Kindergarten und Jugendamt

Zum Jugendamt habe ich wohl zu sagen, dass das eventuell eine Kurzschlussreaktion des Kindergartenpersonals war, aber irgendwie scheint mir das schon etwas suspekt.

Dass der Vorfall beim Jugendamt landet ist aber nicht weiter verwunderlich. Dazu sind die Erzieher aber auch andere Personen (beispielsweise der Kinderarzt) quasi per Gesetz verpflichtet. Das soll dem Schutz des Kindes dienen. Und ganz ehrlich, wenn Du nach einem solchen Vorfall ewig keine Zeit für ein Gespräch hast, ist das nun mal der normale Lauf der Dinge. Nicht bei allen Eltern steckt Zeitnot dahinter, manchmal drängt dann wirklich die Zeit.

Denn wie Punktedieb schon schrieb:

Das klärende Gespräch wurde, aus Sicht der Kita, von den Eltern vor sich hergeschoben. Egal welche Gründe dafür vorliegen, das dies nicht gemacht wurde. Für die Kita sieht es aus, als wenn die Eltern kein Interesse daran haben. Das ist nunmal leider ein Fakt der bei manchen Eltern vorkommen kann. Eventuell auch um Probleme innerhalb der Familie zu vertuschen. Also ist die Kita bzw. der Träger in der Pflicht.

Denn um es mal ganz krass zu sagen. Passiert dem Kind im häuslichen Umfeld wirklich etwas, wobei ich hier Julix nichts unterstellen will, dann heisst es wieder von allen Seiten, warum nicht früher etwas unternommen wurde.

Die Eingewöhnung eines Kindes ist immer ein heikles Thema und ich finde, dass es durchaus Sinn machen würde, wenn die Eltern erst einmal mit in der Gruppe bleiben. Das Ganze läuft inzwischen doch oftmals über die "sanfte Eingewöhnung" oder ich glaube auch "Berliner Eingewöhnung", was es früher nicht so gegeben hat und ich kann Eltern verstehen, die es einfach nicht gut finden, dass man letztendlich aus der Einrichtung geschmissen wird. Man kann es so und so halten, aber in Einrichtungen, die ich nun so kennenlernen durfte, ist es so, dass man ganz individuell auf die Eltern und das Kind eingeht. Von Kulanz seitens der Erzieher kann man nicht sprechen.

Was mich ein wenig verwundert, ist, dass es kein Informationsgespräch gegeben hat oder gesagt wurde, wie die Eingewöhnung gerade bei Kindern unter drei Jahren stattfinden kann und soll. So etwas muss bei den Eltern angesprochen werden, und auch sollten die Eltern entsprechend mal nachfragen. Denn die Hauruckmethode ist heute nur noch recht selten, scheint aber für viele Personen die recht beliebte zu sein.

Inzwischen dürfte Dein Sohnemann ja gut im Kindergarten angekommen sein und daher frage ich einfach mal nach, wie es denn weiter gegangen ist. Wurde er wieder in diesen Kindergarten gebracht und wenn ja, war es die gleiche Gruppe oder war es eine andere Gruppe, in die er gegangen ist und so weiter. Denn meiner persönlichen Meinung nach hat die Erzieherin auch nicht richtig gehandelt, da ich jetzt auch nichts davon gelesen habe, wie eigentlich ein solcher Kindergartentag aussieht.

Ein neues Kind kann ja die Regeln nicht wissen und die muss man den Eltern und dem Kind auch benennen, und nicht dem Kind sagen, es mache die Kinder alle wild. Ja, natürlich, wenn das Kind die Regeln nicht kennt und in meinen Augen war es für Leon einfach eine Situation, die er weder zu Hause kannte noch die er im Kindergarten direkt kennenlernen durfte. Woher soll ein Kind und seine Eltern, die zum ersten Mal in einen Kindergarten gehen, so etwas denn auch wissen, was den Tagesablauf betrifft und auch, was beispielsweise das Frühstück betrifft.

Ein neues Kind hat bei uns alles gezeigt bekommen und mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen auch mit der Zeit verstanden, wie die Regeln lauten und einen Zwang zum Frühstück gab es nicht. Es gab auch kein gemeinsames Frühstück, die Kinder konnten frühstücken, wann sie wollten, bis zu einer gewissen Uhrzeit und damit war gut. Wenn ein Kind keinen Hunger hatte, war es auch in Ordnung. Beim gemeinsamen Frühstück hat man sich auch gesondert um die Kinder gekümmert, die neu in der Einrichtung waren, und man hat ihnen einfach mehr Aufmerksamkeit gegeben. Anders kann sich doch ein neues Kind im Alter von 2 bis 3 Jahren doch auch gar nicht daran gewöhnen.

Man darf auch nicht vergessen, dass es ein Unterschied macht, zwischen der Einrichtung und der Betreuung zu Hause. Es war nun einmal viel Neuland dabei gewesen, und da muss man einem Kind doch erst die Möglichkeit geben, all das zu begreifen, verstehen, verarbeiten, verinnerlichen und umzusetzen.

Warum man aber nach dem einen Tag gleich das Jugendamt informiert hat, ist mir auch nicht wirklich schlüssig. Da hätte man es erst einmal auf weitere Tage ankommen lassen müssen und dem Jungen die Zeit geben müssen, sich zurecht zu finden. Zudem wäre auch erst ein Gespräch mit den Eltern über das Verhalten des Kindes angebracht gewesen, was zeitnah hätte stattfinden sollen. Jedenfalls sagt mir das mein gesunder Menschenverstand, aber auch mein pädagogischer Menschenverstand. Ebenfalls sagt es mir mein pädagogischer Menschenverstand, dass da einiges nicht kommuniziert wurde, was hätte kommunizieren müssen und entsprechend kam es scheinbar zu Missverständnissen.

Und wenn ich noch zum Schluss ehrlich sein darf, scheinbar wollte man hier gleich alle Schuld von sich weisen, indem man das Jugendamt ohne eine Meldung an die Eltern gegeben hat. Das wäre das Mindeste gewesen und so etwas hat für mich immer einen sehr faden Beigeschmack.