Kranke bemerken böse Blicke nicht
Menschen, die von einer Krankheit gezeichnet sind, sind oft genug irritierten, teilweise auch angewiderten Blicken ausgesetzt. Das ist sicher nicht schön. Allerdings können sie in der Folge auch einen emotionalen Panzer aufbauen, der diese Blicke regelrecht an ihnen abprallen lässt.
Dies zeigt eine Studie an der University of Manchester. So zeigten Patienten mit Schuppenflechte eine deutlich abgeschwächte Reaktion gegenüber angeekelten Gesichtern als andere Personen.
Werdet Ihr mit diesem Wissen in Zukunft ein weniger schlechtes Gewissen haben, wenn Ihr kranke Menschen irritiert anschaut?
Hallo,
Ich denke schon, dass einige Menschen sich irgendwann einfach nicht mehr kümmern, wenn sie von fremden Menschen, die sie gar nicht kennen, angewidert angestarrt werden. Es sichert das Überleben und spart vor allen Dingen Nerven, im Vergleich dazu, wie Menschen sich fühlen, wenn sie eben belästigt oder angestarrt werden, aber sie darüber eben nicht gleichgültig geworden sind. Es scheint also ein natürlicher Mechanismus des menschlichen Körpers oder besser der menschlichen Psyche zu sein. Ich finde das schon logisch.
Gut finde ich es deswegen noch lange nicht. Ich finde es schon widerlich genug, dass Kranke angestarrt werden, obwohl sie für ihre Krankheit gewöhnlich nichts können! Allgemein mag ich es absolut nicht, wenn man Menschen aufgrund ihrer Andersartigkeit in welcher Weise auch immer als minderwertig behandelt. Oder sie allein schon ausgrenzt. Es ist Ausgrenzung, Menschen wegen ihrer Andersartigkeit anzustarren, finde ich, weil man damit zeigt, dass sie "sehenswert" sind, weil sie eben "unnormal" sind. Wie Objekte, wie in einer Freakshow. Sie sind quasi "die Anderen", zu denen man gar nicht gehören möchte. Das finde ich würdelos und dagegen sollte man etwas unternehmen.
Deswegen heiße ich es sicherlich nicht gut, Menschen anzustarren, wenn sie krank sind. Und ich finde, dass diese es oft angeblich gar nicht merken, ist keine echte Entschuldigung und auch kein Argument, sondern eine sehr dreiste Ausrede. Denn die Blicke können einige Menschen schon verletzen und so ein Verhalten lehne ich ab. Denn ich möchte keinen Menschen verletzen, schon gar nicht einen Kranken, der mir nichts getan hat. Deswegen starre ich auch keine Kranken aus Neugierde an, und schon gar nicht mit der Ausrede, dass es denen doch sowieso nichts ausmachen würde.
Viel eher zeigt diese Studie doch wohl, dass Menschen, die körperlich krank sind, so schlecht behandelt werden, dass sie daher schon psychische Probleme bekommen. Dieser emotionaler Panzer ist doch im Grunde ein seelischer Schaden, wenn man es mal ganz deutlich ausdrücken möchte. Das sollte man eigentlich schrecklich finden, wenn man mal genauer darüber nachdenkt! Das ist nichts Lustiges oder keine schöne Erkenntnis oder eine Entschuldigung für das Starren. Es ist der Beleg, dass das Starren schwere seelische Schäden anrichten kann und im Grunde ein unausgesprochenes Plädoyer gegen die Ausgrenzung von kranken und daher "andersartigen" Menschen.
Da ich im Gesundheitswesen arbeite, reagiere ich wahrscheinlich dadurch schon nicht angeekelt auf kranke Menschen.
Insgesamt finde ich, dass es leider sehr viele Menschen gibt, die sehr unsensibel auf die Mitmenschen reagieren. Ich habe es schon mehrfach mitbekommen, dass vor allem auch ältere Menschen, die offensichtlich Hilfe brauchten, ignoriert wurden von anderen Passanten. Dabei kann dies jeden passieren, der ins Alter kommt und die normalen Gebrechen bekommt.
Ich selbst habe allerdings auch schon die Seite der Betroffene erleben müssen. Aufgrund einer Erkrankung leide ich vor allem im Sommer sehr häufig an starken Kreislaufproblemen, bei den ich mich meist nicht mehr verbal äußern kann und dadurch nicht selbst um Hilfe bitten kann. Gott sei dank vergehen die Kreislaufprobleme von selbst meist nach ein paar Minuten, aber die Blicke der anderen Passanten sprechen Bände. Ich fühle mich schnell abgestempelt als unter Drogen oder Alkohol. Hilfe von Fremden habe ich bisher noch nie in einer solchen Situation bekommen, die meisten halten selbst bei solchen "Kleinigkeiten" lieber Abstand.
Ich denke, dass wirklich offensichtlich Kranke aus Selbstschutz sich einen Panzer anlegen, um keine weiteren seelischen Verletzungen zu bekommen. Es gibt auch viele Patienten, die sich aus diesen Gründen nur in wirklich wichtigen Situationen in die Öffentlichkeit trauen.
Man kann es eigentlich nicht oft genug betonen, dass in diesem Fall ein Blick sehr verletzen kann.
Blicke können sehr verletzend sein und da spreche ich aus eigenen Erfahrungen. Auch wenn ich jetzt keine schlimme Krankheit habe die mich in irgend einer Weise behindern würde. Ich habe eine Gaumen Kiefer Spalte und die von Geburt an. Das haben sehr viele Menschen und ist auch eigendlich nicht weiter tragisch. Und doch wurde ich in der Schulzeit sehr viel gehänselt und viele Blicke haben mich sehr verletzt.
Heute interressiert es mich nicht mehr ob mich jemand schief von der Seite anguckt. Und auch bei anderen Menschen, egal ob krank oder sonst wie anders ausehend würde ich niemals starren oder ander gucken als sonst. Ich finde das jeder Mensch, egal wie er aussieht, etwas besonderes ist und auch schön ist. Jeder auf seine Art und Weise.
Die Studie belegt mal wieder das der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Und das man sich auf gewisse Weise selbst abschotten kann und somit auch sein Gehirn dadurch selbst beeinflussen kann. Was in diesem Fall auch gar nicht schlecht ist. Viele Leute gaffen einfach und machen vielleicht auch noch blöde Witze oder am schlimmsten kriegen Angst.
In diesen Fällen spreche ich aus Erfahrung. Ich habe Neurodermitis und weiß daher wie die nette Gesellschaft reagiert.
Wenn ich einen Ausbruch der Neurodermitis habe was ab und an auch im Gesicht vorkommen kann, dann ist es meistens ein Spießrutenlauf auf offener Straße. Die Blicke sind sehr verletzend und teilweise auch absolut überzogen; wenn z.B. Mütter Ihre Kinder wegziehen aus Angst die könnten sich das auch wegholen und sich anstecken bei mir.
Das ist leider sehr Schade denn Kinder gehen damit noch meist am besten mit um und zwar in dem sie auch gucken wie man aussieht und vielleicht sich auch etwas fürchten oder ekeln, aber die fragen wenigstens noch nach was das denn ist und so kann man wenigstens noch erklären.
Und wenn ich jemanden auf der Straße sehe der offensichtliche Verunstaltungen hat dann gucke ich auch. Bloß bei mir ist es so das ich denn einfach frage was er denn hat oder wie es passiert ist.
MeinGummimotzi hat geschrieben:Und wenn ich jemanden auf der Straße sehe der offensichtliche Verunstaltungen hat dann gucke ich auch. Bloß bei mir ist es so das ich denn einfach frage was er denn hat oder wie es passiert ist.
Ich denke, da gibt es einen Unterschied, ob man interessant schaut und vielleicht auch fragt, oder ob man starrt und dabei auch noch in Ekel sein Gesicht verzieht. Man sieht es ja, wenn ein Mensch einen ansieht, ob er sich bloß über etwas wundert, sich ekelt, sich über einen lustig macht, oder was auch immer. Natürlich kann man sich manchmal täuschen, aber oft kann man die Emotionen schon vom Gesicht des Menschen, der einen anstarrt, ablesen. Und wenn man dann Ekel sieht oder Überheblichkeit, dann ist das natürlich schlimmer, als wenn sich einer bloß wundert, was man für eine Krankheit hat.
Vielleicht hilft es, auf die Menschen zuzugehen, wenn sie starren, und gleich zu erklären, was man hat? Ich persönlich finde, man muss eine Lösung finden. Sich einfach abzuschotten und seinen Körper zu "blenden", bringt ja auf Dauer nichts. Verdrängungen machen bloß erst Recht krank. Und einige Menschen können ja zum Beispiel gar nicht verdrängen und nehmen blödes Starren auch nach vielen Jahren noch wahr. Ich beispielsweise.
Wobei ich das "Glück" habe, dass die Menschen mich eher wegen anderer Dinge als meiner Neurodermitis anstarren. Die habe ich nämlich nur an Stellen, die nicht gleich so ins Gesicht fallen. Aber Gründe, zu starren, haben viele Menschen ja genug, und so würden sie mich auch anstarren, wenn ich komplett gesund wäre, nur dann eben auch nicht wegen der Krankheit, sondern aus irgendwelchen anderen Gründen, weshalb sie mich für seltsam halten.
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