versteht ja, was verletzend wirkt und was nicht. Und an einer Lösung des Streitthemas muss auch jedem gelegen sein, so dass ich denken würde, jedem liegt etwas daran, "sinnvoll" zu streiten anstatt sich wüste Beschimpfungen an den Kopf zu werfen. Damit ist nämlich keinem geholfen.
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