Schwangere und Kinder veganisch Ernährung

vom 15.09.2009, 14:31 Uhr

Eine Bekannte von mir ist ganz strenge Veganerin. Also sie isst wirklich nichts, was mit Tieren zu tun hat. Weder Milch und Milchprodukte, noch Eier oder sonstwas, was auch nur annähernd vom Tier ist. Sie ist jetzt am Anfang des 3. Monats schwanger und will ihr Kind auch veganisch groß ziehen.

Ich habe sie gefragt, wie sie das machen will. Sie will auf jeden Fall erst mal so lange es geht stillen und da braucht sie sich keine Gedanken machen. Gut, aber was ist, wenn es mit dem Stillen doch nicht so klappt, wie man gerne will. Das Kind braucht doch auch irgendwann Nährstoffe aus Fleisch, oder kann man wirklich ein Kind total veganisch ernähren?

Auch isst sie in der Schwangerschaft nichts tierisches. Sie sollte Folsäure nehmen, hat aber darauf verzichtet, weil die Tabletten wohl irgendeine Gelantine enthalten. Sollte man dem Kind zuliebe dann nicht mal eine Ausnahme machen?

Haltet ihr es für verantwortungslos einem Kind seine Lebenseinstellung weiterzugeben, wenn es um die veganische Ernährung geht? Oder würdet ihr sogar sagen, dass es gesünder ist, wenn ein Kind nie Fleisch und Tierprodukte isst? Was haltet ihr davon auch in der Schwangerschaft auf solche Produkte zu verzichten?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Persönlich halte ich Extremismus in allen Variationen für eine Reaktion eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen die mit der realen Situation ihres Lebens überfordert sind. Wenn man Mühe hat sich mit dem Leben zurecht zu finden, dann führt jede Form von Extremismus zu einem vereinfachten Lebensbild, sei es Religion, Sucht, was auch immer.

Ein Veganer lebt in einem eben solchen vereinfachten Weltbild. Man frisst nichts was irgendwie einmal mit Tieren zu tun gehabt hat. Keine Milch, kein Fleisch, keine Eier, kein Honig. Man trägt nicht einmal Leder. Alle Personen, welche nicht diesem strengen Weg folgen sind Fleischfresser und moralisch minderwertig. Man ist selbst somit einer moralisch höherwertigen Menschengruppe zuzuordnen.

Dieses Einordnungsschema trifft man, wie ich bereits andeutete, auch bei anderen "Extremisten" wieder, bei jeder Sekte, bei allen Strenggläubigen. Da ist kaum ein Unterschied.

Wenn mich nun ein Veganer Fleischfresser schimpft, der sich selbst nur von Paprika Chips und Coca Cola ernährt, dann ist mir das völlig egal. Ich versuche mich ökologisch und sozial bewusst zu ernähren, also mit Biofleisch und Havelaar-Bananen. Ich habe kein Auto und mein Haus hat keine Ölheizung. ich kann in den Spiegel schauen und sehe einen Menschen der versucht nachhaltig mit der Welt umzugehen, ohne seine Bedürfnisse allzusehr zu negieren. Daher laufe ich in keiner Weise Gefahr mich von einem solchen Veganer verunsichern zu lassen.

Es ist ja auch kein grosses Problem, wenn eine Veganerin so lebt wie sie meint leben zu müssen. Wenn sie mich in Ruhe lässt, dann haben wir kein Problem. Dumm ist es nur, wenn andere Personen beeinflusst werden. Ich kann mich wehren. Aber ein Kind einer Veganerin kann das nicht. Selbst erfahrene Veganerinnen haben kaum die Möglichkeiten sich so innerhalb ihrer Prinzipien zu ernähren, dass ihrem ungeborenen Kind in der Schwangerschaft kein Nachteil durch die unzureichenden Nährstoffe und Spurenelemente entsteht. Somit muss jemand für die moralische Arroganz einer Person leiden, und kann nichts dagegen tun. Das ist für mich nicht akzeptabel.

Ich würde nicht soweit gehen, dass man der Mutter eine andere Ernährung vorschreibt, aber wichtige Ergänzungen in der Form von Tabletten abzulehen, nur weil die Tablette möglicherweise Gelatine drin hat, die eventuell irgendwie mit einem Tier in Verbindung steht, dass ist für mich jenseits der Grenze zur Fahrlässigkeit und bedeutet mutwillige Körperverletzung eines Ungeborenen.

Ähnliches gilt für ein Kleinkind. Ein Kleinkind braucht eine gänzlich andere Ernährung als ein Erwachsener, schliesslich braucht es Unmengen von Ressourcen für das Wachstum. Eine Mangelerscheinung in diesem Alter kann sich auf das ganze weitere Leben auswirken. Meist braucht es auch nicht sehr viel von einem bestimmten Stoff, es dürfte also nicht notwendig sein, dass der Kleine jeden Tag sein Pferdesteak frisst. Aber ab und an vielleicht einmal eine Hähnchenbrust oder ein Stück Käse alle zwei, drei Tage, das hilft den Kindern Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Die Mutter braucht an Ihrer Ernährung nach der Geburt ja nichts zu verändern. Aber ihre Ernährungsregeln auf die Kinder zu übertragen, ohne auf die speziellen Bedürfnisse der Schützlinge zu achten, das ist ein Egoismus den man der Mutter vorhalten muss, da man sich sonst mitschuldig macht. Es ist eine subtile Art des Kindsmissbrauchs.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke, man muss sich sehr genau darüber informieren, welche Nährstoffe das Kind braucht und in welchen Nahrungsmitteln die enthalten sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man per se sagen kann, das vegane Ernährung während der Schwangerschaft unbedingt schädlich ist. Ich weiß leider nicht genug zu dem Thema, aber auch Erwachsene, die sich vegan ernähren haben ja nicht zwangsläufig Mangelerscheinungen, wenn sie die richtigen Ersatzprodukte verwenden. Man sollte sich eben mit einem guten Arzt, der das vegane Leben auch wirklich versteht, zusammensetzen und besprechen, wie man das Kind ausreichend versorgen kann.

Allerdings finde ich auch, dass es etwas übertrieben ist, die Tabletten, die ja wohl schon speziell wegen ihrer besonderen Ernährung empfohlen wurden, so abzulehnen. Da sollte man vielleicht schon mal ein paar Abstriche für das Kind machen können. Wobei ich mir übrigens fast sicher bin, dass es diese Tabletten auch ohne Tiergelatine gibt, weil diese zum Beispiel im Judentum verboten ist.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die meisten Veganer halten ca. 15 Jahre durch, ehe die Mangelernährung (in einigen Bereichen, nicht in allen) ihre Gesundheit killt. Und wenn einem die Veganer dann mi indischen Yogis kommen, die schließlich sich auch so ernähren kann man nur zwei Sachen sagen:
1. Durch andere hygenische Verhältnisse nehmen die einen gewissen Anteil an tierischen Bakterienstämmen auf, die der Körper braucht. (Frage: Stehen gewisse Fäkalbakterien eigentlich auch auf der Liste der Sachen die Veganer nicht zu sich nehmen dürfen?)
2. Stimmt, aber hat die mal wer untersucht ob die gesund sind?

Veganische Ernährungsweise hat nichts mit Gesundheit, aber sehr viel mit Ideologie zu tun. Schon für Erwachsene ist das alles andere als lebensverlängernd, für Kinder ... ist es eigentlich eine vorhersehbare Katastrophe.
Andererseits ist es meistens total unmöglich entsprechenden Müttern so ein Vorhaben auszureden, so bleibt nur zu hoffen, dass es so lange gut geht, bis das Kind gerissen und alt genug ist die Lücken in der Ernährung selbst zu schließen. Aber vermutlich wird es eher da enden, wo schon öfter ähnliches endete: Beim Jugendamt, weil irgendeinem Lehrer dem jahrelang vegan ernährten Kind ansieht, dass da was in der Hinsicht total schief geht.
Seufz.

Benutzeravatar

» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Entschuldige meine rabiate Antwort, aber diese Person handelt komplett verantwortungslos und ist ein Fall für das Jugendamt!

Wer gerne Vegan leben will, soll das tun. Im Falle einer Schwangerschaft muss jedoch auf OVO-Lacto-Vegetarische Ernährung umgestiegen werden. Alles andere schadet definitv dem Kind! Wer so handelt, handelt grob verantwortungslos und vergisst, dass das eigene Kind auch ein Tier ist, das gerade Leid erfährt. Das klingt böse, ist aber so. Ich kann solche Leute absolut nicht verstehen, die Tierschutz über die Liebe zum eigenen Kind stellen. Da ist doch etwas komplett falsch im Kopf verpolt. Mein eigenes Kind steht mir doch näher, als irgendein verdammtes Tier in irgendeinem Stall!

Entschuldigt bitte, dass ich mich da so aufrege, aber ich kenne da jemanden, der ebenso gehandelt hat. Diesen Leuten ist mit Argumenten oft nicht bezukommen, weil sie sich in ihrer ideologischen Verbohrtheit so toll fühlen, dass sie oftmals die Realität aus den Augen verlieren.

In der Schwangerschaft ist auch mit ausgewogener Ernährung der Mehrbedarf durch das Kind nur schwer zu decken. Wenn man sich eh schon einige Zeit vegan ernährt hat, leidet man schon eh an Mangelerscheinungen. Kommt dann noch der Mehrbedarf vom Kind dazu, führt das dazu, dass der Bedarf des Kindes nicht gedeckt werden kann.

Das Kind richtig zu ernähren, wenn man als Veganerin stillt, ist auch die komplette Illusion! Schließlich können nur die Nährstoffe in die Muttermilch kommen, die die Mutter vorher mit der Nahrung aufgenommen hatte. Es gibt eben leider Stoffe, die der menschliche Körper nicht selbst herstellen kann. Es ist der totale Wahnwitz zu glauben, dass die Muttermilch einer ungesund ernährten Mutter automatisch alles benötigte enthält.

Was diese Frau da plant, ist schlicht und einfach Körperverletzung an ihrem Kind. Wenn sie sich nicht belehren lässt, würde ich sie anzeigen.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^