Die afghanische Burka

Wie bereits in einem anderen Thread beschrieben, habe ich neulich den Film "Reise nach Kandahar" angeschaut, welcher sowohl in beeindruckenden als auch in erschreckenden Bildern das Land Afghanistan vorstellte. Ich denke nun schon seit zwei Tagen darüber nach und werde vor allem die Bilder der Burka tragenden Frauen nicht mehr los.

Burkas sind die "Ganzkörperschleier" mit Augennetz, die afghanische Frauen traditionell tragen. Hauptsächlich sieht man sie in blau, wobei es auch andere Farben gibt. Ursprünglich trugen sie wohlhabendere Frauen, um sich von den anderen abzugrenzen. Der blaue Stoff galt als edel und teuer. Die Taliban machten dies aber schnell zur Pflicht. Und obwohl die Talibanregierung beendet ist, verschwinden die Burkas nur sehr langsam wieder aus dem Land.

Hier habe ich einmal einen Link für Interessierte: Klick. Wie geht es Euch dabei, wenn ihr das seht, was denkt und empfindet ihr?

Ich finde das alles sehr befremdlich und auch irgendwo beängstigend. Man weiß nie, wer sich darunter befindet, man hat es immer nur mit "blauen Geistern" zu tun. Es ist nicht so, dass ich es dumm finde, es ist einfach eine andere Kultur, aber es bewegt mich. Es verunsichert mich. Schleier tragen ist eine Sache. Das kann sogar sehr schön aussehen, wie ich finde. Und auch eine völlige Verhüllung bis auf das Gesicht (Chador genannt) oder die völlige Verhüllung bis auf die Augen (Niqab) finde ich noch ok. Aber die Burka finde ich irgendwie unheimlich. Man sieht gar nichts, nur Stoff. Die Frauen haben weder Namen noch Gesichter. Man nennt sie in Afghanistan übrigens Siyahsar, was so viel wie "Schwarzkopf" bedeutet.

Also, ich könnte mir auch nicht vorstellen, eine Burka tragen zu müssen. Und auch mich befremdet das irgendwie, wenn ich die Frauen so herum laufen sehe. Der erste Gedanke ist da auch bei mir immer gleich: Die Ärmsten! Nun kenne ich mich zu wenig mit dem Islam aus, um da nun eine definitive Antwort hinzuschreiben. Ich habe aber neulich einen Vortrag von einer Muslimin über ihre Religion gehört. Und da wurde sie vom Publikum unter anderem auch befragt, wie sie zum Schleier steht. Klar, der Schleier ist weit "freizügiger" als eine Burka, aber ich denke dass der Grundgedanke ziemlich ähnlich ist.

Wenn Du in einer Kultur groß wirst, übernimmst Du die Werte dieser Kultur als das Normale. Und Du betrachtest Deine Welt auf grund dieser Maßstäbe deiner Kultur. Das heißt, dass sich die Frauen dann unmoralisch fühlen, wenn sie in einer Gesellschaft keinen Schleier/Burka tragen. Also ich will sagen, es ist für diese Frauen weit unangenehmer, wenn man in der Öffentlichkeit mit dem Finger auf sie zeigt und sie als Schlampen beschimpft, als sich der Kleiderordnung ihrer Gesellschaft zu unterwerfen. Das ist für uns emanzipierte Westeuropäerinnen nur schwer nachvollziehbar. Aber der Leidensdruck den eine Frau erlebt, wenn sie frei sein will ist weit stärker, als das miese Gefühl so ein unförmiges Ding wie eine Burka zu tragen.

Oder anders ausgedrückt: in einer Gesellschaft, wo eine Frau noch ermordet werden kann, wenn man ihr eine sexuelle Verfehlung vorwirft, ist das Tragen von fiesen Klamotten die angenehmere Wahl. Dann kommt keiner auf die Idee, dass man zu den "unmoralischen" Persönlichkeiten gehören könnte.

Die Taliban sind weg, aber die Leute die zu den Taliban gehört haben, leben noch unter dem Volk und damit sind auch irgendwie die Moralvorstellungen aus der Zeit der Taliban gegenwärtig. Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier und es braucht bekanntlich in allen Gesellschaften mehrere Generationen bis tiefgreifende Veränderungen Fuß fassen. Deshalb stehe ich solchen Aktionen sehr skeptisch gegenüber, dass westliche Demokratien denken, sie müssten ihre Gesellschaftsform irgendwelchen Nationen überstülpen. So einfach, wie man sich das dachte, geht das nämlich offensichtlich doch nicht.

Ich empfinde nichts als Angst, wenn ich Menschen in einer Burka sehe. Ich weiß nicht, wer sich darunter verbirgt. Es könnte auch ein Sprengstoffgürtel drunter sein, wer weiß das schon? Selbst würde ich so ein Ding niemals tragen, unter gar keinen Umständen. Es ist außerdem ein Zeichen der Unterdrückung in Afghanistan. Dieser Schleier soll nach außen hin zeigen "Ich bin ein Mensch zweiter Klasse".

Seitdem ich mal über einen Selbstversuch einer Reporterin gelesen habe und später auch noch von ähnlichen Selbstversuchen denke ich mir immer, dass es sich darum handelt, wenn ich mal äußerst selten jemanden so herumlaufen sehe.

Angst habe ich überhaupt nicht, da beängstigen mich manche anderen Personengruppen viel eher. Allen voran die komplett vermummten Einsatzkräfte bei manchen Demos, bei denen man nicht einmal mehr erkennt ob Frau oder Mann unter dem Panzer steckt, da sogar noch Sturmhauben-ähnliche Masken getragen werden. Nicht selten sind sie sehr gewaltbereit, mit Schlagstöcken, Tränengas, Schutzschildern bewaffnet und von panzerartigen Wasserwerfern begleitet. Im Zuge fehlgeschlagener Polizeiaktionen sind nicht nur schon völlig Unbeteiligte ums Leben gekommen, sondern es kommt auch immer wieder zu Verletzungen dessen Anzeigen oft im Sande verlaufen. Ein Ermittlungsverfahren, wo diese schwarzen Etwasse sogar Kollegen in Zivil angriffen, steht noch aus. Ich weiß nicht, wann sich mal eine Burka-Trägerin in Europa in die Luft sprengte und ob es so etwas überhaupt schon mal gab.

Am Nachbartisch beim Frühstück in Ägypten habe ich zum ersten Mal eine Burka gesehen und später natürlich auch am Pool wo die Frau damit auch im Wasser war. Ich musste aber am Frühstückstisch schon immer hinschauen wie die Frau ihre Nahrung zu sich nehmen musste. Sie hob mit einer Hand den Schleier kurz an und mit der anderen Hand warf sie ihr Essen ein.

Ich war eigentlich die ganze Zeit nur schockiert wie man mit Frauen so umgehen kann und die sich das auch anscheinend gefallen lassen. Da bin ich ganz ehrlich, in dieser Tracht möchte ich nicht mit jemanden zu tun haben, ich würde mit der Person auch nicht sprechen wollen selbst wenn es erlaubt wäre. Auch der dazu gehörende Mann oder der Familienclan wäre für mich in meinen Augen absolut tabu.