Schüchtern und doch nicht?
Ich verstehe mich absolut nicht und versuche dies nun mal zu definieren. Also eigentlich ist ja Liebe, Sex und Zärtlichkeit ein ganz normales Thema. Jedoch wurde ich sehr konservativ erzogen. Also Sex war überhaupt kein Thema. Nun ja. Nun bin ich ja doch schon älter, jedoch ist es noch immer das Gleiche. Ich habe so im Leben eine echt große Klappe, doch wenn es um Liebe, Sex und Zärtlichkeit geht, dann werde ich stumm wie ein Fisch und total unsicher.
Wenn ich zum Beispiel jemanden sehe und den süß finde, dann würde ich den niemals ansprechen. Daher kommt es auch, dass meine drei Beziehungen die ich habe, immer erst nach längerem Kennenlernen zustande kamen. Meine erste Beziehung war ein Arbeitskollege, mit dem ich Wochenlang auch Tour war. Nachdem wir die ganze Zeit zusammen waren Tag und auch Nacht, fand ich ihn irgendwann süß und habe nach langer Zeit dann mal einen Brief geschrieben und ihn heimlich zugesteckt. Die zweite Beziehung, war ein guter Freund, der mehr für mich empfunden hat und wir haben es dann eben einfach versucht, da musste ich zum Glück gar nichts machen und meine jetzige Beziehung hat sich auch mehr oder minder nach längerem ergeben.
Doch die Schüchternheit geht ja dann auch wieder weiter. Egal ob es der erste Kuss ist, das erste mal Geschlechtsverkehr mit dem neuen Partner. Ich merke selber, dass ich sehr vorsichtig bin, ja nichts falsch machen will. Geht mein Partner total offen mit mir um und hat mehr oder minder keine Hemmungen, dann lasse ich mich hingeben und bin auch frei und nicht so unsicher, doch ist mein Gegenüber auch irgendwie unsicher, nun denn geht es schon fast in die Hose, weil ich mich dann auch wieder nichts traue.
Was ich auch nicht verstehe, ich kann hier schreiben und auch Antworten auf Beiträge erstellen, ohne rot zu werden oder so. Jedoch mit jemanden von meinen Freunden kann ich nicht reden. Es gibt schon zwei, jedoch werde ich da auch immer rot und das ist mir teilweise auch unangenehm. Auch wenn ich beim Frauenarzt bin, dann rede ich fast nicht oder frage auch sehr wenig. Damals traute ich mich nicht und nun denke ich, dass ich fast alles wissen sollte und das ist mir dann auch wieder peinlich.
Warum kann ich hier schreiben, kann aber keinen sexuell anregenden Brief an meinen Freund schreiben. Warum kann ich wie eine Blöde im ICQ oder so flirten oder auch auf Teamspeak aber nicht im realen Leben? Es ist wirklich ein Problem für mich. Vor allen, weil mich ja alle mit meiner großen Klappe kennen und wenn ich dann sage, dass ich bei so etwas schüchtern bin, dann glaubt mir das auch keiner. Ich weiß echt so oft nicht, wie ich damit umgehen soll. Wie kann ich mich in der Hinsicht mehr trauen? Wie bekomme ich bei Liebe, Sex und Zärtlichkeit mehr Selbstbewusstsein?
Ich finde das normal. Aber das kann auch daran liegen, dass ich selbst ganz genauso bin wie du. Im Alltag oder mit Freunden, bei der Arbeit etc. bin ich eigentlich nicht schüchtern oder zurückhaltend, sondern eher direkt und manchmal sogar etwas forsch. Aber wenn es um eine Beziehung geht oder darum, jemanden neu kennenzulernen, bin ich unheimlich zurückhaltend und ängstlich. Ich habe dauernd mit den Gedanken zu kämpfen, etwas falsch zu machen oder noch schlimmer, alles falsch zu machen. Dazu kommt dann auch, dass ich echt viel Zeit brauche und es wochenlang dauert bis ich mir überhaupt mal vorstellen kann, mit jemandem Sex zu haben. Das wiederum führt dann aber dazu, dass ich Angst habe, dass es dem Anderen zu lage dauert und er die Fliege macht (wodurch ich dann noch unsicherer werde!).
Ich bis heute ganz froh, dass es so ist wie es ist und ich so bin. Umgekehrt würde ich es vermutlich schlimmer finden. Ich brauche eben meine Zeit und es dauert, bis ich wem etwas vertrauen kann und wenn das bei dir ganz genauso ist, dann probier, dazu zu stehen. Ich würde es auch offen ansprechen, dass ich da nicht so der Typ dafür bin. Wenn dein neuer Partner das nicht akzeptieren kann, dann muss er es lassen und dann kann er aber eh keiner der Männer sein, die es wert sind, um sie zu weinen. Schüchternheit im Alltag find ich echt sehr hinderlich, aber in einer neuen Beziehung ist es für mich einfach mittlerweile total normal.
Tut gut zu lesen, dass ich da doch nicht so ganz alleine bin. Das wird auch der Grund sein, warum wir uns dauernd auch wieder bei den Beiträgen über den Weg laufen. Auf der einen Seite ist es schon gut, so wie es ist, aber auf der anderen Seite stehe ich mir dadurch auch öfters im Weg und das nervt mich wirklich. Doch wenn ich mal versucht hab offen zu sein, dann kam es gleich so herüber, als wenn ich nicht warten könnte, doch das ist nicht so. Ganz ehrlich, ich mache mir zum Beispiel aus Sex nicht viel. Am schönsten ist es für mich zu kuscheln und zu schmusen. Gut oft kommt es dann bis zum äußersten, jedoch ist dies nicht geplant oder so. Nicht so, dass ich sage, ich bin heiß und will nun unbedingt mit meinem Partner schlafen. Das muss ich auch nicht, denn wenn wir einfach gekuschelt da liegen, dann kann er sich sowieso nicht mehr zurückhalten. Nun ja, so ist es eben.
Ich kann dich gut verstehen. Normalerweise kriege ich bei allem Blödsinn meine Klappe auf und mache jeden Unsinn gerne mit. Dabei ist es mir auch nicht zu blöd, wenn dann andere Leute gucken. Sobald ich allerdings über Liebe und Sex reden soll, dann bin ich lange sehr stumm und kleinlaut gewesen. Im Laufe der letzten Jahre hat sich dies immer mehr geändert, je mehr eigene Erfahrungen ich hatte, umso leichter ging es mir von den Lippen.
Jemanden zu sagen, dass man ihn mag oder liebt, hat für mich immer etwas damit zu tun seine geheimsten Sehnsüchte und Gefühle in dem Moment zu äußern und die Gefahr verletzt zu werden ist recht groß. Man kann sich ja nie sicher sein, was der andere denkt und fühlt.
Ich brauche daher immer viel Zeit zu Beginn einer neuen Beziehung, um dann zu sagen "Ich liebe dich", muss ich sehr sicher sein, dass der andere auch so denkt. Die Angst verletzt zu werden spielt bei mir immer noch eine große Rolle. Daher spreche ich auch keine Männer einfach so mal an, sondern warte da lieber ab. Nur wenn jemand erstmal mein Vertrauen hat, dann bin ich schnell recht offen.
Ich bin auch sehr konservativ erzogen worden und kann deswegen deine Umstände nachvollziehen. Ich war früher ein schüchterner Mensch in jeglicher Hinsicht und habe es mir schwer gemacht überhaupt mit Leuten zu kommunizieren. Natürlich hat mich damals das männliche Geschlecht um ein vielfaches mehr eingeschüchtert, als die weiblichen Wesen. Ich hatte als Kind befürchtet, dass die Jungs denken könnten, ich sei in sie verliebt, wenn ich mit ihnen ein Wort wechseln würde - wahrscheinlich hing dies mit meiner konservativen Erziehung zusammen.
Im Laufe der Zeit habe ich meine Schüchternheit nach und nach abgelegt und mittlerweile bin ich eher als Quasselstrippe bekannt und von meiner Schüchternheit ist nach außen hin kaum etwas zu bemerken. Da ich viele männliche Arbeitskollegen habe, habe ich auch endlich den "normalen" und ungehemmten Umgang mit dem anderen Geschlecht gelernt und mache mir längst nicht mehr so viele Gedanken, was mein Gesprächspartner von mir denken könnte, wenn ich dies oder jenes sage oder mache. Wenn ich heute jemanden verrate, dass ich früher extrem schüchtern war, dann glaubt mir das niemand mehr.
Trotz allem blieb eine Restschüchternheit bestehen, in manchen Situationen kristallisiert sich diese auch heraus - wenn ich z. B. mit jemanden konfrontiert bin, der ebenfalls schüchtern ist und mir nur ein-Wort-Antworten gibt, dann gebe ich schnell auf eine Unterhaltung gezwungener Maßen fortzuführen.
Vor allem beim Thema Liebe und Partnerschaft bin ich von meiner Schüchternheit nach, wie vor geprägt. Sobald ich einen Menschen mag oder gar liebe, dann weiß ich nicht mehr, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Denn zunächst möchte ich nicht, dass mein Interesse sofort erkennbar ist - zumal die Angst vor einer Abweisung groß ist. Ist es endlich zu einem näheren Kennenlernen gekommen, so geb ich mich anfangs recht steif und gehe auf Zärtlichkeiten nur bedingt ein - dieses tut mir eigentlich total leid, wenn ich sehe, dass mein Partner sich Mühe gibt und ich mehr oder minder abblocke. Das geschieht eigentlich eher unbewusst, aber ich fürchte immer, dass mein Partner dieses Verhalten - gerade in der Anfangsphase - falsch interpretieren könnte und denken, dass mir die Zärtlichkeiten unangenehm sind oder grundsätzlich kein näheres Interesse an ihm bestünde.
Aber im Laufe der Beziehung taue ich immer mehr und mehr auf und meine anfänglichen Hemmungen schwinden und ich kann mich meinem Partner gegenüber immer mehr öffnen und wir können vertrauter miteinander umgehen. Gerade in der Anfangszeit habe ich ähnlich wie du Verlustängste, weil mir mein Verhalten selbst peinlich und unangenehm ist. Aber andererseits kann ich das halt nicht ändern und da ich mich meist auf längerfristige Beziehungen einlasse, weiß mein Partner, was er an mir hat und dass meine anfängliche Scheue mit der Zeit schwindet und es ränkt sich alles ein. Mein Partner findet die Startschwierigkeiten im Nachhinein nicht so schlimm und von daher denke ich, solltest du dir da auch weniger Sorgen machen.
Ja so ist es... Sex war bei uns zuhause auch nur an einem Tag (Aufklärung) ein Thema. Mein Vater war da sehr konservativ. Daher war ich auch immer sehr verklemmt wenn es um das Thema Sexualität ging.
Mit Sicherheit war das auch einer der Gründe, aus denen ich erst mit 18 entjungfert wurde und erst mit 20 regelmäßigen Sex hatte, obwohl ich ziemlich gut aussehe. Dazu kommt aber auch, dass ich früher einmal wirklich schüchtern war, was ich dann aber zum Glück abgelegt habe. Jetzt bin ich ein sehr extrovertierter Mensch.
Geblieben ist aber, dass ich immer noch nicht richtig über Sex reden kann. Auch kann ich nicht mit Autorität umgehen. Beides macht mich ziemlich unsicher und ich finde das sehr störend, arbeite aber daran, beide Defizite aufzuarbeiten und irgendwann genauso offen zu sein wie ich es in allen anderen Bereichen bin. Warten wir es ab!
Ich bin generell ein eher schüchterner und zurückhaltender Mensch. Es hat auch länger gedauert, bis ich mich hier mal getraut habe, auf Beiträge zu antworten, in denen es um sexuelle Dinge geht. Ich spreche auch mit Freunden nicht über solche intimen Dinge und auch wie du, habe ich Schwierigkeiten gewisse Themen mit meiner Frauenärztin zu besprechen.
Mit meinem Partner bin ich seit 8 Jahre zusammen und dennoch habe ich oft Hemmungen und schäme mich wegen irgendwelcher Sachen. Er sagte dann immer, dass wir uns doch eigentlich in und auswendig kennen und ich mich wegen nichts vor ihm zu schämen brauche. Aber trotzdem passiert es mir und ich rede oft nicht so offen.
Wenn wir uns dann mal per ICQ unterhalten, wenn er auf der Arbeit ist, ist das irgendwie etwas anderes. Dann bin ich auch offener. Bei uns zu Hause war Liebe, Sex und Zärtlichkeiten auch nie ein Thema und ich wurde da auch eher konservativ erzogen. Vielleicht hängt es damit zusammen. Aber ich denke, dass es auch einfach vom Typ Mensch abhängig ist.
Ich bin am Anfang auch immer sehr zurückhaltend und bekomme kein Wort heraus. Aber so bin ich auch online oder am Telefon, nach einer Weile legt sich das dann aber. Mittlerweile bin ich aber auch längst nicht mehr so schüchtern, da mein Selbstbewusstsein einfach besser geworden ist. Das ist für mich auch ein ziemlicher Grund für die Schüchternheit und ich denke auch, dass das bei anderen der Fall ist und man vielleicht auch daran arbeiten muss, damit sich die Schüchternheit legt.
Ansonsten sollte man sich auch immer vor Augen halten, dass nichts schlimmes passieren kann. Es ist aber auch denke ich eine Sache der Gewohnheit, wenn man öfters auch im echten Leben neue Leute kennen lernt und sich einfach mal "gehen" lässt, dann gewöhnt man sich auch daran und kann vielleicht diese eingefahrenen Gedanken loswerden und ist nicht mehr so zurückhaltend. Aber man muss sich eben erst einmal überwinden und diese Grenzen überschreiten, damit man dann auch merkt, dass das keine negativen Auswirkungen hat und da kann man dann diese "Grenzen" ausweiten.
Das, was du beschreibst, ist doch keine Seltenheit. Zu großen Teilen kann ich mich in deinem Text wiederfinden. Ich bin auch so, bei allem erst mal eine große Klappe, aber wenn es dann zu solchen Themen kommt, bin ich schlagartig ruhig . Ich hätte mich auch nie im Leben getraut, einfach jemanden anzusprechen. Mein jetziger Freund musste mich auch nach dem ersten Treffen fragen, von meiner Seite aus wäre da wohl nichts gekommen. Schwierig ist, dass er sehr gern über das Thema und seine diesbezüglichen Vorlieben spricht, ich das Ganze aber lieber umgehe. Ich möchte halt nicht gern über solche intimen Sachen sprechen, auch nicht mit meinem Freund.
Ich denke, du bist einfach ein bisschen schüchtern. Klar ist es über das Internet leichter, denn da musst du niemandem in die Augen schauen, und eine Absage tut längst nicht so weh wie im realen Leben. Mit dem Problem kann man aber umgehen, indem man einfach am Anfang mehr über Chatrooms kommuniziert als z.B. am Telefon. Und ich bin zwar selber noch recht jung, aber trotzdem kann ich aus Erfahrung sagen, dass es mit der Zeit leichter wird. Ich bin längst nicht mehr so schüchtern wie früher, man muss nur ab und zu ins kalte Wasser springen, dann gewöhnt man sich irgendwann daran.
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