Brand und moralisches Dilemma
Heute nachmittag ist etwas ziemlich schlimmes passiert. Ich war gerade bei meinen Eltern und wollte mit meinem Sohn etwas zurückbringen als wir bemerkten, dass es hinter dem Haus knisterte. Schnell sahen wir das die Scheune hinter dem Haus in Flammen stand. Ich wollte die Nachbarn (denen die Scheune gehört) informieren, da kamen die jüngeren Kinder aus dem Haus, total aufgelöst, weil sie niemanden erreichen konnten und die ältere Schwester nichts glauben wollte.
Wir haben dann schnell die Feuerwehr alarmiert, ich habe die Kinder gebeten sich etwas zum Anziehen aus dem Wohnhaus geholt und dann sind wir rausgegangen. Zwei andere Männer öffneten das Hoftor, damit die Feuerwehr besser einfahren konnte und ein ehemaliger Klassenkamerad half etwas Hab und Gut vom Hof zu retten. Er meinte dann, dass es schlimm aussähe. Da das jüngste Kind ein Freund meines Sohnes ist und ich das ältere auch kenne, habe ich mir die Kinder geschnappt und wir sind dann zu mir nach Hause.
Eben kam der Klassenkamerad, hat die zwei abgeholt und die hat die Kids zu informierten Verwandten gebracht. Nun sitze ich hier und überlege. Gerade habe ich meine Mama angerufen, die allein zu Hause ist und nur sagen konnte, dass das Feuer noch nicht übergegriffen hat, aber das Löschwasser alle ist. Ich hoffe Ihr könnt mich ein wenig verstehen. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, weil das Haus der anderen Nachbarn direkt an das Grundstück grenzt und die Frau des Hauses heute auch noch Geburtstag feiert, aber ehrlich gesagt, sind mir meine Eltern wichtiger. Ich hoffe, dass es nur bei dem Sachschaden an der Scheune bleibt. Momentan sehe ich immer noch jede Menge Qualm aus 1000 Meter Luftlinie.
Hallo JotJot,
Also ich würde jetzt einfach mal sagen, dass Du versuchen solltest Dich jetzt zu beruhigen und abzulenken. Leichter gesagt, als getan, ich weiß schon, aber viel mehr kannst Du ja jetzt wohl erst einmal nicht tun! Ich habe aber ehrlich gesagt aus Deinem Text nicht genau herauslesen können, warum Du Dir Sorgen um Deine Eltern machst. Da ist doch keiner in der Scheune drinnen gewesen oder? Wenn es nur um Sachschaden geht, beruhige Dich um so mehr. Solange alle überlebt haben und unversehrt sind, ist alles andere nebensächlich. Das kann man ersetzen, ein Menschenleben nicht.
Hallo!
Ein Brand ist immer schlimm, aber du hast alles getan, was dir möglich war. Du brauchst dir keine Vorwürfe machen, dass du hättest mehr tun können. Nun liegt es an der Feuerwehr zu retten, was noch gerettet werden kann.
Du kannst nun eigentlich nur abwarten und hoffen, dass das Feuer gelöscht werden konnte und nicht auf eins der Wohnhäuser übergeriffen hat. Hast du denn inzwischen schon etwas neues gehört? Versuche dich selbst zu beruhigen, denn du kannst ja doch nicht mehr tun. Du kannst noch deine Mutter fragen, ob du etwas für sie tun kannst und ob du zu ihr kommen sollst, um ihr beizustehen.
Danke für Eure Worte, ich schreibe gerade etwas zur Ablenkung, Mathe pauken hat nicht funktioniert
Also das Wasser läuft wieder, unserer Autos waren in sicherer Entfernung, ich kann meines nachher abholen, wenn die Kripo abgerückt ist. Das wichtigste ist aber, dass es den 6(! inklusive Hubwagen) Löschfahrzeugen gelungen ist, dass Feuer auf die Scheune einzuschränken. Auch das Wohnhaus der Familie ist unversehrt. Die Ponys die sonst in der Scheune stehen waren noch auf der Weide. Leider haben es wohl aber die Kaninchen nicht geschafft
Ich hoffe der Kleine hat sich wieder beruhigt, der hat nämlich immer wieder gemurmelt er wäre schuld. Dabei hat er nur das Feuer entdeckt und gleich die ältere Schwester informiert.
Meine Mutter wollte dableiben und ihr wurde das auch geraten. Sie hatte schon mal ein paar Sachen zusammengepackt, für den Fall dass das Feuer übergreift.
Sorgen um meine Eltern mache ich mir, weil die Scheune Teil eines Vier-Seiten-Hofes war. Und eine angrenzende (ehemalige) Scheune gehört meinen Eltern, die diese als Wohnhaus ausgebaut haben. Der Giebel des Hauses meiner Eltern ist etwas angekokelt und die Dachrinne ist definitiv hin, aber das war es schon.
Ich denke auch, dass Du versuchen solltest, Dich zu beruhigen, auch wenn ich nachfühlen kann, dass das sicherlich ein großer Schreck für Dich war. Aber Du hast doch alles getan, was Du konntest, oder? Die Kinder sind in Sicherheit, die Feuerwehr benachrichtigt und bereits eingeschritten (Du kannst nichts dafür, dass das Löschwasser verbraucht ist und mir fällt auch nichts ein, das Du gegen tun kannst, das ist jetzt Sache der Feuerwehr, würde ich sagen, die wird mit sowas Erfahrung haben), die Eltern nicht erreichbar.
Vielleicht kannst Du, ergänzend zu Nelchens Vorschlag, auch noch den betroffenen Eltern Deine Hilfe anbieten, falls doch ein größerer Schaden entstanden sein oder noch entstehen sollte. Aber zunächst kannst Du Dir auf die Schulter klopfen, denke ich. Du hast das wirklich gut gemacht.
Ich denke mal, dass es auch daran liegt, dass da wieder etwas hochkommt. Vor vielen Jahren hatte ich eine ähnliche Situation, damals brannte das Gebäude in dem ich gejobbt habe nieder. Ich stand über eine Stunde daneben und wir konnten mit der Polizei nur zusehen, wie das Gebäude von der Feuerwehr beaufsichtigt kontrolliert abbrannte. Vielleicht mache ich mir auch deswegen Sorgen um den Kleinen, weil ich eine der letzten im Gebäude und immer wieder gegrübelt habe, ob ich vielleicht Schuld sein konnte. Damals haben zwei Dreizehnjährige die einbrechen wollten und so den Brand gelegt, aber das stand erst einige Tage später fest.
Mir fehlen etwas die Worte. Und ich kann mich leider auch wahrscheinlich nicht so gut ausdrücken. Aber ich wünsche dir und deinen Eltern das für euch alles einigermassen glimpflich abläuft.
Du hast geschrieben, das sich das jüngste Kind deiner Nachbarn Vorwürfe macht, das er schuld sei. Das sollte auf alle Fälle geklärt werden. Sprich das er es auch ausprechen kann, wenn er wikrlich Schuld hat und man ihm damit auch helfen kann. Feuer machen geht ja leider schnell. Und als Kind verliert man da schnell den Überblick.
Ich persönlich wäre an deiner Stelle wohl bei meiner Mutter geblieben. Soll kein Vorwurf sein. Einmal um die Mutter ein wenig abzulenken und auch um mich selbst abzulenken.
Hallo LittleSister, ich habe auch lange mit mir gekämpft wo ich bleiben sollte, aber ich wollte den Kindern (den zweien der Hofbesitzer und meinem eigenen) den Anblick nicht zumuten, weil sie schon aufgebracht genug waren und nur geweint haben. Außerdem wohnen wir auf dem Dorf. Eine andere gute Bekannte (mit der ich ebenfalls gemeinsam die Schulbank gedrückt habe), hat meiner Mutter Kaffee gekocht und ist bei ihr geblieben, ebenso eine Freundin meiner Mutter aus der Nachbarschaft. Mein Klassenkamerad, der ja die beiden anderen Kinder zwischenzeitlich abholte, meinte nur es sähe schlimm aus und ich solle lieber mit meinem Sohn daheim bleiben, weil wir sonst eh nur im Wege stehen würden.
Ich war jetzt erst mal noch mal da und durfte mir anhören, dass ich schlimmeres verhindert habe, weil ich den Brand zwar erst als zweite bemerkt habe, aber eben gleich die Leute ziemlich energisch angebrüllt habe, dass der eine die Nachbarn warnen, der andere die 112 anrufen sollte (was fragt der auch so blöd nach der Nummer). Ist mir gar nicht mehr bewusst. Aber wenns hilft, ist auch keiner mehr böse, im Gegenteil, sie meinten, wenn ich leiser gewesen wäre, dann hätten sie vielleicht erst gar nicht reagiert.
Zur Zeit ist der Mann von der Kripo bei den Brandopfern. Es ist alles fotografiert und wird jetzt ausgewertet. Der Kleine hatte schon mal gekokelt, damals aber ohne irgendwelche Schäden zu verursachen. Seit damals hat er so einen Schiss, dass ich ihm schon glaube, dass er es nicht war. Außerdem brach der Brand im Heulager aus. Wenn das nicht ganz trocken ist, kann das wirklich zu einem Brand führen. Aber das wird sich finden - es wird auf jeden Fall morgen in der Kita und der Schule Thema sein.
Eine positive Nachricht: Die Kaninchen konnten quitschnass aber sonst wohlbehalten gerettet werden, sie waren erst ein paar Tage zuvor umgesetzt worden. Jetzt haben sie bei einem anderen Züchter Unterschlupf gefunden.
Jetzt gibt es nur ein kleines Problem: alle, die nicht den Hof geräumt haben, haben sich beteiligt in der Nähe stehende Autos umzuparken. Ein Autoschlüssel ist noch nicht wieder beim Besitzer, aber das wird sich spätestens morgen früh finden Alle sind zwar aufgekratzt, aber sehr froh, dass es nur hoher Sachschaden ist. Eine Brandwache bleibt aber noch, die werden gerade von der Dorf-Bevölkerung kulinarisch verwöhnt.
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