Kinder zweisprachig erziehen?

vom 13.09.2009, 12:46 Uhr

Ich wurde zweisprachig erzogen, da mein Vater aus Großbritannien kommt, demnach wurde bei uns zu Hause English und Deutsch gesprochen. Meine ersten Worten waren auch nicht "Mama" oder "Papa" sondern "Mum" und "Dad". Außerdem habe ich immer sowohl englische aus auch deutsche Kinderlieder gelernt, und wenn ich krank war, wurde das auch immer erstmal auf englisch erzählt(z.B als ich windpocken hatte: chicken pocks). Dazu kam, dass wir eigentlich jedes Jahr meinen Onkel, meine Tante und Cousins und Cousinen in England besucht haben, da wurde dann natürlich auch nur englisch gesprochen.

Im Nachhinein bin ich sehr dankbar für diese Erziehung, denn ich glaube es hat mir ziemlich geholfen, als ich später das erste Mal english in der Schule hatte. Jetzt hilft es mir immer noch, weil man ein ganz anderes Sprachgefühl hat und einen großen Wortschatz. Man nimmt die Sprache ganz anders auf und muss nicht immer alles in irgendwelchen Büchern nachlesen - viele Sachen sind einfach selbstverständlich.

Wie ist es bei euch?Werden eure Kinder zweisprachig erzogen, oder denkt ihr das hätte Nachteile?

» HerzAmRechtenFleck » Beiträge: 108 » Talkpoints: 0,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo,

Meine Schwester und mein Schwager versuchen gerade auch meine Nichte zweisprachig zu erziehen und zwar in Deutsch und Französisch. Ob das funktioniert, weiß ich nicht. Die Kleine geht in einen deutschen Kindergarten, ich kann zwar ein paar Worte Französisch, aber ansonsten reden alle munter Deutsch auf das Mädel ein, wie soll es da begreifen, wo der Unterschied zwischen Deutsch und Französisch liegt und wie man was anwendet.

An sich hat das bestimmt viele Vorteile, wenn man zweisprachig erzogen wird. Wenn ein Elternteil natürlich von vornherein eine andere Nationalität und Sprache hat, geht das natürlich wesentlich leichter, als wenn man einfach nur versucht, irgendwie auf das Kind einzuwirken, wie meine Schwester es betreibt. Man sollte die zweite Sprache spielerisch vermitteln und keinen Druck auf das Kind einüben, dann ist es in Ordnung. Dass man es dann in der Schule leichter hat, kann ich mir gut vorstellen, echt beneidenswert :wink:

Ich habe allerdings auch schon irgendwo mal gehört (in der Schule?), dass Kinder, die mehrsprachig erzogen werden, häufiger stottern, als andere Kinder. Dass sie anfälliger fürs Stottern sind, als Kinder, die nur in einer Sprache erzogen werden. Auch das kann ich verstehen, gerade wenn man zwei Sprachen "zusammenwirft", die vom Klang her völlig verschieden sind, wie zum Beispiel Deutsch und Französisch. Mit Englisch gibt es da sicher weniger Probleme, also das ist jetzt mal meine private Theorie. Englisch ist wie Deutsch eher eine "harte" Sprache. Französisch ist "weich und fließend". Da kommt die ungeübte Kinderzunge ins Straucheln.

Kinder sind natürlich lernfähiger, als Erwachsene. Das wird im Alter immer schwieriger, eine Sprache zu lernen. Irgendwann gehen bestimmte "Zeitfenster" einfach zu und dann lässt sich nichts wirklich Gutes mehr erreichen oder zumindest nur ungeheuer schwer. Daher muss man damit unbedingt zeitig anfangen.

Ich habe in der Schule in der 3. Klasse mit Englisch angefangen, das ist noch ganz in Ordnung, wenn man bedenkt, dass es auch Kinder gibt, die noch nicht einmal richtig Deutsch sprechen können im Grundschulalter. Man muss sich am schwächsten Glied orientieren, da ist es natürlich heikel, wenn man schon eher mit Englisch für die ganze Klasse anfängt. Es wäre gut, wenn man das beispielswiese schon im Kindergarten in "Arbeitsgemeindschaften" anbieten würde. Einige Einrichtungen machen das ja schon so, allerdings noch viel zu wenig.

Jetzt sitze ich in der Ausbildung, in der wir auch Englischunterricht haben und es stellte sich heraus, dass manche nie Englisch in der Schule hatten. Manche nur ein paar Jahre und nicht durchgängig. Manche haben auch erst in der 6. oder 7. Klasse damit angefangen. Da hatten andere und ich bereits 3 bis 4 Jahre Vorsprung. Das sollte viel besser organisiert werden, finde ich. Sprachen sind wichtig, gerade Englisch.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wir erziehen unsere Tochter ebenfalls zweisprachig und es klappt hervorragend. Wir achten stets darauf, dass die Menschen in ihrer Umgebung, deren Muttersprache Deutsch ist, auch Deutsch mit unserer Tochter reden und die Menschen, die die Zweitsprache sprechen auch diese. Sonst würde sie Akzente lernen, die sie nachher nicht mehr weg bekommen würde und das zweisprachige Aufziehen hätte keinen Sinn mehr.

Meine Tochter kann nun perfekt deutsch und versteht aber auch alles auf griechisch. Wenn man sie auf griechisch etwas fragt, gibt sie eine deutsche Antwort. Sie versteht das. Wenn sie nicht auf Deutsch antworten würde, hätte ich keine Ahnung um was es geht.

Ich bin davon überzeugt, dass es nichts besseres gibt, als Kinder zweisprachig aufwachsen zu lassen. Darin sehe ich keinerlei Nachteile. Ich habe auch gelesen, dass sich Kinder später auch leichter mit anderen Fremdsprachen tun, also generell in Sprachen talentierter sind, als ihre einsprachig aufwachsenden Zeitgenossen. Das Argument, Kinder würden häufiger stottern, wenn sie zweisprachig aufwachsen halte ich für unnötige Panikmache. Man muss eben darauf aufpassen, dass das Kind nicht überfordert wird.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Hallo,

ich wurde auch zweisprachig erzogen. Das hat mir damals (und auch heute) sehr viele Vorteile gegenüber Gleichaltrigen verschafft, aber auch zu Hause, in der Schule, sowie Kontakte zur Familie, die nur jeweils die Zweitsprache beherrschten. Mir wurde früher zu Hause von einem Elternteil nur die Zweitsprache beigebracht, denn mein Vater beherrschte beide Sprachen perfekt. Er meinte, dass ich Deutsch schnell genug lernen würde, denn meine Mutter, sowie alle Leute unserer Nachbarschaft und meine Freunde sprachen Deutsch.

Heute vertrete ich die selbe Auffassung wie mein Vater. Beherrscht ein Kind zwei Sprachen, hat es mehr Möglichkeiten später im Beruf, sowie erlernt es leichter andere Fremdsprachen. Probleme mit Akzenten im Deutschen hatte ich nie, eher in der Zweitsprache brachte ich Akzente des Deutschen hinein.

Ich war und bin meinen Eltern sehr dankbar, mich zweisprachig aufgezogen zu haben, deshalb mache ich das selbe auch mit unserem Kind. Nachteile sehe ich keine, das einzige was mir in Kinderjahren passiert ist, ist dass ich ähnlich klingende Wörter der Sprachen vertauschte, aber es so schnell lernte, dass das meiner Meinung nach kein nennenswerter Grund ist.

» Navilat » Beiträge: 96 » Talkpoints: 0,17 »



Hallo zusammen!

Ich wurde nicht zweisprachig erzogen. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass es für Kinder viele Vorteile hat. Es ist immer gut, wenn man mehr als nur eine Sprache beherrscht. Gerade, wenn die zweite Sprache Englisch ist, bringt das einem Kind sicher schon viel.

Ich hatte nur in der Schule Englisch Unterricht und das Meiste schon wieder vergessen, da man es so einfach nicht oft braucht und nicht mehr regelmäßig schreibt und spricht. Ich denke, dass nichts dagegen spricht, ein Kind zweisprachig zu erziehen, wenn es dadurch nicht überfordert wird. Es gibt sicher einige Kinder in Deutschland, die außer Deutsch noch eine andere Sprachen beherrschen. Aber meistens kommt das ja nur vor, wenn ein Elternteil aus einem anderen Land stammt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wir sind auch am überlegen unsere Tochter zweisprachig zu erziehen. Ich spreche sehr gut englisch und ich finde englisch als zweit Sprache sehr schön und auch hilfreich.

Das Problem was ich nur sehen, man sollte so konsequent sein das einer dann nur englisch mit dem Kind spricht während der andere und andere nur deutsch mit ihm sprechen. Das stell ich mir schon schwer vor, denn ich befürchte das ich zwischendurch trotzdem ins deutsche fallen würde.

Ich denke allerdings das es nicht schaden kann teilweise Sachen in englisch mit dem Kind zu lernen, ich hab letztens einen Bericht über einen bilingualen Kindergarten gesehen, da wird den Kindern von einer Erzieherin alles in englisch erzählt. Dadurch lernen die Kinder zwar kein wirkliches englisch, aber sie lernen ein paar Wörter und lernen scheinbar dann in der Grundschule schneller englisch, weil sie den Klang schon kennen.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Unser Sohn (2 Jahre alt) wird nicht zweisprachig erzogen. Das liegt aber nicht daran, dass mein Mann und ich dagegen sind, sondern daran, dass wir beide keine weitere Sprache einwandfrei können. Wir werden dennoch darauf achten, dass er nach Möglichkeit im Kindergarten einen "Englisch-Kurs" besucht.

Als Kindergärtnerin möchte ich euch hier ein paar wichtige Tipps mit auf den Weg der zweisprachigen Erziehung geben: Wenn beide Sprachen zu Hause gesprochen werden, sollte je ein Elternteil eine Sprache übernehmen. Wenn beide Elternteile beide Sprachen sprechen, kann es passieren, dass das Kind die Sprachen nicht auseinanderhalten kann.

Ebenfalls sehr wichtig ist, dass das Kind zuerst eine Sprache sehr gut kann und erst dann eine weitere Sprache erlernt. Sonst kann es passieren, dass das Kind beide Sprachen nicht perfekt kann.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hallo!

Ich musste grade zweimal lesen: Ihr wollte Kinder zweisprachig erziehen, indem ihr selbst eine Fremdsprache sprecht? Respekt dafür, so etwas Abwegiges ist mir noch nie unter gekommen und funktionieren wird das auch nicht, im Zweifelsfall spricht das Kind am Ende eine Fantasiesprache. Wenn man eine Sprache selbst nicht kann, gibt man dieses Wissen auch falsch an seine Kinder weiter- korrektes Englisch muss in der Schule dann also noch einmal gelernt werden.

Außerdem würde ich als Referenz nicht das Englische nehmen, welches eine wirklich einfach Sprache ist und somit keine Grundlagen legt, die später nicht locker wieder eingeholt werden können. Insofern ist Unterricht im Kindergarten auch eine ziemlich dämliche Angelegenheit, interessanter wäre Latein oder eine nicht indoeuropäische Sprache.

Der Fremdsprachenunterricht in der Grundschule war ursprünglich auch nie angedacht, um Sprachfähigkeiten zu vermitteln, sondern um Verständnis für andere Kulturen und Eigenheiten zu vereinfachen. Dass dieser Grundgedanke durch Lehrerfaulheit zu einem Englischunterricht verkommen ist und dieser Boom jetzt sogar auf Kindergärten überschlägt ist meiner Meinung nach idiotisch. Aus diesem Grund sollte man sein Kind auch lieber mal mit türkischen Nachbarskindern spielen lassen und auch mal ein französisches Kinderlied singen, anstatt sich eine zweisprachige Erziehung aufzuzwängen.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also wenn ich mal Kinder habe, dann werde ich diese auch auf jeden Fall zweisprachig aufziehen. Denn Deutsch als Muttersprache und Englisch gleich als Zweitsprache kann nicht schaden. Vor allem denke ich, dass sie es später einmal leichter haben werden und da Kinder sowieso gerne lernen wenn sie klein sind, sehe ich dies nicht als Problem an. Ich finde es toll, dass du zweisprachig aufgewachsen bist, aufgrund deiner Herkunft. Jedoch kann man dies auch machen, wenn man rein deutsche Eltern hat. Es ist jedoch ein wenig schwieriger jedoch sehe ich es als perfekt an, wenn man zweisprachig aufwachst.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin da relativ skeptisch, auch, wenn ich ansonsten einer solchen Erziehung offen gegenüberstehe. Man sollte bei einer zweisprachigen Erziehung jedoch einige Regeln beachten, die auch in der Realität umzusetzen sind. So sollte die Zweitsprache tatsächlich von jemanden gesprochen werden, der diese Sprache als Muttersprache hat. Wenn man also in Deutschland lebt und man hat die deutsche Sprache als Muttersprache, der/ die Partner/in spricht beispielsweise französisch, weil er/ sie von dort herkommt, sollte Deutsch die erste Sprache sein und ausschließlich von der Person gesprochen werden, die diese Sprache als Muttersprache hat. Die französische Sprache hingegen sollte ausschließlich von der Person gesprochen werden, die eben diese als Muttersprache hat. Man kann es natürlich auch so handhaben, dass jemand, der sehr gute Kenntnisse in einer Fremdsprache hat, diese anbringt.

Kinder bringen es meiner Meinung nach weniger durcheinander, wenn sie einer Person eine Sprache zuordnen. Sprechen aber nun beide Elternteile beide Sprachen durcheinander, wird sich das Kind dies auch abschauen und die Sprachen durcheinander bringen und sprechen. Das sollte ja in Hinblick auf die Kommunikation mit anderen Kindern und später im Kindergarten und in der Schule eigentlich nicht mehr stattfinden.

Werden diese Regeln beachtet, halte ich es auch für sinnvoll, wenn zwei Sprachen gesprochen werden und das kann keinem Kind schaden. Bevorzugt sollten es aber schon Muttersprachler sein, oder eben Bezugspersonen, die langfristig mit dem Kind zu tun haben werden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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