Reise nach Kandahar

vom 13.09.2009, 15:13 Uhr

Ich habe mal eine Frage. Wer von Euch kennt den Film "Reise nach Kandahar", in dem es um eine afghanische Journalistin geht, die vor vielen Jahren aus dem Land geflohen ist und nun wieder zurückkehrt, um ihre selbstmordgefährdete Schwester zu retten? Man könnte ihn nahezu schon als Kunstfilm bezeichnen.

Ich habe ihn gestern Abend in einem alternativen Kino bei uns in der Stadt gesehen und er hat mich sehr beeindruckt. Man lernt ungeheur viel über Afghanistan und wird auf Dinge aufmerksam gemacht, über die man sich entweder normalerweise einfach keine Gedanken macht oder die einem auch gar nicht so bewusst sind und real erscheinen. So wirft man in Afghanistan zum Beispiel Beinprothesen aus Plaste aus einem DRK Hubschrauber, die dann auf dem Boden von DRK Mitarbeitern verteilt werden. Es wird dann darum von den Einheimischen gefeilscht, als wäre es irgendeine Ware wie zum Beispiel ein normales Kleidungsstück. Zumindest versucht man es, das DRK hat natürlich seine Richtlinien.

Wer den Film nicht gesehen hat, sollte ihn sich irgendwann unbedingt mal zu Gemüte führen, er ist sehr interessant. Es gibt ihn zum Beispiel bei Amazon auf DVD. Nur das Ende ist unerwartet. Der Film endet an einer Stelle, wo man am allerwenigsten damit gerechnet hätte. Man muss auch erst einmal überlegen, was das Ende zu bedeuten hat, so plötzlich tritt es ein. Was das für ein Ende ist, verrate ich natürlich an dieser Stelle nicht.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo Mandragora,

auch ich kenne zufälliger Weise diesen Film und muss dir vollkommen Recht geben. Dieser Film ist wirklich etwas ganz Besonderes und so wahnsinnig lehrreich, dass man ihm eine Facharbeit in der Schule oder zu mindest einen Vortrag widmen sollte! :)

Ich weiß noch ganz genau, was ich bereits in den ersten Minuten des Film dachte, wo die Fotos von den Familien gemacht wurden und man die ganzen verschleierten Menschen gesehen hat. Ich dachte: "Mein Gott, ich weiß so wenig über dieses Land!" Ich habe mich fast dafür geschämt, aber ich habe einfach gehofft, dass es nicht nur mir so ging mit meiner Unwissenheit. Man hat zwar die ganze Zeit Vermutungen und so etwas wie eine Vorahnung in sich, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass es von der Realität in dem Film letztlich doch ganz schön abweicht!

Umso besser hat mir der Film natürlich gefallen. Ich fand vor allem schön, wie gut es gelungen ist, einen "für den Zuschauer erträglichen" Mittelweg zu finden. Damit meine ich, dass man zwar in gewisser Weise echt schlimme und bedrückende Dinge gezeigt hat, aber in einem Maße, dass man das verkraftet. Es gibt ja auch Filme, die schocken einen so sehr, dass einem richtig schlecht bei wird. Aber hier war das nicht der Fall.

Was dieser Film auch noch bei mir bewirkt hat, und was ich sehr gut und bemerkenswert finde ist, dass mir zwischendurch wieder einmal eingefallen ist, wie wenig wir Menschen, besonders in wohlhabenderen Ländern wie Deutschland, ganz einfache Dinge des Lebens schätzen. In dem Film waren so viele Menschen zu sehen, die Arme oder Beine oder auch nur Teile davon verloren hatten, aber ich war auf einmal sehr, sehr glücklich darüber und vor allem sehr dankbar, dass ich gesund bin. :) Wirklich zu empfehlen, dieser Film!

» Katjaactress » Beiträge: 246 » Talkpoints: 1,17 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Oh glaube mir, da ging es nicht nur Dir so. Ich dachte ebenfalls, dass ich anscheinend keine Ahnung habe, wie Menschen in anderen Ländern eben zum Beispiel Afghanistan leben. Man hört immer nur von toten deutschen und toten amerikanischen Soldaten, man hört von Terroristen, aber von eben diesen Dingen wie z.B. die Sache mit den "fliegenden Beinen", von der Art wie die Kinder dort im Land lernen, von dieser Warnung, dass die Kinder keine Puppen auf der Straße aufheben dürfen, weil sich darin Sprengsätze befinden, von der Art wie Frauen beim Arzt untersucht werden - nämlich nahezu gar nicht, weil der Arzt sie nicht nackt sehen oder anfassen darf - von all diesen Sachen weiß man nichts. Oder zumindest nur schemenhaft. Und dabei ist gerade Afghanistan so allgegenwärtig.

Oder auch das mit den Burkas, dem Gewand der Frauen (wenn sich nicht gerade Männer darunter verstecken). Man weiß ja, dass die Frauen einen Schleier tragen, aber diese Bilder von hunderten Frauen in Burkas haben sich irgendwie total in meinen Kopf gebrannt. Mich hat das irgendwo auch ungeheuer erschreckt, all diese vielen "Schwarzköpfe" (oder: Siyahsar; so nennt man die Burka tragenden Frauen in Afghanistan) dort durch die Wüste laufen zu sehen. Das hatte etwas Unheimliches, fand ich. Man wusste nie, mit wem man es zu tun hat. Das fand ich sehr befremdlich.

Mit diesem "erträglichen Mittelweg" ist das so eine Sache. Ich stimme Dir da natürlich zu, aber ich denke, dass wir durch die Medien einfach dieses Bild im Kopf haben, dass es in Afghanistan allen Menschen schlecht geht. Natürlich sind es furchtbare Zustände und Krieg und Terror sind allgegenwärtig, aber dennoch erleben die Einheimischen auch schöne und witzige Momente. Man versucht sicherlich das Beste draus zu machen, man hat ja auch keine andere Wahl und auch das spiegelt der Film sehr gut wieder. Trotz des vielen Nachdenkens, muss man manchmal schmunzeln. Das ist gut gemacht, allerdings.

Was ich auch gut fand, war der Einsatz der Kameras. Man hatte immer das Gefühl nicht nur Zuschauer, sondern richtig mittendrin zu sein. Jederzeit hätte man von hinten angefallen werden können, jederzeit hätte man auf eine Mine treten können, das war sehr fesselnd.

Dieser Film ist tatsächlich eine Bereicherung für mich gewesen. Ich überlege schon, ob ich ihn mir nicht von meinem nächsten Amazon Gutschein kaufen sollte :wink: Man lernt einfach so ungeheuer viel, ich finde, dass noch viel mehr Menschen diesen Film gesehen haben müssten. Ich würde ihn kaufen und dann der ein oder anderen Person zum Angucken leihen :wink:

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe vor ein paar Tagen, mir auch den Film "Die Reise nach Kandahar" angesehen, da er mir empfohlen wurde. Ich fand ihn sehr lehrreich und ich war echt positiv überrascht, da ich eher dachte es wäre ein Film im "Dokuformat". Doch was ich da gesehen hatte, hat mich echt beeindruckt.

Ich habe schon im Fernsehen viel über Afghanistan gehört, wenn auch nur meist im negativen Sinne. Doch von diesem Gewand, der Burka wusste ich noch nichts. Diese Frauen in den ,,Gewändern", weckten bei mir auch etwas angsteinflößendes und auch etwas mystisches. Ich glaube ich würde durchdrehen, wenn mir im alltäglichen Leben solche verschleierten Menschen, den ganzen Tag über den Weg laufen würden. Außerdem verunsichert es einen Menschen ja auch, wenn man mit jemanden redet und man sieht nicht das Gesicht. Gerade die Augen spielen ja bei der Kommunikation eine wichtige Rolle, durch die Augen, erfährt man viel über einen Menschen und wenn dieser Bereich verdeckt ist, geht somit auch ein großer Teil der Ausstrahlung verloren.

Was ich besonders fand an dem Film "Die Reise nach Kandahar" war, dass ich mich richtig in der Hauptperson hineinversetzt gefühlt habe, so als wäre ich "mittendrin" und würde das alles mit eigenen Augen erleben. Ich habe sogar herausgefunden, dass die meisten Menschen dort relativ zufrieden waren mit ihren Leben. Ich fande das sehr beeindruckend, sie haben sich mit den kleinsten Dingen zufrieden gegeben und nicht über alles beschwert, so wie es meistens in unserer Gesellschaft der Fall ist.

Was ich jedoch ziemlich schockierend fand, waren die vielen Menschen die durch Mienen, Beine oder Arme verloren hatten. Es war ein ziemlich grausiger Anblick, wie sie da humpelnd durch die Gegend hüpften und sich teilweise sogar um die Prothesen stritten, weil nicht genügend davon vorhanden waren. Auch die gesundheitliche Lage der Menschen, in diesem Land wurde dargestellt. Meist starben die Leute dort an Erkrankungen, die durch Folge einer Unterernährung oder verseuchten Wasser entstanden sind. Das zeigt wiederrum die missliche Notlage in diesen Land und das die medizinische Versorgung dort relativ gering, bis kaum vorhanden ist.

Als Resultat würde ich den Film wirklich weiterempfehlen. Man lernt nicht nur ein Land aus verschiedenen Blickwinkeln kennen, sondern lernt auch viel über die Kultur und den Menschen, die dort leben. Dieser Film soll zum Denken anregen und zeigen , dass man sein Leben schätzen soll und etwas daraus machen sollte, egal wie steinig und schwer dieser Weg ist.

» Maria92 » Beiträge: 140 » Talkpoints: 21,36 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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