Mit Kunst Geld verdienen

Ich befinde mich momentan in einer Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten. Ich habe eine eigene Wohnung und da ich regelmäßig zur Berufsschule fahren muss, entstehen mir sehr hohe Fahrtkosten.

Da hab ich mir überlegt, was ich kann: malen, zeichnen, u.s.w. und ob ich damit Geld verdienen, kann, wenn ich meine Bilder auf eine Leinwand bringe. Ich habe es mir aber noch nicht gewagt, weil ich 1. nicht weiß, wie meine Kunst ankommt, 2. nicht weiß, ob die Leute auf selbst gemalte Bilder stehen und 3. nicht weiß, ob ich sie los werde, z.B. über ebay.

Vielleicht sollte ich es einfach mal versuchen oder was meint ihr?

Einleitend möchte ich Dir sagen, dass beispielsweise von allen Absolventen der Kunstakademie in Berlin nur 5% tatsächlich von ihrer Berufung leben können (und in diesen 5% sind die Grafiker bereits beinhaltet). In Deinem Falle ist es jedoch einfacher, als für die Bildenden Künstler, denn Du möchtest Dir nur das Fahrgeld verdienen und nicht Deinen Lebensunterhalt. Im nächsten Abschnitt erkläre ich Dir, welche Möglichkeiten Dir offen stehen.

a) Dein Vorschlag via ebay zu verkaufen ist gut, doch ebay ist nicht kostenlos und Du mußt die Bilder versenden. Einfacher ist hier der Gang durch die Stadt und in die kleinen Läden oder Cafés (nicht in Galerien). Eine freundliche persönliche Frage, ob sie das Bild irgendwo im Schaufenster oder im Laden dekorativ aufstellen möchten (natürlich mit Preisschild) trifft häufig auf ein freundliches ja. Wichtig ist, dass sie kein Geld verlangen. Denn Du willst schließlich etwas verdienen, nicht zahlen.

b) Du kannst auch Deine Wohnung nutzen. Stelle Deine Werke an einem Samstag in Deiner Wohnung aus. Künstler nennen das (ein offenes Atelier). Vergleiche es mit einem Garagenflohmarkt. Wenn für Dich der Termin feststeht, druckst Du mit dem PC (mit Deinem oder mit dem Deiner Freundin) einige Flyer und verteilst sie z.B. an die Supermarktbretter, die Du natürlich auch dauerhaft mit einem Angebot behängen kannst. Oder ans schwarze Brett eines Cafés. Wenn Dein Vermieter es zulässt, dann hänge einfach ein Einladungschild an die Tür "Großer Bilderverkauf...".

c) Im Internet gibt es Online-Galerien, die Du kostenlos nutzen kannst. Hier benötigst Du jedoch sehr viel Geduld und gute Fotos von Deinen Bildern. Fotos sind auch für Deinen Gang zu den Läden ideal (sie können auch nur auf dem Display der Digitalkamera zu sehen sein), so mußt Du keine Bildermappe mitschleppen, wenn einer der Ladenbesitzer sehen möchte, wovon Du sprichst.

d) Vielleicht kennst Du auch Personen, die regelmäßig auf Flohmärkten gehen und Dich und Deine Bilder einfach an ihrem Stand teilnehmen lassen. Selbst in einen Flohmarktstand investieren würde ich nicht, denn die Standgebühr ist für Dein Vorhaben schlicht zu teuer.

e) Potentielle Käufer sind natürlich auch Personen in Deiner Umgebung. Zum Beispiel aus der Berufsschule (Lehrer etc), Verein oder der entfernte Bekanntenkreis. Wenn Deine Bilder überzeugen, dann findest Du vielleicht einen Abnehmer, der mehrere Bilder kaufen möchte.

Sehr wichtig ist die Reihenfolge. Zuerst malst Du eine größere Anzahl von Bildern. Stelle Dir vor, Du bereitest Dich auf eine Ausstellung vor. Sagen wir 10, dann bietest Du sie an. In manchen 1 Euro-Läden gibt es Leinwände ab 50 Cent, doch nehme Abstand von den Farben in diesen Läden. Auch mit einfacher Dispersionfarbe vom Baumarkt malt man bessere und gute Bilder. Verwende gute Pinsel. Nichts wirkt unprofessioneller, als Pinselhaare im Bild.

Nun zum Preis. Dir sollte klar sein, dass Du pro Bild nicht über 50 Euro gehen kannst. Es sei denn, das Bild ist Dir so gelungen, dass man es Dir aus der Hand reißen möchte. Frage Freunde oder Bekannte wie sie das Bild finden und zwar ihre ehrliche Meinung. Ein Bild für 15 Euro, das gefällt, nimmt man schneller mit, als ein Bild für 35 Euro. Deine Kosten sollten nur 1/3 des Preises ergeben, sonst zahlst Du am Ende mehr, als Du bekommst. Die Regel für Künstler lautet: Kein Bild unter 150 Euro anzubieten. Und ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, es ist verdammt schwer ein teures Bild zu verkaufen. Es gibt sicher schnellere und bessere Möglichkeiten Geld zu verdienen. Auch für Dich.

Ich denke, dass es sehr schwer ist mit Kunst Geld zu verdienen. Immerhin benötigt Kunst auch immer einen gewissen Sachverstand und mal eben etwas auf die Leinwand bringen ist eben auch nicht immer so leicht. Man braucht gute Ideen und muss es auch wirklich können. Natürlich kannst du es dann mal bei eBay probieren, auch auf Flohmärkten oder über Facebook über Freunde. Jedoch würde ich nicht damit rechnen, davon leben zu können.

Mit Kunst kann man kein Geld verdienen, das klappt nur wenn man einen Namen hat. Dann kannst du auch einen roten Kreis auf rotem Hintergrund verkaufen und die Kunden würden Schlange stehen. Wenn du gut bist dann kannst du sicherlich mit gemalten Bildern auch etwas verdienen, aber du wirst kaum mehr als die Unkosten heraus bekommen. Gutes Papier oder gar eine Leinwand ist schon für sich recht teuer und was die Pinsel und die Farben kosten weißt du sicherlich besser als ich.

Ich muss immer an eine Künstlerin denken auf die ich einmal durch Zufall im Internet gestoßen bin. Die bot bei Ebay wunderschöne mit Acryl gemalte Blumenmotive als Versteigerung an. Die Blätter im Format A5 waren wirklich etwas Besonderes und mit viel Liebe zum Detail gemalt, sie gingen aber für nie mehr als zehn Euro weg. Ich weiß nicht wie lange man daran wirklich sitzt, aber ein guter Stundenlohn wird das garantiert nicht gewesen sein. Auch sieht man immer wieder an der Ostsee Kunststudenten ihre Werke am Strand anbieten. Ich hatte mich mal mit einem unterhalten und er sagte mir dass er von diesen Strandbildern sein Studium finanziert, er aber diese Bilder und Motive hasst. Er produziert sie am Fließband und das auch richtig gut und wahrscheinlich auch relativ zügig, aber in seinen Augen verschwendet er nur seine Zeit damit.

Versuchen kann man es ja immer trotzdem einmal und ein paar Bilder zeichnen, mal sehen was passiert. Einschlägige Märkte gibt es ja genug wo man einen Stand errichten kann und in etlichen Städten gibt es Künstlerkreise an die man sich hängen kann. Es kann natürlich sein dass man von der Stammkundschaft etwas schief angesehen wird, Künstler sind so ein eigenes Volk. Ich persönlich würde es aus Spaß an der Sache einfach probieren und dann wahrscheinlich wahnsinnig enttäuscht sein wenn niemand etwas kauft.