Die (sinnlose) Suche nach der perfekten Lösung?
Irgendwie bin ich zur Zeit ziemlich durcheinander und mache das zum Teil daran fest, das ich an sich die perfekte Lösung suche aber nicht bekomme. Und ich denke, es würde mir vielleicht helfen, wenn ich wüsste, wie ich damit umgehen kann.
Ich baue mein Leben zur Zeit auf irgendwas auf, was an sich für mich nur Notlösungen sind. Als ich anfing den Weg zu gehen, wusste ich, das ich nur die silberne Version bekommen kann. Die Goldversion war leider nicht möglich. Ich habe mir schwer getan, mich damit zurecht zu finden. Die Lösung ist nach aussen hin an sich für viele die Ideallösung. Nur für mich scheinbar nicht.
Ich habe immer wieder versucht, mich mit den momentanen Möglichkeiten zu arrangieren. Versucht sie so anzunehmen, wie sie nun mal sind. Habe versucht damit zurecht zu kommen. Aber in schon fast regelmässigen Abständen, werde ich immer wieder daran erinnert, wie es halt wäre, wenn ich die Goldvariante bekommen hätte. Klar sind die Gedanken an sich sinnlos, weil ich nun mal weiss, das es den Weg für mich nicht gibt.
Die momentane Lösung ist nicht die schlechteste. Aber ich tue mir unheimlich schwer damit, sie halt anzunehmen wie sie ist. Und ich stehe mir dann halt auch selbst im Weg.
Kennt ihr sowas? Und wie geht ihr damit um? Glaubt ihr man kann immer die ideale Lösung bekommen oder glaubt ihr, auch die Ersatzlösung kann befriedigend sein?
littlesister, ich kenne das nur zu gut. Es ist einfach so, dass der Mensch immer das Bestmögliche möchte. Egal in welcher Hinsicht.
Ich hatte damit große Probleme und wurde immer unzufriedener. Dies wirkte sich dann total auf meine Stimmung aus. Das Thema Berufswahl hing mir ganz schön nach. Meine Vorgesetzte merkte das irgendwie. Sie holte mich in ein Gespräch, welches meine Meinung gründlich umkehrte. Von ihr war nie mit Lob zu rechnen gewesen, doch sie bestärkte mich durch das Gespräch am Ball zu bleiben. Ich sei die Beste im Team und so weiter. Mir wurden neue Aufgaben zu Teil und trotz "Silbervariante" geht es mir besser. Mein Grundgedanke hat sich geändert. Denn ich kann was und bingut darin. Ich werde gebraucht und habe Verantwortung. Soviel nur zum Beispiel.
Man sollte zwar immer nach etwas Höherem streben, aber sich nicht kaputt daran machen. Man muss einfach versuchen glücklich zu sein mit dem was man hat. Auch wenn es schwer fällt. Gerade dann, wenn man immer wieder daran erinnert wird.
Was mir in Zeiten hilft, wo ich mal etwas depressiv bin: Ich versuche das Positive zu sehen, die Erfolge oder was besonders schön war. Leider verläuft das Leben nicht immer optimal. Die vielen Rückschläge die man hat sind aber auch sehr lehrreich und bringen dich dazu Entscheidungen zu treffen. Ich finde es auch sehr wichtig zu lächeln, auch wenn dir nicht danach zumute ist. Denn dann kommt sicherlich irgendwo ein Lächeln zurück, was ein wenig glücklicher macht. Ich möchte nicht einfältig klingen, aber versuche es mal, vielleicht hilft es dir ein wenig.
Es kann auch helfen einfach mal mit einer Vertrauensperson sehr ausführlich über das eigene "Problem" zu reden. Das lässt es zwar nicht direkt verschwinden, allerdings kann es sehr hilfreich sein, mal einen komplett anderen Denkanstoß zu bekommen, den man dann selbst beherzigen und fortsetzen kann. Angesichts der Tatsache, dass ich von Natur aus seit jeher eher Pessimist bin, klingt das was ich jetzt sage zwar etwas heuchlerisch, aber es kommt nur auf den Blickwinkel an und auf das, was man selbst aus der Sache macht.
Hat man einen Fehler gemacht, hat man zwar einen Fehler gemacht, aber es ist vorbei, man hat hoffentlich daraus gelernt und in Zukunft weiß man es besser. Irgendwann gehen die kurzzeitig sehr "schlimmen" Fehler, in welcher Hinsicht auch immer, zur Nichtigkeit über. Damit das schneller geht kann man sich "Fixpunkte" im Leben suchen, auf die man "hinarbeitet" bzw. "hinlebt" und auf die man sich freuen kann, so etwas kann einem ein wenig Mut machen. Oder sollte es beispielsweise um ein "zu geringes" Gehalt gehen, könnte man sich zum Beispiel fragen, ob es wirklich zu gering ist, bzw. ob man damit wirklich nicht klar kommt. Kann man noch gut damit Leben und hat auch (fast) alles, was man sich noch zusätzlich wünscht, sollte man noch einmal darüber nachdenken, ob man wirklich unbedingt noch mehr braucht oder ob das eher ein Luxus wäre.
Auch weil das Leben häufig wie eine frustrierende Ansammlung von Kompromissen wirkt, würde ich Dir sehr gerne ein Buch ans Herz legen: "Anleitung zum Unglücklichsein" von Paul Watzlawick.
In seinem populärwissenschaftlichen Werk zeigt Watzlawick sehr anschaulich, wie wir unserem Glück immer wieder selbst im Weg stehen, indem wir Situationen oder Gegebenheiten eine gewisse Bedeutung (in Deinem Fall mit dem Stichwort: Notlösung) zuschreiben. Das Buch ist ebenso locker wie amüsant geschrieben und hat meinen Blick auf die Welt erheblich verändert.
Leih Dir das Buch doch einfach einmal aus: Einen Versuch ist es wert und in jedem Fall eine ebenso amüsante wie lehrreiche Lektüre! In meinem Fall war es die perfekte "Anleitung zum Glücklichsein".
Deine Beschreibung ist ja recht allgemein und ich kann dieses Verhalten bei mir selbst auf mehrere konkrete Situationen beziehen. Ich bin generell sehr perfektionistisch veranlagt und kann mich nicht besonders gut mit Notlösungen arrangieren. Das betrifft sowohl mein Studium als auch Arbeit und Privatleben.
Wenn es für ein Problem eine Lösung gibt, die zwar recht in Ordnung, aber nicht perfekt ist, stört mich das schon ziemlich und ich strebe eigentlich auch immer die Ideallösung an. Manchmal ist diese aber nicht direkt möglich und gerade bei nebensächlichen Themen stelle ich immer wieder fest, dass ich mich auch nicht auf die zweitbeste Lösung einlassen kann, falls die Optimallösung nicht möglich ist. Ich warte dann oftmals solange, bis die beste Lösung möglich ist. Das ist zwar oft recht anstrengend und problematisch, allerdings gibt es einfach viele Dinge, bei denen ich keine zweitklassigen Lösungen akzeptieren kann.
Das Problem, sich selbst im Weg zu stehen, kenne ich auch. Im Studium muss ich zum Beispiel immer meine Unterlagen möglichst perfekt zusammenhaben. Ich schreibe auch stets mit dem gleichen Stift. Falls das in der Eile mal nicht möglich ist, schreibe ich die Sachen zuhause noch einmal in der gewünschten Form ab. Das verbraucht im Prinzip unnötige Zeit, so dass ich oft viel zu lange mit einem bestimmten Fach beschäftigt bin, was zu einer gewissen Einschränkung meiner Freizeit führen kann.
Für mich persönlich sind Ersatzlösungen nicht befriedigend, da ich dann immer im Hinterkopf habe, dass es ja theoretisch auch eine bessere Lösung gegeben hätte. Ich kann mich begrenzt mit solchen Lösungen zwar arrangieren, falls es einfach nicht besser geht, allerdings stellen sie mich nicht wirklich zufrieden.
Bislang gehe ich mit dieser Eigenheit so um, dass ich nach wie vor nach der Ideallösung strebe. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, davon abzuweichen und mich mit Kompromisslösungen zufriedenzugeben, solange auch die andere Lösung erreichbar ist.
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