Wieso wird bei Homosexualität nach Gründen gefragt?
Wawa666 hat geschrieben:Das mit den Bekannten verstehe ich nicht so recht, beziehungsweise sehe ich da kein Problem. Wieso sollten die denn über die Sexualität von diesem Mann reden?
Ich habe das natürlich nicht so gemeint, dass er will, dass seine Mutter ihn fragt: "Na, mein Junge, hast du denn auch regelmäßig Sex?". Es ist nur so, dass z.B. seine Mutter und auch viele seiner Freunde, die er noch von früher kennt, bestimmte Fragen nicht mehr stellen. Klar, jede Familie und jeder Freundeskreis geht mit dem Thema anders um. Aber seine Mutter z.B. hat eben früher schon mal gefragt, wer dieses und jenes Mädchen ist usw., was sie jetzt nicht mehr tut. Und einige seiner Freunde haben plötzlich aufgehört, über irgendwelche tollen Frauen zu reden usw.
Wawa666 hat geschrieben:Wenn man schon darüber redet, sollte man homosexuelle Beziehungen auch nicht totschweigen.
Ich glaube, es ist genau das. Je nachdem, wie man unter Freunden oder mit der Familie vorher umging, so sollte es auch sein, wenn man von der Homosexualität eines Freundes oder Familienmitglieds erfährt. Wenn man also selten oder garnicht über Sex redet, ist es natürlich total nervend, wenn alle dann nur noch das eine Thema haben. Wenn man aber vorher mit Freunden offen über alles oder vieles geredet hat, ist es blöd, wenn das Thema danach totgeschwiegen wird.
Ebenso ist es mit den Klischees bzw. Vorurteilen. In meinem Freundeskreis sehen wir die Klischees irgendwie als Witz. Wenn einer, der Einzelkind ist, irgendwas Einzelkindklischee-typisches macht, sagt sicher jemand: "jaja, du Einzelkind, du!" Da fühlt sich aber niemand angegriffen, weil jeder weiß, dass das nicht böse gemeint ist. Das heißt natürlich nicht, dass ich irgendjemanden, der homosexuell, introvertiert oder hochbegabt ist, den ich neu kennenlerne gleich über seine Kindheit und das Verhältnis zu seiner Oma mütterlicherseits ausfrage, um ein Persönlichkeitsbild zu erstellen. Ich rede hier jetzt mal nur von wirklich guten Freunden bzw. der Familie.
Bei sehr gut bekannten Menschen weiß man doch, wann sich diese Person angegriffen oder bedrängt fühlt. Da dann noch weiterzufragen, ist schlichtweg unsensibel und das finde ich auch blöd. Ich würde nie jemanden, der offensichtlich nicht über Sex reden will, zu seinen Vorlieben ausfragen oder überhaupt das Thema ansprechen. Hobbypsychologische Erörterungen von Klischees und Vorurteilen kann man genauso nur mit jemandem besprechen, der das ebenso gerne macht und ebensowenig ernst nimmt wie man selbst.
Ich bin froh, dass ich nicht von Leuten umgeben bin, die jemals nach Gründen für die Homosexualität eines Menschen in meiner Umgebung gefragt haben. Ich kann sogar glücklicherweise behaupten, dass nicht einmal meine Oma, die 72 Jahre alt ist, jemals so getan hat, als wäre es etwas, das von der Norm abweicht. Und das, obwohl zwei ihrer Enkelkinder homosexuell sind. Alles, was sie immer nur gesagt hat, war, dass sie sich wünscht, dass wir glücklich sind und sie hat niemals so getan als wäre es etwas Schlimmes und etwas, das hinterfragt werden müsste. Darüber bin ich unheimlich dankbar.
Und umso mehr wundert es mich dann aber, dass es Leute gibt, die viel jünger sind als sie und geistig eigentlich auch etwas moderner sein sollten (denn sie wurde so ja mit Sicherheit nicht erzogen!), aber die sind es dann nicht. Die sind meistens in irgendeinem Dorf aufgewachsen, in dem meistens aber toleriert wird, dass es Inzucht gibt (und nein, das denke ich mir nicht aus), aber wenn sie dann rausbekommen, dass jemand um die Ecke wohnt, der Gleichgeschlechtliche liebt, wird so getan als müsste da jetzt sofort eine Erklärung her und als müsste man ihnen begreiflich machen, wie das passieren konnte, damit sie es verstehen können.
Der Satz ist doch echt - Du hast kein Argument, behauptest aber einfach mal was und stellst es ohne Ahnung zu haben als Fakt dar.
Mein Argument stand schon in dem Satz, ich hatte geschrieben, dass es gegen den Fortpflanzungstrieb steht. Und ich finde, dass diese Aussage auch so stehen bleiben kann.
Allerdings müsste ich meine Aussagen teilweise schon korrigieren, ich habe mich insgesamt so ausgedrückt, dass es wirkt, als würde ich Homosexualität nicht als normal sehen und Homosexuelle als krank bezeichnen würde. Dies ist aber ganz und gar nicht der Fall. Zwei meiner Onkel sind homosexuell und haben beide seit ich sie kenne einen männlichen Partner. ICH habe Homosexualität als etwas völlig normales kennen gelernt.
Ich habe nur versucht, zu erklären, warum nachgefragt wird.
So dumm es auch klingen mag, doch ich würde ganz einfach sagen, dass es ein so zusagendes Allgemeinbild gibt. Welches man ja auch schon in der Kindheit gezeigt bekommt. In so fern, wird man mit einem gewissen Rahmen aufgezogen. Alles was nicht so in diesem Rahmen ist, wird dann hinterfragt, so denke ich. Die Menschheit wird immer offener, was man ja immer wieder mitbekommt.
Etwas zu hinterfragen finde ich gar nicht schlimm muss ich ehrlich sagen. Um es ehrlich zu sagen, ich habe einen Freund der Schwul ist und ja ich habe ich nach dem warum gefragt. Ich habe ihn aber nicht gefragt, wie kannst du denn schwul sein oder sonst was. Nein ich fragte ihn einfach, was der Grund ist, dass er sich für Männer interessiert. Denn das Bild zeigte einem ja, dass Mann und Frau sich lieben und Kinder machen und sonst was. Ich fragte ihn auch einfach ob es schon immer war, oder ob er von Frauen sehr verletzt wurde. Ich interessierte mich aber auch allgemein für das Thema. Was es denn sei, was ihn so an dem gleichen Geschlecht fasziniert.
Damals wäre so etwas wie jeder weiß, fast unmöglich gewesen. Die Menschheit wird hoffentlich immer nach dem Warum fragen, denn wo keine Fragen, da auch keine Antworten, so sehe ich das. Es kommt immer nur auf das Wie an, so denke ich. Denke auch, dass ich mit meiner Meinung da nicht ganz alleine da stehe. Mit der Aussage, dass jemand krank ist, würde ich aber generell sehr vorsichtig sein, denn nur weil einer Homosexuell ist oder sonst was ist er nicht krank. Es würde nun aber zu weit gehen krank zu definieren.
Hallo,
Ich muss ehrlich sagen, und das ist nicht böse gemeint, ich kann das zum Teil nicht nachvollziehen. Also von der Logik her verstehe ich es schon, wie man nachfragen kann, aber die Frage selbst kommt mir, für mich selbst, so unglaublich abstrus vor, dass ich nie auf die Idee käme, sie zu stellen. Irgendwie verstehe ich dahinter einfach keinen Sinn und daher wundert es mich auch.
Ich meine, natürlich, irgendetwas wird ein Mann, der homosexuell ist, um ein Beispiel zu nennen, schon für einen Grund haben, wieso er Männer sexuell attraktiv findet. Der wird einem dann vielleicht sagen können, was er an Männern speziell ästhetisch oder begehrenswert findet. Aber ich weiß nicht, was man da für spezielle Antworten erwarten sollte, die anders wären, als bei einer Frau.
Ich meine, wieso versteift man sich hier darauf, dass man quasi eine Erklärung für Homosexualität bekommen würde? Man bekommt doch nur eine allgemein Aussage, wieso man bestimmte Dinge schön findet, und die ist völlig geschlechtsunabhängig. Irgendwie verstehe ich aber ohnehin nicht, wieso es etwas Anderes sein soll, ob nun ein Mann oder eine Frau erklärt, wieso er oder sie Männer sexuell attraktiv findet.
Ich verstehe den Stellenwert der Tatsache, ob nun eine Frau oder ein Mann beispielsweise einen Mann als attraktiv beschreibt, irgendwie nicht. Und das liegt sicherlich nicht an meiner Erziehung. Die war stockkonservativ, und trotzdem bin ich ein toleranter Mensch geworden, eben, weil ich mich diesen ganzen Traditionen und blöden Vorurteilen meiner Sippschaft widersetzt habe.
@Sann
Dann liess doch mal in dem Thread mit den homosexuellen Tieren. Dort wurde mehr als einmal erklärt, das das Sexualleben nicht nur der Fortpflanzung dient, sondern auch dem Sozialgefüge in einer Gruppe. Und dort gibt es eben dann nicht nur Sex zwischen Männlein und Weiblein.
@Wawa666
Bei mir würde ein Hinterfragen nur kommen, wenn jemand sozusagen die Seiten wechselt. Denn da muss es ja eine Art Schlüsselerlebnis gegeben haben, damit man seine eigenen Homosexualität erstmal erkennt und vorallem dann auch akzeptiert.
Wenn jemand allerdings schon in der Pubertät merkt, das er auf das gleiche Geschlecht steht, dann ist ein Hinterfragen aus meiner Sicht sinnlos. Wäre doch das selbe, wenn mich jemand fragen würde, warum ich als Frau auf Männer stehe und nicht auf Frauen.
Ist eben so und fertig. Da tät jetzt wieder das Beispiel mit dem Vanilleeis passen
Punktedieb hat geschrieben:Bei mir würde ein Hinterfragen nur kommen, wenn jemand sozusagen die Seiten wechselt. Denn da muss es ja eine Art Schlüsselerlebnis gegeben haben, damit man seine eigenen Homosexualität erstmal erkennt und vorallem dann auch akzeptiert.
Hallo Punktedieb,
Das finde ich schon logischer. Ich frage mich da allerdings, was du da dann für Antworten erwartest. Ich kann mir persönlich eigentlich keine vorstellen, außer, dass man eben einfach bemerkt hat, dass man Menschen, die dasselbe Geschlecht wie man selbst haben, attraktiv findet. Oder aber, dass man sich eben einfach als Mann in einen Mann verliebt hat oder als Frau in eine Frau. Das kann ja irgendwie immer passieren.
Oder meinst du die speziellen Details, beispielsweise, in wen man sich verliebt hätte, und so weiter? Aber das wäre ja auch keine wirkliche Begründung, die erklärt, wieso jemand homosexuell sein kann, sondern auch wieder nur eine Diskussion über Geschmäcker, wenn man so will.
Ich kenne einen jungen Mann der erst später gemerkt hat, das er auf Männer steht. Und da kamen dann von uns auch Fragen, woran er das gemerkt hat. Er hat es damit erklärt, das er nie wirklich zu 100% glücklich war in seinen heterosexuellen Beziehungen. Ihm war immer, als wenn da etwas fehlt. Selbst am Anfang, wo man eigentlich frisch verliebt auf Wolke 7 schwebt, war das bei ihm nicht so.
Dann ist ihm sein jetziger Mann begegnet und es hat förmlich geknallt. Er fühlte sich von ihm angezogen und hat es eben einfach laufen lassen, was sich da entwickelt hat und plötzlich war da eben dieses Gefühl wirklich rundum glücklich zu sein.
Hallo Punktedieb,
Aber ist das doch nicht eigentlich immer so, wenn man erst später bemerkt, dass man homosexuell ist? Wenn man das nicht "von Anfang" an weiß und dann eben immer nur homosexuelle Beziehungen hatte, dann muss es ja so sein, dass man zuerst gar keine oder aber heterosexuelle Beziehungen hatte, bis man merkte, dass man damit eigentlich nicht zufrieden ist, sondern eben eher gleichgeschlechtliche Partner mag.
Also ist es ja irgendwie immer das Gleiche und daher wäre diese Antwort für mich quasi "vorhersehbar", also würde ich irgendwie gar nicht fragen, weil es ja schon logisch für mich wäre, dass die Antwort so lauten würde.
Aber nebenbei, gibt es wirklich Leute, die 100%ig mit ihren Beziehungen zufrieden sind? Etwas Gezanke gibt es doch eigentlich immer mal, wenn man mehrere Jahre ein Paar ist. Egal, ob bei homosexuellen oder bei heterosexuellen Paaren.
Auch muss man ja nicht zwangsläufig auf Wolke 7 schweben. Man kann ja trotzdem jemanden sehr lieben. Das muss dann ja nicht automatisch darauf hinweisen, dass man eigentlich eine andere sexuelle Ausrichtung hätte. Ich persönlich bin beispielsweise bisexuell und hatte sowohl mit Männern als auch mit Frauen beziehungen, und ich mochte diese Leute auch sehr, ich habe sie auch sehr geliebt, aber dieses Gefühl, blind vor Liebe zu sein, kenne ich dennoch gar nicht. Das hat wohl einfach nicht jeder Mensch. Und ja, ich liebte und liebe diese Menschen wirklich, mit meinem aktuellen Lebensgefährten, der hoffentlich auch mein letzter bleibt, bin ich jetzt fast sieben Jahre zusammen, und das bei meinem Alter: Ich bin erst 22 Jahre alt.
Und wenn man gleich am Anfang der Beziehung richtig unglücklich damit ist (von kleinen Unstimmigkeiten rede ich nicht, denn, wie gesagt, streiten kann man sich immer mal ein bisschen), dann frage ich mich, wieso man diese Beziehung dann denn überhaupt eingeht? Aber das ist ja jedem selbst überlassen, nur mir persönlich kommt soetwas immer ein wenig unlogisch vor.
Jedenfalls würde ich nie eine Beziehung anfangen, bei der ich ein schlechtes Gefühl habe oder bei der ich jemanden nicht wirklich liebe. Denn Liebe ist für mich überhaupt der einzige Grund, Beziehungen zu beginnen, Gruppenzwang oder weiß ich was sonst noch, zählt für mich nicht. Also ohne eine sichere Liebe gibt es für mich keine Beziehungen. Ich würde als homosexuelle Person auch nie eine heterosexuelle Beziehung führen, nur, um nicht geoutet zu sein. Aber das schweift jetzt zu weit vom eigentlichen Thema ab.
Ich denke, Punktedieb hat damit nicht gemeint, dass jemand die perfekte Beziehung sucht, sondern dass die betreffende Person allgemein merkt, dass sie die Form vom Beziehung nicht glücklich macht. Bei Homosexuellen, gerade bei den Älteren, ist es ja oft so, dass sie in ihrer Jugend heterosexuelle Beziehungen hatten. Ich bin sicher, dass keiner schwul wird, weil er schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht hat. Sonst müssten umgekehrt fast alle Frauen lesbisch sein.
Ein Bekannter von mir war z.B. in seiner Jugend ein richtiger Frauenheld. Irgendwann hat er dann gemerkt, dass er eigentlich garnicht auf Frauen steht. Mittlerweile sagt er, dass er Frauen überhaupt nicht mehr anziehend findet. In der Pubertät war es einfach so, dass seine Freunde auch alle eine Freundin hatten und es einfach der normale Lauf für ihn war, dass er dann auch immer mal wieder eine hatte. Er ist eben damals garnicht auf die Idee gekommen, dass es auch eine andere "Möglichkeit" geben könnte. Das hatte auch nichts mit Gruppenzwang zu tun, sondern einfach damit, dass er garnicht auf die Idee kam, dass er schwul sein könnte. (Hier stellt sich mir jetzt die Frage, ob er eigentlich bisexuell ist. Ich eröffne gleich mal einen Thread dazu.)
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